Zeit für Weiblichkeit. Diana Richardson

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Zeit für Weiblichkeit - Diana Richardson

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ist dem Mann nicht möglich, den Körper der Frau besser kennenzulernen, solange sie selbst sich nicht besser kennt. Durch ein paar konstruktive Hinweise kann die Frau lernen, die Qualität ihres sexuellen Erlebens zu verändern – auch ohne die bewusste Mitwirkung ihres Partners. Die Frau hat einen so starken Einfluss auf das sexuelle Klima, dass sie das ganze Erleben entscheidend beeinflussen kann, wenn sie erst einmal weiß, wie. Dann erhält sie die Möglichkeit, für den Rest ihres Lebens befriedigenden Sex zu haben und darin die Liebe zu finden, nach der sie sich so sehnt, ohne unbedingt ihren Partner wechseln zu müssen.

      Da der weibliche Körper meistens nur von außen – nach der Figur, den Proportionen, den Kurven – beurteilt wird, sehen die Frauen sich selbst wie aus der Vogelperspektive. Sie sind daran gewöhnt, sich von außen, aus einer gewissen Distanz zu sehen, aber selten spüren sie sich auch von innen. Wenn die Frau lernt, eine nährende Liebesbeziehung mit ihrem eigenen Körper aufzubauen und innerlich mit ihm zu verschmelzen, wird sie mit ihrer erwachten lebendigen Sinnlichkeit eine atemberaubende weibliche Ausstrahlung haben, die die ganze Atmosphäre um sie herum verändert.

      Leider haben die meisten modernen Frauen keine Ahnung, wie man eine solche Veränderung bewerkstelligen kann. Viele kehren voller Enttäuschung und Frustration dem Sex den Rücken und hoffen dann, dass zumindest die Liebe zu ihren Kindern oder ihre Karriere sie für diesen Verlust entschädigen werden. Aber damit tut sich die Frau weiß Gott keinen Gefallen: Sie unterdrückt damit etwas, das für ihr Frausein wesentlich ist. Dann setzt sich die Resignation um ihre Mundwinkel herum fest, und so manche Frau sehnt sich nach Enkelkindern (nach neuem Leben), um das strömende Gefühl der Liebe wieder in sich zu spüren. In einer idealen Welt wären die Großmütter eine Inspiration für ihre Enkelkinder, denn sie würden ihnen bereitwillig von ihren befriedigendsten sexuellen Erfahrungen erzählen und damit die Enkelkinder auf die richtige Spur bringen und ihnen Mut machen, Liebe zu geben und zu empfangen. Aber so wie es mit unserer Kultur bestellt ist, hatten unsere Mütter, Großmütter und Urgroßmütter wie wir selbst keinen Zugang zu den höheren Dimensionen der sexuellen Erfahrung. In ihrem sexuellen Leben gibt es nichts, was sie als Weisheit oder Erkenntnis an die Jungen weitergeben könnten.

      Das heißt aber nicht, dass eine solche Weisheit nicht existierte. Wenn wir uns die alten kulturellen Traditionen des Ostens anschauen, finden wir dort einen unverschütteten Zugang zur sexuellen Weisheit. Ein zentraler Gedanke dieser Weisheit ist das Verständnis, dass die Frau das Milieu, das Gefäß, den Kelch für die sexuelle Erfahrung darstellt. Die weibliche Vagina ist der physische „Raum“, in den der Mann eintritt. Und als Gegenpol dazu ist es die Frau, die den Mann physisch empfängt bzw. ihn in sich hineinlässt. Diese beiden Funktionen – das Eintreten und das Empfangen – sind sehr verschieden voneinander. Der Mann ist der Gast, die Frau die Gastgeberin.

      Durch die innere Beschaffenheit der Vagina kann die Frau beim Sex einen starken Einfluss ausüben. Diese Direktive, die die Frau beim Sex hat, da sie die sexuelle Atmosphäre bestimmt, kann am besten durch einen einfachen Vergleich verdeutlicht werden: Wenn du ein Zimmer betrittst, das voll gestopft ist mit Möbeln, wo Hektik durch einen plärrenden Fernseher verbreitet wird und das Telefon ständig klingelt, dann wird diese Atmosphäre vermutlich eher negativ auf dich wirken. Sehr wahrscheinlich wirst du dich überwältigt fühlen von dieser Hektik und dem irrsinnigen Chaos. Vielleicht hättest du das Gefühl, eingezwängt zu sein von all dem Druck und der Spannung, und dein erster Impuls wäre wahrscheinlich, so schnell wie möglich wieder nach draußen ins Freie zu flüchten.

      Kommst du hingegen in einen Raum, der leer und großzügig ist, verschönt durch ein paar ausgewählte Möbel, der schwebende Klang einer Flöte in der Luft, die nach Sinnlichkeit duftet … Solch eine Umgebung wird Frieden und Ruhe ausstrahlen. Statt erdrückender Enge vermittelt ein solcher Raum das Gefühl von Platz und innerer Ausdehnung, ein Gefühl von „Nachhausekommen“. Die wohltuende Atmosphäre, in der kein äußerlicher Druck herrscht, und diese großzügige Offenheit lassen dich innerlich entspannen. Während Harmonie und Gelassenheit sich in dir ausbreiten, wirst du vielleicht einen tiefen Atemzug nehmen und damit ganz in deinem Körper angekommen sein.

