Dr. Daniel Staffel 5 – Arztroman. Marie Francoise
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Manfred spürte, daß das nicht die Wahrheit war, doch er ging kommentarlos darüber hinweg.
»Macht ja nichts«, meinte er. »Gehen wir halt zum Italiener.«
Ines nickte. »Gute Idee.« Dabei war ihr nach dem eben Erlebten der Appetit gründlich vergangen. Und während sie neben Manfred im Auto saß, beschäftigte sie sich in Gedanken zum ersten Mal ganz ausgiebig mit dem, was in ihrer Wohnung vorgefallen war.
Es war genau so ein Anfall gewesen, wie Katsumata ihn an jenem Tag gehabt hatte, als sie Japan verließ. Der Streß an der Universität sei die Ursache dafür, hatte er behauptet.
In letzter Zeit hatte ich ja auch ziemlichen Streß, dachte Ines und versuchte sich damit zu beruhigen, was ihr allerdings nicht gelang. Instinktiv spürte sie, daß dieser Anfall etwas anderes bedeutete, und eigentlich hätte sie nun genau das tun sollen, was sie Katsumata empfohlen hatte: zu einem Arzt gehen! Doch jetzt, da es sie selbst betraf, scheute sie davor zurück.
Es war sicher nur der Streß, redete sie sich ein. Wenn es ein zweites Mal passiert, werde ich zum Arzt gehen.
*
Der nächste Anfall kam fast auf die Stunde genau einen Tag später und lief genauso ab wie beim ersten Mal. Zuerst der Schwindel, dann Schweißausbruch und Fieber. Und nach einer halben Stunde war alles wieder vorbei. Als Manfred gegen sieben Uhr abends zu ihr kam, wies nichts mehr darauf hin, daß sie sich noch eine Stunde zuvor hilflos am Boden gewälzt hatte.
Doch selbst wenn man ihr noch etwas angesehen hätte, hätte Manfred es wohl nicht bemerkt. Er war in einer zärtlichen Stimmung, und obwohl Ines nichts mehr fühlte, wenn er sie streichelte oder küßte, ließ sie sich von seiner Leidenschaft mitreißen.
Stunden später lag sie neben Manfred und lauschte auf seine gleichmäßigen Atemzüge. In ihrem Kopf pochte ein leiser Schmerz, und plötzlich begann sich alles um Ines zu drehen.
»Nein, nicht schon wieder«, flüsterte sie verzweifelt und wußte doch, daß nichts diesen erneuten Anfall aufhalten konnte. Mit letzter Kraft kroch sie aus dem Bett, und obwohl sie durch den heftigen Schwindelanfall vollkommen die Orientierung verloren hatte, schaffte sie es irgendwie, ins Badezimmer zu gelangen. Sie schloß die Tür hinter sich ab, dann stürzte sie zu Boden. Die unerträgliche Hitze ergriff wieder Besitz von ihr und vermittelte ihr das Gefühl, innerlich zu verbrennen. Dann war der Anfall vorbei, doch diesmal war Ines völlig erschöpft davon. Sie schaffte es kaum, sich aufzurichten. Mit Mühe kroch sie zur Duschkabine, setzte sich hinein und schaltete dann das Wasser ein. Angenehm warm prasselte es auf ihren schweißnassen Körper.
»Ines? Bist du da?« hörte sie Manfred fragen. »Was ist los? Ist dir nicht gut?«
»Doch, alles in Ordnung«, behauptete Ines. »Ich hatte einen Alptraum und bin schweißgebadet aufgewacht. Jetzt will ich nur rasch duschen.«
»Ach so.« Manfred schwieg einen Moment. »Und sonst ist wirklich alles okay?«
»Ja, Manfred, ich komme gleich wieder«, erklärte sie und dachte dabei, daß es höchste Zeit sei, diese Beziehung zu beenden. Manfred durfte einen solchen Anfall nicht miterleben. Und sie selbst würde ab jetzt zu Hause bleiben und abwarten, bis diese seltsame Krankheit wieder vergehen würde. Schließlich wollte sie nicht riskieren, mitten auf der Straße einen dieser gräßlichen Anfälle zu bekommen.
