Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Dem gab es nichts hinzuzufügen, und eine Woge der Freundschaft durchflutete das Zimmer. Als Fee mit guten Nachrichten zu den beiden Frauen zurückkehrte, spürte sie die Veränderung sofort. Doch sie sagte nichts, sondern begnügte sich mit einem stillvergnügten Schmunzeln. Es gab Dinge, die bedurften keiner Worte.
*
Seit Daniel Norden wusste, dass er mit Marion Körber über die Operation sprechen und sie von der Notwendigkeit überzeugen sollte, beschäftigte ihn der Gedanke an diese Frau. Auch an diesem späten Nachmittag war er so versunken in seine Betrachtungen, dass er nicht hörte, wie es klopfte.
Nachdem Wendy auch beim dritten Mal keinen Erfolg hatte, drückte sie die Klinke herunter.
»Entschuldigen Sie, Chef!«, sagte sie leise, und Daniel schreckte aus seinen Gedanken hoch. Als er seine treue Assistentin erkannte, lächelte er.
»Ach, Wendy, Sie sind es«, seufzte er und winkte sie zu sich. »Kommen Sie nur rein.«
Sie trat näher und legte eine Unterschriftenmappe auf den Schreibtisch.
»Würden Sie das bitte unterschreiben? Janine geht auf dem Heimweg bei der Post vorbei.«
»Natürlich.« Er überflog die Schreiben und setzte seine Unterschrift darunter.
Als Wendy die Mappe wieder an sich nahm, fiel ihr Blick auf den vorläufigen Befund von Marion Körber. Damit hatte sich Daniel offenbar beschäftigt, als sie hereingekommen war. Dr. Norden bemerkte den Blick und seufzte.
»Jenny hat mich gebeten, mit dieser Frau Körber zu sprechen.«
»Ich weiß.« Wendy lächelte sanft. »Es fällt Ihnen schwer, diese Bitte zu erfüllen?« Es war mehr eine Feststellung denn eine Frage, und Daniel nickte langsam.
»Ja. Es ist mir unangenehm, weil ich mich im Gegensatz zu ihr kaum an sie erinnern kann«, erklärte er langsam. Sein Blick wanderte hinüber zum Fenster. Doch er sah die prächtigen Bäume und Sträucher im Garten nicht. All seine Gedanken gehörten dem vermeintlichen Treffen. »Ich weiß noch, dass wir uns auf irgendeinem Ärztekongress begegnet sind. Wir hatten einen lustigen Abend mit mehreren Kollegen im Hotel, und am nächsten Morgen bin ich abgereist. Das war’s. An Telefonate hier in der Praxis kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Mal abgesehen davon, dass ich nicht wüsste, warum ich mit ihr hätte sprechen sollen.«
Wendy antwortete nicht sofort. Sie stand neben Daniels Schreibtisch, die Unterschriftenmappe in beiden Händen, und überlegte, wie sie ihrem Chef ihre Gedanken nahebringen sollte.
»Sie sagten, sie hätten einen lustigen Abend verbracht«, begann sie vorsichtig. »Da ist bestimmt auch Alkohol geflossen.«
»Mit Sicherheit«, räumte Daniel Norden ohne Zögern ein und schickte seiner langjährigen Assistentin einen argwöhnischen Blick. »Aber warum sagen Sie das?«
Vor Verlegenheit stieg Wendy eine heiße Röte ins Gesicht. Sie wusste selbst, wie abwegig ihr Gedanke war. Trotzdem musste sie ihn aussprechen.
»Könnte es da nicht sein … ich meine … hin und wieder schlägt man doch unter Alkoholeinfluss über die Stränge …«
»Nein!«, fuhr Dr. Norden entschieden dazwischen. »Sie kennen mich gut genug, um zu wissen, dass das ausgeschlossen ist.«
»Ich meine doch nicht Sie!« Trotz ihrer Sorge um ihren Chef musste Wendy lachen. »Aber es könnte doch sein, dass sich die Dame etwas einbildet, was gar nicht passiert ist.«
Daniel musterte sie eingehend.
