Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Bestseller Paket

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Cornelius hatte gegen Abend mit Erstaunen bemerkt, daß er plötzlich hinter dem Rollstuhl stand und ihn dann vor sich herschob.

      Ein leises Erschrecken war über das leidvolle junge Gesicht des Mädchens gehuscht, als sie sich umwandte und bemerkte, wer ihren Stuhl da vorwärtsbewegte.

      »Es ist ein schöner Abend«, sagte David. »Wir werden ein wenig die herrliche Luft genießen, Katja.«

      Vielleicht war er so schnell mit ihr vertraut geworden, weil er sich in seiner Sprache mit ihr unterhalten konnte, vielleicht war es auch Mitgefühl mit diesem hilflosen Wesen.

      In Anne Fischers feinem Gesicht spiegelten sich widersprüchliche Empfindungen, als sie den beiden nachblickte.

      »Ob das gut für Katja ist«, sagte sie leise vor sich hin.

      »Schlecht kann es nicht sein«, bemerkte Dr. Cornelius. »David hat so viel Gefühl, daß er bestimmt den richtigen Ton findet.«

      Was die beiden miteinander gesprochen hatten, erfuhren sie nicht, und als sie jetzt im Musiksalon waren, störte sie niemand. Die Töne drangen nach draußen, zauberhafte, weiche Melodien, die keiner von ihnen kannte und die David hier noch nicht gespielt hatte.

      »Von wem sind diese Lieder, David?« fragte Katja, als er seine Finger von den Tasten nahm.

      »Von mir, eigene Kompositionen. Sie sind die erste, die sie hören.«

      Ein rosiger Hauch überflutete ihr feines Gesichtchen, und ein Leuchten kam in ihre Augen.

      »Es ist wunderschön«, flüsterte sie.

      David rückte näher an sie heran und griff nach ihrer Hand. »Ich werde sie Katja widmen, die mich dazu inspiriert hat«, sagte er. »Ich lasse sie hier zurück, wenn ich wieder fortgehen muß, und ich werde sie erst wieder spielen, wenn ich hierher zurückkomme.«

      »Sie wollen wiederkommen, David?« fragte Katja staunend.

      »Ja, immer wieder. So oft ich Zeit habe. Ist es nicht seltsam, Katja, aber zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich an einem Platz zu Hause. Hier, auf der Insel der Hoffnung. Man wird zum Zigeuner, wenn man einen solchen Platz nicht hat.«

      Katja entzog ihm ihre Hand und schob sie in ihre andere. Wie zum Gebet gefaltet lagen sie nun in ihrem Schoß.

      »Ich habe mir gewünscht, viel von der Welt sehen zu können«, sagte sie leise.

      »Ich habe schon viel gesehen«, sagte David, »aber nirgendwo war es so schön, so still wie hier. Nirgendwo war ich so glücklich und frei.«

      Katja blickte zum Flügel. »Das ist doch Ihre Welt, David«, sagte sie sinnend.

      »Ein Teil meiner Welt, gewiß. Werden Sie hierbleiben?« lenkte er ab.

      »Wohin sollte ich wohl? Ich kann doch nicht gehen«, stieß sie hervor.

      »Eines Tages werden Sie wieder gehen können«, sagte David eindringlich. »Glauben gibt Stärke.«

      »Glauben Sie an Gott und seine Gerechtigkeit?« fragte Katja. »Warum hat er uns meinen Vater genommen und mir meinen Verlobten? Warum nimmt er gute Menschen so früh von dieser Welt? Soll man da nicht zu zweifeln beginnen?«

      »Ohne Zweifel wird wohl kein Mensch sein, oder er täuscht sich selbst«, sagte David. »Jeder Mensch muß mit dem Schicksal fertig werden, das ihm auferlegt wird. Das sind große Worte, nicht wahr? Ich beginne auch erst darüber nachzudenken, seit ich hier bin. Aber das Leben bringt nicht nur Leid, Katja, es bringt auch Freude.«

      An der Türe standen Johannes Cornelius und Anne Fischer. Die beiden jungen Menschen bemerkten sie nicht. Dr. Cornelius nahm Annes Arm und zog sie von der Tür fort.

