Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Im Normalfall hätte Danny mit ihr gelacht. So aber ruhte all seine Aufmerksamkeit auf der störrischen Else.
»Ich will so schnell wie möglich hier raus. Das ist alles«, brummte sie und wirkte schon nicht mehr so energisch wie am Anfang.
»Daraus wird leider nichts. Wir sollten so schnell wie möglich operieren, damit Sie ohne Folgeschäden davonkommen.«
»Ausgeschlossen«, entfuhr es Else spontan. Sie war ganz blass geworden. »Ich … mir … mein Hals schmerzt schon die ganze Nacht. Sieht so aus, als hätte ich mir eine Erkältung eingefangen. Wahrscheinlich einer von diesen Krankenhauskeimen, von denen man so oft in der Zeitung liest.«
Nur mit Mühe konnte sich Danny ein Schmunzeln verkneifen.
»Schwer vorstellbar. Aber natürlich werden Sie vorher gründlich untersucht. Zur Not müssen wir eben einen Tag länger warten.« Damit war für ihn das Thema erledigt, und er wandte sich Ditte zu.
»Mit Ihnen ist hoffentlich alles in Ordnung, Frau May«, tat er seine Hoffnung kund und legte ihr das Blatt vor, das ihm der Kollegen mitgegeben hatte. »Dr. Weigand bittet um eine Unterschrift für die Operation morgen früh.« Er hielt ihr einen Kugelschreiber hin, und schwungvoll setzte Ditte ihren Namen auf die Einverständniserklärung.
»Dann bringen wir es mal hinter uns. Wird schon schief gehen«, erklärte sie arglos und gab Danny den Stift zurück.
»An deiner Stelle würde ich mir auch keine Sorgen machen. Unkraut verdirbt ja bekanntlich nicht«, tönte Elses gehässige Stimme durch den Raum.
Die Tatsache, dass sich der junge Arzt nicht geirrt hatte und ein Eingriff nötig wurde, hatte ihr endgültig die Laune verdorben.
Danny überlegte kurz, ob er dazu etwas sagen sollte, beschloss aber dann, sich nicht einzumischen. Er nahm die Einverständniserklärung in Empfang und verstaute sie sorgfältig in den Unterlagen.
»Eine völlige Risikolosigkeit kann Ihnen natürlich kein Arzt garantieren. Aber die Methode zur Korrektur eines Hallux Valgus, die an dieser Klinik angewendet wird, ist sehr erfolgreich«, erklärte er der unerschrockenen Seniorin.
»Diese Methode wurde im Wilden Westen erfunden«, konnte sich Else auch dieses Mal nicht zurückhalten. »Damit es nicht so weh tut, bekommst du Whiskey eingeflößt und ein Beißholz zwischen die Zähne.«
Allmählich wurde es Danny Norden zu bunt. Zu Dittes großer Genugtuung drehte er sich ärgerlich zu Else um.
»Sehr schlimm scheint es mit Ihrer Grippe nicht zu sein, wenn Sie so austeilen können«, bemerkte er bissig und wandte sich wieder an Ditte. »Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen.«
»Wenn Sie das sagen, glaube ich das gern«, erwiderte Ditte May.
Dabei sah sie jedoch nicht den jungen Arzt an. Vielmehr glitt ihr Blick durchs Zimmer, dass Danny gar nicht anders konnte als sich umzudrehen. Er sah gerade noch, wie Elses seidener Morgenmantel durch einen Spalt in der Tür wehte, ehe sie mit einem leisen Klacken ins Schloss fiel.
»Typisch Else. Wenn es ernst wird, läuft sie davon«, stellte Ditte kopfschüttelnd fest.
»Sie meinen, Frau Unterholzner hat Angst vor dem Eingriff?« Allmählich ging Danny Norden ein Licht auf.
Ditte May antwortete nicht sofort. Sie schien mit sich zu hadern.
»Eigentlich ist es ja kein Wunder. Elses Mann ist vor fünfzehn Jahren während einer Operation gestorben. Damals haben die Ärzte auch gesagt, dass es sich um einen harmlosen Eingriff handelt«, beschloss sie schließlich, Danny einzuweihen. »Darüber ist sie nie wirklich hinweg gekommen. Auch wenn es wirklich nicht schade ist um den alten Schwerenöter«, konnte sich auch Ditte einen anzüglichen Kommentar nicht verkneifen. Danny beschloss, ihn wohlweislich zu ignorieren.
