Handbuch Sozialraumorientierung. Группа авторов

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Bevölkerung sei nicht die Gewinnung von ›Daueraktiven‹ anzustreben, sondern die Entwicklung eines (jederzeit) mobilisierbaren Netzwerkes unterschiedlicher Menschen. Hierbei könne eine Infrastruktur, »die niedrigschwellige, informelle soziale Alltagskontakte ermöglicht und den Aufbau und die Erweiterung sozialer Netze und Stützungssysteme im Quartier fördert« (Lüttringhaus 2007: 280) unterstützend wirken.

      Aus den wesentlichen Merkmalen des »Arbeitsprinzip Gemeinwesenarbeit« nach Oelschlägel und den »Prinzipien stadtteilbezogener bzw. sozialraumorientierter Arbeit« nach Hinte/Treeß sowie den »Leitstandards der Gemeinwesenarbeit« von Lüttringhaus, lässt sich folgende tabellarische Synopse entwickeln (image Tab. 1.1).

      Diese Übersicht macht die thematischen Überschneidungen der aus unterschiedlichen Zugängen entwickelten Prinzipien und Standards deutlich, die als fachlicher Konsens gelten und als Kern des »State of the Art« bzgl. sozialraumorientierter Sozialer Arbeit angesehen werden können (Becker 2016).

Images

      Quelle: Becker, Martin (2016): GWA-Personalbemessung. Orientierungshilfe zur Personalbemessung professioneller Sozialer Arbeit im Handlungsfeld der Stadtteil- und Quartierentwicklung (255). Konstanz: Hartung-Gorre Verlag

      1.9 Dimensionen des Handlungskonzeptes Sozialraumorientierung

      Dimension I. Lebensbedingungen und Lebenswelt

      Analyse und Monitoring der sozialräumlichen Lebensbedingungen und deren Bedeutungszuschreibungen seitens der Adressat*innen sowie Orientierung an deren Interessen und Willen zum Handeln

      Dimension II. Ressourcen und Potenziale

      Erschließung, Förderung und Ausbau persönlicher (individueller) und sozialräumlicher (institutioneller) Ressourcen und Potenziale

      Weil sozialraumorientierte Soziale Arbeit mit der Bevölkerung, entsprechend den o. g. Ausführungen zu Prinzipien und Standards, am Willen und den Interessen der Menschen ansetzt, wird die Orientierung an den Ressourcen und Potenzialen zu einer weiteren wichtigen Dimension. Neben der Analyse und Förderung individueller Stärken von Menschen in ihrem sozial und räumlich strukturierten Umfeld (vgl. Dimension I), müssen auch »persönliche (individuelle) und sozialräumliche (institutionelle) Ressourcen und Potenziale erschlossen, berücksichtigt und ausgebaut« werden. Hierfür gibt es eine Fülle erprobter Methoden, wie »Ressourcencheck«, »Kompetenzkartierung«, »Eco-Mapping« etc. (vgl. Becker 2014: 185f.), mittels derer sich sowohl individuelle und soziale als auch materielle und infrastrukturelle Ressourcen und Potenziale erschließen und entwickeln lassen. Der Ausbau von Ressourcen und Potenzialen kann im Rahmen des Handlungskonzeptes SRO ein breites Themen- und Aufgabenspektrum umfassen. Diese reichen von der Schaffung und Sicherung adäquaten und bezahlbaren Wohnraums über die Sicherung und Förderung des Arbeitsplatz- und Grundversorgungsangebotes (Lebensmittel, Mittagstisch, Kleiderladen, haushaltsnahe Dienste, Tauschbörsen etc.) unter dem Stichwort »lokale Ökonomie« (Elsen 2011) bis hin zur Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten in öffentlichen Einrichtungen (Bürger-/Quartierzentren etc.), speziellen handlungsfeldbezogenen Angeboten (Jugendtreffs, Erwachsenenbegegnungsstätten, Tagestätten etc.) oder der Nutzung öffentlicher Räume (Plätze, (Spiel-)Straßen, Parks).

      Dimension III. Partizipation und Engagement

      Ermöglichung und Förderung gesellschaftlicher Teilhabe sowie von bürgerschaftlichem Engagement und Selbstorganisation

      Auf der Basis fundierter Analysen zu Lebensbedingungen, Lebenssituationen und Ressourcen in einem sozial und räumlich strukturierten Kontext (vgl. Dimensionen I + II), gehört die »Ermöglichung und Förderung gesellschaftlicher Teilhabe sowie von bürgerschaftlichem Engagement und Selbstorganisation« zu den Aufgaben sozialraumorientierter Sozialer Arbeit, die zur »Dimension Partizipation und Engagement« zusammengefasst werden können. Partizipation, verstanden als Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, bezieht sich sowohl auf ökonomische und politische als auch auf kulturelle und soziale Teilhabe von Menschen, trotz möglicher Einschränkungen. Wie in der obigen Übersicht zu Prinzipien und Standards erkennbar, ist die zielgruppenübergreifende Arbeit konstitutives Merkmal sozialraumorientierter Betrachtungs- und Herangehensweise, die alle Menschen in sozial und räumlich strukturierten Kontexten in den Blick nimmt. Dabei bilden Motivation und Wille zum Handeln der Menschen den Ausgangspunkt der Orientierung an deren Interessen und Themen. Die Herausforderung professioneller Arbeit besteht u. a. darin, »vorhandene Handlungsmotive der Menschen vor Ort herauszufinden«, anstatt sie für (fremdbestimmte) Ziele Anderer zu überreden.

      Unter die »Dimension Partizipation und Engagement« fällt auch die Aufgabe der »Förderung von Selbstorganisation und Selbsthilfekräften der Bevölkerung«. Hierzu bedarf es erfahrungsgemäß der Ermutigung und Unterstützung der Menschen vor Ort, ihre Angelegenheiten soweit möglich selbst zu gestalten. Dies bedarf eines systematischen Ermöglichungs- und Unterstützungsmanagements sowie der Schaffung von Öffentlichkeit und öffentlicher Diskurse. Dabei handeln Fachkräfte Sozialer Arbeit grundsätzlich nicht für, sondern mit den Menschen

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