Der Geisterjäger Staffel 1 – Mystikroman. Andrew Hathaway
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Ein Klingeln dicht neben ihr ließ sie zusammenzucken. Überrascht blickte sie auf den Telefonapparat, der auf einem kleinen Beistelltisch stand. Zögernd hob sie ab.
»Ja?« fragte sie, noch gar nicht sicher, daß dieser Anruf ihr galt.
»Mrs. Kent!« sagte eine Männerstimme. »Ihr Freund befindet sich in höchster Lebensgefahr. Wenn Sie ihm helfen wollen, kommen Sie sofort in das zweite Kellergeschoß. Und geben Sie acht, daß Sie niemand sieht.«
Ehe Hazel etwas sagen konnte, hatte der Anrufer schon wieder aufgelegt. Sehr nachdenklich ließ sie den Hörer auf den Apparat sinken. Das klang zu sehr nach einer Falle.
Andererseits war es durchaus möglich, daß Rick in Lebensgefahr schwebte und nur sie ihm helfen konnte.
Sie gab sich einen Ruck und ging zu den Aufzügen und drückte den Knopf für die Fahrt in die Tiefe. Es gab eben Momente, in denen der klare Menschenverstand und die Vernunft schweigen mußten. Jetzt wurde sie nur von ihrer Sorge um Rick getrieben.
*
Im ersten Kellergeschoß lagen die Boxen, in denen die Hausbewohner ihre überflüssigen Dinge unterbringen konnten. lm Gegensatz zu der noch tiefer liegenden Versorgungsetage herrschten hier erstaunliche Ordnung und Übersicht. Zwar bildeten die Gänge ein Labyrinth, doch es war streng geometrisch angelegt und wurde nicht zusätzlich durch Rohrleitungen unübersichtlich.
Zu beiden Seiten der Korridore lagen die Kellertüren, jede mit einem Sicherheitsschloß versehen. Die Türen bestanden aus massivem Eisen. Die Hausverwaltung hatte sich die Sicherheit der Mietkeller etwas kosten lassen.
Das hatte aber den Nachteil, daß Rick nicht sehen konnte, ob sich jemand in einem Abteil verbarg. Er konnte nicht einmal feststellen, welcher Keller verschlossen war und welcher nicht, es sei denn, er hätte jede Klinke gedrückt, und dazu hatte er keine Zeit.
Der Anrufer hatte behauptet, er werde sich bei Rick melden. Also blieb dem Geisterdetektiv nichts anderes übrig, als langsam durch die Korridore zu gehen und auf der Hut zu sein.
Dracula lief neben ihm her und zeigte nicht an, daß sich jemand in der Nähe befand, weder Mensch noch Untoter.
Die Minuten vergingen. Rick wurde immer nervöser. Es war ja möglich, daß sich der Unbekannte nur davon überzeugen wollte, daß Rick ehrlich war und niemanden mitbrachte. Vielleicht war aber auch etwas passiert.
Endlich hielt es der Geisterdetektiv nicht mehr aus. Er machte sich gezielt auf die Suche. Um alle Türen zu überprüfen, hätte er Helfer gebraucht. Noch aber wollte er den Chefinspektor nicht einschalten, falls sein Informant doch hier unten wartete und einfach zögerte.
Bei einer systematischen Suche in den Korridoren des Kellers beschränkte sich Rick auf jene Türen, die nur angelehnt waren. So kam er wesentlich schneller voran. Er drückte sie ganz auf, in der einen Hand seine Pistole, in der anderen seine Silberkugel. Er wollte auf jede Möglichkeit vorbereitet sein.
Er wurde nicht angegriffen, und er fand nichts, bis er schon fast den ganzen Keller überprüft hatte. Wieder kam er an eine Tür, die zu einem offenbar nicht vermieteten Abteil gehörte. Er drückte dagegen.
Die Tür ging nach außen auf, schwang quietschend in den Angeln zurück und gab den Blick auf einen Toten frei.
Der Mann lag auf dem Rücken, die Arme seitlich ausgestreckt, die Beine eingeknickt. Seine Augen waren gebrochen.
Rick beugte sich nicht sofort hinunter. Er mußte mit der Möglichkeit rechnen, daß er es wieder mit einem Untoten zu tun hatte.
