Soziale Interventionen in der Psychotherapie. Группа авторов

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Soziale Interventionen in der Psychotherapie - Группа авторов

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in der Suchtbehandlung. Das Feld der Klinischen Sozialarbeit umfasst die soziale Suchttherapie, die in der Regel von Sozial- und SuchttherapeutInnen durchgeführt wird. Ebenso deutlich jedoch wird auch die dynamische Verzahnung von medizinischer, psychologischer und sozialer Behandlung, die verschiedene Zugänge zu ganz unterschiedlichen Problemlagen und Fallkonstellationen möglich macht.

      Unter dem Titel »Erziehungs- und Familienberatung – Schnittmengen Sozialer Arbeit und Psychotherapie« stellt Mathias Berg anschließend die multidisziplinäre Ausrichtung der Erziehungs- und Familienberatung vor. In Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche, die nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (§ § 17, 18, 28 SGB VIII) arbeiten, ist eine (psycho)therapeutische Qualifikation der Fachkräfte konstitutiv. Viele dieser Fachkräfte haben einen sozialarbeiterischen Professionshintergrund. So sind pädagogische und damit verbundene therapeutische Leistungen mit Kindern und Jugendlichen, wie auch mit ganzen Familien, keine heilkundliche Behandlung – dennoch berühren viele Interventionen die Schnittstelle zwischen Sozialer Arbeit und Psychotherapie. Der Artikel gibt einen Überblick zu interprofessionellen Gemeinsamkeiten wie Unterschieden in den Bereichen Diagnostik und Therapie und verortet die (Klinische) Soziale Arbeit als psychosozial und therapeutisch handelnde Profession im Konzert mit einer Reihe weiterer Berufsgruppen.

      Einem weiteren wichtigen Arbeitsbereich widmen sich Maximiliane Brandmaier und Adrian Golatka unter dem Titel »Psychosoziale Versorgung von Geflüchteten und Asylsuchenden«. Geflüchtete Menschen haben aufgrund ihrer Erfahrungen von Verfolgung, Flucht und Trauma sowie der belastenden Situation im Exil ein stark erhöhtes Risiko für die Entwicklung psychischer Störungen. Aufgrund der komplexen Belastungen kann nicht nur ein hoher Bedarf an psychotherapeutischer, sondern allgemein an psychosozialer Unterstützung angenommen werden. Häufig bedarf es dabei zunächst niedrigschwelliger, stabilisierender Angebote. In der Praxis finden Psychotherapie und Soziale Arbeit weitgehend getrennt voneinander statt, wenngleich die Behandlung komplexer Traumata und psychsozialer Problemlagen ein multiprofessionelles Versorgungskonzept erfordert. Welches Potenzial eine integrierte psychosoziale Versorgung in diesem Praxisfeld bietet, wird im Artikel u. a. an einem Beispiel aus dem Jugendhilfekontext umrissen.

      Das Thema Trauma nehmen auch Julia Gebrande und Janine Lebküchner auf. Unter dem Titel »Mehrdimensionale Bewältigung von traumatischen Erfahrungen: Die Bedeutung Sozialer Arbeit für traumatisierte Menschen« wird das Verhältnis von Psychotherapie und Sozialer Arbeit am Beispiel des Arbeitsfeldes Trauma genauer betrachtet. Die zentrale Frage ist: Wie können Menschen nach einer traumatischen Erfahrung bei der Bewältigung unterstützt werden, ohne dass sie durch Diagnosen pathologisiert werden und das Trauma damit auf ein individuelles Problem reduziert wird? Neben einer Kritik an der Dominanz individuumszentrierter Zugänge wird der hohe Stellenwert des Alltags für die Stabilisierung betont, und damit werden die Soziale Arbeit und die (Trauma-)Pädagogik in den Fokus genommen. Denn Stabilisierung kann überall stattfinden, und mit jeder Stabilisierung im Alltag wird auch die Integration der Traumaerinnerungen und die Bewältigung der Erlebnisse vorangebracht. Neben der Psychiatrie und der Psychotherapie ist die traumasensible Soziale Arbeit daher eine wichtige dritte Säule in der Versorgung traumatisierter Menschen, die eine ambitionierte parteiliche, soziale und politische Unterstützung anbieten kann.

      Ein weiteres wichtiges Feld interdisziplinärer Kooperation ist die Straffälligenhilfe. Unter dem Titel »Sozialtherapie mit straffällig gewordenen Menschen« entfaltet Gernot Hahn zentrale Aspekte zu diesem Arbeitsbereich. Die Behandlung straffällig gewordener Menschen hat in den vergangenen 20 Jahren vielfältige Entwicklungen durchlaufen. Neben therapeutisch-methodischen Aspekten haben sich auch die rechtlichen Rahmenbedingungen, diagnostische und kriminalprognostische Verfahren verändert, und das Wissen über die Entstehung straffälligen Verhaltens hat sich erweitert. Die Behandlung erfolgt im Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle und ist auf individuelle Entwicklung einerseits, auf Überwachung und Reglementierung andererseits fokussiert. Vorrangig wird der Erfolg kriminaltherapeutischer Maßnahmen an der aktiven Verhinderung erneuter Straftaten gemessen, ein Kriterium, das alle Beteiligten, KlientInnen, TherapeutInnen und auch die Gerichte in erheblichem Maße prägt. Der Artikel entfaltet die jüngste Geschichte der Behandlung straffällig gewordener Menschen, der Rahmenbedingungen, methodischen Ansätze, diagnostischen und kriminalprognostischen Verfahren im Überblick auf und zeigt die besondere Bedeutung der Arbeit mit psychosozialen und sozialräumlichen Aspekten auf.

