Die Magie von Winterhaus. Ben Guterson

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Die Magie von Winterhaus - Ben Guterson

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Er schaute sich am Tisch um. «Ein Skarabäus, ein von den alten Ägyptern verehrter Käfer, kommt in mehreren seiner Romane vor.» Noch einmal ließ er den Blick in die Runde schweifen. «Der Skarabäus ist ein uraltes Symbol für das ewige Leben. Für die Auferstehung.»

      Jetzt war Elizabeth hellwach. «Glauben Sie, er hat wirklich über diese Dinge geforscht?», fragte sie mit einem Seitenblick auf Norbridge. «Über echte Magie, meine ich.»

      Professor Fowles zog das Kinn ein. «Ich kannte den Mann so gut wie gar nicht, aber ich habe mich ein bisschen über ihn schlau gemacht. Die ägyptologische Gesellschaft von ‹Northern South Dakota› pflegt eine Website mit dem Titel ‹Der blutrote Skarabäus›, wo er hin und wieder erwähnt wird.» Er drehte sich zu Hyrum um. «Haben Sie weitere Informationen darüber, Sir?»

      Hyrum tupfte seinen Mund mit der Serviette ab. Mit einer verschmitzten Miene sagte er: «Ich kannte Großpapa Damien eigentlich gar nicht, aber – du meine Güte! – dieses ganze Gerede über ihn wird mir langsam richtig unheimlich!»

      Alle am Tisch lachten, und die Anspannung schien zu verfliegen. Aber Elizabeth fiel auf, dass Leona merkwürdig geistesabwesend zu sein schien, obwohl sie in das Gelächter der anderen mit einfiel. An der Geschichte über Damien Crowley war noch mehr dran, da war sich Elizabeth sicher.

      «Es ist doch jedem klar, dass ich bei diesem Wetter niemanden vor die Tür lasse», sagte Norbridge und deutete dabei auf Egil und Hyrum. «Die Straßen sind unpassierbar, also müssen Sie über Nacht bleiben. Das wird ein Spaß! Um acht gibt es das Konzert, und danach eine Runde heiße Schokolade für alle! Eine Nacht, die man nicht so schnell vergisst!»

      «Wir müssen uns um ein Puzzle kümmern», sagte Mr. Wellington und zwinkerte Mr. Rajput zu. «Musik und Belustigung, alles schön und gut, aber …»

      Die Erde rumpelte.

      Nicht nur diejenigen an Elizabeths Tisch, sondern alle im Speisesaal erstarrten und rissen die Augen auf. Der Wintersaal bebte etwa fünf Sekunden lang, und als das Rumpeln aufhörte, saßen die Menschen ängstlich da und warteten, was wohl als Nächstes geschehen würde.

      Norbridge stand auf. «Wir haben wohl eine ganz außergewöhnliche Wettersituation, eine Kombination aus Schneesturm und Gewitter, ein Schneewitter, sozusagen!», rief er und blickte sich im Saal um. «So etwas passiert nicht oft, aber wenn, dann kann es ziemlich beängstigend sein.» Er legte die Handflächen gegen die Rippen, als wollte er noch mehr sagen, doch dann zögerte er. «Lassen Sie sich Ihren Nachtisch schmecken. Ich werde etwas überprüfen und bin gleich wieder da.»

      Er beugte sich zu den anderen an seinem Tisch und sagte: «Ich habe unten in der Nähe der Airhockey-Tische in einem Schrank einen Seismographen. Ich will mir die Auswertungen nur kurz anschauen. Erstaunlich! Ein Schneewitter! Wer hätte das gedacht? Das ist zum letzten Mal vor achtzehn Jahren vorgekommen.»

      Er wirbelte herum und rauschte aus dem Saal, wobei ihm alle nachschauten. Ein beunruhigtes Gemurmel erhob sich.

      Professor Fowles war sprachlos, und Mr. Rajput schien so verstört zu sein, dass Elizabeth fürchtete, er würde anfangen zu weinen. «Schneewitter?», murmelte er.

      «Gibt es so etwas wirklich? Ein Gewitter mit Schnee?», fragte Mrs. Rajput.

      «Hätten wir dann nicht zuerst einen Blitz gesehen?», setzte Mr. Wellington hinzu.

      Genau das hatte Elizabeth auch gedacht. Aber jetzt galt ihre Sorge Hyrum, der benommen wirkte und so kreidebleich geworden war, als würde er jeden Moment sein Abendessen wieder von sich geben.

