Dr. Daniel Staffel 5 – Arztroman. Marie Francoise

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Dr. Daniel Staffel 5 – Arztroman - Marie Francoise Dr. Daniel Staffel

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Für ihre Begriffe dauerte das alles viel zu lange, und fast bereute sie schon, daß sie nicht zur Sommer-Klinik gefahren war, die einen sehr guten Ruf hatte.

      »Es kommt gleich jemand«, erklärte der Pförtner jetzt.

      Sigrid eilte zu ihrem Auto zurück. »Einen Augenblick noch, Valerie.« Besorgt sah sie ihre Freundin an. »Wie geht’s dir?«

      Tränen rollten über Valeries Wangen. »Ich habe Angst, Sigrid, und es tut schrecklich weh.« Sie schluchzte auf. »Wenn doch nur Dr. Daniel hier wäre.«

      »Soll ich Heinz anrufen?« fragte Sigrid. »Ich meine… sicher möchte er doch bei der Geburt seines ersten Kindes dabeisein.«

      Valerie nickte. »Eigentlich schon, aber… ausgerechnet heute ist er geschäftlich in Würzburg und kommt erst am späten Abend zurück.« Erneut schluchzte sie auf. »Wir dachten doch, daß wir genügend Zeit hätten. Ich hätte ja noch fast zwei Wochen bis zum Termin.«

      »Wo ist denn nun die schwangere Frau?« erklang in diesem Moment eine weibliche Stimme von der Tür her.

      »Hier!« rief Sigrid, dann wiederholte sie, was sie schon zum Pförtner gesagt hatte.

      »Ein vorzeitiger Blasensprung ist kein Grund zur Besorgnis«, erklärte die Schwester. »So etwas passiert öfter.«

      Die Worte sollten Valerie beruhigen, doch der leicht genervte Ton der Schwester bewirkte das Gegenteil. Valerie fühlte sich, als wäre sie ein lästiges Insekt, und sehnte sich nach Dr. Daniels ruhiger, verständnisvoller Art.

      »Den Wagen können Sie hier aber nicht stehenlassen«, erklärte die Schwester nun an Sigrid gewandt.

      »Ich fahre ihn gleich weg«, versprach die junge Frau, zögerte und erkundigte sich dann: »Darf ich meiner Freundin ein bißchen beistehen? Es ist ihr erstes Kind, und ihr Mann ist nicht erreichbar.«

      Die Schwester seufzte. »Wenn es sein muß.«

      Sigrid ärgerte sich über die unfreundliche Schwester, sagte aber nichts, weil sie jetzt nicht Zeit verlieren wollte. Sie hatte nämlich nach wie vor den Eindruck, es würde bei Valerie nun wirklich eilen.

      Als Sigrid nach ein paar Minuten den Kreißsaal betrat, lag Valerie bereits auf dem schmalen Bett, das ein wenig an den Gynäkologischen Stuhl beim Frauenarzt erinnerte. Ihre Beine lagen in speziell dafür angebrachten Stützen. Als Sigrid zu ihr trat, wandte Valerie ihr tränenüberströmtes Gesicht der Freundin zu.

      »Genau das war es, was ich vermeiden wollte«, flüsterte sie kläglich. »Mein erstes Kind sollte in einer heimeligen Atmosphäre geboren werden, nicht in der Sterilität eines solchen Kreißsaales.

      »So, wen haben wir denn da?« fragte in diesem Moment eine männliche Stimme.

      Valerie wandte den Kopf und sah den Arzt an, der jetzt zu ihr trat.

      »Na, na, wer wird denn gleich so weinen?« meinte er, dann wandte er sich der Schwester zu. »Wir machen gleich eine Periduralanästhesie.«

      Valerie erschrak. »Nein! Das will ich nicht!«

      »Aber warum denn nicht?« erkundigte sich der Arzt in besonders väterlichem Ton, der allerdings nicht sehr überzeugend klang. »Danach haben Sie keine Schmerzen mehr und können die Geburt Ihres Kindes ganz entspannt genießen.«

      Wieder schüttelte Valerie den Kopf. »Ich will eine natürliche Geburt.«

      Der Arzt zuckte die Schultern. »Wenn Sie meinen. Aber ich sage es Ihnen gleich. Ein paar Stunden wird das sicher noch dauern.«

      »Kann ich in der Zwischenzeit ein bißchen spazierengehen?« wollte Valerie wissen. »Im Geburtsvorbereitungskurs…«

      »Das ist bei uns nicht üblich«, fiel der Arzt ihr ins Wort. »Sie haben Wehen, und da gehören Sie in einen Kreißsaal.«

      Und bevor Valerie auch nur einen Ton sagen konnte, hatte er den Raum wieder verlassen.

