AUF ZAUBER KOMM RAUS. Scott Meyer
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Читать онлайн книгу AUF ZAUBER KOMM RAUS - Scott Meyer страница 8
»Haben sie dich deswegen erwischt?«, wollte Martin wissen.
Roy verzog das Gesicht. »Ich kam in ein anderes Projekt und sie haben versucht, weitere SR-71 zu bauen. Es war streng geheim und da ich nicht mehr Teil des Teams war, hatte ich keine Ahnung, dass sie das vorhatten. Sie konnten die einzelnen Titanteile nicht miteinander verbinden. Irgendwann begann man, Fragen zu stellen.«
»Und du hattest Visionen von langen, langen Gesprächen mit der CIA und da bist du abgehauen.«
»Bingo. Ich hatte ein Buch gelesen, gerade erst erschienen. Die besten Jahre, um im mittelalterlichen England zu leben. Von einem Typen namens Cox. War ein Geschenk. Ist ja auch egal, ich schleich mich in den Kartenraum und hole mir Koordinaten für die Klippen von Dover, dann ein Abstecher in den Computerraum, Koordinaten eingeben, ein Datum wählen und schon war ich hier.«
Martin ließ sich das kurz durch den Kopf gehen und fragte dann: »Wo ist dein Computer jetzt?«
Roy kniff die Augen zusammen. »Ich besitze keinen Computer. Ich bin nur ein Kerl.«
»Was ist mit dem Computer, der dich hergebracht hat?«
Roys Augen blieben zusammengekniffen. »Der gehört Lockheed.«
»Wie auch immer«, sagte Martin. »Wo ist er?«
»Wo ich ihn gelassen habe, bei Skunk Works.«
Es fiel Martin sichtlich schwer, das Gehörte zu verarbeiten. »Du hast ihn nicht mitgenommen? Roy? Mann, das ist eine Reise ohne Wiederkehr für dich.«
»Wie gesagt, Junge, ich war ziemlich in Panik.«
»Wie wolltest du dich ohne Computer hier als Zauberer ausgeben?«
»Gar nicht«, sagte Roy kichernd. »Ich wollte mir hier mit meinem Ingenieurwissen meinen Lebensunterhalt verdienen. Ich kam in die Bar, sie haben einen Blick auf mich geworfen und sind sofort davon ausgegangen, dass ich Zauberer bin.«
»Hmmm«, stimmte Martin zu. »Das glaube ich sofort.«
Martin verbrachte die nächste Stunde damit, Roy die Gesamtsituation darzulegen, ganz so wie Phillip es für ihn getan hatte. Er erklärte ihm, dass es in dieser Zeit in ganz Europa und anderswo Gemeinschaften von Zauberern gab, ebenso in anderen Epochen. Er erzählte ihm, dass alle Zauberer Leute wie er selbst waren. Sie waren in einer ihrer zahlreichen Gestalten über die Datei gestolpert, hatten sie benutzt, waren in Schwierigkeiten geraten und zurück in der Zeit gereist, um unterzutauchen.
Eine Zeit lang rätselten sie zusammen über den Umstand, dass Roy die Datei als Einziger auf Magnetbändern gespeichert entdeckt hatte und nicht, wie jeder andere, auf dem Zentralrechner eines Firmennetzwerks. Letztendlich nahmen sie es dann aber hin als eine der vielen Ungereimtheiten, die im Zusammenhang mit der Datei, so wie im Zusammenhang mit dem Universum ja auch, immer wieder auftauchten.
Martin erklärte weiter, dass alle Frauen, die die Datei gefunden hatten, nach Atlantis gingen, da zauberbegabte Frauen überall sonst wenig willkommen waren. Er wollte gerade das Phänomen der zeitlichen Verschmutzung erläutern und dass scheinbar keine ihrer Taten Auswirkungen auf die Zukunft hatte, als er von Roys Schnarchen unterbrochen wurde.
Martin weckte Roy noch mal auf, damit er zum Schlafen aufs Sofa umziehen konnte. Während Roy ein Kissen in den Bezug stopfte, fragte er: »Wann treffe ich den, der das Sagen hat?«
Der das Sagen hat, dachte Martin, das ist ein kleines bisschen heikel.
Martin überlegte kurz, ob er Roy erzählen sollte, dass der derzeitige Vorsitzende noch nicht lange im Amt war und wie sein Vorgänger seinen Namen von Jimmy in Merlin geändert hatte, um anschließend den Versuch zu unternehmen, das ganze Land seinen Launen entsprechend umzukrempeln, einschließlich des Vorhabens, alle anderen Zauberer umzubringen.
