Mami Staffel 8 – Familienroman. Lisa Simon
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Читать онлайн книгу Mami Staffel 8 – Familienroman - Lisa Simon страница 8
Thomas machte Anstalten, der Schwester nachzurennen.
»Laß sie«, bat Susanne lieb und legte einen Moment ihre Hand auf Thomas verkrampfte Finger. »Sie kommt schon zurecht. Wenn ihr nach Weinen zumute ist, wollen wir sie weinen lassen. Tränen können auch erleichtern. Wenn man sie
hinunterschluckt, drückt es aufs Herz.«
»Aber Hannes sagt, wir sollen nicht heulen.« Lea sah ängstlich auf Susanne. Sie war ebenso empfindlich wie Johann, sie spürte sofort Spannungen. Empfindsam, wie sie war, ängstigte sie sich schnell um Menschen, die sie liebte.
»Seht euch nur mal Charlie an«, versuchte Thomas, die anderen abzulenken. »Er dreht sich wie ein Kreisel um sich selbst. Ob er glaubt, ein gefährliches Tier hat sich bei uns eingeschlichen? Manchmal ist er doch wirklich zu blöde, ein richtiger blöder Hund.«
»Selbst ein blöder Hund«, fuhr Lea ihn an.
»Hört einmal zu.« Susanne brauchte nicht einmal lauter zu sprechen, die Kinder verstummten sofort. »Ich habe eine Überraschung für euch. Eigentlich wollte ich sie euch erst morgen früh sagen. Aber Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Herr Karsten erzählte mir, daß hier in der Nähe ein kleines Becken ist, eingefaßt von Felsen. Wir müßten es eigentlich finden, er hat mir den Weg dorthin sehr genau beschrieben. Stellt euch vor, in dem kleinen See ist Süßwasser. Ist das nicht ein Wunder der Natur? Wir werden uns das Wasser natürlich mit vielen Vögeln teilen müssen. Zum Trinken kommen sie alle dorthin.«
Später, als Susanne Fridolin ins Bett brachte, saßen die Kinder hinter dem Haus, die Mädchen und Thomas schmiedeten Pläne, wie sie den »Feind« ärgern konnten. Hannes sagte nichts, er schnitzte an einem Stock.
»Mensch, du machst vielleicht ein Gesicht«, fuhr Thomas den Bruder an. Daß ihn Hannes verbissene Miene ängstigte, sagte er natürlich nicht.
Hannes blies eine Strähne aus seiner Stirn und schnitzte weiter, daß die Späne flogen.
»Wenn ich nur wüßte, was Susanne hat«, murmelte er mehr für sich selbst. »Irgend etwas ängstigt sie, ich kenne sie doch.«
Sogar Lea klopfte das Herz vor Angst, aber sie tippte nur gegen ihre Stirn. »Nichts hat sie. Du siehst Gespenster. Vielleicht glaubt sie, sie kann uns nicht richtig erziehen. Du mußtest bei Tisch ja unbedingt so eine dämliche Bemerkung machen. Es wird schon alles recht werden, das sagte Mami immer.« Sie schluckte tapfer die Tränen hinunter. »Überleg lieber mit uns. Wir sollten uns was Lustiges einfallen lassen. Ihr müßt doch zugeben, daß der Mann sich anständig verhalten hat. Er hat weder gemeckert noch hat er sich bei Susanne über uns beschwert. Ich finde, er ist schon in Ordnung.«
»Wir könnten seine Fenster schwarz anmalen. Wenn er schläft, natürlich erst.«
Thomas wieherte vor Lachen. »Dann denkt er noch mittags, es ist Nacht.«
Hannes war einen Moment von seinen Ängsten abgelenkt. »Ich habe eine viel bessere Idee.« Sein Mund zog sich vor Vergnügen in die Breite. »Hört mal zu. Es ist ja eine Tatsache, daß Männer, die am liebsten hinter der Schreibmaschine sitzen, nicht gern laufen.«
»Woher weißt du das?« fragte Laura verblüfft.
»Das weiß man eben«, wurde sie von Hannes hochmütig belehrt. »Hört zu.«
*
Morgens um sechs fuhr Jonathan aus dem Schlaf. Das Bellen von Charlie klang so laut in seinen Ohren, als wäre der Hund bei ihm im Zimmer.
