Mami Staffel 8 – Familienroman. Lisa Simon

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Mami Staffel 8 – Familienroman - Lisa Simon Mami Staffel

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Kinderaugen staunten ihn ehrfürchtig an. »Wird es ein dickes Buch? Mensch, das ist ja, das ist ja wahnsinnig. Ein richtiges Buch! Dann bist du wohl ein Dichter? Aber Dichter sind doch auch Menschen und müssen essen und sich mal ausruhen.«

      »Natürlich. Aber in erster Linie brauchen sie Ruhe. Und ich esse, wenn ich Hunger habe, und halte mich nicht an eine Zeit.«

      »Aber das ist sehr ungesund«, mahnte ihn das Kind. »Vielleicht rauchst du sogar.« Die braunen Augen musterten ihn altklug.

      »Nur Pfeife. Aber meistens kaue ich auf dem kalten Pfeifenstiel herum.«

      *

      »Lea, wo bleibst du denn? Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«

      Sofort sprang das Kind auf die Füße und rief schuldbewußt: »Sei nicht sauer, Susanne. Ich hab einfach die Zeit vergessen.«

      Jonathan drehte den Kopf, und vor Staunen vergaß er, den Mund zu schließen. Das sollte eine Mutter von fünf Kindern sein? Unmöglich. Dieses Wesen war gertenschlank, hochgewachsen und wirkte mit ihren blonden Haaren, die bis zu ihrer Schulter reichten, wie ein junges Mädchen.

      Blaue Augen, so blau wie der Himmel, musterten ihn abwartend. Jonathan erinnerte sich an seine gute Manieren und erhob sich langsam, wie in Zeitlupe.

      »Das ist der Mann, der unserem Haus gegenüber wohnt«, sprudelte Lea hervor, sie lief auf Susanne zu, umklammerte ihre Hand und strahlte sie an. »Ist das nicht toll? Weißt du, daß er ein Dichter ist? Einer, der ein dickes Buch schreibt.«

      Jonathan konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, es blitzte in seinen Augen, als er zu Susanne hinübersah. Natürlich war sie nicht die Mutter der fünf Kinder, vermutlich hatte er Lea falsch verstanden.

      »Nolde«, stellte er sich vor und senkte eine Winzigkeit den Kopf.

      »Jetzt muß du auch deinen Namen sagen, Susanne. Nein, das mach’ ich für dich. Sie heißt Susanne Schöne, wie wir auch, weil sie ja unsere Mutter ist.«

      Susanne verzog nur ein wenig den Mund, vielleicht sollte es ein Lächeln sein. Jo musterte sie unverwandt, er dachte gar nicht daran, daß es sehr unhöflich war, jemanden so anzustarren.

      Sie war nicht nur schlank und jung, sie war auch von einer besonderen Schönheit. Es war keine Schönheit, die grell ins Auge fiel. Es war eine Schönheit, die man entdecken mußte. Nichts an diesem Wesen wirkte aufdringlich.

      »Sie haben einen berühmten Namen.« Ihre Stimme klang ein wenig heiser. Sie hatte den Arm um Leas Schultern gelegt, das Kind schmiegte sich zärtlich an sie.

      Jonathan war enttäuscht. Sie strahlte so eine Natürlichkeit aus, aber sie war nicht anders als die jungen Damen, über die er ständig stolperte.

      Gleich würde sie ihm sagen, daß sie all seine Bücher gelesen hatte und von ihnen begeistert wäre. Er kannte diese Art der verlogenen Konservation.

      »Ach ja?« Er musterte sie abwartend.

      »Ich denke an den Maler und Graphiker Emil Nolde.« Irrte er sich, oder schwang Spott in ihrer Stimme mit? »Sie wissen doch sicher, daß er der Hauptmeister des deutschen Expressionismus war. Von einem Schriftsteller dieses Namens habe ich noch nie gehört.«

      Einen Augenblick verschlug es ihm die Sprache.

      Sie wollte ihn ärgern, er wußte nur nicht warum. Er mochte Frauen mit spitzen Zungen nicht, er liebte sie sanft und anschmiegsam, und wenn sie ihm lästig wurden, dann machte er sich davon. Jonathan war anständig genug, den Damen das sofort, gleich zu Anfang der Beziehung, zu sagen. Keine Bindung, meine Liebe. Wenn es anfängt, eheähnlich zu werden, mach ich mich aus dem Staub. Und keine Tränen.

