Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Willst du mir nicht sagen, wo der Schuh dich außerdem drückt?«, fragte sie ohne Umschweife. »Mit Tatjana ist doch hoffentlich alles in Ordnung?«
Als er den Namen seiner Freundin hörte, zuckte Danny zusammen.
»Es geht ihr gut«, antwortete er zögernd. »Glaube ich.«
Das war das Stichwort, auf das Fee gehofft hatte.
»Glaubst du oder weißt du es?«, fragte sie. »Hattet ihr etwa Streit?«
»Nicht direkt«, seufzte der junge Arzt und war ebenso zerknirscht wie seine Freundin.
Er lehnte sich zurück und sah durch seine Mutter hindurch. Sein Augen füllten sich mit den Erinnerungen der vergangenen Tage.
»Ich habe ihr vorgeschlagen, zu mir zu ziehen, damit wir genügend Zeit füreinander haben, wenn ich meine Promotion schreibe, während sie ihre Ausbildung macht«, erklärte er und machte keinen Hehl daraus, dass er gekränkt war. »Damit war sie nicht einverstanden.« In knappen Worten berichtete er von dem verbalen Zusammenstoß, und Fee wusste sofort, wo der Hase im Pfeffer lag. »Am Ende hat sie mich sogar vor die Tür gesetzt, weil sie noch lernen musste. Zumindest hat sie das behauptet.«
»Und seither spielt ihr beiden beleidigte Leberwurst!«, sagte Fee ihrem Ältesten auf den Kopf zu.
Ob Danny wollte oder nicht, er musste über diesen komischen Ausdruck seiner Kindheit lachen.
»So ähnlich. Ich sehe es nicht ein, bei ihr anzurufen. Schließlich hat sie mich rausgeworfen. Und sie meldet sich nicht, weil ich mich nicht mit ihr abgesprochen habe«, räumte er zerknirscht ein. »Glaubst du, du könntest vielleicht mit Tatjana reden und mal abchecken, ob sie noch sauer auf mich ist?« Er setzte den Buben-Blick auf, dem seine Mutter noch nie widerstehen konnte.
Fee saß in ihrem Bett und blinzelte ins helle Licht der Mittagssonne. Was sollte sie darauf sagen?
»Selbst ist der Mann!«, begann sie und wiederholte die Worte, die sie auch Tatjana mit auf den Weg gegeben hatte. »Eure Liebe ist etwas Besonderes, das es zu bewahren gilt!«, schloss sie ihre Rede und stellte fest, dass die Augen ihres Sohnes aufleuchteten.
»Wie die von Dad und dir«, murmelte er, während er aufstand. Es wurde allerhöchste Zeit, in die Praxis zurückzukehren, und er stellte den Stuhl an seinen Platz zurück.
»Soweit ich das beurteilen kann schon«, erwiderte Fee, als sich ihr Sohn zu ihr hinab beugte und ihr einen Kuss auf die Wange drückte.
Mit Genugtuung bemerkte sie, dass er genau wie Tatjana nicht mehr so mutlos wirkte wie noch am Anfang seines Besuchs. Seine Schritte waren beschwingt, als er das Zimmer verließ. Jetzt konnte sie nicht mehr tun als abzuwarten, wie sich die Dinge zwischen dem jungen Paar entwickelten.
»Dann werde ich mich inzwischen mal um die beiden störrischen älteren Damen kümmern«, beschloss Felicitas und schlug die Bettdecke zurück. Der altbekannte Tatendrang war zu neuem Leben erwacht – ein eindeutiges Zeichen ihrer voranschreitenden Genesung –, und voller Elan machte sie sich auf den Weg zu Else Unterholzner und Ditte May.
*
Wutschnaubend und so schnell es ihr schmerzendes Bein erlaubte, stürmte Else Unterholzner ins Zimmer zurück. Krachend warf sie die Tür ins Schloss. Ditte, die friedlich im Bett gelegen und gedöst hatte, fuhr erschrocken hoch.
»Bist du jetzt endgültig von allen guten Geistern verlassen?«, fauchte sie.
