Um Macht und Glück. Sigrid-Maria Größing

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Um Macht und Glück - Sigrid-Maria Größing

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Rodrigo Borgia war ungewöhnlich populär in Rom und es war daher auch kein Wunder, dass er im Jahr 1492 nicht nur als Papst vorgeschlagen, sondern auch gewählt wurde, nachdem er schon 35 Jahre Vizekanzler der Kirche gewesen war. Natürlich war auch diese Papstwahl mit vielen Versprechungen vonseiten der Kandidaten verbunden, Pfründen wechselten von heute auf morgen ihre Besitzer und die Bestechungsgelder flossen reichlich. Rodrigo Borgia war genauso wie seine Mitbewerber Giuliano della Rovere und Ascanio Sforza ein Mann seiner Zeit, mit allen Wassern gewaschen und mit jeder Finte vertraut, so dass er die Mitglieder der Konklave nicht nur durch die vitale Kraft seiner Persönlichkeit davon überzeugte, dass unter seinem Pontifikat vor allem die politischen Belange ganz im Sinne der Kirche gelöst werden würden. Denn die europäischen Herrscher schauten genauso lüstern nach Rom wie die kleineren Stadtstaaten Italiens, die zu ungeheurem Reichtum gekommen waren. Es war entscheidend, wie der neue Papst zu taktieren gedachte, damit die Machtstellung Roms weiterhin gefestigt sein würde.

      Der Beginn seiner Regentschaft nach dem 11. August 1492 war durchaus vielversprechend, denn Alexander VI., wie sich Rodrigo Borgia jetzt nannte, verhinderte durch einen Schiedsspruch kämpferische Auseinandersetzungen zwischen Spanien und Portugal. Der neue Papst hatte die Verträge von Tordesillas in einer Bulle akzeptiert, wodurch die Einflussgebiete beider Länder in der neuen Welt festgelegt worden waren. Dabei verabsäumte er nicht, spanisches Kirchenvermögen zu besteuern, was zu einem heftigen Protest der spanischen Könige führte, die er aber dadurch besänftigte, dass er ihnen den Titel »Katholische Majestäten« verlieh. Außerdem hielt er Wort und gewährte den von Isabella von Kastilien vertriebenen Juden in Rom Asyl, was zu einer neuerlichen Verärgerung mit Spanien führte, die der Papst ungerührt auf sich nahm.

      Drei Dinge waren im Leben Alexanders VI. von allergrößter Bedeutung: Macht, Geld und schöne Frauen. Dass er als Papst auch das Oberhaupt der Christenheit darstellte, darüber machte er sich wahrscheinlich am allerwenigsten Gedanken, ja er äußerste sich geradezu frevlerisch, als er meinte: »Jede Religion ist gut, die beste aber – die dümmste.«

      Um seine Schätze, zu denen er durch einträgliche Pfründen in Italien und Spanien gekommen war, noch zu vermehren, verkaufte er in den 11 Jahren seines Pontifikats ungefähr 40 Kardinalstitel. Immerhin war er nach wie vor gezwungen, Bestechungsgelder in schwindelnder Höhe zu bezahlen, um seine politischen Ambitionen durchzusetzen. Aber auch für seine große Familie brauchte er Geld. Als er zum Papst gewählt wurde, brachte Alexander VI. schon acht Söhne und Töchter mit in den Vatikan. Nur die letzten beiden Kinder hätten als Beruf des Vaters »Papst« angeben können. Alexander machte kein Geheimnis aus seinen Affären, von denen die längste mit der dreimal verheirateten Vanozza de’ Catanei über 20 Jahre dauerte. Aus dieser Verbindung stammten die berühmten Geschwister Cesare und Lucrezia, wobei vor allem dieser Papstsohn durch seinen verwerfenswerten Lebenswandel Schande über die Familie brachte.

      Wie viele von den berüchtigten Orgien allein auf das Konto Cesares, der vom eigenen Vater gegen seinen Willen zum Kardinal ernannt worden war, gingen, ließ sich schon damals nicht mehr eindeutig beurteilen, da die entsprechende Gräuelpropaganda nicht zu verhindern war. Ob Alexander VI. tatsächlich an den diversen und oft perversen Lustbarkeiten teilgenommen hatte oder ob ihm dies nur von dem päpstlichen Zeremonienmeister Burchard, der das Leben im Vatikan beschrieb, in die Schuhe geschoben wurde, ist bis heute nicht ganz geklärt, da das Leben des Papstes sicherlich vielschichtig war. Als echter Renaissancepapst führte er ein glanzvolles, ganz nach außen gerichtetes Leben, das manchmal orgiastische Züge annahm. Andererseits gab es Aussagen, dass der Papst ein ungewöhnlich bescheidenes Privatleben führte, wobei er besonders sparsam beim Essen gewesen sein soll, so dass angeblich niemand über eine Einladung in den Vatikan erfreut war, da er damit rechnen musste, eher hungrig vom Tische aufzustehen. Denn auf Anordnung Alexanders wurde nur eine einzige Speise serviert, so dass manche Gäste empört fanden, dass man selbst in einem Kloster besser speisen könnte als im Vatikan.