»Oh, das erklärt natürlich einiges …« Er klappte die Mappe zu und klemmte sie unter den Arm. Allmählich wurde es Zeit, seine Mutter zu besuchen, ehe er zur Nachmittagssprechstunde in die Praxis zurückkehren musste. »Ich werde sehen, was ich in dieser Angelegenheit tun kann«, versprach er noch, bevor er sich von Ditte May verabschiedete.
Die blieb mit einem geheimnisvollen Lächeln auf dem Gesicht zurück, wohlwissend, dass sie dem jungen Arzt nur einen Teil der ganzen, großen Wahrheit verraten hatte. Der Rest war nicht wichtig. Nicht für Danny Norden.
*
Nachdem Otto Holtz von seinem Sohn erfahren hatte, wo sich sein großer Schwarm Else Unterholzner aufhielt, hatte er nicht gezögert und sich, bewaffnet mit einem riesigen Blumenstrauß, auf den Weg in die Behnisch-Klinik gemacht. Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sich bei der Information nach dem Zimmer zu erkundigen, als ihm Else schon auf dem Flur entgegen kam. Die Arme schützend um den Oberkörper geschlungen, humpelte sie mit verkniffener Miene und wehendem Morgenmantel in Richtung Cafeteria.
Als sie an dem Herrn mit dem riesigen Blumenstrauß vorbei eilte, würdigte sie ihn keines Blickes. So blieb Otto Holtz nichts anderes übrig, als sich bemerkbar zu machen.
»Frau Unterholzner! Sind Sie das wirklich?«, griff er nach der List, die er sich schon lange vor diesem Treffen zurechtgelegt hatte. »Ist das denn die Möglichkeit!«
Sein Plan ging auf. Die Bewunderung in seiner Stimme ließ Else aufhorchen. Abrupt blieb sie stehen. Doch sie drehte sich nicht sofort um. Otto Holtz konnte sehen, wie sie sich rasch mit der Hand durch den tadellos frisierten, dunkel getönten Pagenkopf fuhr. Erst als sie sicher sein konnte, gut auszusehen, wandte sie sich um.
»Ja bitte?«, flötete sie geschmeichelt. Die verkniffene Miene war verschwunden, und ihr Lächeln war professionell, wie sie es während ihrer Model-Karriere gelernt hatte. Sie musterte den gutaussehenden älteren Herrn mit sichtlichem Wohlgefallen. »Sie kennen mich, Herr …Herr …?«
»Bitte entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit. Holtz, Otto Holtz«, stellte sich Otto vor. »Natürlich kenne ich Sie, das heißt natürlich, Ihre Fotos in Zeitschriften und Katalogen. Ihr Lächeln ist einzigartig.« Er nahm den Blumenstrauß in die linke Hand und reichte Else die rechte.
»Angenehm«, erwiderte die Seniorin und betrachtete den Strauß mit unverhohlenem Interesse. »Sie machen einen Krankenbesuch?«
Dieser Verdacht lag nahe, und Otto hatte keine passende Ausrede parat. Er konnte ihr ja schlecht gestehen, dass die Blumen von Anfang an für sie gedacht waren, hatte sie einfach in einem Anfall kopfloser Verliebtheit erstanden.
»Sie meinen wegen den Blumen?«, sagte er langsam, um Zeit zu gewinnen und rang fieberhaft um eine plausible Ausrede. »Die … die sind eigentlich für meine … meinen Bruder. Er liegt hier nach einer Knieoperation.«
»Die habe ich auch vor mir«, brummte Else unwillig. »Sie schenken Ihrem Bruder solche Blumen?«, hakte sie zu Recht skeptisch nach.
Am liebsten hätte sich Otto geohrfeigt.
»Ja … nein … ach, Sie wissen doch, wie ungeschickt Männer in solchen Dingen sind. Natürlich ist dieser Strauß völlig ungeeignet für einen Mann«, fand er endlich einen Weg aus dieser Sackgasse. »Wollen Sie ihn nicht haben?« Strahlend hielt er Else die wunderschönen Blumen hin. »Zu Ihnen passen Sie viel besser.«
»Wirklich?« Geschmeichelt und ohne Zögern nahm Else Unterholzner das