Vor Aufregung schlug ihr Herz wild in ihrer Brust, und sie sah ihrer Erzfeindin dabei zu, wie sie einen wunderschönen Strauß Blumen auf den Boden warf und zertrampelte. Ein paar Mal stampfte sie wie ein Derwisch mit dem gesunden Bein auf. Dann vergaß sie ihre Krankheit und tat dasselbe mit dem verletzten Fuß.
»Aua, auweh!«, schrie Else Unterholzner auf. Sie bückte sich und umklammerte das verletzte Knie mit beiden Händen. Tränen der Wut und des Schmerzes rannen ihr über die zarten Wangen.
Ihr Anblick war so herzzerreißend, dass sogar Dittes Herz weich wurde. Sie machte Anstalten, aus dem Bett zu klettern, als die Tür aufgerissen wurde.
»Was ist passiert?« Niemand anderer als Fee Norden stand im Zimmer.
Sie hatte die Schmerzensschreie gehört und verschaffte sich blitzschnell einen Überblick.
Ditte May sank wieder in die Kissen zurück und hob abwehrend die Hände.
»Ich kann wirklich nichts dafür«, beteuerte sie energisch. »Sie ist einfach ausgerastet und hat hier gewütet wie ein Derwisch. Allmählich bekomme ich Angst vor der alten Schreckschraube.«
Kopfschüttelnd wandte sich Fee an Else. Der Schmerz hatte sie lammfromm gemacht, und sie ließ sich willig zum Bett führen. Fürsorglich half Felicitas Norden ihr, sich zuerst auf die Bettkante zu setzen und sich dann hinzulegen. Dann sah sie von einer zur anderen.
»Woher nehmen Sie eigentlich die Energie, sich ständig gegenseitig so fertig zu machen?« Bevor sie sich in das Zimmer gewagt hatte, hatte sich die erfahrene Ärztin von einer Schwester informieren lassen. »Ich dachte, Sie kennen sich. Sind Sie nicht sogar Nachbarinnen?«
»Ob Sie’s glauben oder nicht, ich war sogar mal mit dieser Schnepfe befreundet«, presste Else durch die Zähne. Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie es selbst nicht glauben.
»Das ist eine halbe Ewigkeit her«, bestätigte Ditte versonnen. Sie lag im Bett, das Rückenteil halb aufgerichtet, und musterte Else aus schmalen Augen. »Damals warst du noch mit Elmar verheiratet.« Auf diesen Namen legte sie eine besondere Betonung, und Else wurde sofort wieder wütend.
»Du bist doch nur neidisch, dass dich nie einer heiraten wollte«, konterte sie mit Funken sprühenden Augen.
»Hast du schon mal drüber nachgedacht, dass es andersrum gewesen sein könnte?«, stand Ditte ihr in nichts nach.
»Pah, das kannst du jetzt leicht sagen.« Else lächelte schmallippig, während Fee dem Streit schweigend lauschte. Eine innere Stimme befahl ihr, nicht einzugreifen. Gleich darauf bekam sie die Bestätigung. »Kurz vor seinem Tod sagte Elmar zu mir, er würde dich noch nicht mal mit einer Zange anfassen«, erklärte Else triumphierend.
Als Ditte das hörte, wurde sie blass. Sie richtete sich kerzengerade im Bett auf und schnappte nach Luft.
»Das hat er gesagt?« Ihre Stimme war schrill. »Hätte ich mir ja denken können, nachdem er bei mir abgeblitzt ist.«
Diesmal war es Else, die die Augen aufriss.
»Das ist nicht wahr!« Plötzlich war ihre Stimme nicht mehr als ein heiseres Flüstern. Ihre Wangen hatten die Farbe gewechselt. »Er hat dich nicht umgarnt. Nicht dich auch noch. Das sagst du jetzt nur, um mich zu verletzen.«
Elses offensichtliche Fassungslosigkeit brachte Ditte wieder zur Besinnung.
Langsam schüttelte sie den Kopf.
»Leider nein.« Mehr sagte sie nicht.
Das folgende Schweigen war das Zeichen für Fee, sich nun doch in das Gespräch einzumischen. Sie hatte genug gehört, um sich einen Reim