Zeit für Weiblichkeit. Diana Richardson

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Zeit für Weiblichkeit - Diana Richardson страница 11

Автор:
Серия:
Издательство:
Zeit für Weiblichkeit - Diana Richardson

Скачать книгу

einem befriedigenderen Orgasmus. Sämtliche Arten von Orgasmus, ob Gipfel oder Tal, können durch Entspannung nur gewinnen. Jedes auch noch so kurze Entspannen eines Körperteils begünstigt die Energieausdehnung, die jedem Orgasmus und jedem erhöhten Erleben vorausgeht; es führt spontan zu erhöhter Aufmerksamkeit, körperlicher Sensibilität und psychischer Offenheit. Darüber hinaus lädt Entspannung gerade jene Energiequalitäten ein, die der weiblichen Energie entsprechen.

      Vor allem für die Frau ist Entspannung wesentlich, weil sie zunächst ein Umschalten vom männlich-aktiven, nach außen gerichteten Modus, der beim gewöhnlichen Orgasmus gefragt ist, in den feinfühligeren, weiblich-rezeptiven Modus ermöglicht. Der orgasmische Zustand ebenso wie jeder durch Entspannen hervorgerufene Orgasmus bezieht die tief verwurzelten, weiblichen Energien der Frau mit ein. Erst dadurch kann der Orgasmus für die Frau zu einer total erfüllenden Erfahrung werden. Das ist ein wichtiger Punkt, den du beachten solltest, wenn du dir noch nicht sicher bist, ob du dich darauf einlassen möchtest, neue sexuelle Erfahrungen zu machen. Selbstverständlich können Gipfelorgasmen uns ein fantastisches Gefühl vermitteln, aber sie bewegen uns nur selten wirklich tief. Im Grunde fühlen wir uns dabei kaum in unserem Wesen berührt.

      Falls du unschlüssig bist etwas Neues auszuprobieren, das du noch nicht kennst, denke daran: Sex ist mehr als nur die Kerzen auf einer Torte – sie können jeden Moment ausgeblasen werden! Und dabei soll man auch nicht vergessen, dass zahllose Frauen Probleme mit dem üblichen Gipfelorgasmus haben, auch wenn ihre Kerzen auf recht angenehme Weise ausgeblasen werden. Selbst mit den besten Absichten ist es nicht immer möglich, beim gewöhnlichen Sex eine ausreichend hohe sexuelle Spannung aufzubauen, um einen tiefen bzw. länger anhaltenden Höhepunkt herbeizuführen. In unserem eifrigen Bemühen zu „kommen“ werden die Bewegungen immer schneller, härter, aber auch unbewusster und aggressiver, sodass mit jeder Bewegung, die wir machen, unsere Empfindsamkeit abnimmt.

      Die körperliche Anspannung, die mit dem zielorientierten Ansteuern des Gipfelorgasmus verbunden ist, wird noch verstärkt durch mentalen und emotionalen Stress, den wir uns über den Orgasmus machen, bevor wir überhaupt mit dem Sex loslegen. Unter Druck erhöht sich diese Anspannung, und leider haben die meisten Frauen das Gefühl, sie müssten – auch dem Mann zuliebe – einen Orgasmus haben.

      Der Mann genießt die Momente so sehr, wenn die Frau kommt, dass er alles daransetzt, dass es passiert. Einmal, weil er ihr einfach gerne Lust verschafft, aber auf der anderen Seite spielt dabei auch sein Ego eine wichtige Rolle. Wenn der Mann seine Frau beim Orgasmus erlebt, fühlt er sich als guter Liebhaber bestätigt.

      Das sollte man als Frau nicht vergessen – wir werden uns in einem späteren Kapitel noch mehr damit befassen. Es ist einfach gut, sich vor Augen zu halten, dass viele Männer sehr damit identifiziert (und geradezu danach süchtig) sind, die Erregung der Frau bis zum Orgasmus zu steigern – sofern diese in der glücklichen Lage ist, einen zu bekommen!

      Das erinnert mich an eine Situation während eines Seminars, als nach ein paar Tagen des Experimentierens eine Frau freudig verkündete, mit dem üblichen Orgasmus sei sie jetzt fertig und könne ihm überhaupt nichts mehr abgewinnen. Und eigentlich ginge es ihr ohne Orgasmus ohnehin viel besser. (Solche und ähnliche Worte habe ich schon von mehr Frauen zu hören bekommen, als ich zählen kann.) Zum größten Erstaunen der Frau nahm ihr Liebhaber diese Worte sehr persönlich und reagierte mit Rückzug und brütendem Schweigen. Er hatte die Erkenntnis seiner Frau als persönliche Beleidigung aufgenommen – die Botschaft war, dass er nicht gut sei, weil er sie nicht befriedigen konnte. Außerdem empfand er es als Bedrohung, dass sie vielleicht nie wieder in der gewohnten Weise Sex mit ihm haben würde, dass sie nie mehr Gipfelorgasmen für ihn oder für sie beide wollte. Vielleicht würde er seinen üblichen Habitus aufgeben müssen.

