Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman. Christine von Bergen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman - Christine von Bergen страница 32

Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel

Скачать книгу

und Torsten begegneten niemandem. Nur ein paar Eichhörnchen begleiteten sie hoch oben in den Fichten. Den beiden jungen Menschen war zumute, als würde es nur noch sie beide geben.

      Schließlich lichtete sich der Wald, und sie standen an einem Weiher. Hier herrschte eine Stille, als würde sich die Welt auf sich selbst besinnen. Amelie beobachtete die winzigen Ringe, die die Flöhe in die dunkle Wasseroberfläche malten, hörten dem leisen Glucksen der Wellen zu. Sie konnte nicht anders. Sie schob ihre Hand in die von Torsten, der ihre fest umschloss. Ein paar Augenblicke lang standen die beiden einfach nur so da und spürten im Gleichklang ihrer Herzen dem wunderbaren Gefühl nach, das sich in ihrem Innern ausbreitete.

      »Meinst du, dass wir hier den richtigen Ort gefunden haben?«, fragte Torsten leise, während er Amelie in die Goldaugen sah.

      Sie konnte nur nicken.

      Wo konnte es einen schöneren Platz auf der Welt geben? Einen Ort, der mehr Idylle, mehr Geborgenheit ausstrahlte als dieser kleine Weiher inmitten des Tannengrundes? Ihr kam es so vor, als hätte sie gerade das Paradies betreten.

      Sie breiteten die Decke am Fuße eines Findlings aus, direkt am Ufer. Der Spaziergang hatte sie hungrig gemacht. Torsten öffnete die Tragetasche, nahm ein Windlicht nach dem anderen heraus und stellte sie in Form eines Herzens auf.

      Amelie sah ihm dabei mit großen Augen zu.

      »Du bist ja verrückt«, flüsterte sie von Rührung überwältigt.

      Solch eine Mühe hatte sich noch kein Mann für sie gemacht!

      »Das ist ein besonderer Ort, ein besonderer Abend, und du bist eine besondere Frau«, antwortete er mit zärtlichem Blick. »Dafür braucht es auch eine besondere Kulisse.«

      Er nahm eine Flasche Rotwein und zwei Gläser aus dem Picknickkorb, schenkte zuerst Amelie, dann sich ein.

      »Auf uns.« Er hob sein Glas.

      »Auf uns.«

      Die Zeit verging wie im Flug. Amelie und Torsten ließen es sich schmecken, tranken und unterhielten sich.

      »Ich bin so froh, dass dein nächster Auftrag nicht so weit von hier entfernt ist«, sagte Amelie, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte.

      »Ich auch«, erwiderte Torsten. »Hundert Kilometer. Bei dieser Entfernung können wir uns jedes Wochenende sehen.« Er zwinkerte ihr zu. »Obwohl ich mich schon jetzt darauf freue, mit dir ins Ausland zu gehen. Im Januar kommenden Jahres könnte für mich ein Projekt in Brasilien anstehen.«

      »Brasilien?« Amelie strahlte ihn an. »Dort wollte ich immer schon einmal hin.«

      Bis dahin würde sich Jonas’´ Situation geklärt haben, und sie konnte Torsten, ohne schlechtes Gewissen ihrem Vetter und den Zwillingen gegenüber, begleiten. Aber zuerst einmal, bevor er an der Schweizer Grenze arbeiten musste, hatte sich Torsten zwei Wochen Urlaub genommen, die er in Ruhweiler verbringen wollte. In der Pension, in der er zurzeit wohnte.

      Mit tiefer Zufriedenheit lehnte sie sich an den geliebten Mann, der sie sogleich fest in seine Arme zog. Leise schlug das Wasser ans Ufer, es war wie ein vielversprechendes Flüstern. Die Luft zwischen ihnen begann zu knistern, wie immer, wenn sie Haut an Haut, Herz an Herz zusammensaßen. Torsten sah sie an, mit all seiner Liebe in den dunklen Augen. Und als sich sein Mund dem ihren näherte, hielt die Natur den Atem an. Sie küssten sich, liebevoll, sanft, voller Zärtlichkeit. Immer und immer wieder. Ihre Küsse sagten mehr als alle Worte. Amelie hätte am liebsten die Zeit angehalten, für immer diese erregende und zugleich vertraute Nähe gespürt, den Halt, den Torsten ihr gab, die Geborgenheit, die seine Arme ihr schenkten –, in dem Wissen darum, dass so alles gut und richtig war.