      Nun stelle dir den Moment der Penetration vor, wenn der Mann in den weiblichen Körper eindringt. Genauso wie die Atmosphäre eines Raumes eine tief gehende Wirkung auf die menschliche Psyche hat, vermag auch die Atmosphäre innerhalb des weiblichen Körpers eine transformierende Wirkung auf den Mann zu haben, die äußerst machtvoll ist. Der Mann wird von der Frau sehr beeinflusst – in einem Maße, das ihm selbst nicht einmal bewusst ist. Die Frau hat es in der Hand, durch bewusstes Schaffen einer gelassenen, empfänglichen Atmosphäre die Dauer des Liebesaktes zu verlängern. Sie kann den Mann darin unterstützen, die Ejakulation zu verzögern oder gar zu vermeiden.

      Das Traurige ist aber, dass die Frau sich ihrer wahren Fähigkeiten ebenso wenig bewusst ist wie der Mann. Da sie nicht weiß, wie sie Zugang zu ihrer wirklichen Kraft erlangt, kann sie nie die natürliche Macht erfahren, die ihr mitgegeben ist, und darum bleiben ihr die tiefsten Bereiche ihrer weiblichen Sexualität unerschlossen.

      Sobald die Frau jedoch das wahre Wesen der weiblichen Sexualität begreift, kann sie sich wieder mit der ihr verliehenen göttlichen Kraft verbinden. Wenn die Frau bei der sexuellen Vereinigung ganz in ihre weibliche Seite hineingeht, sind sexuelle Erfüllung und Liebe die natürliche Folge. Jede Frau besitzt diese natürliche Fähigkeit, das Liebemachen in eine vollkommen befriedigende, spirituell transzendierende Erfahrung zu verwandeln. Und alles, was die Frau dazu braucht, sind entsprechende Informationen, wie sie das angehen kann.

      TANTRISCHE INSPIRATION

      Orgasmus ist ein Zustand, in dem sich dein Körper nicht mehr wie Materie anfühlt; er vibriert wie Energie, wie Elektrizität. Er pulsiert aus unermesslichen Tiefen heraus, aus der Wurzel des Seins, und man vergisst vollkommen, dass er stofflich ist. Der Körper wird ein elektrisches Phänomen – und er ist tatsächlich ein elektrisches Phänomen.

      Die moderne Physik sagt, dass es keine Materie gibt, dass alle Materie nur Schein ist; dass im Grunde, an der Wurzel der Existenz, nichts als Elektrizität existiert, also keine Materie. Im Orgasmus dringst du zu diesem tiefsten Kern deines Körpers vor, wo alle Materie aufhört und nur noch Wellen von Energie übrig bleiben; du wirst zu einer tanzenden, vibrierenden Energie. Plötzlich verlierst du alle Grenzen – es ist einfach ein Pulsieren, ein substanzloses Pulsieren. Und dein Partner pulsiert mit dir. Und nach und nach, je mehr ihr euch liebt und euch gegenseitig hingebt, desto mehr gebt ihr euch diesem Augenblick des Pulsierens, des Vibrierens, der Auflösung in reine Energie hin, verliert ihr alle Furcht davor – obwohl es wie ein Tod ist.

      Wenn der Körper seine Grenzen verliert, wenn der Körper sich wie in Dunst auflöst, wenn der Körper seine Substanz verliert, wenn nur Energie zurückbleibt, ein kaum spürbarer Rhythmus, dann siehst du, dass es dich nicht gibt.

      Nur in tiefer Liebe kommst du an diesen Punkt. Liebe ist wie der Tod: Was stirbt, ist dein materielles Bild von dir, du stirbst als das, was du für deinen Körper hältst. Du stirbst als Körper und erfährst dich als Energie, reine Lebensenergie. Und wenn Mann und Frau oder die Liebenden oder die Partner anfangen, im selben Rhythmus zu schwingen, dann vereinigen sich die Pulsschläge ihrer Herzen und ihrer Körper, dann werden sie zu einer einzigen Harmonie. Dann kommt es zum Orgasmus und sie sind nicht mehr zwei. Das ist die Bedeutung des Symbols von Yin und Yang: Das Yin dringt in das Yang ein und das Yang in das Yin; der Mann dringt in die Frau ein und die Frau in den Mann, jetzt bilden sie einen Kreis und pulsieren gemeinsam, werden zu einem gemeinsamen Rhythmus. Ihre Herzen sind nicht mehr getrennt, ihre Herzschläge fallen zusammen; sie sind zu einer einzigen Melodie, zu einer Harmonie geworden. Das ist die großartigste Musik, die es gibt. Alle anderen Formen der Musik sind nur schwache Echos, sind Schatten im Vergleich dazu.

      Osho, Tantra – Die höchste Einsicht

      TRAINING

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