Der Geisterjäger Staffel 1 – Mystikroman. Andrew Hathaway
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Geisterjäger Staffel 1 – Mystikroman - Andrew Hathaway страница 14
»Fragen Sie nicht lange!« Rick zog den Morgan in einem wilden Slalom durch die Straßen. »Bringen Sie den Mann möglichst weit weg! Und: wenn Sie Joe Tiger sehen, weichen Sie ihm in weitem Bogen aus!«
»Warum denn?« rief Hempshaw gereizt.
»Nicht über Funk«, erwiderte Rick. Jeder Streifenpolizist konnte mithören, und Rick wollte Aufruhr vermeiden. »Denken Sie aber an unseren Freund Potter!«
Der Chefinspektor stieß einen überraschten Ruf aus. »Ich kümmere mich sofort um die Angelegenheit«, versprach er und legte auf.
Nun wußte Rick, daß sein Freund ihn verstanden hatte. Er vermutete nicht mehr und nicht weniger, als daß Joe Tiger kein lebender Mensch mehr, sondern ein Untoter war. Den Beweis dafür mußte er allerdings erst finden.
*
Seit dreißig Jahren kannte Alf Clatter nun das Boxgeschäft. Oder sogar schon länger? Er konnte sich eigentlich nicht daran erinnern, jemals etwas anderes gesehen und gehört zu haben als Boxen. Aber in seinem zweiundfünfzig Jahre dauernden Leben war ihm ein solcher Fall noch nicht untergekommen.
Er kannte Joe Tiger. Der Junge war Gold wert, ein Kerl aus Stahl und Eisen, kein Gramm Fett am durchtrainierten Körper. Und ausgerechnet er sollte von einer Lady k.o. geschlagen worden sein?
Clatter war ein guter Boxmanager, er besaß jedoch keinerlei Kenntnisse der Magie. Er hielt auch nichts von Geschichten über Geister und Dämonen.
Deshalb kam er nicht auf die Erklärung für den Zwischenfall vor seinem Büro.
Vom Krankenhaus fuhr er zum City Tower und erkundigte sich erst einmal bei seiner Sekretärin, was sich in der Zwischenzeit getan hatte. Danach zog er sich in sein Büro zurück. Er hatte Tiger versprochen, aus seinem Niederschlag eine Werberakete zu basteln. Ihm würde schon etwas einfallen.
Bevor sich jedoch eine zündende Idee einstellte, hörte er seine Sekretärin etwas rufen. »Warten Sie!«
Gleich darauf flog seine Tür auf. Joe Tiger stand im Rahmen.
Die Sekretärin machte ein schuldbewußtes Gesicht, weil sie wußte, daß ihr Chef nicht gestört werden wollte. Clatter winkte jedoch ab. Er war viel zu überrascht, Tiger hier zu sehen, als daß er seiner Sekretärin Vorwürfe gemacht hätte.
»Du?« fragte er verdutzt. »Wieso bist du nicht im Krankenhaus?«
Joe Tiger schloß die Tür hinter sich. »Ich bin hier, wie du siehst«, erwiderte er leidenschaftslos. »Hast du etwas dagegen?«
»Nein, nein, wieso denn?« Clatter fühlte sich plötzlich beklommen. Er war mit Tiger immer gut ausgekommen, doch jetzt lag etwas in den Augen des Boxers, das ihn warnte. Genauer gesagt, die Augen hatten überhaupt keinen Ausdruck. Sie wirkten irgendwie erloschen, wie Glasmurmeln oder Steine. Und das von den Schlägen verschwollene Gesicht war seltsam starr.
»Clatter, ich muß mit dir reden«, fuhr Tiger fort.
»Ja, natürlich.« Der Manager deutete auf einen freien Stuhl, doch Tiger setzte sich nicht. »Du warst doch in einem so schlechten Zustand, daß du nicht aufstehen konntest. Du mußt direkt hinter mir das Krankenhaus verlassen haben.«
Tiger nickte. »Du warst kaum weg, als er kam. Nun gehöre ich dazu.«
Ehe der Manager fragen konnte, wovon Tiger sprach, deutete dieser auf die Tür zum Vorzimmer. »Schick sie weg, wir müssen allein sein! Los, mach schon!«
Seltsamerweise empfand Clatter Angst vor diesem Mann, obwohl er mit Tiger schon so lange zusammenarbeitete. Er hatte ihn als Boxer großgemacht. Aber sein Verhalten war so anders, fast feindselig!