      Neurologische Erkrankungen prägen die individuelle Welt sowie die Lebenswelt betroffener Patienten. Einen Einblick in die dortige Praxis ermöglichen Alexander Thomas und Marilena de Andrade. In ihrem Beitrag »Fallbeispiele zur Kooperation von Psychotherapie/neuropsychologischer Therapie und Sozialer Arbeit bei neurologischen Erkrankungen« zeigen sie auf, wie eng gesundheitsbezogene Soziale Arbeit in die Zusammenarbeit mit ErgotherapeutInnen, LogopädInnen, PhysiotherapeutInnen, PsychotherapeutInnen und NeuropsychologInnen eingebunden ist. Dies gilt insbesondere, wenn im Rahmen der Eingliederungshilfe Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen und/oder Epilepsien neurokompetent im eigenen Wohnraum beraten, begleitet und unterstützt werden sollen. Anhand von vier Fallbeispielen wird diese Interdisziplinarität im Alltag des Unterstützten Wohnens (UW) und der beruflichen Rehabilitation anschaulich in den interdisziplinären Verstehenshorizonten und interprofessionellen Vorgehensweisen dargestellt.

      Ein ebenfalls komplexes Problembild entfalten häufig Essstörungen Unter dem Titel »Klinische Sozialarbeit mit Menschen mit Essstörungen« erläutert Eva Wunderer Essstörungen als biopsychosozial bedingte Erkrankungen, die daher auch entsprechend multiprofessionell behandelt werden müssen. Menschen mit Essstörungen benötigen spezifische Unterstützung im sozialen Bereich, die – neben der individuellen Lebensweise – auch die Lebenslage der Betroffenen ins Zentrum rückt, sich an ihrer konkreten Lebenswelt orientiert. Methoden aus der (Klinischen) Sozialarbeit, beispielsweise psychosoziale Diagnostik, sozialpädagogische Beratung, Case Management, soziale Gruppenarbeit, Präventionsarbeit und Angehörigenarbeit sind daher Alltagsgeschäft. Der Buchbeitrag stellt diejenigen Handlungsbereiche in den Vordergrund, bei denen sich die deutlichsten Überschneidungen zwischen (ambulanter und stationärer) Psychotherapie und Klinischer Sozialarbeit ergeben, und zeigt, wie konkrete Unterstützung im interprofessionellen Konzert aussehen kann.

      Der Band wird abgeschlossen mit einem Blick in die Arbeit mit psychoseerfahrenen und -betroffenen Menschen. Unter dem Titel »Sozialtherapeutische Unterstützung von Menschen mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis« schildert Christine Kröger die große Bedeutung einer gelingenden sozialtherapeutischen Unterstützung von psychoseerfahrenen Menschen und ihrem nahen sozialen Umfeld. Schizophrene Psychosen gelten als gravierende und verunsichernde Erkrankungen, die in besonderer Weise das soziale Eingebundensein und die soziale Entwicklung gefährden. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass die Wichtigkeit sozialer Einflussgrößen auf die Entstehung, Aufrechterhaltung und den Verlauf schizophrener Erkrankungen nach wie vor unterschätzt wird. Dementsprechend wird im vorliegenden Beitrag die Bedeutung einer gemeinsamen Unterstützung psychoseerfahrener Menschen und ihres nahen sozialen Umfelds im interprofessionellen Gefüge verdeutlicht.

      Zielsetzung des vorliegenden Buches ist es, die Schnittstellen zwischen Sozialer Arbeit und Psychotherapie auszuleuchten und für PsychotherapeutInnen nutzbar zu machen. Wir hoffen, dass dies über die eingebrachten Texte für beide Professionen ermöglicht wird und darüber hinaus einen interdisziplinären Diskurs anregt, der sich in steter Weiterentwicklung dieses wichtigen Arbeitsbereiches widerspiegelt und niederschlägt.

Heidelberg und Berlin Maren Bösel und Silke Birgitta Gahleitner

      Literatur

      Bamberg, E., Busch, C. & Ducki, A. (2003). Stress- und Ressourcenmanagement. Strategien und Methoden für die neue Arbeitswelt (Reihe: Praxis der Arbeits- und Organisationspsychologie). Bern: Huber.

      Bösel, M. (2017). Integration sozialtherapeutischer Kompetenz in der psychotherapeutischen Versorgung. In U. A. Lammel & H. Pauls (Hrsg.),

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