Dr. Daniel Staffel 5 – Arztroman. Marie Francoise

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Dr. Daniel Staffel 5 – Arztroman - Marie Francoise Dr. Daniel Staffel

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begrüßt, und als sie später alle gemütlich beisammensaßen, gelang es Dr. Daniel sogar, seine Sorgen um Gunilla Heidenrath für eine Weile zu vergessen.

      *

      Nach zwei Tagen konnte Gunilla von der Intensivstation auf die normale Station verlegt werden, trotzdem bat Dr. Daniel die Schwestern, noch sehr gut auf die Patientein zu achten, denn die Gefahr weiterer Nachblutungen bestand noch bis zum fünften Tag.

      »Nun, Frau Heidenrath, wie fühlen Sie sich?« wollte Dr. Daniel wissen, als er seine Patientin nach der Sprechstunde besuchte.

      Ein wenig hilflos zuckte Gunilla die Schultern. »Ich weiß nicht so recht, Herr Doktor, müde und wohl auch ein bißchen ängstlich.«

      Dr. Daniel nickte verständnisvoll. »Wegen Ihres Mannes, nehme ich an. Hat er die kleine Helene schon gesehen?«

      Gunilla schüttelte den Kopf. »Gestern war er für ein paar Minuten bei mir und sagte nur, er würde sich die Göre gar nicht erst anschauen.«

      Erneut stieg der Ärger in Dr. Daniel auf, doch er versuchte, sich zu beherrschen. Trotzdem klang in seiner Stimme ein leiser Vorwurf mit, als er sagte: »Er sollte eigentlich froh sein, daß er ein gesundes Kind bekommen hat.«

      Ein sanftes Lächeln huschte über Gunillas Gesicht. »Sie ist ein süßes Baby, nicht wahr?«

      »Sehr süß sogar«, stimmte Dr. Daniel zu, dann wurde er ernst. »Und sie sollte Ihr letztes Kind sein, Frau Heidenrath.«

      Bedauernd schüttelte Gunilla den Kopf. »Das wird Helmut niemals zulassen. Er will einen Sohn, und ich bin durch meine Heirat mit ihm verpflichtet, ihm einen zu schenken.«

      »Moment mal, Frau Heidenrath. Sie unterliegen da einem gewaltigen Irrtum. Im Ehegelöbnis heißt es nur, daß Sie die Kinder, die Gott Ihnen schenken wird, annehmen und im christlichen Glauben erziehen sollen, aber nicht, daß Sie Ihrem Mann so viele Kinder gebären müssen, bis er endlich einen Sohn hat.«

      »Na ja, wenn man es so genau auslegt…«, wandte Gunilla ein, dann seufzte sie. »Eigentlich würden mir fünf Kinder schon reichen. Es waren ja bei mir immer schwierige Schwangerschaften und Geburten.«

      »Richtig, und es waren auch nicht nur fünf, sondern eigentlich acht, wenn man die drei Fehlgeburten, die Sie erlitten haben, mitrechnet. Frau Heidenrath, ich habe es Ihnen nach Kristins Geburt schon einmal gesagt: Sie müssen unbedingt verhüten, wenn Sie Ihren Kindern die Mutter erhalten wollen. Bei Helene ging es gerade noch mal gut, aber Sie dürfen das Schicksal nicht noch einmal herausfordern. Eine sechste Geburt würden Sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht überleben.«

      »Ach, Herr Doktor«, seufzte sie leise. »Sie haben leicht reden. Was glauben Sie, was Helmut mit mir machen würde, wenn ich ihm sage, daß ich die Pille nehmen will?«

      »Soll ich ehrlich sein, Frau Heidenrath?« Dr. Daniel wartete ihre Antwort gar nicht ab, sondern fuhr fort: »Ich habe nicht an die Pille gedacht. Ich würde Ihnen dringend empfehlen, sich sterilisieren zu lassen. Das hätte eigentlich schon nach Kristins Geburt geschehen sollen, aber jetzt ist es praktisch unumgänglich geworden. Frau Heidenrath, Sie sind zweiundvierzig. Auch ohne die Probleme, die Sie bei Schwangerschaften und Geburt haben, würden Sie damit zu einer Risikogruppe gehören. Die Gefahr von Behinderungen bei Kindern, vor allem meine ich das sogenannte

      Down-Syndrom, erhöht sich bei zunehmendem Alter der Eltern ebenfalls, und damit sind nicht nur Sie, sondern auch Ihr Mann gemeint. Er ist ja immerhin auch schon sechs-undvierzig.«