Jonathan hatte Grund, sich über sich selbst zu wundern. Es ärgerte ihn nicht einmal. Er reckte sich, gähnte ausgiebig, er fühlte sich wunderbar ausgeschlafen, dabei war er eigentlich ein Nachtmensch. Er bildete sich ein, bei Lampenlicht am besten arbeiten zu können. Natürlich schrieb er auch tagsüber, aber ganz sicher hatte er zu dieser Stunde noch nie an der Schreibmaschine gesessen.
Nach einem kalten Duschbad, einem ausgiebigen Frühstück, allerdings unrasiert, angetan mit seinen verbeulten Cordhosen, saß er an seiner Schreibmaschine, die Fenster weit geöffnet.
Seine Phantasiewelt umgab ihn, die Figuren tanzten um ihn herum. Die Ideen flossen aus seinen Fingern auf die Tasten, und er spürte, daß es gute Arbeit war.
Er hatte schon lange nicht mehr einen solchen Schaffensdrang empfunden.
Ein Räuspern holte ihn unsanft in die Wirklichkeit zurück.
»Ich hab’ geklopft«, verteidigte sich Thomas. Einen Augenblick fürchtete Thomas sich vor dem Mann. Komisch sah er aus, die Finger noch auf den Tasten, starrte er ihn an. »Ich bin Thomas.«
Am liebsten wäre Thomas davon gerannt. Aber jetzt entspannte sich das Gesicht, jetzt sah er wieder normal aus.
»Entschuldige, aber ich war so in meiner Arbeit vertieft. Nett von dir, daß du mich besuchen kommst.«
Aber die braunen Augen musterten ihn, als traute er dem Jungen nicht. Er verzog allerdings den Mund dabei, als müßte er ein Lachen unterdrücken.
»Nee, besuchen wollte ich Sie nicht«, verwahrte sich Thomas. Mit dem Absatz seiner Turnschuhe rieb er über sein Schienbein. Brandrot vor Verlegenheit war er: »Ich muß Ihnen was ausrichten. Es ist im Dorf beim Krämer, wo ja auch die Post ist, für Sie angerufen worden. Aber von wem, den Namen hab’ ich vergessen.«
Thomas schwitzte Blut und Wasser. Zum Teufel mit seinem Bruder Johann. Der Mann würde sofort den Schwindel durchschauen. Nach einem ängstlichen Blick auf die Muskeln des Mannes, die man deutlich durch das dünne Hemd sah, bekam er es mit der Angst zu tun.
»Und was hat man mir ausrichten lassen? Warst du heute morgen schon im Dorf?«
Thomas nickte, die Kehle war ihm eng. Ganz bestimmt stand ihm die Lüge auf der Stirn geschrieben.
»Sie sollten sofort zurückrufen, es ist wichtig.«
»Mach dir keine Gedanken, daß du den Namen vergessen hast«, beruhigte ihn der Mann. Mit einem Seufzer schob Jonathan die Maschine zurück. »Es weiß nur ein einziger, wo ich mich versteckt habe. Aber wenn ich anrufen muß, ist es bestimmt sehr wichtig. Nett von dir, daß du mir Bescheid sagst. Kann ich das irgendwie gutmachen? Vielleicht mit einem kleinen Zuschuß für dein Taschengeld?«
Thomas schwitzte noch mehr, wenn das überhaupt noch möglich war. Das wäre ja ein richtiger Judaslohn.
»Nee, danke. Das hab ich gern getan.« Thomas strebte zur Tür.
»Warte einen Augenblick.« Der Mann war aufgestanden. Groß war er. Thomas hatte ihn nicht so breitschultrig in Erinnerung gehabt. Ängstlich sah er zu ihm auf.
»Hör mal«, der Mann lächelte auf ihn hinunter. Eigentlich hatte Lea recht, so übel war er gar nicht. Sollte er einfach sagen, das stimmt gar nicht? Wir wollten Ihnen nur einen Streich spielen?
»Du siehst aus, als hättest du Angst vor mir. Glaub’ mir, bitte, mich hat heute morgen nicht mal das Bellen des Hundes gestört. Ich finde es ausgesprochen nett, daß ich Nachbarn habe. Willst du nicht wenigstens einen Saft trinken? Du siehst ganz verschwitzt aus.«
»Sie sind sehr freundlich«, würgte Thomas heraus. Das war