Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 33
Einen solchen Erholungsaufenthalt hätte sich Hilde Gradel nie leisten können. Von der Krankenkasse wäre sie irgendwohin geschickt worden, wo sie sich wahrscheinlich todunglücklich gefühlt hätte, denn die Trennung von ihrem Mann, mit dem sie über dreißig Jahre verheiratet war, fiel ihr schwer. Aber auf der Insel der Hoffnung brauchte sie sich nicht fremd zu fühlen. Dort herrschte der gleiche Geist, mit dem Dr. Daniel Norden auch seine Stadtpraxis betrieb, mit großem menschlichem Verständnis für seine Patienten, gleich, ob arm oder reich, mit leidenschaftlicher Hingabe an seinen Beruf, wie es einst sein Vater auch gehalten hatte.
Wenn man Daniel Norden nur flüchtig kannte, traute man es ihm nicht zu, daß er ein so gemütvoller Arzt war. Er wirkte eher wie ein Sportsmann, und nach seiner äußeren Erscheinung hätte man ihn auch für einen Filmstar halten können. Das war wohl auch ein Grund dafür, daß viele Frauen zu ihm kamen. Was ihn daran ein wenig störte, war die Tatsache, daß jede meinte, er müsse Zeit für ein Plauderstündchen haben.
Helga Moll, seine Sprechstundenhilfe, von ihm Molly genannt, mußte da manchmal ganz energisch, wenn auch mit aller Diskretion, einschreiten. Sie machte das allerdings sehr geschickt. Auch jetzt wieder, als Frau Brehmer gar keine Anstalten machte zu gehen.
»Dringender Anruf, Herr Doktor«, schallte es aus der Sprechanlage. »Herzanfall.«
»Sie entschuldigen, gnädige Frau«, sagte Dr. Norden zu Frau Brehmer. »Sie haben es vernommen.«
Wohl oder übel mußte sie jetzt gehen. »Lassen Sie sich doch nicht so hetzen«, sagte sie mit einem süßlichen Lächeln. »Das haben Sie doch gar nicht nötig.«
»Wenn ein Menschenleben auf dem Spiel steht?« fragte er, obgleich er annahm, daß Molly einmal wieder zu einer energischen Maßnahme Zuflucht genommen hatte, um die anhängliche Frau Brehmer aus der Praxis zu vertreiben.
Dem war aber nicht so. Der Notruf war wirklich gekommen. Und zwar von der Frau des Hoteliers Kürten. Schon der zweite Herzanfall innerhalb von vier Wochen.
Es war gut, daß Frau Brehmer die letzte Patientin gewesen war. Sie richtete es immer so ein, weil sie dann hoffte, daß Dr. Norden länger Zeit für sie haben würde.
Dr. Norden dachte daran nicht mehr, als er auf schnellstem Wege zu dem Hause der Kürtens fuhr, das in einer stillen Straße der Villenkolonie lag.
Ein sehr blasses, zierliches junges Mädchen öffnete ihm.
»Dr. Norden?« fragte sie leicht überrascht, doch scheu und bebend. »Ich bin Astrid Kürten. Papa geht es gar nicht gut.«
Dr. Norden schenkte ihr keine weitere Beachtung. Er eilte schon die Treppe hinauf, an deren oberem Absatz Frau Kürten mit sorgenvoller Miene stand.
»Diesmal ist es noch schlimmer«, sagte sie leise. Davon konnte er sich gleich darauf überzeugen.
»Diesmal muß Ihr Mann in die Klinik«, sagte er, nachdem er dem Kranken eine Spritze gegeben hatte. »Die Verantwortung, ihn zu Hause zu lassen, kann ich nicht übernehmen.«
»Aber Sie kennen doch meinen Mann«, sagte Frau Kürten erregt.