Dennoch wagte er keinen Widerspruch, drückte die Taste des Sprechgeräts und schickte die Sekretärin in die verspätete Mittagspause.
»Und jetzt zu uns beiden.« Tiger wollte um den Schreibtisch herumgehen, doch der Manager wich zurück. Tiger stieß ein lautloses Lachen aus. »Angst? Nicht nötig! Hinterher wirst du dich viel besser fühlen. Es gibt keine Sorgen mehr. Du weißt, wofür du auf der Welt bist.«
»Hinterher?« Das Wort blieb Clatter fast in der Kehle stecken. »Was soll das?«
»Ich werde dich jetzt töten, Clatter«, sagte der Boxer, als unterhielten sie sich über etwas ganz Normales, Harmloses. »Aber unser Herr gibt dir ein zweites Leben. Du wirst ihm dienen, genau wie ich es tue! Du wirst zu seiner Armee gehören und für das Böse auf Erden streiten!«
In diesen Sekunden glaubte Alf Clatter nichts anderes, als daß der Boxer wahnsinnig geworden war.
Mit einem gellenden Schrei schnellte er aus seinem Drehstuhl hoch, packte ihn und schleuderte ihn gegen Joe Tiger.
Dieser fegte das schwere Stück mit einer Handbewegung beiseite, als verjage er eine Fliege. Der Stuhl krachte gegen die Wand und zerbrach.
Mit wiegenden Schritten kam Joe Tiger näher.
Alf Clatter schloß mit dem Leben ab!
*
Je länger die Fahrt dauerte, desto nervöser wurde Rick Masters. Er war kein Hellseher, war auch nicht parapsychisch begabt, doch manchmal hatte er böse Vorahnungen. Sie bestätigten sich fast immer, so daß Ricks Freunde diese Vorahnungen fürchteten.
Auch jetzt hatte der Geisterdetektiv das untrügliche Gefühl, er müsse sich beeilen, sonst würde etwas Schreckliches passieren.
Da er oft mit Scotland Yard zusammenarbeitete und bei seinen Einsätzen manchmal Sekunden über Leben und Tod entschieden, hatte er ein Sonderrecht erhalten. Er durfte wie die Einsatzwagen der Polizei in dringenden Fällen mit Blaulicht und Sirene fahren.
Dieses Recht wandte Rick jetzt an. Mit einem Handgriff schaltete er die normale Autohupe auf Sirenenton um. Mit einem zweiten Handgriff montierte er an einem Metallrohr neben der Windschutzscheibe ein blaues Blinklicht, das sonst unter dem Beifahrersitz lag. Kaum flackerte das Blaulicht und gellte die Sirene, als ihm die anderen Fahrer auch schon Platz machten. Es war typisch für die Londoner, daß sich die meisten nicht einmal über das seltsame Einsatzfahrzeug wunderten.
Nun kam der Geisterdetektiv wesentlich rascher voran. Er jagte den Morgan auf Touren, erreichte die City und sah schon vor sich den City Tower. Mit zwei Rädern fuhr er den Morgan auf den Bürgersteig, schaltete Motor und Warneinrichtungen aus und sprang aus dem Wagen.
Mit Dracula auf seinen Fersen hetzte er in die Halle. Soeben schlossen sich die Türen eines Aufzugs. Mit weiten Sätzen erreichte Rick noch die Kabine und stellte den Fuß in die Lichtschranke.
Zwei Frauen, die nach oben fahren wollten, musterten ihn interessiert, danach auch Dracula, der sich nicht um sie kümmerte. Der Hund merkte, daß etwas in der Luft lag.
Obwohl sie mit einem Expreßlift fuhren, ging es Rick viel zu langsam. Er setzte seine Hoffnung auf Chefinspektor Hempshaw, obwohl der Chefinspektor nicht viel gegen einen Untoten ausrichten konnte. Er besaß keine Silberkugel, die ihn gegen die bösen Mächte schützte.
Die Frauen stiegen vorher aus. Rick ballte die Fäuste, um nicht die Nerven zu verlieren. Endlich fuhr der Aufzug weiter und hielt auf der richtigen