Zukunft gestalten: JETZT. Jakob von Uexküll

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Zukunft gestalten: JETZT - Jakob von Uexküll

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einem 1000-Seiten-Buch veröffentlicht, mit dem Titel: „Mandat für Führung: Politik-Management in einer konservativen Regierung“. Diese Empfehlungen waren u. a. Privatisierung, Deregulierung, der Abbau von Sozialleistungen, sowie militärische Präventivschläge. Viele der empfohlenen Maßnahmen wurden umgesetzt, auch weil keine Alternativen präsentiert wurden. Um Margaret Thatcher zu zitieren: „Wirtschaft ist die Methode: das Ziel ist die Veränderung der Seele“ (Sunday Times, 1.5.1981).

      Heute erkennt selbst das Business-Magazin Forbes an, dass der Kapitalismus es nicht geschafft habe, das Wohlergehen der Menschen im großen Maßstab zu verbessern (9.2.2016). Das Bewusstsein ist also geweckt worden, und nun ist es an uns, eine Methode zu finden, die Zerstörung des Planeten zu beenden. Auch wenn wir nicht über Mittel wie die Heritage Foundation verfügen, so haben wir viele Verbündete.

      Da es um den Notfall Erde geht, muss alles, was wir bisher unternommen haben, neu überdacht werden; nicht, weil es falsch ist, sondern weil es nicht mehr ausreicht.

      Auf einer unlängst abgehaltenen Konferenz wurde die Gewerkschaftsführerin Sharan Burrow gefragt, warum sie über den Klimawandel spreche und nicht über Jobs. „Weil es auf einem toten Planeten keine Jobs gibt“, antwortete sie. Eine öko-industrielle Umgestaltung würde natürlich Millionen neuer Jobs generieren; aber sie hat die Hierarchie der Risiken und Gefahren verstanden.

      Die Herausforderung ist immens, aber nicht neu. Es gibt keine Sache von größerer Schwierigkeit, Gefahr und von zweifelhafterem Erfolg, als die Vorreiterrolle zu übernehmen bei der Einführung einer neuen Ordnung. „Denn alle die, welche sich in der alten Ordnung wohl befanden, sind der neuen feindlich; und diese hat nur laue Verteidiger bei denen, die dabei zu gewinnen hoffen.“ – ein Zitat aus Macchiavellis Schrift Der Fürst, die 1532 erschien.

      Aber wir haben viele Verbündete:

      •unser lebendiger Planet, wenn wir die Richtung ändern solange er noch reagieren und sich erholen kann

      •die Jugend der Welt, die erkennt, dass die Versprechen der gegenwärtigen Ordnung für ihre Zukunft hohl sind und nach einer glaubwürdigen Alternative sucht

      •die Schutzlosen dieser Welt, die gemerkt haben, dass diese Ordnung bodenlos ist

      •unsere Vorfahren, die uns vertrauen, dafür zu sorgen, dass ihr Leben und ihre Errungenschaften nicht umsonst waren

      •und alle zukünftigen Generationen, denn von uns hängt es ab, ob und wie sie leben werden

      Der Global Policy Action Plan (GPACT) des Weltzukunftsrats ist unser Handbuch für verantwortliche Politik. Er beschreibt die wichtigsten Reformen für Menschen und den Planeten, die heute durch die Folgen der Empfehlungen der Heritage Foundation bedroht sind. GPACT will den sog. Konsens von Washington durch einen neuen ersetzen, der – nach dem Gründungsort des WFC – vielleicht als Hamburger Konsens in die Geschichte eingehen wird.

       Der Global Policy Action Plan GPACT

      Wir machen die besten und effektivsten Gesetze und Regelungen aus aller Welt bekannt, passen sie an und verbreiten sie. Die von uns identifizierten ‚besten politischen Lösungen‘ erleichtern die Umsetzung wegweisender politischer Reformen und unterstützen so die Einhaltung internationaler Verpflichtungen im Rahmen der globalen Nachhaltigkeitsziele. In der Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern unterstützen wir Innovationen, die Fortschritt, einen gesunden Planeten, Frieden und Sicherheit fördern.