      »Ich schreibe nicht unter dem Namen Nolde«, erklärte er ihr gekränkt.

      »Das interessiert mich nicht.« Sie war wirklich abscheulich. Besaß das Gesicht eines Engels und die Zunge eines Teufels. Er haßte rechthaberische Frauen.

      »Herr Karsten war soeben bei uns…« Ach, daher wehte der Wind. Ihre Augen funkelten ihn herausfordernd an. Trotz seines Ärgers begeisterte ihn ihr sprechendes, temperamentvolles Gesicht.

      »Ach ja?«

      »Fällt Ihnen keine andere Bemerkung ein?« fuhr sie ihn böse an. »Ach ja ist nicht sehr viel. Herr Karsten erzählte mir, daß Sie wegen des übermütigen Lachens der Kinder einen Tobsuchtsanfall bekommen haben, und als Sie hörten, daß fünf Kinder Ihre Nachbarn sind, sollen Sie einen Nervenzusammenbruch gespielt haben.«

      »Vergessen Sie das Bellen des Hundes nicht.« Er schob die Hände in die Taschen seiner ausgebeulten Hose, er war sich gar nicht bewußt, daß er mit den Füßen wippte. Für Susanne war er der arroganteste, schlecht erzogenste Mensch, dem sie je begegnet war. Wie unverschämt er sie musterte.

      »Meint er Charlie?« fragte das Kind ängstlich und sah von Susanne auf den Mann, den sie eben noch so nett gefunden hatte.

      »Ja, Lea. Er meint unseren Charlie. Er ist ihm zu laut, und euer Lachen stört ihn auch.« Es klang, als knirschte sie bei den Worten mit den Zähnen.

      »Wir haben das Haus gemietet, es war mühsam genug, ein Haus zu finden, in dem wir uns alle wohl fühlen und mit Lärm und Lachen niemanden stören«, fuhr sie ihn mit blitzenden Augen an. »Die Kinder haben diese unbeschwerten Ferien bitter nötig.« Einen Moment brach ihre Stimme, sie schluckte, fuhr aber kampfbereit fort: »Wir lassen uns nicht vertreiben, wenn mir Herr Karsten auch von einem Häuschen im Dorf erzählte. Wir bleiben. Wenn Kinderlachen sie dermaßen stört, dann… dann müssen Sie sich eben etwas anderes suchen.«

      Er hielt dem Blick ihrer wütenden Augen stand. Der Ärger auf dieses unverschämte Wesen wurde übermächtig.

      »Ich danke gar nicht daran, mein Domizil aufzugeben. Ich sitze mitten in einer schwierigen Arbeit und brauche meine Ruhe. Darum kam ich hierher, um in Ruhe und Frieden meine Arbeit zu vollenden.«

      »Das klingt ja, als ob Sie schon mit einem Fuß im Grab stehen«, höhnte sie. »Wenn Sie ein solches Nervenbündel sind, dann sollten Sie sich irgendwo im Wald verkriechen. Aber vielleicht stört Sie da das Zwitschern der Vögel, und wenn der Wind durch die Zweige fegt, fühlen sie sich vermutlich persönlich gekärnkt.«

      »Meint er, wir sind zu laut, und meckert er genauso über uns wie Frau Winter? Die sich sogar über unseren Krach beschwert, wenn wir gar nicht im Garten sind?«

      Sie strich der Kleinen mit einer zärtlichen Geste das Haar aus der Stirn.

      »Hören Sie«, erklärte er gereizt, bevor sie dem Mädchen antworten konnte. »Ich habe nichts gegen Kinder, schon gar nichts gegen Hunde. Aber als ich heute morgen den unerwarteten Lärm hörte, war ich natürlich außer mir. Ich steckte mitten in der Arbeit und hatte das Gefühl gut voranzukommen. Aber vielleicht verstehen Sie das nicht.«

      »Ich gebe mir auch keine Mühe«, war ihre patzige Antwort, und ihre Augen wurden nicht eine Spur freundlicher. Daß er ihr einen Friedenszweig geboten hatte, nahm sie einfach nicht zur Kenntnis. »Die Kinder haben den Urlaub bitter nötig. Sie sollen sich austoben, sie sollen sich wohlfühlen. Ich kann auch Charlie nicht das Maul zubinden.«

      »Bloß nicht«, warf Lea erschrocken ein. Unglücklich sah das Kind von einem zum anderen und begriff nicht, warum sie redeten als wären sie verfeindet. Das sah

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