Nee, dachte Martin, das ist dann doch zu viel zu verdauen für den ersten Abend. Ich erkläre ihm das alles später, wenn wir über das Thema Verbannung sprechen.
Er antwortete: »Keine Ahnung, wann du den Vorsitzenden triffst. Früher oder später wirst du ihm schon begegnen. Schwer zu sagen wann genau, er ist ziemlich beschäftigt.«
Kapitel 4
Man könnte meinen, dass Phillip gern Vorsitzender war, obwohl er einen vollen Terminkalender hatte. Phillip würde einem aber erklären, dass er gerade wegen des vollen Terminkalenders so gern Vorsitzender war. Vielen Leuten fiel es schwer, das zu verstehen, aber nur, weil diese Leute den Terminkalender noch nie gesehen hatten.
Phillip wälzte sich aus dem Bett, das sich in seiner offiziellen Residenz befand, derselben Hütte, die er seit zehn Jahren bewohnte. Er streckte seinen Rücken durch und bereute zum tausendsten Mal, dass er die Fähigkeit, den Alterungsprozess anzuhalten, erst so spät erhalten hatte. Mit Mitte vierzig und einer, wie es für sein Alter zu erwarten war, gesteigerten Leibesfülle. Er zog irgendein Frühstück aus seinem Hut und aß verschlafen vor sich hin. Danach war er so gut wie wach und machte sich mit Stab, spitzem Hut und in hellblauer Robe auf den Weg zur Arbeit. An manchen Tagen hatte er Lust, großspurig vor aller Augen zur Arbeit zu fliegen, aber heute teleportierte er sich einfach hin. Er hatte ein umfangreiches Tagesprogramm und er wollte loslegen.
Er erschien vor seinem Gebäude, trat unverzüglich ein und ging durch den Verkaufsraum, der reine Schau war. Er ging durch den Séancenraum mit der falschen Kristallkugel zur Treppe im hinteren Teil des Gebäudes. Über die Treppe gelangte er an sein Ziel im zweiten Stock. Dieser war ausgestattet mit den feinsten Einrichtungsgegenständen und Unterhaltungsgeräten, die das Jahr 1984 zu bieten hatte.
Er drückte auf einen Knopf an der wuchtigen Sony-Stereoanlage und Klänge von The Alan Parsons Project erfüllten leise den Raum. Er ging hinüber zur Bar aus Chrom und weißem Kunststoff und warf einen Blick auf die offizielle Agenda.
Punkt 1: Aufstehen. Abgehakt!
Punkt 2: Frühstücken. Abgehakt!
Punkt 3: Fleißarbeit ausdenken und an anderen Zauberer delegieren, der viel Geschrei darum macht.
Phillip dachte einen Moment über die Fleißarbeit nach und darüber, an wen genau er sie delegieren sollte. Sein Blick schweifte durch den Raum, über seinen Commodore 64 Heimcomputer, über seinen neuwertigen Pontiac Fiero, den er hier wie ein Kunstwerk ausstellte. Als sein Blick auf den GORF Spielhallenautomaten fiel, einem echten Original, verweilte er. Phillip dachte daran, wie er den Automaten sorgfältig auseinandergenommen und Stück für Stück zurück durch die Zeit transportiert hatte. Er sah die Kratzer am Münzeinwurf und ihm fiel ein, wie Magnus, der jüngere der beiden Zauberer aus Norwegen, versucht hatte, ihn aufzubrechen.
Das beantwortete schon mal das Wer, blieb nur noch das Was.
Es dauerte nicht lange, dann rief er Magnus an. Dafür benutzte er das, was von Zauberern beschönigend als Handtelefon bezeichnet wird. Er hielt die rechte Hand so vor sein Gesicht, als wolle er einen Schauspieler imitieren, der gerade Shakespeares Monolog »Ach, armer Yorick« rezitiert. Phillip sagte: »Komuniki kun Magnus zwo.« Beinahe zeitgleich erschien in seiner Hand Magnus' Platzhalter-Icon, ein flackerndes, halbtransparentes Bild eines Teufels mit ausgestreckter Zunge. In seiner linken Hand hielt der Dämon den Hals einer V-förmigen Gitarre. Die andere Hand war zu Teufelshörnern