AUSROTTUNG (The Death 2). John W. Vance

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AUSROTTUNG (The Death 2) - John W. Vance The Death

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hatte: Die Wände waren rosa gestrichen und mit Postern beklebt, die Kätzchen und Regenbogen zeigten. Sie dachte an das Mädchen, das hier gelebt hatte, allerdings nur flüchtig.

      Tess legte Melody behutsam auf das Bett und wollte sie gerade zudecken, als sie zögerte.

      »Devin bring mir bitte frisches Wasser, Seife, einen Waschlappen – und Ibuprofen!«

      Devin lief wieder nach draußen.

      »Liebes, sei so gut und suche einen Schlafanzug in der Schublade dort aus«, wies Tess Meagan an.

      Das Kind fand ein langes Nachthemd, auf dessen Vorderseite eine Prinzessin gedruckt war. »Hier.«

      »Super«, erwiderte Tess und begann dann, Melody auszuziehen. Während sie das Mädchen aus den dreckigen Kleidern schälte, war sie entsetzt wegen ihrer schlechten Verfassung und der mangelnden Hygiene.

      Gerade als sie das letzte Stück ausgezogen und beiseite geworfen hatte, kehrte Devin mit allem zurück, was er hatte besorgen sollen.

      »Wie geht es ihr?«, fragte er.

      Tess antwortete nicht, weil sie befürchtete, Meagan damit zu beunruhigen. Darum sah sie Devin lediglich an und verzog ihr Gesicht.

      »Wie kann ich helfen?«, fuhr er fort.

      Sie schaute ihn wieder an. »Richte dich schon einmal hier ein. Wir werden in absehbarer Zeit nirgendwohin gehen.«

      Devin nickte und verließ den Raum wieder.

      ***

      Tess schloss sanft die Tür und ging ins Wohnzimmer, das sauber und aufgeräumt war, wie sie angenehm verwundert feststellte. In der Stunde, die vergangen war, seit sie Melody gewaschen und verarztet hatte, hatte Brianna saubergemacht.

      »Sieht toll aus«, meinte Tess.

      »Ich hatte Hilfe.« Brianna zeigte auf Meagan.

      »Wo ist Dev?«, fragte Tess.

      »Vor dem Haus«, antwortete Brianna. »Er schiebt Wache.«

      Tess ging zur Tür, blieb aber noch einmal kurz stehen, um Meagan zu umarmen.

      Das Mädchen schmolz unter der zärtlichen Berührung geradezu dahin und erwiderte die Geste, wobei sie ein »Danke« ins Ohr der Erwachsenen flüsterte.

      »Keine Ursache, Maus«, wisperte Tess zurück. Sie drückte Meagan noch einmal fest und verließ dann das Haus.

      Devin hockte dort wie ein Raubvogel und überwachte die Umgebung mit dem Ar-15 auf seinem Schoß. Das Licht der Nachmittagssonne fiel schräg auf ihn ein, sodass er einen langen Schatten gegen die Front des Hauses warf. Um seine Augen vor der Helligkeit zu schützen, trug er eine alte Mütze der New England Patriots, die er vor Wochen gefunden hatte. So lang wie jetzt war Devins dunkles Haar in seinem ganzen Erwachsenenleben noch nicht gewesen; es schaute unter der Kopfbedeckung hervor und kräuselte sich. Er hatte zwar schon in Betracht gezogen, es zu schneiden, scherte sich aber mittlerweile einfach nicht mehr darum. Genauso gleichgültig verhielt er sich bezüglich seines Bartes, der jetzt schon gut einen Viertelzoll lang war; er wuchs weniger dicht als sein Kopfhaar und war durchgehend grau meliert.

      Tess fand sein neues, herberes Aussehen attraktiver als den verängstigten, glatt rasierten Mann, den sie in Illinois kennengelernt hatte.

      »So, jetzt kann sie erst einmal ruhig schlafen. Hoffentlich geht es ihr bald besser, wenn sie nicht mehr in diesem Drecksloch sitzen muss«, sagte Tess.

