Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman. Christine von Bergen

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Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel

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Seine Stimme gewann den samtigen Klang zurück, seine Worte das Liebevolle. Und wie immer verabschiedeten sie sich an diesem Abend voller Zärtlichkeit voneinander und dachten gar nicht mehr darüber nach, dass es zum ersten Mal einen leichten Missklang zwischen ihnen gegeben hatte –, den beide nicht bewusst hatten wahrnehmen wollen.

      Am nächsten Vormittag rief Torsten die geliebte Frau auf dem Handy an.

      »Wir müssen uns sehen«, begann er knapp und bündig, ohne die üblichen Begrüßungsworte.

      »Warum?« Amelie blieb das Herz stehen. Noch nie hatte der geliebte Mann einen so sachlichen Ton ihr gegenüber angeschlagen.

      »Das möchte ich dir am Telefon nicht sagen, aber es ist wichtig. Kann ich bei dir vorbeikommen?«

      »Ich bin bei Jonas im Haus.«

      »Das habe ich mir schon gedacht.«

      Klang Torsten ein klein wenig ironisch oder bildete sie sich das nur ein?

      »Hätte dein Vetter etwas dagegen, wenn ich sein Haus betrete?«

      Ihr wurde der Hals enger.

      »Nein«, erwiderte sie gedehnt.

      »Aber?«

      »Aber er weiß doch noch gar nichts von uns«, wandte sie ein.

      »Dann wird es höchste Zeit«, sagte Torsten ungerührt.

      »Bitte, Torsten, das überlass mir. Oben liegen die Kinder, immer noch mit Fieber. Ich habe hier alle Hände voll zu tun, und Jonas ist auch nicht gut dran. Wir wollen uns doch sowieso heute Abend sehen.«

      »Ich muss dich aber jetzt sprechen. Es ist dringend.« Sein Ton verbot jeden Widerspruch.

      Sie straffte sich, mit hämmerndem Herzen. Nicht, weil sie Angst davor hatte, Jonas vor die vollendete Tatsache zu stellen, sondern weil sie ahnte, dass Torsten ihr nichts Gutes zu sagen hatte. Was konnte das sein?

      »Ich komme ins Hotel Wiesler«, schlug er vor. »Dort können wir einen Kaffee trinken.«

      »Ich komme nach Ruhweiler«, machte sie ihm ein Gegenvorschlag. »Heute Mittag gegen ein Uhr. Im Biergarten.«

      »Da hätten wir uns fast schon mal verpasst.«

      »Aber nur fast«, konterte sie. »Ich werde um eins dort sein. Ich muss jetzt Schluss machen«, fügte sie rasch hinzu, um ihm keine Gelegenheit mehr zu geben, irgendetwas zu sagen, was sie noch mehr beunruhigen würde.

      »Ich muss kurz weg«, informierte sie ihren Vetter, der in seinem Büro saß. »Kannst du zwei Stunden bei den Jungs bleiben?«

      Er nickte. »Ich werde mich zu ihnen legen. Ein Mittagsschlaf wird mir guttun.«

      Erleichtert lächelte sie ihn an. Doch er sah nur ernst zu ihr hoch.

      »Du bist in der letzten Zeit häufig weg«, bemerkte er mit forschendem Blick. »Ganz besonders abends.«

      »Ich erkläre dir alles«, sagte sie hastig. »Bis gleich. Um drei bin ich zurück.«

      Voller Unruhe fuhr sie zur Rottwälder Brauerei hinaus. Auf dem Weg durch die blühenden Wiesen dachte sie an ihr erstes Rendezvous mit Torsten. Dieser Abend hatte mit der tiefen Erkenntnis geendet, dass er der Mann fürs Leben für sie war. Wie kam es nur, dass sie dieses beruhigende Gefühl seit Torstens Anruf verlassen hatte? Nicht etwa, weil sie erkannt hätte, dass sie nicht zusammenpassen würden. Nein, sie liebte ihn. Mit jedem Tag etwas mehr. Aber irgendetwas schien sich um sie herum zusammenzubrauen, was ihre Liebe gefährdete. Und das würde sie wahrscheinlich gleich aus seinem Mund erfahren.

