Zeit für Weiblichkeit. Diana Richardson

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Zeit für Weiblichkeit - Diana Richardson

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      Um deine Energie, die sich natürlicherweise nach außen bewegt, nach innen in dein Herz fallen zu lassen, ist es hilfreich, den weichen Blick zu lernen. Beim weichen Blick musst du den üblichen visuellen Vorgang umkehren und dir vorstellen, dass du alles durch die Augen aufnimmst, nach innen, statt durch sie nach außen zu blicken. Gehe in eine stehende, sitzende oder liegende Position (siehe 1. Kapitel). Schließe zunächst die Augen und richte deine Aufmerksamkeit in deinen Körper. Finde eine Stelle – zum Beispiel Bauch, Herz oder Sonnengeflecht –, die sich für dich wie „Zuhause“ anfühlt. Es sollte eine Stelle sein, die dich innerlich gut mit dir in Kontakt bringt und als Anker dienen kann, um deine Aufmerksamkeit im Körper zu halten. Es sollte ein Punkt zum Ausruhen sein, eine Art innerer Quelle, wo du dich sammeln kannst und von wo aus du den gegenwärtigen Augenblick erlebst und erschaffst. Falls sich dein ganzer Körper wie „Zuhause“ anfühlt und kein spezieller Bereich deine Aufmerksamkeit auf sich zieht, kannst du sie auch ganz allgemein in den Körper richten. Sobald du das Gefühl hast, im Körper verankert und gut mit dir im Kontakt zu sein, öffne ganz langsam, Millimeter für Millimeter, die Augen und lasse alles, was in dein Gesichtsfeld tritt, durch die Augen in dich. Das kann eine Blume sein, eine Kerze, eine Pflanze, ein Bild, ein Ausblick im Zimmer, eine Wand, die Decke: Stelle dir einfach vor, dass alles, was vor dir erscheint – die Oberflächen, das Licht, die Farben – in dich hineinkommt. Es tritt durch die Augen in dein Inneres. Dein Schauen wird passiv, als ob der Blick sich umgedreht hätte. Die Augen empfangen nun die Energie und geben sie nicht mehr nach außen ab, wie es sonst beim normalen Sehen der Fall ist. Während du diese Art des Sehens praktizierst, besteht der Trick darin, gleichzeitig auf deinen Körper zu achten und in ihm verankert zu bleiben. Die Absicht dabei ist, die Verbindung mit dir selbst nicht zu verlieren, sobald die Augen sich öffnen. Bei den ersten Versuchen wirst du immer wieder erleben, wie die Verbindung zum Körper verloren geht, sobald die Augen aufgehen.

      Wenn du merkst, dass du den Körper vergessen hast und mehr darauf achtest, nach außen zu schauen, statt das Bewusstsein auf deine Innenwelt gerichtet zu lassen, schließe sofort die Augen und verbinde dich wieder für ein paar Sekunden mit deinem Inneren. Wenn du innerlich angekommen und wieder verankert bist, kannst du die Augen wieder ganz langsam öffnen. Mache auf diese Weise weiter, indem du die Augen geöffnet hältst, solange du die Verbindung zum Körper spürst, und sie schließt, sobald du den Kontakt verlierst – bis du ein gutes Gefühl dafür entwickelst. Am Anfang braucht es ein bisschen Übung, aber nach einiger Zeit geht es ganz leicht. Du kannst mit diesem weichen Blick auch in der Natur experimentieren – lenke ihn auf einen Wasserfall, einen Baum, einen Sonnenuntergang, den Mond. Du wirst erstaunliche Erfahrungen machen – von Frieden und Liebe.

      TANTRISCHE MEDITATION

      Auf Licht meditieren

      Wenn dir der weiche Blick bereits vertraut ist, kannst du ihn bei einer speziellen Meditation anwenden, indem du die Kraft des Lichtes nutzt. Auf Licht zu meditieren ist eine der ältesten Meditationen überhaupt. Man wählte das Licht, weil beim Meditieren auf Licht etwas in dir aufblühen kann, was bisher schlummerte.

      Nimm dir für diese Übung eine halbe Stunde oder länger Zeit. Schaffe dir eine harmonische Umgebung und setze dich vor eine Kerze. Wende nun den weichen Blick an und lass die Kerzenflamme in dich hineinkommen. Wenn die Augen sich ausruhen müssen oder die Verbindung zum Körper abreißt, kannst du die Augen schließen und dir vorstellen, wie das Licht deine Augen durchdringt. Auf diese Weise kannst du die Augen abwechselnd offen oder geschlossen halten, wie es sich für dich am besten anfühlt.

      Mache das Licht zu deiner Meditation. Sooft du Zeit hast, schließe die Augen und visualisiere Licht. Immer wenn du Licht siehst, stimme dich darauf ein. Sei dir dessen gewahr, sei andächtig und dankbar für das Licht.