      Wir müssen die Machtkämpfe, Bürokratie, Enge und Eifersucht überwinden, die unter Nichtregierungsorganisationen und ihren Unterstützern so häufig anzutreffen sind, und neue Allianzen schmieden.

      Der Weltzukunftsrat hat gezeigt, dass er die Fähigkeit hat, neue Koalitionen zu formen; nicht, weil wir mehr wissen oder besser sind, sondern weil wir auf dem aufbauen, worauf sich die internationale Gemeinschaft bereits geeinigt, es aber bislang noch nicht umgesetzt hat. Wir helfen, Lücken zu schließen:

      •zwischen miteinander verbundenen Problemen, die von Aktivisten und Geldgebern nicht in einem Zusammenhang gesehen, sondern nur einzeln behandelt werden;

      •zwischen akademischer Politikforschung und der Unterstützung, die politische Entscheidungsträger benötigen;

      •zwischen den Rechten, auf die man sich geeinigt hat, etwa in der UN-Charta für die Natur und ihrer gesetzlichen Umsetzung.

      Wie die Verteidiger von Privilegien wissen (und was wir oft vergessen), steckt der Teufel im politischen Detail.

      In der Geschäftswelt und im zivilen Leben wird häufig auf freiwillige Selbstregulierung gesetzt. Laut einer ersten Bestandsaufnahme, die kürzlich veröffentlicht wurde, erweist sich diese Priorität als falsch, sie zeigt, dass 82 % der untersuchten freiwilligen Vorhaben scheiterten.

      So gab es weit schlechtere Resultate als ein Gesetz hätte erreichen können. Eine Gebühr auf Plastiktüten in Wales verringerte über Nacht den Gebrauch um 80 %, während eine freiwillige Maßnahme in England in sieben Jahren nur einen Rückgang um 6 % erreichte (The Guardian, 4.11.2015).

      Natürlich sind Gesetze nicht überall einfach einzuführen und win-win-Szenarien für alle oft ein Mythos. Die Climate Legacy Initiative kommt zu dem Schluss, dass die Besteuerung, die für einen adäquaten Rückgang der Nachfrage bei umweltschädlichen Produkten erforderlich ist, zu „signifikanten gesellschaftlichen Problemen“ führen könnte. Politiker fürchten, dass ihre Wähler rebellieren; aber müssen begreifen, dass eine rebellierende Natur eine weitaus gravierendere Angelegenheit sein wird.

      Die vielgepriesene Ökonomin Dambisa Moyo beklagt eine „weltweite Erosion an Produktivität“, die sie nicht verstehen könne und als „höchst merkwürdig“ bezeichnet. Hat man aber die Bedürfnisse der Menschen und des Planeten im Blick und zudem die wachsende Zahl der Arbeitslosen weltweit, dann hat diese „Merkwürdigkeit“ eindeutig ihre Ursachen, nämlich in den perversen Dogmen, die von Moyo und ihren Kollegen angebetet werden.

      Immer wieder wird behauptet, dass die nötigsten Reformen zu teuer seien, was im Klartext heißt, dass wir es uns nicht leisten könnten, auf der Erde zu leben. Aber eine Gesellschaft, die über die nötigen natürlichen und menschlichen Ressourcen verfügt, kann notwendige Reformen immer auch finanzieren.

      Um das Finanzsystem zu retten, wurde die Schöpfung (das „Drucken“) von neuem Geld durch die Zentralbanken sehr schnell akzeptiert. Doch den dringend nötigen Übergang zu nachhaltigen und erneuerbaren Energien auf die gleiche Weise zu finanzieren, ist ein politisches Tabu.

      Der Weltzukunftsrat hat aber aufgezeigt, wie die Produktion neuer Güter und Dienstleistungen (ohne Inflation) finanziert werden kann: 100 % erneuerbare Energie, Nachrüstung von Gebäuden, nachhaltige Transportsysteme etc. Im Süden würden damit Millionen neuer Jobs geschaffen, was wiederum den Druck vermindern würde, um des reinen Überlebenswillen nach Europa auszuwandern.

      Unsere gemeinsame Zukunft

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