Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Bestseller Paket

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es richtig zu sagen. Ihr Vater hatte eine solche Teestube. Er kann mich nicht leiden. Er wollte nicht, daß wir uns trafen. Genau wie Lorna. Sie haßt Gladys. Sie sagt, daß sie meine Karriere verderben würde. Lorna betrachtete mich als ihren Sohn. Sie hat ihren eigenen Sohn verloren, als er zehn Jahre alt war. Er spielte auch Klavier. – Sie ist verrückt, Isabel. Ihr Sohn hieß auch David. Sie bildet sich ein, daß ich ihr Sohn bin.«

      Er sank plötzlich in sich zusammen und schlug die Hände vor sein Gesicht.

      »Ich habe doch nicht gedacht, daß sie sich so in diese Idee verrennen würde«, murmelte er. »Ich habe nie gedacht, daß man mich mal als ihren Geliebten bezeichnen könnte. Das ist Wahnsinn, und wenn es so weitergeht, werde ich auch wahnsinnig.«

      Isabel staunte und war bestürzt. Das schien ja ganz anders zu sein, als alle Welt vermutete, oder legte er es nur so aus, um den Schein zu wahren?

      Nein, man konnte, man mußte es ihm glauben. Irgendwie war er zu naiv, um so überzeugend lügen zu können, aber immerhin war er ein Künstler, vielleicht nicht nur ein guter Pianist, sondern auch ein guter Schauspieler.

      Sie wollte jetzt noch mehr über Gladys herausbekommen, aber sie ließ ihm erst ein paar Minuten zur Besinnung.

      Er hob den Kopf und sah sie mit seinen nachtdunklen, schwermütigen Augen an.

      »Was denken Sie von mir?« fragte er. »Daß ich hysterisch bin, daß mir der Erfolg zu Kopf gestiegen ist? Ich wollte doch nur wegen Gladys berühmt werden. Damit ihr Vater nichts mehr gegen unsere Verbindung einwenden könnte.«

      »Wann haben Sie zuletzt von ihr gehört, David?« fragte Isabel, die sich plötzlich in die Rolle einer Beichtmutter gedrängt sah und so schnell nicht damit fertig wurde, denn dazu hatte sie, die alles so nüchtern sah, eigentlich kein Talent. Aber sein Vertrauen rührte sie.

      »Seit ich auf Tournee bin, gar nichts mehr«, erwiderte er tonlos. »Aber ich glaube, daß Lorna es verhindert hat. Ich war ja kaum eine Minute unbewacht. War ich in meinem Hotelzimmer, wurde das Telefon abgestellt. Damit ich angeblich nur ja Ruhe hätte. Ach, es läßt sich nicht schildern. Manchmal hasse ich Lorna, dann tut sie mir leid. Sie hat so viel Geld. Sie weiß nicht, was sie damit anfangen soll. Es ist doch traurig für solch eine Frau, wenn sie das einzige Kind verliert.«

      Isabel dachte an die eiskalten Augen dieser Frau und empfand augenblicklich kaum Bedauern. Aber vielleicht waren diese Augen nicht immer so kalt, vielleicht nur dann, wenn jemand in Erscheinung trat, der etwas von David wollte, der etwas von seiner Zeit beanspruchte.

      Gewiß war auch David Delorme augenblicklich ein Fall für einen Arzt, aber Lorna Wilding war dies möglicherweise viel mehr.

      Hoffentlich kam Daniel nun bald. Sie wußte nicht mehr, was sie mit David reden sollte. Sie konnte ihn doch nicht am laufenden Band ausfragen!

      Da war sie ganz unerwartet in eine verflixte Situation geraten. Sie hatte gemeint, ein interessantes Exklusivinterview von David zu bekommen, und nun saß er vor ihr wie ein hilfloses, verlorenes Kind, nicht wie ein Genie, wie ein Star, der raketenhaft am Himmel aufgegangen war.

      *

      Daniel sah Isabels Wagen vor dem Hause stehen. Er erkannte ihn sofort. Er war in seinem kräftigen Gelb kaum zu übersehen, und im Rückfenster klebte das Schild »Presse«.

      Er runzelte die Stirn. Was wollte Isabel von ihm?

