Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 6 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 6 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 17
Das ließ sich Mario nicht zwei Mal sagen und biss in den saftigen Hefeteig. Genießerisch schloss er die Augen.
»Wahnsinn! Mit dieser Frau hat Danny ein unverschämtes Glück!«, geriet er unversehens ins Schwärmen.
Das war das Stichwort für Jenny. Auch sie hatte sich ein Stück der Süßigkeit gegönnt und leckte sich den Zucker von den Fingern.
»Apropos Frau. Darüber wollte ich gerade mit dir sprechen.«
Um ein Haar hätte sich Mario an seinem Kuchen verschluckt. Schnell trank er einen Schluck Kaffee und verbrannte sich prompt die Zunge.
»Autsch!«
Fürsorglich reichte Jenny ihm ein Glas kaltes Wasser und sah ihm dabei zu, wie er trank.
»Diese Jugend. Immer so stürmisch.«
»Sei froh, dass du aus diesem Alter raus bist«, grinste Mario, der seinen Humor schon wiedergefunden hatte. »Aber um auf die Frau zurückzukommen ... ich nehme an, du sprichst von Carina«, hatte er inzwischen beschlossen, den Stier bei den Hörnern zu packen. »Du musst dir keine Sorgen machen. Zwischen uns ist nichts passiert, was du nicht wissen dürftest. Alles andere sind Gerüchte von Neidern.«
»Oh, ich habe nichts dagegen, wenn sich meine Mitarbeiter gut verstehen. Und auch nicht gegen mehr«, lächelte Jenny vielsagend. »Wenn beide hier arbeiten, wissen sie wenigstens, dass es hier um Leidenschaft für den Beruf geht.«
»Ich wusste schon immer, dass du eine kluge Frau bist.« Mario nickte anerkennend, ehe er zum Thema zurückkehrte. »Aber was kann ich denn jetzt genau für dich tun?«
Jenny Behnisch antwortete nicht sofort. Der Verdacht lag ihr bleischwer im Magen. Doch es nützte nichts.
»Hältst du es für möglich, dass sich Carina am Medikamentenschrank bedient?«, fragte sie schließlich zögernd.
Zuerst meinte Mario Cornelius, sich verhört zu haben. Er starrte seine Chefin ungläubig an.
»Du verdächtigst ausgerechnet Carina des Diebstahls?«, fragte er fassungslos. »Wie kommst du denn darauf?«
Schweren Herzens berichtete Jenny von der Meldung der Schwester.
»Es war ihr selbst höchstpeinlich, Carinas Namen in diesem Zusammenhang zu nennen.«
»Und du bist dir sicher, dass Carina kein Bauernopfer für die Schlamperei anderer ist?«, brauste Mario unwillig auf.
Um seinen nervösen Händen etwas zu tun zu geben, griff er nach der Zeitung, die auf dem Tisch lag, und starrte auf die Schlagzeilen.
Auch über seinen Einwand hatte sich Jenny bereits Gedanken gemacht. Erst tags zuvor war Schwester Carina bei ihr gewesen, um sich über die ihrer Ansicht nach nachlässige Arbeitsweise der neuen Gynäkologin zu beschweren. Da war der Anruf aus der Gynäkologie natürlich mehr als verdächtig gewesen.
»Natürlich haben wir keine Beweise ...«
»Moment mal ...« Mario hörte seiner Chefin und langjährigen Freundin der Familie nicht mehr zu. Der Leitartikel der Zeitung hatte seine Aufmerksamkeit erregt, und er hatte die ersten Zeilen überflogen. »Hast du gewusst, dass unsere neue Gynäkologin mit dem Typen zusammen war, der für die Gasexplosion verantwortlich ist?«, fragte er aufgeregt.
»Nein, wusste ich nicht«, wollte Jenny Behnisch ungeduldig abwinken, als sie doch hellhörig wurde.
Doch das war noch nicht alles. Marios Augen klebten förmlich an der Zeitung.