      Von seinen Kindern liebte Alexander VI. seine Tochter Lucrezia ganz besonders, sie bezauberte ihn durch ihre Schönheit und ihren Charme. Sein ganzes Trachten ging daher, dieses schöne Kind bestmöglich zu verheiraten. Nach der glanzvollen Krönung Alexanders am 26. August 1492 waren die Heiratschancen für die Papsttochter gewaltig gestiegen, die schöne Lucrezia galt nicht nur ihres Reichtums wegen als hervorragende Partie.

      Die Krönung Alexanders zum Papst war zugleich eine Demonstration der Macht, die der Renaissancefürst aller Welt vor Augen führte. Auf einem Schimmel war er bis zur Laterankirche geritten, umgeben von prächtig gekleideten Kardinälen und anderen Würdenträgern, vom Volk bestaunt und umjubelt. Tagelang dauerten die Feiern und Bälle, die man zu Ehren des neuen Kirchenoberhauptes in Rom gab, erst nach einigen Wochen war der neue Papst in der Lage, sich um seine eigentlichen Belange zu kümmern. Alexander VI. galt als fleißiger Arbeiter, der schon in aller Herrgottsfrühe an seinem Schreibtisch saß, um freilich meist nur private Angelegenheiten zu regeln, wie die Briefe an seine zahlreichen Kinder zu schreiben, wobei er die letzten seiner Nachkommen mit einer 15-jährigen Mätresse im fortgeschrittenen Alter von 70 Jahren gezeugt hatte.

      Es war nicht verwunderlich, dass dieser umstrittene Papst von einem Heer von Feinden umgeben war, von teilweise redlichen Männern, denen das Wohl der Kirche am Herzen lag. Sie und seine eigentlichen Widersacher, Emporkömmlinge, warteten nur darauf, dass er die Augen für immer schloss. Ob man dabei nachgeholfen hatte, ist bis heute nicht bewiesen, denn die Gerüchte wollten nicht verstummen, dass Alexander VI. 1503 vergiftet worden war. Wahrscheinlich aber starb er an Malaria.

      Kaiser Karl V. erbte von seinem Großvater auch dessen höchst private Verpflichtungen

      Und die waren schier unüberschaubar. Denn Maximilian hatte im Laufe seines Lebens allein 72 »natürliche« Söhne gezeugt, von denen der Vater diejenigen anerkannte und versorgte, von denen er wusste, dass sie sein eigenes Fleisch und Blut waren.

      Dabei ist allerdings nur eine Hand voll Kinder des Kaisers urkundlich belegt, obwohl Maximilian in seiner jovialen Art Order gegeben hatte, dass alle seine Nachkommen zumindest finanziell abgesichert sein sollten, auch noch nach seinem Tod im Jahre 1519. Wie das allerdings seine Erben, zunächst nur sein älterer Enkel Karl und später nach dem Vertrag von Brüssel im Jahre 1522 auch sein zweiter Enkel Ferdinand, bewerkstelligen sollten, war wahrscheinlich auch dem stets optimistischen Maximilian nicht ganz klar, der selber beinah ein ganzes Leben lang in leere Kassen schaute. Dabei hatte sich Karl nicht nur um die finanzielle Versorgung seiner Stiefonkel und Tanten zu kümmern, auch ihre Karriere hatte ihm am Herzen zu liegen, denn schließlich handelte es sich, wenn auch um illegitime, so doch um Kinder seines Großvaters. Mit einigen von ihnen war er sogar am Hofe seiner Tante Margarete in Mechelen aufgewachsen, wie mit den beiden Söhnen einer schönen Salzburgerin, die der kaiserliche Großvater in die Niederlande hatte kommen lassen, da er ihr besonders zugetan gewesen war. Georg und Cornelius sollten genauso wie die Kinder seines Sohnes Philipp eine standesgemäße Erziehung erhalten, immerhin waren sie Repräsentanten der kaiserlichen Familie, wenn auch nicht ganz offiziell und man konnte schließlich nie wissen, welche politischen Schachzüge mit ihnen in der Zukunft einmal möglich sein würden.

      Die Mutter der beiden Knaben muss eine höchst bezaubernde und liebenswürdige Dame gewesen sein, die wenigstens einen Teil des Herzens des lebenslustigen Kaisers erobert hatte, denn kein anderes seiner »Schlafweiber«, wie die Familie Fugger aus Augsburg die jeweiligen Bettgespielinnen Maximilians bezeichnete, ließ er in die Niederlande kommen. Sicherlich war die verheiratete Dame in der Liebe reichlich erfahren, was der leidenschaftliche Kaiser besonders schätzte, denn mit keuschen Mädchen hatte er nichts im Sinn. Maximilian erklärte nicht nur einmal, dass er sich an Jungfrauen nicht vergreife, dies würde die Sache nur komplizieren. Leichter war es, wenn ein Ehemann auf alle Fälle zur Stelle war, wenn sich die Folgen eines Liebesabenteuers einstellten und die Mutter nicht den Kaiser als Vater des Kindes offiziell bekannt geben wollte. Dabei war ein außerehelicher Sprössling in der damaligen Zeit keineswegs eine Schande, im Gegenteil, so mancher Ehemann war stolz darauf, dass seine Gemahlin

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