»Er muß unter ein Sauerstoffzelt«, sagte Dr. Norden, und schon war er auf dem Wege zum Telefon. Hier war höchste Eile geboten, und doch ahnte er noch nicht, daß das blasse junge Mädchen, das zitternd an der Tür lehnte, ihn einmal noch bedeutend mehr beschäftigen würde als ihr Vater.
Er verständigte die Klinik und bestellte den Krankenwagen.
»Ich werde ihn persönlich zu Professor Manzold bringen«, sagte er zu Astrid Kürten. »Nun weinen Sie doch nicht gleich. Ihrem Vater kann doch geholfen werden.«
Es läutete an der Tür. Es war noch nicht der Krankenwagen. Es war ein junges Mädchen, sehr hübsch und quicklebendig. Das Gegenteil von Astrid Kürten.
»Was ist denn bei euch los?« fragte sie.
»Papa ist schwer krank«, erwiderte Astrid unglücklich.
»Dann rühre ich mich später. Ich wollte dir nur verkünden, daß ich mich mit Wolf verlobt habe, Astrid.«
Ziemlich taktlos, dachte Dr. Norden, und er sah, wie Astrid schwankte.
»Herr Kürten ist sehr krank«, sagte er zu dem Mädchen, der nun glühende Röte ins Gesicht schoß.
»Entschuldigung, das war dumm von mir«, sagte sie. »Tut mir leid, Astrid. Alles Gute für deinen Vater.«
Dann sah sie Dr. Norden mit einem leicht herausfordernden Blick an. »Sie sollten sich vielleicht auch mal um Astrid kümmern«, sagte sie.
»Ich bin nicht krank«, stieß Astrid hervor, doch dann kam der Krankenwagen.
Das Mädchen verschwand schnell.
Dr. Norden bemerkte noch, daß Astrid mühsam nach Fassung rang, dann bemühte er sich um seinen Patienten, und wenig später fuhr er hinter dem Krankenwagen her zur Klinik.
*
Melanie Kürten hatte sich den Mantel angezogen. »Ich möchte auch zur Klinik fahren«, sagte sie. »Begleitest du mich, Astrid?«
»Ja, Mama«, erwiderte sie gehorsam wie ein kleines Mädchen.
»Deine Freundin Lilly ist sehr robust«, bemerkte Frau Kürten nebenbei. »Aber es wäre ganz gut, wenn du etwas von ihrem Selbstbewußtsein hättest.«
»Das habe ich nun mal nicht«, sagte Astrid trotzig.
»Habe ich richtig gehört, sie hat sich mit Wolf verlobt?« fragte Frau Kürten.
»Du hast richtig gehört«, erwiderte Astrid mit zitternder Stimme. »Aber ist Papa nicht wichtiger?«
»Natürlich ist er wichtiger, aber du machst mir auch Sorgen, Kleines.«
Sie machte sich ehrliche Sorgen um ihre Tochter. Sie war eine gute Mutter. Es tat ihr immer wieder weh, daß Astrid so gar nichts aus sich zu machen verstand. Ihre einzige Tochter, die sich doch alles erlauben könnte, und dazu war sie doch ein sehr intelligentes Mädchen.
Vor einem Jahr hatte sie ihr Abitur glänzend bestanden, dann noch ein Jahr die Hotelfachschule besucht. Es war ihr ausdrücklicher Wunsch gewesen, denn sie wollte in den väterlichen Betrieben arbeiten. So richtig ernst genommen hatten ihre Eltern diesen Wunsch nie, aber dieses eine Mal hatte Astrid ihren Willen durchgesetzt.
In sie hineinschauen konnte man nicht. Während Melanie Kürten mit Astrid im Wartezimmer der Klinik saß, versuchte sie es, aber sie mußte wieder einmal feststellen, daß ihre Tochter ihr ein Rätsel war.
Sie hat mir Wolf weggenommen, dachte Astrid. So einfach war das für sie, und ich habe gedacht, sie sei meine Freundin.
So etwas durfte sie