      »Einer Sterilisation wird Helmut niemals zustimmen«, entgegnete Gunilla niedergeschlagen. »Er würde darauf bestehen, daß ich weiterhin Kinder bekomme – und zwar so lange, bis ich endlich einem Jungen das Leben schenke.«

      »Das ist doch Wahnsinn!« begehrte Dr. Daniel auf und wurde dabei lauter, als es eigentlich seine Art war. »Begreifen Sie denn nicht, daß Sie schon durch die nächste Schwangerschaft in ernste Lebensgefahr geraten werden? Wollen Sie dann sechs Kinder zu Halbwaisen machen?«

      Da schluchzte Gunilla hilflos auf. »Was soll ich denn tun? Helmut bringt mich um, wenn ich mich sterilisieren lasse!«

      Spätestens in diesem Moment wußte Dr. Daniel, daß er hier nichts ausrichten konnte. Er mußte Helmut Heidenrath davon überzeugen, daß eine erneute Schwangerschaft Gunillas Tod bedeuten könnte.

      *

      Die Untersuchungen bei Stefanie Scheibler ergaben genau den Befund, mit dem Dr. Daniel schon gerechnet hatte, deshalb bat er auch Gerrit zu diesem Gespräch hinzu.

      »Also, Steffi, eines gleich vorweg«, begann Dr. Daniel, als sie gemeinsam in seinem Büro saßen. »Ich konnte nichts entdecken, was eine Schwangerschaft verhindern würde. Der Unfall, in den du damals verwickelt warst, hatte zwar die Fehlgeburt zur Folge, aber ansonsten hat er keine weiteren Schäden hinterlassen.«

      Voller Verzweiflung sah Stefanie erst ihren Mann, dann Dr. Daniel an.

      »Aber warum kann ich dann nicht mehr schwanger werden?«

      »Weil du die schrecklichen Ereignisse noch immer nicht verarbeitet hast«, antwortete Dr. Daniel ruhig.

      Gerrit nickte. »Genau das habe ich auch schon vermutet. Trotzdem bin ich froh, daß sich Steffi noch einmal untersuchen ließ.«

      »Und was sollen wir jetzt tun?« wollte Stefanie wissen. »Muß ich mich denn einfach damit abfinden, daß ich keine Kinder mehr bekommen kann, weil Martin Bergmann mich damals angefahen hat und ich diesen Unfall nicht richtig verarbeiten kann?«

      »Nein, Steffi, ganz im Gegenteil«, erwiderte Dr. Daniel. »Du sollst dich nicht damit abfinden, sondern versuchen, die Geschehnisse aufzuarbeiten. Wenn du das geschafft hast, dann wirst du auch schwanger werden können.«

      »Das heißt, ich muß zu einem Psychiater«, erklärte Stefanie mit unüberhörbarer Bitterkeit in der Stimme.

      »Nein, Steffi, absolut nicht. Ich bin sicher, daß es ausreichend ist, wenn du mit mir sprichst, und auch Gerrit kann dir helfen, mit dieser unseligen Geschichte fertigzuwerden.« Er schwieg kurz, bevor er ihr noch einen weiteren Rat gab. »Vielleicht solltest du auch versuchen, nicht mehr ganz so verbissen auf eine Schwangerschaft hinzuarbeiten. Ich weiß schon, das ist leichter gesagt als getan, aber erfahrungsgemäß klappt es am ehesten, wenn man gar nicht daran denkt.«

      Stefanie seufzte. »Sie haben recht, Herr Doktor, das ist wirklich leichter gesagt als getan. Dani wird immer größer, und sie soll ihr Geschwisterchen doch möglichst bald bekommen. Wenn sie erst mal fünf oder sechs Jahre alt ist, dann wachsen die beiden doch beinahe wie Einzelkinder auf.«

      »Erstens mal ist es bis dahin noch ein recht weiter Weg. Daniela ist doch erst zwei. Und zweitens bin ich beispielsweise auch fünf Jahre jünger als meine Schwester, und trotzdem hatten Irene und ich nie das Gefühl, wie zwei Einzelkinder aufgewachsen zu sein.« Er lächelte. »Meistens war es für mich sogar sehr schön, so eine große Schwester zu haben.«

      Dr. Scheibler schmunzelte. »Nur meistens?«

      »Gelegentlich können einem große Schwestern auch auf die Nerven fallen«, räumte Dr. Daniel bereitwillig ein. »Aber das ändert sich auch mit zunehmendem Alter nicht. Irene versucht heute noch, mich zu erziehen, wo sie nur kann, dabei sollte dieser Teil meiner Entwicklung eigentlich längst abgeschlossen sein.«

      Stefanie

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