»Außerdem wurden in der abgebrannten Wohnung Reste von Opiaten gefunden. Mich laust der Affe, wenn es sich um dasselbe Medikament handelt, das bei uns verschwunden ist.«
Auch Jennys Herz begann, vor Aufregung schneller zu schlagen. Der Gedanke daran, dass Laura Merz etwas mit dem Diebstahl zu tun haben konnte, war ungeheuerlich. Ausgerechnet die neue Gynäkologin, ihre große Hoffnung.
»Steht der Name des Präparats drin?«
»Nein.«
Jennys Augen wurden schmal.
»Na, das kriege ich raus«, erklärte sie und stand auf. »Das ist das allerkleinste Problem, das ich habe, wenn dein Verdacht richtig ist.«
*
In ihrer knapp bemessenen Freizeit musste sich Laura Merz einem Verhör der Polizei stellen, wurde aber nach einer eingehenden Befragung freundlich entlassen. Es war unbestritten, dass Achim Hübner freiwillig aus dem Leben geschieden war. Die gefundenen Opiate ordnete man einer anderen Quelle zu, so dass Laura frei von jeder Schuld ihres Wegs gehen konnte. Sie war zutiefst erleichtert, dass sich das Kapitel ›Achim‹ für sie für immer geschlossen hatte. Zumindest hoffte sie das inständig, als sie am nächsten Morgen in die Klinik kam. Die Ereignisse des vergangenen Tages erschienen ihr kaum mehr als ein böser Traum. Schon jetzt verblasste ihre Erinnerung an die chaotische Zeit mit dem Feuerwehrmann, und sie fragte sich, welchem Hirngespinst sie eigentlich nachgelaufen war.
»Aus und vorbei!«, befahl sich Laura selbst, und nach einem Kaffee und einem belegten Brötchen in der Caféteria fühlte sie sich den neuen Herausforderungen des Tages gewachsen.
Sie bedauerte sogar schon, so rüde mit Benedikt umgesprungen zu sein, und beschloss spontan, seine Tochter Sina auf der Station zu besuchen. Diesmal wollte sie sich mehr Zeit nehmen als nur ein paar Minuten.
»Guten Morgen, Sina«, begrüßte sie die junge Frau, die aufrecht im Bett saß und missmutig auf ihr Frühstückstablett starrte.
»Ich hab doch schon fünf Mal gesagt, dass ich keinen Bock auf Essen hab«, maulte die junge Frau statt einer Begrüßung. »Immer diese blöden Vorschriften. Hier fühlt man sich ja wie im Gefängnis.«
Ungerührt zog sich Laura einen Stuhl ans Bett und setzte sich.
»Gerade deshalb würde ich an deiner Stelle essen«, gab sie zu bedenken. Vor dem Besuch hatte sie sich noch einmal Sinas Akte vorgenommen und sie gründlich studiert. Nach einem unsachgemäß durchgeführten Schwangerschaftsabbruch in einer Frauenarztpraxis hatte sich ihre Gebärmutter entzündet. Nur durch eine Notoperation in der Behnisch-Klinik war es in letzter Minute gelungen, das Leben der jungen Frau und auch das Organ zu retten. Das war bereits über eine Woche her. Trotzdem wollte sich Sinas Zustand nicht bessern. Das lag vor allen Dingen daran, dass sie nur so viel wie unbedingt nötig aß. Außerdem erhob sich Sina nur aus dem Bett, um ins Bad zu gehen, wo sie das rabenschwarz gefärbte Haar kämmte und sich jeden Morgen die Augen düster schminkte.
Aus diesen düsteren Augen starrte sie Laura jetzt an.
»Ich glaub, Sie kapieren da was nicht. Ich will hier raus. Und zwar so schnell wie möglich.«
»Genau deshalb würde ich an deiner Stelle essen«, erklärte die Gynäkologin in aller Seelenruhe. »Wenn du wieder bei Kräften bist, wirst du nämlich entlassen. Vorher nicht.«
Nachdenklich wandte sich Sina wieder dem Tablett zu. Nach und nach wich der trotzige Ausdruck auf ihrem Gesicht. Wäre die furchteinflößende Schminke nicht gewesen, hätte sie mit einem Mal wie ein kleines, hilfloses Mädchen gewirkt.
»Ich