Zukunft gestalten: JETZT. Jakob von Uexküll

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Zukunft gestalten: JETZT - Jakob von Uexküll

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Ende unseres bewohnbaren Planeten ist möglich, wenn nicht umgesteuert wird. Das würde allen nachfolgenden Generationen die Lebensgrundlage rauben.

      Diese apokalyptische Realität wird weitgehend geleugnet. Es ist aber eine Tatsache, dass für den Temperaturanstieg, der das Schmelzen der Permafrostböden und die Freisetzung von Methan-Hydrat in den Meeren bewirkt die gegenwärtige Politik verantwortlich ist. Das droht, unsere Erde unbewohnbar zu machen, wie Forschungsergebnisse belegen, die auch z. B. vom British Government Met Office (dem Meteorologie-Institut der britischen Regierung) bei der Klimakonferenz in Paris präsentiert wurden.

      Unser Wohlstand, unsere Sicherheit, Kultur und Identität würde aber schon lange vorher in sich zusammenfallen.

      Ein Europa, das unfähig ist, mit ein paar Millionen Kriegsflüchtlingen fertigzuwerden, wird unter der Masse von zehn oder vielleicht Hunderten von Millionen Klimaflüchtlingen schnell zusammenbrechen.

      Paul Krugman, Kolumnist der New York Times, beschrieb kürzlich in seiner Kolumne das Schreckensszenario des Klimawandels und fragte dann, was denn nun wirklich in diesem Jahr der US-Wahl auf dem Spiel stünde? „Nun, unter anderem das Schicksal unseres Planeten.“

      Eine Studie der US-Akademie der Wissenschaften kam im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis, dass die Forderung, Wirtschaftswachstum und CO2-Anstieg vom Ressourcen-Verbrauch zu entkoppeln, auf falschen Berechnungen beruhten, weil das Rohmaterial zur Herstellung von Produkten zu gering veranschlagt worden sei (The Guardian, 25.11.2015).

      Warum wurde nicht längst ein Not-Bündnis gebildet, die alles Menschenmögliche tut, um den Kurs zu ändern und, wo noch möglich, rückgängig zu machen?

      Warum gibt es noch keinen Gesamtüberblick über die Risiken und Gefahren, warum wurde noch keine gemeinsame Strategie erarbeitet? Das sind Fragen, die ich oft – vor allem von jungen Leuten – höre. Für sie stellt die Arbeit des Weltzukunftsrates und die Arbeit der seit 1980 zahlreichen Preisträger des Right Livelihood Award, des Alternativen Nobelpreises, einen Funken Hoffnung dar.

      Inzwischen ist der Weltzukunftsrat weit bekannter als noch vor ein paar Jahren. Seine Mitglieder vermitteln ein vorbildliches und ganzheitliches Engagement und verfügen über außerordentliche Überzeugungskraft. Sie haben das Gespür für die Themen der Zukunft wie beispielsweise das Eintreten für die Rechte zukünftiger Generationen, für Konzepte zum Übergang zu 100 %-erneuerbare Energien oder auch unorthodoxe Vorschläge zur Geldschöpfung. Diese Vorschläge werden weltweit in vielen Foren diskutiert. Autoren, Wissenschaftler oder UN-Organisationen beziehen sich auf unsere Arbeit.

      In den Stellungnahmen zur Eröffnung des neuen Büros des Weltzukunftsrats in China war klar zu erkennen, dass die chinesi-schen Behörden die Klimabedrohung sehr ernst nehmen und sowohl nach Lösungen suchen als auch nach Partnern. Auch hier wird offenbar deutlich gesehen, was die Ursachen dafür sind, dass die Himalaja Gletscher und Tibets Permafrost zu schmelzen beginnen.

      Auch die Kohle-Lobby ist sich inzwischen der Lage bewusst und sieht die Zeichen an der Wand: Man wird uns hassen und verteufeln, so wie früher die Sklavenhändler, sagte der Generalsekretär des Verbandes der Europäischen Kohle-Industrie (Financial Times, 16.12.2015). Und die Tagesschau vom 5. Juli 2016 berichtete von zehntausend Todesfällen aufgrund von Kohlekraft und stützte sich auf die Auswertung von 257 der insgesamt 280 europäischen Kohlekraftwerke. Demnach belaufen sich die durch sie verursachten Gesundheitskosten jährlich auf bis zu 63,3 Milliarden Euro.

      Leider gilt das nicht für die USA: Donald Trump behauptet zum Beispiel, dass der Klimawandel eine „chinesische Erfindung“ sei. Das Wall Street Journal (3.8.2015) befürchtet: „Wenn es stimmt, dass der Klimawandel von Menschen verursacht wurde, kann ein solch riesiges Problem nur von der Regierung gelöst werden. Für die Linke wäre das ein Himmelsgeschenk, um im großen Stil staatliche Kontrollen über die Wirtschaft und das Leben der Bürger einzuführen.“

      Solche Verschwörungstheorien werden von einer machtvollen und gierigen Elite verbreitet, damit sie ihre Privilegien in einer zunehmend ungleichen Welt nicht verlieren.