      Nach der nächsten Kurve sah sie die Brauerei schon in den Wiesen liegen. Kleine Wolken zogen oben am Himmel und warfen Schattenflecken auf das Land, das sich vor ihr ausbreitete.

      Sollten sie etwa ein schlechtes Omen sein?

      Das beklemmende Gefühl verschwand, als Amelie in Torstens Armen lag. Er hatte auf dem Parkplatz auf sie gewartet. Sie spürte die Wärme seines Körpers unter dem kakifarbenen Hemd, roch den Duft seiner Haut, spürte den Bartschatten an ihrer Wange und fühlte seine Lippen auf ihren. Seine Nähe ließ sie wieder innerlich aufblühen, weitete ihr Herz und ließ ihre Liebe zu ihm ausströmen.

      »Dort hinten ist ein freier Tisch«, sagte Torsten, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, legte den Arm um ihre Taille und führte sie in den Biergarten unter eine der Linden, deren Kronen sich wie Sonnenschirme über die Gäste ausbreiteten.

      Amelie beobachtete den geliebten Mann, um zu erforschen, was er ihr sagen wollte. Torsten machte auf sie einen gelösten Eindruck, sodass sich die eiserne Klammer um ihr Herz weitete.

      Also keine Katastrophe, sagte sie sich innerlich aufatmend.

      Nachdem er die Bestellung aufgegeben hatte, nahm er ihre Hand fest in seine. Sein Blick tauchte in ihren.

      »Das Leben ist seltsam«, begann er mit nachdenklicher Miene. »Stell dir vor: Heute Morgen in der Früh bekam ich von meinem Chef einen Anruf. Der Kollege in der Toskana, dessen Projekt ich in drei Monaten übernehmen sollte, ist krank geworden. Jetzt muss ich einspringen. In sechs Tagen ist´es so weit.« Seine Augen funkelten unternehmungslustig. »Schaffst du das? Wir beide schon nächste Woche in Italien?« Er schüttelte den Kopf. »Hättest du das gestern gedacht?«

      Amelie spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich.

      »In sechs Tagen?«, wiederholte sie mit einer Stimme, die ihr kaum gehorchen wollte. »Aber du hast doch noch Urlaub.«

      Sie begann zu frieren, trotz der wärmenden Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach der Linden fielen.

      »Den kann ich nachholen. In der freien Wirtschaft geht das nun mal so«, sagte Torsten, der immer noch ihre Hand hielt. »Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Wenn ich abgesagt hätte, könnte ich das gesamte Projekt in den Wind schreiben. Dann würden sie für die Toskana einen anderen Ingenieur nehmen. Es gibt ja genug.«

      »Du hast also zugesagt?«

      Er nickte mit entschlossener Miene. Doch während er sie ansah, schlich sich der Ausdruck von Unsicherheit in seine dunklen Augen. »War das falsch?«

      Sie rieb sich die Stirn, als könnte sie so der Klarheit in ihrem Kopf auf die Beine helfen.

      »Du gehst also in sechs Tagen in die Toskana und übernimmst damit schon jetzt die Leitung des Bauprojekts, statt erst in drei Monaten?«

      »Genau.« Er strahlte sie an. »Und du kommst mit mir.«

      Ruckartig entzog sie ihm ihre Hand.

      »Wie stellst du dir das denn vor?«, fragte sie fassungslos. »Die Kinder haben Masern, Jonas hat keinerlei Ersatz für mich, keine Kinderfrau, niemanden, der ihn in der Hotelleitung entlastet.« Energisch schüttelte sie den Kopf. »Nein, Torsten, das geht nicht. Das kann ich nicht.«

      Voller Betroffenheit sah er sie an. »Ich dachte, du liebst mich.«

      Das konnte nicht wahr sein! Sie hatte das Gefühl, neben sich zu stehen, und musste gegen ein hysterisches Lachen ankämpfen.

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