      »Die beiden können wir gut sich selbst überlassen«, sagte er draußen zu ihr und schickte einen Blick zum Sternenhimmel empor. »Ich glaube, daß Friedrich Nordens Geist unter uns ist«, fuhr er leise fort. »Ich glaube, daß sich sein heißes Wollen erfüllen wird, Anne.«

      »Man kann nicht in der Vergangenheit verharren«, sagte sie sinnend. »Man muß in die Zukunft schauen.«

      »Aber die Gegenwart darüber nicht vergessen«, sagte Dr. Cornelius.

      Ein paar Tage später kam Fee zurück. Daß sie verändert war, sah ihr Vater sogleich. Ihm stockte der Atem, als er in ihr von innen heraus durchleuchtetes Gesicht blickte.

      »Nun gehöre ich nicht mal zu den ersten, die dir zum Doktor gratulieren, mein Kind«, sagte er leise.

      »Das ist nur ein Titel, Paps«, erwiderte Fee. »Was ich leisten werde, zählt mehr. Und ich möchte viel leisten.«

      »Also kommst du mit Ehrgeiz vollgestopft«, meinte er. »Willst du Daniel beweisen, daß mehr in dir steckt, als für ein paar Tage eine gute Hilfe zu sein?«

      »Ihm brauche ich nichts zu beweisen. Und mit ihm Hand in Hand zu arbeiten, soll nicht auf diese paar Tage beschränkt bleiben.« Sie unterbrach sich, als sie David gewahrte, der lächelnd auf sie zukam.

      »Ich habe ihm einiges zu sagen, Paps«, erklärte Fee. »Wir sprechen uns später noch.«

      Er konnte sich seinen Gedanken hingeben. Fee ging mit David durch den Park. Sie wußten nicht, daß Katja an ihrem Fenster saß und ihnen nachblickte, mit einem wehmuts- und entsagungsvollen Ausdruck.

      »Lorna Wilding wartet auf eine Nachricht von Ihnen, David«, begann Fee zögernd. »Es scheint, daß sie zur Einsicht gekommen ist. Es war auch für sie gut, Abstand zu gewinnen.«

      »Dann werden wir irgendwie den Weg zueinander wieder finden«, sagte er.

      »Sie wollte auch diese Geschichte mit Gladys in Ordnung bringen«, fuhr Fee beklommen fort.

      »Haben Sie mit Lorna gesprochen, Fee?« fragte David.

      »Nein, Isabel hat mir alles gesagt. Gladys hat inzwischen geheiratet. Erst vor ein paar Tagen.«

      Sie wunderte sich, daß er erleichtert aufatmete. »Es enttäuscht Sie nicht?« fragte sie überstürzt.

      »Ich bin so weit davon entfernt«, erwiderte er leise. »Hier hat ein ganz anderes Leben für mich begonnen, Fee. Ich habe mich gefunden. Ich könnte meinen Weg jetzt auch allein gehen, aber ich vergesse nicht, daß ich Lorna Dank schulde. Gladys – das war etwas, wohin ich mich flüchten wollte, was meinem früheren Leben näherstand, da ich mich dem anderen Leben nicht gewachsen fühlte. Aber jetzt habe ich zu mir selbst gefunden. Ich lasse mich nicht mehr blenden von dem Ruhm, aber ich werde mich auch nicht mehr verkriechen. Mir bleiben hier jetzt nur noch ein paar Tage. Der Abschied wird mir sehr schwer werden, aber die Heimkehr wird dann um so schöner sein.«

      »Die Heimkehr, David?« fragte Fee verhalten.

      »Das ist ein Stück Heimat für mich geworden. Ich weiß jetzt, wo meine Gedanken Ruhe finden können, wenn sie wieder einmal in die Irre gehen. Meine Seele hat eine Heimat gefunden.«

      »Das haben Sie schön gesagt, David«, flüsterte Fee.

      Seine großen, dunklen, rätselhaften Augen blickten sie nachdenklich an. »Ich möchte jetzt zu

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