AUF ZAUBER KOMM RAUS. Scott Meyer
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Читать онлайн книгу AUF ZAUBER KOMM RAUS - Scott Meyer страница 7
Martin ging zu seinem Arbeitstisch und beobachtete Roy bei der Erkundung seines Quartiers. Die Einrichtung stand in losen Gruppen in etwa der Hälfte des Raumes verteilt. Der Rest war offen und leer. Roy ging um den Esstisch herum, hielt dann an und fragte, wo die Küche sei.
»Hab' keine. Wir müssen nicht wirklich kochen. Hast du Hunger?«, fragte Martin.
»Nein. Pete hatte etwas Hammelfleisch für mich. Er sagte, das geht aufs Haus.«
Martin erinnerte sich daran, dass alles, was bei seiner Ankunft »aufs Haus« gegangen war, aus verschiedensten Drohungen und Beleidigungen bestanden hatte.
Roy ging weiter zur Sitzecke, zusammengestellt aus Sofa und farblich passenden Sesseln. Sie waren modern, bequem und klein genug, um von einer einzelnen Person herumbugsiert zu werden. Langsam näherte er sich dann etwas, das er nicht eindeutig bestimmen konnte. Es war eine große, flache Platte aus schwarzem Glas und Kunststoff, die senkrecht auf einer Halterung montiert war und auf einem Holzschränkchen stand. »Was ist das?«, fragte er.
»Das ist mein Fernseher«, sagte Martin. Er nahm die Fernbedienung in die Hand und richtete sie auf die Platte. Eine kurze Melodie ertönte und ein sich drehendes Samsung-Logo erschien. Martin schaltete wieder aus.
»Es gibt hier natürlich keinen Fernsehempfang, aber ich benutze ihn, um mir hin und wieder alte Filme anzuschauen.«
Roy wandte sich Martin zu und fragte mit leiser Stimme: »Aus welchem Jahr kommst du?«
Martin kicherte. »2012. Setz dich, Roy.«
Roy ließ sich in einen der Sessel fallen. Als Martins Blick auf den zugeklappten Laptop fiel, beschloss er, Roy etwas mehr Zeit zum Einleben zu geben, bevor er ihn damit konfrontierte.
Er stand vom Schreibtisch auf und nahm gegenüber Roy auf dem Sofa Platz.
»Also«, fragte Martin, »was ist passiert?«
»Hä?«, sagte Roy und schüttelte seine Verwirrung ab.
»Was führt dich ins England des Mittelalters und wie zum Henker hast du 1973 die Datei aufgestöbert?«
»Ist sonst keiner aus den Siebzigern hier?«
»Nein. Bevor du kamst, war das früheste Jahr, aus dem jemand stammte, das Jahr 1984, soweit ich weiß.«
Roy plusterte sich ein wenig auf. »Also habe ich sie als Erster gefunden.«
»Ja«, sagte Martin, »aber du bist auch als Letzter hier angekommen. Du kannst dir selbst überlegen, was dir das bringt.«
Darüber dachte Roy nach und fuhr dann fort: »Ich war Ingenieur bei Lockheed. Die stellen Flugzeuge her.«
»Zu meiner Zeit hieß die Firma Lockheed Martin«, meinte Martin. »Die hat mich immer ein bisschen gereizt.«
»Das glaube ich sofort. Jedenfalls war ich in einer Abteilung namens Skunk Works.«
»Echt?«
»Ja. Wir haben, ähm, hauptsächlich das streng geheime Zeug für die Regierung gemacht.«
»Ich weiß!«
»Hochgeschwindigkeitszeug, sehr große Höhen und so.«
»Ich weiß!«
»Streng geheime Projekte.«
»Ich weiß!«
»Sag mal, Junge«, fuhr Roy ihn an, »soll ich dir die Geschichte erzählen oder weißt du schon alles?«
Martin hob die Hände. »Tut mir leid. Erzähl bitte weiter.«
»Also dann. Wir haben 1965 einen Computer bekommen. Einen IBM 360. Wir hatten keine Ahnung, was zum Teufel wir damit anfangen sollten, aber alle waren der Meinung, die Dinger seien die Zukunft. Also musste ich ran und lernen, wie das Teil funktioniert. Ich analysierte es und experimentierte eine Weile damit. In der Firma schwirrten auch in anderen Abteilungen noch Exemplare davon rum. Sämtliche Magnetbänder der Firma wurden in einem Raum gelagert. Eines Tages habe ich mir dann mal angeschaut, was die anderen Abteilungen so mit den Bändern machen. Ich lade also eines nach dem anderen bei uns rein und auf einem der Bänder ist eine Datei, die scheinbar größer ist, als das, was auf dem Band Platz hat. Da bin ich neugierig geworden.«
»Verständlich«, sagte Martin. »Wie viel Speicherplatz hatte so ein Band?«
»Einhundertsiebzig Megabyte«, antwortete Roy stolz. »Warum lachst du?«
Martin erwiderte: »Ach nichts. Erzähl weiter.«
»Okay, ich lade also die Datei rein und druck mir die ersten paar tausend Zeichen aus. Sah nach einer Datenbank aus.«
»Und irgendwann hast du dann begriffen, was du da vor dir hattest.«
»Ja«, sagte Roy, »den Beweis dafür, dass die Welt, mit jedem und allem darin, nur ein computergesteuertes Programm ist.«
»Und du hattest eine Datei, mit der du diesen Computer steuern konntest, der die Welt steuert.« Martin beugte sich vor, näher zu Roy. »Was hast du als Nächstes gemacht?«
»Erst wollte ich mir zu einer Menge Geld verhelfen, aber ich dachte, so würden sie mich sofort erwischen.«
Martin entschied, Roy niemals zu erzählen, wie man ihn erwischt hatte.
Roy fuhr fort: »Ich beschloss, die Datenbank zu nutzen, um auf der Arbeit zu glänzen. Meine Prototypen leistungsfähiger zu machen. Die Zahl der Triebwerksentwürfe meines Teams erhöhen. Ich erzählte allen, das Geheimnis sei die Verwendung fortschrittlicher Computermodellierung.«
»Clever. Hat's funktioniert?«
»Eine Zeit lang schon. Es gab ein Projekt, das es mir echt angetan hatte. Das A-12. Ein Spionageflugzeug. Es sollte sehr hoch fliegen können und sehr schnell sein. Später haben sie einen Sitz eingebaut und es SR-71 getauft.«
»Du hast am Blackbird mitgearbeitet?«, brach es unwillkürlich aus Martin heraus.
Roy lächelt. »Wird es so genannt?«
»Ja, irgendwann dann schon, könnte man sagen. Das hatte Mach 3 drauf, oder?«
»Offiziell ja. Es ging notfalls auch ein bisschen schneller.«
Martin ließ sich zurück ins Sofa fallen. »Wow. Das SR-71. Ich hatte ein Poster davon in meinem Zimmer. Ich habe mich immer gefragt, wie die so etwas in den Sechzigern bauen konnten.«
Es folgte eine lange, unangenehme Pause, in der Martins Lächeln nur langsam schwand.
Bis Roy die Stille durchbrach. »Jetzt weißt du's«, sagte er. »Die verdammten Russen wussten viel mehr über Titan als wir. Ich war der Meinung, dass die Beschaffung von Informationen zukünftige Kriege