      Wenige Sekunden später schloß er seine Wohnungstür auf und Lenchen, die doch so schwerhörig war, kam sogleich aus der Küche.

      »Es ist Besuch da«, sagte sie, »ein Herr und eine Dame.«

      Ein Herr und eine Dame, also war Isabel nicht allein gekommen. Es beruhigte ihn. Und Lenchen schien auch nicht pikiert. Das beruhigte ihn noch mehr. Sie hatte sehr moralische Ansichten.

      Fassungslos blickte er dann aber David Delorme an.

      »Endlich bist du da«, sagte Isabel erleichtert. »Wir warten schon lange. Das ist Dr. Norden, David!«

      Es überraschte Daniel, daß sie ihn schon beim Vornamen nannte. David hatte sich erhoben und machte eine linkische Verbeugung, die deutlich seine Unsicherheit verriet.

      »David braucht Hilfe«, sagte Isabel. »Er ist mit den Nerven am Ende.«

      Er sah sie mißtrauisch an. Das hatte sie ihm doch gestern schon einzureden versucht. Man würde ihn fertigmachen, hatte sie behauptet.

      »Soll ich erst allein mit Dr. Norden sprechen, David?« fragte Isabel.

      Er nickte geistesabwesend. »Excuse me, Sir«, sagte er entschuldigend.

      »Möchten Sie vielleicht ein paar Minuten auf die Dachterrasse gehen?« fragte Daniel, der sich von seiner Überraschung noch immer nicht erholt hatte.

      »Sehr gern.« Als er so dahinging, wirkte er fast unscheinbar. Faszinierend wurde er wohl nur durch sein Spiel.

      In ihrer kurzen, prägnanten Ausdrucksweise schilderte Isabel, was geschehen war. Es war unmißverständlich.

      »Das kann ja wirklich zu einer Psychose ausarten, bei ihm wie auch bei Lorna Wilding«, sagte Daniel nachdenklich. »Aber was soll ich mit ihm machen? Ich kann ihn doch nicht einsperren? Verbergen kann ich ihn auch nicht.«

      »Oh, ich hätte da aber schon eine Idee«, sagte Isabel. »Die Insel der Hoffnung!«

      »Sollen wir gleich mit einem Skandal beginnen?« fragte er irritiert.

      »Ärzte haben Schweigepflicht, und du hast mir erzählt, daß dort niemand unter seinem Namen in Erscheinung treten soll. Allein der Mensch gilt.«

      »Er ist aber doch schon ein bekannter Mann«, wendete er ein

      »Auf dem Podium. Aber wenn er einem auf der Straße, in einem gewöhnlichen Anzug begegnet, erkennt man ihn doch kaum«, erklärte Isabel. »Ich wäre bestimmt an ihm vorbeigelaufen.«

      »Erst werde ich mich mit ihm unterhalten«, sagte Daniel. »Meine Zeit ist heute aber sehr begrenzt. Ich muß noch viel erledigen. Das ist ein Tag«, fügte er seufzend hinzu. »Ich gehe jetzt zu ihm.«

      »Kannst du dich allein mit ihm verständigen?« fragte Isabel.

      »Na, hör mal, soviel englisch werde ich doch noch zusammenbringen«, lächelte er. »Ganz einseitig bin ich ja auch nicht begabt.«

      Aber David war vor allem davon angetan, daß Daniel soviel von Musik verstand. Seine Miene lockerte sich, und er war plötzlich wie umgewandelt.

      »Sie glauben ja nicht, was es bedeutet, mal wieder mit einem Menschen reden zu können.«

      »Es reden doch sicher viele Menschen mit Ihnen«, sagte Daniel.

      »Menschen? Ich weiß nicht. In mir sehen sie doch auch keinen Menschen. Ich passe nicht in diese Welt. Man wird so schnell hineinprogrammiert und dann ebenso schnell wieder fallengelassen.

      »Aber jetzt machen Sie doch viele Menschen mit Ihrer Musik glücklich«, sagte Daniel.

      »Die sie wirklich verstehen, wie ich sie verstehe, fallen nicht über mich her«, sagte David. »Ja, für diese Menschen spiele ich. Ich sage es

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