      Devin blickte auf und grinste. »Ich wollte vorhin schon fragen, aber der Zeitpunkt schien nicht so passend: Diese Mädchen werfen unseren Plan über den Haufen, hab ich Recht?«

      »Rutsch mal rüber«, bat Tess.

      Devin machte Platz, damit sie sich neben ihn auf die Holzstufe setzen konnte.

      »Ja, der Plan hat sich geändert. War natürlich nicht meine Absicht, aber wie hätte ich diese kleinen Mädchen alleinlassen können?«

      »Ich sage ja gar nichts dagegen. Jeder – nicht nur du – wäre ein Unmensch, wenn er sie dem Herrn der Fliegen vorwerfen würde.«

      »Herr der Fliegen?«, hakte Tess verwirrt nach.

      Er neigte überrascht den Kopf zur Seite. »Du kennst das Buch nicht?«

      »Sollte ich denn?«

      »Wie alt bist du noch gleich?«

      »Hör auf. Worum geht es darin denn?«

      »Was habt ihr denn in der elften oder zwölften Klasse in amerikanischer Literatur gelesen?«

      »Weiß ich nicht mehr.«

      »Herr der Fliegen ist ein Roman über eine Gruppe Jungen, die auf einer Insel stranden. Sie gründen so etwas wie eine eigene Gesellschaft, in der es allerdings bald gewalttätig und barbarisch zugeht.«

      »Jetzt verstehe ich.«

      »Was zum Teufel sollte das übrigens vorhin?«

      »Was genau meinst du?«

      »Dass du ihnen etwas zu essen gegeben und versucht hast, mit Hannibal Lecters Sohn zu verhandeln.«

      »Diese Anspielung kapiere ich«, entgegnete sie lachend. »Das, mein Freund, bedeutet, die Initiative zu ergreifen, bevor eine Situation entgleisen kann.«

      »Du weißt genauso gut wie ich, dass diese Bengel nur Ärger stiften.«

      »Da hast du Recht, aber ich glaube nicht, dass sie so heimtückisch sind wie die verdammten Kannibalen, mit denen wir uns herumgeschlagen haben«, relativierte Tess.

      »Das ist jetzt nicht erfunden, ich habe mal eine Doku zur Apokalypse auf dem Discovery-Channel gesehen … oder war’s der History-Channel? Wie dem auch sei, da diskutierten Fachleute über die Reaktion der Menschen auf exakt die gleichen Verhältnisse, die wir nun erleben. Jedenfalls kam da auch das Thema Kinder zur Sprache, die laut einhelliger Meinung aller Experten in einer solchen Lage zu den skrupellosesten Mördern überhaupt werden würden.«

      »Also gehe ich davon aus, dass du auf sie geschossen hättest?«

      »Ich meine, jetzt im Nachhinein nicht, aber vorhin wahrscheinlich schon. Du hast den Vorteil, es rückblickend zu betrachten, um deinen Standpunkt zu vertreten.«

      Tess entgegnete im ruhigen Tonfall: »Was du über diese Jungen sagst, stimmt schon. Sie wollten uns wahrscheinlich wirklich etwas antun, aber ich weiß, dass Menschen manchmal einfach nur etwas Bestimmtes brauchen. Ich händigte es ihnen aus, und das lenkte sie ab. Außerdem gab ich ihnen zu verstehen, dass ich keine Angst vor ihnen habe, und dieses Selbstbewusstsein entwaffnete sie, nicht zu vergessen natürlich, dass du sie die ganze Zeit über im Visier hattest. Werden diese Kinder über kurz oder lang jemanden verletzen? Ja, bestimmt! Aber das interessiert mich nicht, solange ich nicht selbst davon betroffen bin.«

      »Wie sieht jetzt dein Plan aus? Wir müssen uns trotzdem Gedanken über diese Kids machen, weil sie unsere Nachbarn sind«, meinte Devin, während er zu dem Haus auf der anderen Straßenseite

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