»Das ist natürlich möglich.«
»Deshalb würde ich an Ihrer Stelle mit Frau Körber sprechen«, gab Wendy ihrem Chef einen wohlmeinenden Rat. »Ich kann nicht genau erklären, warum, aber ich habe ein ganz seltsames Gefühl bei dieser Person. Sie führt etwas im Schilde.«
»Aber Wendy, so kenne ich Sie ja gar nicht …« Dr. Norden sah seine Assistentin fragend an, und sie lachte unsicher.
»Das ist es ja. Ich mich auch nicht. Deshalb sollten wir vorsichtig sein.«
Diesen Rat ließ sich Daniel durch den Kopf gehen. Schließlich nickte er langsam.
»Sie haben recht. Ich werde mich gleich heute Abend mit Frau Körber unterhalten, herausfinden, warum sie ausgerechnet hier aufgetaucht ist. Und natürlich werde ich ihr eine Operation ans Herz legen.« Er klappte ihre Akte mit einer entschiedenen Handbewegung zu und stand ebenfalls aus. Seite an Seite verließ er mit Wendy das Zimmer. »Aber kein Wort zu Fee. Sie darf sich unter gar keinen Umständen aufregen. Nicht jetzt, wo es ihr endlich besser geht.«
Wendy war sich nicht sicher, ob das eine weise Entscheidung war. Aber sie respektierte sie natürlich und wünschte ihrem Chef viel Glück für sein Vorhaben.
*
Als Ditte May am nächsten Morgen zu ihrer Operation abgeholt wurde, schlief ihre Nachbarin noch tief und fest. Erst als sich die Tür wieder öffnete und die frisch operierte Seniorin zurück gebracht wurde, blinzelte Else verschlafen ins helle Sonnenlicht.
»Wo kommst du denn um diese Uhrzeit her?«, fragte sie in gewohnt schnippischem Tonfall, als ihr ein Gedanke kam. »Ach, sieh mal einer an, du hast gekniffen. Dachte ich es mir doch. Du bist nicht halb so mutig, wie du immer tust.«
Nach der Narkose fiel Ditte das Sprechen noch schwer. Deshalb übernahm es die Schwester, eine Antwort zu geben.
»Von wegen gekniffen. Die Operation ist schon vorbei. Frau May war sehr tapfer«, erwiderte sie mit zufriedenem Blick auf ihre schlaftrunkene Patientin.
Vor Argwohn wurden Elses Augen schmal.
»Ist das wahr?«
Diesmal antwortete Ditte selbst.
»Es ist alles gut gegangen. Auch wenn du mich lieber unter der Erde gesehen hättest«, erklärte sie matt. »Was ist mit dir? Lässt du dich auch operieren?«
Wenn sie ehrlich war, haderte Else immer noch mit ihrem Schicksal. Doch sie hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als das laut einzugestehen.
»Klar, so viel Mut wie du hab ich schon lange«, winkte sie so lässig wie möglich ab. »Wenn ich jetzt kneife, habe ich gar keine Chancen mehr bei dem schönen Otto. Das kann ich mir nicht erlauben.«
Im Normalfall hätte Ditte zu diesen Worten einen passenden, abfälligen Kommentar parat gehabt. Doch obwohl sie sich immer noch anfegten und stritten wie die Bürstenbinder, hatte Fee eine Veränderung im Verhältnis zwischen den beiden Frauen angestoßen. Nach außen hin kaum spürbar, vollzog sich der leise Wandel zunächst innerlich und würde eine lange Zeit in Anspruch nehmen. Aber ein Anfang war gemacht, und mit bangem Herzen sah Ditte dabei zu, wie Else aus dem Zimmer gefahren wurde. Sie musste mehr als zwei Stunden warten, bis ihre Nachbarin wieder zurückgebracht wurde.
»Es ist alles gut gegangen!« Die Schwester konnte die Unsicherheit in den Augen der Seniorin lesen. »Sie müssen sich keine Sorgen mehr machen.«
»Ich und Sorgen? Um diese alte Schnepfe etwa?« Ditte lachte abfällig. »Ich bin froh, wenn ich endlich entlassen werde und sie los