      «Geht es Ihnen gut, junger Mann?», fragte Leona.

      Er zuckte zusammen und wandte sich ihr dann zu. «Bestens», sagte er schwach. Er straffte die Schultern und atmete tief durch. Seine Wangen bekamen wieder Farbe, und der muntere Ausdruck kehrte auf seine Miene zurück. «So eine Erschütterung macht mich einfach nervös», sagte er und zuckte peinlich berührt mit den Schultern. Dann schaute er Elizabeth an. «Möchtest du vielleicht später eine Runde Airhockey spielen?»

      Entspannt lachten die anderen auf, und der merkwürdige Moment war vergangen. Man wandte sich wieder dem Nachtisch zu. Aber Elizabeth ging einfach der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass sie auch vorhin, als unter der Mine die Erde gerumpelt hatte, keinen Blitz gesehen hatte.

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      KAPITEL 8

      DIE STILLE NACH DEM STURM

      Als Elizabeth kurz vor halb sieben zu Elanas Zimmer kam, wartete Norbridge bereits auf sie. Sie wollte gerne wissen, ob er irgendetwas über das Rumpeln herausgefunden hatte, einerseits, weil sie neugierig war, andererseits, weil sie das Gefühl hatte, dass sich durch dieses Thema die Anspannung, die vorhin zwischen ihnen geherrscht hatte, ein wenig auflockern würde. Aber Norbridge breitete einfach die Arme aus und drückte Elizabeth, die sich bereitwillig hineinwarf, an sich. Die beiden hielten sich eine Weile fest, dann öffnete Norbridge mit einem liebevollen Blick auf Elizabeth die Tür.

      Elanas Zimmer wurde von einer kleinen Lampe auf dem Nachttisch neben dem Bett erleuchtet. Elizabeth war bestimmt schon ein Dutzend Mal hier gewesen, um Elana zu besuchen, aber so wie jetzt hatte sie das andere Mädchen dabei nie erlebt: Elana war wach, saß aufrecht im Bett unter ihrer Decke, den Rücken gegen zwei dicke Kissen gelehnt. Und nicht nur, dass ihre Augen geöffnet waren – sie las sogar ein Buch, Merkwürdiges aus dem Geheimarchiv der Mrs. Basil. E. Frankweiler. Und sowohl der Titel des Buchs als auch die Tatsache, dass Elana munter war, versetzten Elizabeth in Erstaunen.

      «Ich liebe dieses Buch!», rief Elizabeth. Dann schlug sie die Hand vor den Mund. «Tut mir leid. Ich wollte nicht so laut reden.»

      Elana legte das Buch mit einer zierlichen Bewegung auf die Bettdecke und betrachtete Elizabeth mit einem leidenden Blick. Sie sah aus wie eine steinalte Frau. Verschwunden waren das glänzende schwarze Haar, der lebhafte Blick und die glatte Haut, auf die Elizabeth früher so neidisch gewesen war. Elanas strahlende Jugend war den Zeichen des Alters gewichen: Ihr Haar war schütter und weiß und ihr Gesicht so faltig und eingefallen, dass Elizabeth sich unwillkürlich fragte, wie Elana es fertigbrachte, sich im Spiegel zu betrachten. Natürlich war es völlig in Ordnung, alt zu werden, dachte Elizabeth, aber der Sprung von einem zwölfjährigen Mädchen zu … so etwas, war schon ein Schock. Kein Wunder, dass Elanas Blick so erschöpft wirkte.

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      «Ich liebe das Buch ebenfalls», sagte Elana. Ihre Stimme klang genauso alt, wie ihr Körper aussah.

      Norbridge atmete tief durch. «Ich dachte, Besuch würde dir guttun», sagte er zu Elana. «Und Elizabeth wartet schon seit Wochen darauf, dich sehen zu können. Vielleicht möchtet ihr beide …»

      Noch bevor Norbridge den Satz beenden konnte, rannte Elizabeth zum Bett und schlang die Arme um Elana. Minutenlang verharrten beide ganz still in ihrer Umarmung. Als sich Elizabeth schließlich von dem anderen Mädchen löste, schaute Elana sie nur an. Immer noch sagte keine von beiden ein Wort.

      «Möchte jemand ein Flurschen?», fragte Norbridge und zog eine Tüte mit den Süßigkeiten aus seiner Tasche. Elizabeth lachte, Elana lächelte, und die Stimmung entspannte sich ein wenig.

      Elizabeth setzte sich auf das

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