Zuerst beobachtete er Dracula. Der Hund reagierte jedoch normal. Dann berührte er mit der Silberkugel die Hand des Toten. Auch dabei geschah nichts.
Von dieser Leiche drohte dem Geisterdetektiv vorläufig keine Gefahr.
Eine kurze Untersuchung verriet Rick die Todesursache. Der Unbekannte war erwürgt worden.
Rick Masters war ziemlich sicher, den Informanten vor sich zu haben. Es wäre ein zu großer Zufall gewesen, hätte es ausgerechnet jetzt in diesem Keller noch ein anderes Mordopfer gegeben. Enttäuscht richtete er sich auf. Dieser Mann hatte sein Wissen mitgenommen und konnte nicht mehr verraten, wer im City Tower die Fäden zog.
Rick ging zu einem Wandtelefon und rief den Pförtner an. »Verständigen Sie Chefinspektor Hempshaw, daß er sofort in den ersten Keller kommen soll«, sagte Rick müde. Er lehnte sich gegen die Wand. Die Mißerfolge erschöpften ihn.
»Ich werde es erledigen, Mr. Masters, sofort«, versprach der Pförtner. »Ach ja, eine Lady hat nach Ihnen gefragt. Ich wußte leider nicht, wo Sie sind Sie sitzt in der Halle.«
»Holen Sie sie bitte ans Telefon«, bat Rick.
»Gleich!« Der Pförtner meldete sich eine Minute später wieder. »Tut mir leid, sie ist nicht mehr da.«
Rick ließ sich die ›Lady‹ beschreiben. Es war ohne Zweifel Hazel. Wahrscheinlich war sie von der Sorge um ihn hergetrieben worden.
»Sie ist aber bestimmt nicht an mir vorbei ins Freie gegangen«, fügte der Pförtner noch hinzu. »Ich habe von Mr. Brinkfield die Anweisung, verstärkt aufzupassen. Ich hätte es gemerkt.«
»Sagen Sie ihr, wenn Sie sie noch einmal sehen, daß sie in der Halle auf mich warten soll«, bat Rick und legte auf.
Wenn Hazel das Gebäude nicht verlassen hatte, wohin war sie dann gegangen? Vielleicht hatte sie sich an die Verwaltungsgesellschaft gewandt, um von den Angestellten zu erfahren, wo er gerade war.
Fünf Minuten später kam der Chefinspektor. Rick zeigte ihm den Toten und lieferte auch gleich eine Theorie dazu.
»Ich vermute, daß es diesmal eine andere Art von Mord war als bei den vorangegangenen Taten«, sagte er.
Der Chefinspektor zog die buschigen Brauen zusammen, bis sie einen dicken Strich bildeten. »Können Sie sich nicht noch ein wenig umständlicher ausdrücken?«
»Bisher hat der Magier gemordet oder von Untoten morden Iassen, um die Leiche ebenfalls zu Untoten zu machen. Hier hat er zugeschlagen, damit dieser Mann nichts über ihn verraten kann.«
»Das hört sich so an«, meinte Hempshaw, »als hielten Sie den Magier für den unmittelbaren Täter.«
»Das ist durchaus möglich«, räumte Rick ein. »Setzen Sie die Spurenexperten ein. Vielleicht können wir diesmal den Magier auf ganz konventionelle Weise festnageln. Fingerabdrücke zum Beispiel oder ein Haar.«
»Ich kenne mein Handwerk«, versetzte Hempshaw, dessen Nerven offensichtlich bereits am Flattern waren. »Himmel, Rick, wenn das noch lange so weitergeht, drehe ich durch! Ich kann dieses Hochhaus nicht mehr sehen!«
»Mir geht es nicht besser.« Rick blickte auf seine Uhr. »Ich muß mich beeilen, Kenneth. Hazel ist irgendwo im Haus und sucht mich offenbar.«
»Sie sind zu beneiden«, seufzte der Chefinspektor. »An Ihrer Stelle würde ich bei dieser phantastischen Frau bleiben und mich keinen Schritt von ihrer Seite entfernen. Sie wissen gar nicht, was Sie an ihr haben.«
»Doch,