      »Hier werden keine Extrawürste gebraten«, fügte die Schwester brummelnd hinzu, dann verschwand sie ebenfalls.

      »Wäre ich doch bloß zu Hause geblieben«, brachte Valerie unter Tränen hervor, dann schrie sie auf, weil der Schmerz sie schon wieder überfiel.

      Impulsiv griff Sigrid nach ihrer Hand und drückte sie sanft. Sie hätte ihrer Freundin so gern geholfen. Plötzlich kam ihr eine Idee.

      »Weißt du die Nummer von diesem Dr. Daniel auswendig?« fragte sie.

      Erstaunt sah Valerie sie an. »Ja, warum?«

      »Ich rufe ihn an. Vielleicht kann er etwas unternehmen, damit du nicht hier liegen mußt.«

      Hoffnung keimte in Valerie auf. »Ja, Sigrid, versuch es.« Sie nannte ihrer Freundin die Telefonnummer, dann lief Sigrid rasch den Flur entlang bis zur Eingangshalle, wo sie bei ihrer Ankunft schon eine Telefonzelle entdeckt hatte. Und dabei hoffte sie inständig, daß Dr. Daniel etwas für ihre Freundin würde tun können.

      *

      Die Sprechstunde war schon fast zu Ende, als Gabi Meindl noch ein Gespräch zu Dr. Daniel durchstellte.

      »Guten Tag, Herr Doktor, mein Name ist Sigrid Neumeister«, stellte sich die Frau am anderen Ende der Leitung vor. »Ich bin eine Freundin von Valerie Doschek.« Und dann schilderte sie die Ereignisse vom Nachmittag. »Jetzt liegt sie auf diesem schmalen Kreißbett, und ich weiß nicht, wie ich ihr helfen könnte.«

      Dr. Daniel seufzte. »Ich kenne diese Klinik, Frau Neumeister. Die Ärzte und Schwestern dort haben sich mit der natürlichen Geburt nach Leboyer noch nicht anfreunden können.«

      »Und Sie können gar nichts für Valerie tun?« fragte Sigrid verzweifelt.

      »Leider nicht«, entgegnete Dr. Daniel. »Ich bin niedergelassener Gynäkologe und darf mich in die Methoden einer Klinik nicht einmischen, abgesehen davon, daß das in diesem Fall nicht viel nützen würde. In dieser Klinik gibt es keine Kreißsäle mit gedämpftem Licht und breiten, bequemen Betten. Und nach Ihrer Schilderung dürfte es für eine Verlegung in ein anderes Krankenhaus bereits zu spät sein. Frau Doschek wird wohl nichts anderes übrigbleiben, als ihr Baby dort zur Welt zu bringen.« Er überlegte kurz. »Danach soll sie aber darauf bestehen, wieder nach Hause zu fahren. Ambulante Geburten sind heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr, und man wird ihrem Wunsch auch in dieser Klinik ohne weiteres entsprechen. Morgen nach der Vormittagssprechstunde komme ich dann zu ihr wegen der ersten Nachuntersuchung.«

      »Danke, Herr Doktor«, murmelte Sigrid niedergeschlagen.

      »Es tut mir wirklich leid, Frau Neumeister, aber mehr kann ich nicht tun«, erklärte Dr. Daniel bedauernd. »Wenn ich in dieser Klinik Belegbetten hätte, wäre es etwas anderes, aber so… mir sind in diesem Fall die Hände gebunden.«

      »Das verstehe ich natürlich«, meinte Sigrid. »Es ist nur… Valerie tut mir so leid. Sie weint ganz schrecklich, und sie muß fürchterliche Schmerzen haben.«

      »Das kann ich mir vorstellen«, entgegnete Dr. Daniel. »Diese Art der Geburtshilfe wirkt sich auf die Gebärende nicht gerade günstig aus. Die liegende Position, zu der sie gezwungen wird, ist häufig nicht sehr glücklich, um ein Kind zur Welt zu

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