      3. Kapitel

      Einen Orgasmus haben oder orgasmisch sein

      ÜBER DAS WESEN DES WEIBLICHEN ORGASMUS lässt sich nichts verallgemeinern. Möglicherweise gibt es so viele Arten von Orgasmen, wie es Frauen gibt, die ihn erleben. Um das Wesen der weiblichen Energie zu verstehen, ist es dennoch hilfreich, den Orgasmus aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

      Ganz allgemein könnte man den Orgasmus in zwei Kategorien einordnen: den Gipfelorgasmus und den Talorgasmus. Natürlich kann es zwischen einem Gipfel und einem Tal ein ganzes Spektrum von möglichen Erfahrungen geben, aber eines unterscheidet die beiden Kategorien grundsätzlich voneinander: Der Gipfelorgasmus beruht auf der aktiven Steigerung der Erregung bis zum Höhepunkt, während der Talorgasmus aus einem Zustand der Entspannung heraus entsteht.

      Gipfel und Tal

      Wir wollen die Unterschiede zwischen diesen beiden Herangehensweisen an die orgasmische Erfahrung etwas genauer betrachten. Grundsätzlich unterscheiden sich die beiden von Anfang an durch das Vorgehen und die innere Einstellung. Beim Gipfelorgasmus geht es in erster Linie darum, ein Ziel zu verfolgen. Wir wollen ihn „haben“ und „gehen dafür“, das heißt, wir steuern ihn bewusst an und tun einiges dafür, um zum Höhepunkt zu kommen. Das Erreichen eines Gipfelorgasmus wird somit zu einer linearen, zielgerichteten Aktivität, die einer mentalen Absicht bedarf, um von einem Punkt zum anderen zu gelangen. Dabei wird vorausgesetzt, dass wir etwas tun müssen (was auch immer wir für nötig erachten), um das Endziel – den Höhepunkt – zu erreichen. Im Unterschied dazu entspricht eine Talerfahrung eher einer Einladung, ohne die fixe Idee, einen Orgasmus zu erwarten oder zu fordern. Es kann passieren – oder auch nicht.

      Und wenn es passiert, passiert es ganz von selbst. Es geht nicht um das Endergebnis. Vielmehr ist die ganze Aufmerksamkeit darauf gerichtet, den Augenblick zu genießen – hier und jetzt in unserem Körper zu sein. Dadurch kann sich die sexuelle Begegnung ohne vorher festgelegte Richtung spontan entfalten.

      Statt einen Orgasmus anzupeilen, sind wir einfach offen und sagen Ja zu allem, was im Körper von Moment zu Moment geschieht. Nur auf diese Weise kann sich die notwendige Sensibilität entwickeln, die eine Voraussetzung für die Erfahrung eines orgasmischen Tales ist.

      Um einen Gipfelorgasmus zu erlangen, müssen wir uns normalerweise körperlich ziemlich anstrengen. Wir verfolgen dabei die Absicht, durch immer intensivere Stimulation die köstlich erregenden Empfindungen zu einem glorreichen Crescendo zu steigern. Dazu gehören ständig wiederholte mechanische Beckenbewegungen, die zum Ende hin immer schneller und schneller werden. Diese Aktivität ist erforderlich, um die Energie bis zum Höhepunkt zu steigern. Gleichzeitig wird dadurch aber eine Menge Spannung aufgebaut und die ganze Energie sammelt und komprimiert sich in den Genitalien.

      Anders als bei dieser üblichen Art kann sich eine orgasmische Talerfahrung erst entfalten, wenn wir uns erlauben, weniger zu tun und mehr zu sein. Das setzt voraus, dass wir die Dinge auf eine möglichst gelassene, entspannte, geruhsame Weise angehen und sich selbst entwickeln lassen. Wir vermeiden bewusste Anstrengungen, Bewegungen oder Stellungen, die unnötige Spannung hervorrufen.

      Das Eindringen des Penis in die Vagina geschieht sehr bewusst und ganz langsam, ebenso alle Beckenbewegungen. Diese Entspannung der Genitalien bei beiden Partnern begünstigt das Ausstrahlen und Ausbreiten der Energie in andere Bereiche des Körpers.

      Der Gipfelorgasmus ist normalerweise eine ziemlich heiße Angelegenheit. Im Tal läuft alles viel kühler ab. Hier kann jeder einzelne lustvolle Augenblick der Erregung für sich genossen werden, immer gefolgt von einigen Minuten der Entspannung. Die Erregung wird nicht geschürt und angefacht, um zu einem Höhepunkt zu kommen, wie es beim Gipfelorgasmus der Fall ist. Durch die langsamere, weniger auf Aktivität ausgerichtete Vorgehensweise und die Achtsamkeit auf den

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