      Die Geschichte der vergangenen 40 Jahre zeigt, dass der oft umstrittene Bericht (des Club of Rome) über die Grenzen des Wachstums sehr prophetisch war, selbst für die USA: „Das durchschnittliche Haushaltseinkommen 2014 in den USA betrug 50.000 Dollar. Hätten wir das Produktivitäts-Wachstum der Zeit vor 1970 beibehalten, läge das Einkommen bei 97.300 Dollar“ (Financial Times, 20.2.2016).

      Das ist wohl auch einer der Gründe, warum in den USA in den Vorwahlkämpfen 2016 viele junge Wähler für einen Sozialisten stimmten, als ob sie sich vom Sozialismus mehr versprächen als vom Kapitalismus. Aber hier handelt es sich eher um ein Aufbegehren gegen eine unsichere Zukunft, gegen die Brüche in den letzten Jahrzehnten, gegen die anonymisierende Globalisierung und dagegen, dass sich die Jugendlichen den amerikanischen Traum ihrer Eltern nicht mehr leisten können.

      Viele glauben auch nicht, dass neue Technologien ihre Pro-bleme lösen werden, was, um das Weltzukunftsrat-Mitglied Prof. Rolf Kreibich zu zitieren, ein gutes Zeichen ist, denn: „Es gibt keinen einzigen Hinweis auf nachhaltige Entwicklung in der gesamten Big Data- und Smart Data-Diskussion.“ In Japan würden die Menschen anfangen, den neuen Technologien zu misstrauen, da diese über die Realität hinwegtäuschten und nicht als sinnstiftend empfunden würden. Die neue Satori-Generation will weniger Konsum und sucht nach „Erleuchtung“(Baku Eye, Mai 2014). Der Demokratie und den demokratischen Institutionen vertrauen sie und ihre Gleichaltrigen in Europa und den USA immer weniger (World Values Survey, 2015).

      Das ist das Ergebnis einer Politik, die auf der Grundlage von Kosten-Nutzen-Analysen, die ihr Ökonomen vorschreiben, ihre Entscheidungen trifft. Denn deren Modelle sind ideologisch und dienen den Interessen der Privilegierten, die sich um die Bedürfnisse zukünftiger Generationen nicht scheren. Mit ihrem Tunnelblick übersehen sie, dass unsere Wirtschaft von funktionierenden Ökosystemen abhängt. Wenn das Ökosystem zusammenbricht, wird nicht nur das gegenwärtige Bruttosozialprodukt zunichtegemacht, sondern auch das natürliche Kapital.

      So berechnet das allgemein benutzte DICE-Modell (Dynamic Integrated Climate-Economy), dass selbst ein katastrophaler Temperaturanstieg von 4 °Celsius das Bruttosozialprodukt nur um 4 %, und ein Temperaturanstieg um 6 °Celsius dieses um weniger als 10 % reduzieren würde, trotz der Vorhersage, dass dann große Teile des Planeten unbewohnbar wären. Bei solchen Modellen, könnte weltweit das Bruttosozialprodukt immer noch wachsen, selbst wenn Afrika schon unbewohnbar ist.

      Kein religiöses Dogma ist so mächtig und gefährlich wie die Dogmen der Ökonomen, die glauben, wir würden selbst auf einem brennenden Planeten immer noch reicher werden.

      Dieser gefährliche Unsinn herrscht immer noch in vielen Köpfen, und auch die SDG-Nachhaltigkeitsstrategie der UNO leidet daran.

      „Angesichts des heutigen Verhältnisses von Wachstum des Bruttosozialprodukts und dem Einkommenswachstum der ärmsten Länder wird es 207 Jahre dauern, um mit dieser Strategie die Armut zu eliminieren, und um das zu erreichen, werden wir die Weltwirtschaft um das 175-fache ihrer gegenwärtigen Größe anwachsen lassen müssen“ (Seeds of Change, Vol.32, Nr. 1, Jan.-April 2016, S. 15). Was offensichtlich unmöglich ist. Das Nachhaltigkeitsziel 17.1 fordert eine weitere Handels-Liberalisierung und mehr Macht für die Welthandelsorganisation – obwohl aufgrund der Umweltbedrohungen das Gegenteil erforderlich wäre, d. h. Import-Abgaben, um Umwelt-Dumping zu verhindern.

      Wie ist es zu erklären, dass wir schon so lange einer Ideologie folgen, die unser Überleben bedroht?

      Die US-amerikanische Heritage Foundation, ein einflussreiches konservatives Forschungsinstitut, das im Jahre 1980 anlässlich der Wahl Ronald

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