      Den Widerstand des Partners überwinden

      Mache dich darauf gefasst, dass es hier und da Proteste von Seiten des Mannes geben wird, aber lass dich dadurch nicht beirren. Versuche das Erforschen neuer Wege im Sex nicht allzu ernst zu nehmen – entwickle einen Sinn für Humor! Sieh dich eher als Abenteurerin und widerstehe der Versuchung, Regeln und Bestimmungen aufzustellen – wozu Frauen leicht neigen, wenn sie in neue Richtungen gehen wollen.

      Lass dich nicht dazu verleiten, dem Mann zu sagen, was er tun und wie er es tun soll. Die Frau ist durch ihr empfängliches Wesen der tantrischen Sphäre näher und bewegt sich darin sehr viel natürlicher und leichter als der Mann. Er muss einiges an Arbeit leisten, um den ganzen Überbau seiner erregungsgesteuerten Sexualität abzubauen. Er braucht dein volles Verständnis, ja sogar Mitgefühl. Statt den Mann zu kritisieren, kannst du ihm Brücken bauen, um zwischen der alten und der neuen Methode zu vermitteln.

      Wenn der Mann in die tantrische Richtung gehen will, braucht er den gleichen inneren Fokus wie die Frau, um mit seiner natürlichen, männlich-spontanen Kraft in Kontakt zu kommen und auf seine gewohnten männlichen Strategien zu verzichten. Gib ihm Raum zum Experimentieren und kooperiere mit seiner Realität (seiner sexuellen Konditionierung), ohne dich auf ein Ideal zu fixieren, das nur Stress erzeugen und aus eurem schönen gemeinsamen Abenteuer ein einziges Tauziehen machen würde. Viele Männer sind natürlich sehr erfreut, wenn ihre Frau eine bestimmendere Rolle im Sex übernimmt. Es könnte also durchaus sein, dass dein Mann mit einer gewissen Erleichterung auf dein neues Interesse reagiert und es nicht unbedingt als Bedrohung für sein Ego ansieht. Mit Sicherheit liegt das größte Potenzial darin, gemeinsam, mit vereinten Kräften zu forschen, als Einheit und nicht als zwei getrennte Personen, von denen jeder „sein Ding“ macht.

      Allerdings kann die Frau viele der in diesem Buch gegebenen Vorschläge für sich selbst ausprobieren, während sie Liebe macht, ohne dass ihr Mann unbedingt damit einverstanden sein muss. (Er wird jedoch nicht umhin kommen zu bemerken, dass die sexuelle Begegnung irgendwie an Zauber gewonnen hat.) Du kommst aber nicht drum herum: Wenn du deinen Stil beim Liebemachen ändern willst, setzt das immer dein individuelles Engagement voraus und nicht unbedingt das gemeinsame Engagement des Paares.

      Du als Individuum musst den Wunsch haben, bewusster, empfänglicher und offener zu werden und solltest es nicht davon abhängig machen, was dein Partner möchte oder was er eventuell von dir erwartet. Sonst kann es sein, dass du dich immer nur im Kreis bewegst und nie aus der Falle herauskommst, in der du dich befindest. Zum Beispiel könnte sich die Situation ergeben, dass dein Mann „kommen“ will. Was machst du dann? Du könntest dich ihm anschließen und dir sagen: „Na gut, was soll’s, dann mach ich halt mit.“ Aber das ist kein individuelles Engagement. Das würde bedeuten, die Verantwortung für deine Transformation an den anderen abzugeben, und das funktioniert nicht. Stattdessen könntest du dich dafür entscheiden, nicht zu kommen, sondern dich lieber zu entspannen und es einfach zu genießen, ihn seine Erfahrung machen zu lassen, ohne dich selbst zum Kommen zu zwingen, nur weil er es tut. Und falls du dich tatsächlich dazu entschließt, dieses Mal auch zu kommen, dann gehe es einfach auf eine leichtere, weniger anstrengende Weise an. Sei experimentierfreudig und ermögliche dir, dich einmal ganz anders zu erleben.

      Falle nicht auf die üblichen Mechanismen herein. Experimentiere für dich selbst und sei neugierig, was dabei herauskommt!

      Es kann durchaus sein, dass der Mann beim Liebemachen eine Zeitlang auf seinem Orgasmus besteht. In diesem neuen Kontext könnte das aber nach einer Stunde lustvollen Liebemachens geschehen – was das ganze Bild enorm verändert! Warum auch nicht? Nach einer gewissen Zeit kann es aber sein, dass der Mann nicht mehr unbedingt ejakulieren muss und damit auch zufrieden ist. Er ist erfüllt und hat bemerkt, dass er sich nachher energetisch aufgeladen fühlt.

      Durch Experimentieren und das Beobachten der Nachwirkungen bekommt der Sex mit der Zeit einen anderen Stellenwert, der weit über den normalen Zeitvertreib hinausgeht. Unser üblicher Maßstab für guten Sex ist: Hat es Spaß gemacht? War es erquickend? Tatsächlich kann man viel mehr Aufschluss darüber bekommen, ob Sex gut war oder nicht, wenn man beobachtet, wie man sich danach fühlt.

Скачать книгу