      Als die beiden aus dem bereits dunklen Zauberwald heraustraten, senkte sich die Dämmerung übers Land. Westwärts lief ein Feuer über die Bergketten. In der Ferne zackten die schwarzen Tannen in das Rot des Himmels.

      Amelie und Torsten blieben stehen und sahen dem Schauspiel zu. Noch war es hell genug, um die Umgebung erkennen zu können. Rechts von ihnen auf dem Hügel lag die Praxis von Dr. Brunner, unten im Tal Ruhweiler. Sie atmeten die würzige Abendluft tief ein. Ein traumhafter Tag ging zu Ende. Ein Tag von der Art dieser besonderen Tage, von denen man sich wünscht, sie würden nie zu Ende gehen.

      Die Verliebten waren an diesem Abend nicht allein unterwegs, auch wenn sie das dachten.

      Etwa zur gleichen Zeit machten Dr. Brunner und seine Frau mit Lump einen Spaziergang. Auch sie wanderten Hand in Hand in harmonischem Schweigen nebeneinanderher, während der Deutsche Drahthaar an der Laufleine seine Nase auf den Boden gerichtet hielt. Er musste eine interessante Spur entdeckt haben, denn hin und wieder warf er seinem Herrchen einen vorwurfsvollen Blick zu.

      »Heute Abend wird nicht gejagt«, sagte Matthias zu ihm.

      Lump schnaubte einmal bekümmert durch die Nase und ergab sich in sein Schicksal. Mit hoch gestellter Rute dackelte er weiter vor Herrchen und Frauchen her, die ihm folgten –, solange er auf dem Spazierweg blieb.

      »Wollen wir uns einen Augenblick setzen?«, schlug Ulrike vor, als sie an einer der Bänke ankamen, die den Weg begleiteten. Sie stand neben frisch geschlagenen Stämmen, die einen herrlichen Duft verströmten. Dieser Platz bot einen Ausblick auf den brennenden Horizont.

      »Schau mal dort unten«, sagte die Arztfrau plötzlich in die Abendstille hinein. »Ist das nicht Amelie?«

      Matthias setzte das Fernglas vor die Augen, das ihn auf allen Spaziergängen durch die Natur begleitete.

      »Ja. Du hast recht. Das ist Amelie.«

      Ulrike beugte sich vor.

      »Wer ist denn der Mann an ihrer Seite?« Ihre Stimme klang erstaunt.

      »Mein Patient Torsten Richter.«

      »Der Brückenbauingenieur?«, fragte seine Frau ungläubig.

      Matthias nickte, genauso verblüfft wie sie.

      »Du hast mir doch erzählt, dass er nur noch drei Wochen hier sein wird.«

      »Die Brücke über die Trollenschlucht ist bald fertig«, bestätigte Matthias ihr. »Danach macht er noch Urlaub hier.«

      Mit großen Augen sah Ulrike ihren Mann von der Seite an.

      »Ich hätte Amelie gar nicht zugetraut, dass sie sich auf eine flüchtige Affäre einlassen würde.«

      »Das sieht mir nicht wie eine Affäre aus«, widersprach Matthias seiner Frau. »Die beiden wirken auf mich wie ein Liebespaar.«

      »Ja, stimmt«, murmelte Ulrike, während ihr Blick Amelie und Torsten folgte, deren Schatten miteinander verschmolzen. »Trotzdem. Herr Richter befindet sich doch sozusagen nur auf der Durchreise«, fügte sie mit skeptischem Unterton hinzu.

      Matthias lachte leise. »Die Liebe fragt nicht vorher nach der Heimatadresse.« Er legte den Arm um ihre Schultern und schmiegte seine Wange an ihre. »Schon vergessen, dass du aus dem hohen Norden stammst?«

      »Als wir uns kennen lernten, habe ich an der Freiburger Uniklinik gearbeitet und bin dann zu dir gezogen«, wandte sie ein.

      »Warum sollte Torsten Richter nicht auch irgendwann

Скачать книгу