*
»Valerie, das ist aber eine nette Überraschung«, erklärte Sigrid Neumeister erfreut, als sie die Wohnungstür öffnete und sich so unverhofft ihrer Freundin gegenübersah.
Valerie Doschek lächelte. »Mir war es zu Hause so langweilig, da dachte ich, ich könnte dich mal besuchen.«
»Du hast goldrichtig gedacht, Valerie«, meinte Sigrid. »Aber daß du dich das überhaupt noch traust. Immerhin könnte es ja jetzt jeden Tag soweit sein.«
Zärtlich streichelte Valerie über ihren Bauch. »Ach was, ich habe noch fast zwei Wochen bis zum Termin. Außerdem ist es von München nach Steinhausen ja nur ein Katzensprung.«
»Na ja, allerdings ein ziemlich großer Katzensprung«, wandte Sig-rid ein, dann lächelte sie. »Aber falls es wirklich losgehen sollte, kann ich dich rasch in die Klinik fahren.«
Doch Valerie schüttelte den Kopf. »Ich werde in keiner Klinik entbinden, sondern zu Hause.«
»Wirklich? Ist das nicht zu riskant?«
»Überhaupt nicht. Ich habe eine erstklassige Hebamme, und der Gynäkologe wohnt praktisch um die Ecke. Dr. Daniel – der beste Arzt, den du in Steinhausen und Umgebung finden kannst.«
Sigrid seufzte. »So einen könnte ich hier auch gut brauchen. Mein Gynäkologe ist zwar gut, aber unglücklicherweise hat er seine Praxis fast am anderen Ende von München, und hier in der Gegend gibt es keinen, der mir zusagen würde.« Sie lächelte. »Und bis nach Steinhausen möchte ich wegen dieser kleinen Routineuntersuchungen auch nicht fahren.«
»Das kann ich mir vorstellen. Es ist ja doch…« Valerie stockte, als der Schmerz sie mit voller Wucht überfiel. Mit beiden Händen griff sie an ihren jetzt brettharten Bauch und schrie auf.
Erschrocken fuhr Sigrid hoch. »Geht’s los?«
Doch Valerie brachte kein Wort hervor, weil der Schmerz noch immer in ihrem Bauch tobte, und plötzlich bekam sie Angst. Die Hebamme hatte bei der Geburtsvorbereitung gesagt, der Schmerz würde langsam kommen, anschwellen und dann wieder verklingen. Das, was sie hier erlebte, war aber völlig anders. Der Wehenschmerz nagelte sie buchstäblich fest, und sie war nicht imstande, auch nur einen Finger zu rühren.
»Meine Güte, Valerie, so sag doch etwas«, bat Sigrid inständig. »Was ist los?«
»Ich glaube, mein Baby…«, begann Valerie, dann blickte sie entsetzt nach unten, weil sie die Nässe fühlte, die an ihren Beinen hinablief.
»O mein Gott«, stieß Valerie hervor. »Ich kann es nicht halten… es läuft einfach weg…« Ganz dunkel erinnerte sie sich an die Worte der Hebamme. Bei einem vorzeitigen Blasensprung sollte sie sich umgehend in die Klinik bringen lassen – liegend.
»Bis nach Hause schaffe ich es nicht mehr«, erklärte Valerie mit bebender Stimme. »Bring mich in die nächste Klinik.«
Sigrid nickte ein wenig halbherzig. Sie wußte, daß das Krankenhaus hier in der Umgebung keinen besonders guten Ruf genoß, andererseits schien in diesem Fall wirklich Eile geboten zu sein. Wenn sie um diese Uhrzeit eine der großen Kliniken ansteuern würde, dann konnte es passieren, daß sie irgendwo im Stau steckenbleiben würden. Das durfte sie keinesfalls riskieren.
Auf Sigrid gestützt ging Valerie die Treppe hinunter und stieg schließlich ins Auto. Sie versuchte sich auf die Rückbank zu legen, doch das war in Sigrids Kleinwagen äußerst schwierig.
»Es ist nicht weit«, erklärte Sigrid beruhigend, als sie losfuhr, und tatsächlich waren sie schon knappe zehn Minuten später am Ziel.
Rasch stieg Sigrid aus und betrat die Klinik.
»Meine Freundin hat Wehen, und sie hat Wasser verloren«, erklärte sie hastig.
Der