Die Magie von Winterhaus. Ben Guterson

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Die Magie von Winterhaus - Ben Guterson

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Taschentuch, das ganz offensichtlich mit einer bestimmten Absicht dort festgebunden worden war. «Und was, wenn jemand versucht, ihr zu helfen?»

      Norbridge zögerte. «Aber dann stellt sich die Frage: Wer?»

      Darüber hatte Elizabeth auch schon nachgedacht, und zwar seit sie der versiegelten Mine den Rücken gekehrt hatte. So viele Verdächtige gab es nicht. Gracellas Tochter Selena war in den unterirdischen Gängen gestorben, als Gracella Elana die Lebensjahre ausgesaugt hatte, und Elanas Eltern und ihr Bruder waren gleich darauf aus dem Hotel geflohen. Norbridge hatte seine Fühler ausgestreckt, um sie aufzuspüren, aber außer einem vagen Bericht über einen befreundeten Hotelier auf Malta, dass eine Familie, auf den die Beschreibung der Powters passte, in einer Ferienanlage namens Malstella Villa in der Nähe von Venedig gesehen worden sei, hatte er nichts zutage fördern können. Außer Elanas Familie fiel Elizabeth niemand ein, der Gracella wieder zum Leben erwecken wollte.

      «Ich weiß es wirklich nicht», sagte sie. «Aber Freddy hat etwas über die Dredforth-Methode herausgefunden.» Sie erzählte ihm von dem «Blutroten Skarabäus», und Norbridge beugte sich interessiert vor.

      «Vielleicht kannst du mir nachher helfen, diesen Internet Webplatz aufzurufen», sagte er. «Sagt man das so? Internet Webplatz?»

      Elizabeth lächelte. «Sag einfach Website.»

      Norbridge schwieg. Er deutete nur mit zwei gespreizten Fingern auf seine Augen, als ob er sagen wollte: Wir müssen beide Augen offen halten.

      «Nun zu etwas ganz anderem», sagte er. «Ich wollte dir eine Neuigkeit mitteilen. Du weißt ja, dass ich mir große Sorgen um Elana mache und mir den Kopf zerbrochen habe, wie wir ihr helfen können. Idealerweise versetzen wir sie wieder in das Alter von zwölf Jahren, aber das ist nicht so einfach, wie es klingt.»

      Elizabeth runzelte die Stirn. «Also, für mich klingt das ganz und gar nicht einfach.»

      «Vollkommen richtig», sagte Norbridge. «Was es noch schwieriger macht, diese Nuss zu knacken. Wir sind wie ein Boot auf einem Fluss, ohne Paddel, wie ein Schneeball im Feuer von …» Er verstummte und wedelte seufzend mit der Hand, als wollte er die kleinen Metaphern vertreiben, die er so mochte und die Elizabeth so amüsant fand. «Ich weiß mir keinen Rat. Und da ich im Augenblick den Alterungsprozess nicht umkehren kann, wollte ich eine Möglichkeit finden, Elanas Traurigkeit etwas zu mildern und ihr zu helfen, wieder etwas munterer zu werden. Und ich bin sehr glücklich, dass sich diese Veränderung nun von selbst einzustellen scheint.» Norbridge beugte sich noch ein Stück weiter vor und musterte Elizabeth mit ernster Miene. «Ich habe heute Morgen eine Stunde mit ihr gesprochen und sie scheint endlich ein bisschen mehr sie selbst zu sein, nach all diesen Wochen. Sie ist verständlicherweise sehr traurig, aber immerhin kommuniziert sie wieder.»

      «Das ist ja großartig!», sagte Elizabeth, nicht ohne sich gleichzeitig zu fragen, ob es auch eine Kehrseite zu Elanas Munterkeit gab. Vielleicht würde sie nun noch klarer begreifen, wie ausweglos ihre Situation war. «Ich wünschte, ich könnte etwas für sie tun.»

      «Nun, ich denke, das kannst du. Sie möchte nämlich mit dir reden. Heute Abend, nach dem Abendessen, werden wir beide sie besuchen. Du kannst bestimmt helfen, sie ein wenig aufzurichten.»

      Elizabeth war sich nicht sicher, ob das eine so gute Idee war. Sie war schon mehrmals bei Elana gewesen – aber nur, während sie schlief –, um ein Gebet zu sprechen, oder zwei oder drei, für irgendeine Art der Genesung.

      «Meinst du wirklich?», fragte Elizabeth.

      Norbridge hob die Hand. «Ich bin mir vollkommen sicher. Aber ich will dir zuerst etwas sagen. Sie weiß über vieles Bescheid, was für dich und mich wichtig ist. Ihre Eltern hatten keine Geheimnisse vor ihr, und Elana hat gut zugehört. Sie hat mir bestätigt, dass Gracella tatsächlich für den Tod deiner Eltern verantwortlich ist.» Er senkte den Blick und fuhr mit leiser Stimme fort: «Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen. Ich weiß, wie schmerzhaft das für dich ist – genauso schmerzhaft wie für mich.» Norbridge legte einen Moment lang die Hand vor den Mund, ehe er fortfuhr. «Tatsache ist, dass Gracella deine Mutter und deinen Vater aufspürte und ihr Auto mit schwarzer Magie von der Straße drängte. So jedenfalls erzählte es mir Elana.»

      Elizabeth fühlte, wie ihr Magen nach unten sackte. Während der letzten Weihnachtsferien hatte Norbridge ihr erzählt, was er über den Tod ihrer Eltern, Winnie und Ferland Somers, herausgefunden hatte. Sie waren bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben gekommen, als Elizabeth vier Jahre alt war.

      «Auf ein Detail, das Elana mir anvertraute, wäre ich niemals von selbst gekommen», fuhr Norbridge fort. «Sie sagte mir, dass Gracella ihre Lebenskraft dann am besten auffrischen kann, wenn sie … nun, es gibt keine Möglichkeit, die Sache zu beschönigen … wenn sie das Leben eines Mitglieds der Falls-Familie auslöscht. Ich dachte, sie sei einfach nur eine skrupellose Mörderin, die ihre Macht dadurch behält, dass sie wahllos andere tötet. Aber es stellt sich heraus, dass jemand mit dem Blut ihrer eigenen Familie für sie das ideale Opfer darstellt.» Norbridge schloss die Augen und erschauerte. «Allein darüber nachzudenken ist schrecklich, geschweige denn, darüber zu reden.»

      Elizabeth schlug die Hände vors Gesicht. Sie dachte an ihre armen Eltern, an das Feuer und die Geräusche des Unfalls; die Erinnerung daran war nur verschwommen in ihrem Geist.

      Sie ließ die Hände wieder sinken. «Warum bin ich nicht auch gestorben?»

      Norbridge hob einen Finger und hielt für einen Moment inne. «Vielleicht, weil du die Letzte oder die Jüngste bist oder aus einem anderen Grund, der mir noch nicht klar ist. Aber sie konnte dich nicht zusammen mit deinen Eltern vernichten. Im Gegenteil: Als sie ihre Macht einsetzte, um euch alle drei loszuwerden, wäre sie dabei fast umgekommen. Im letzten Moment hat sie sich selbst gerettet, und zwar mit …»

      «… der Dredforth-Methode?», fiel ihm Elizabeth ins Wort.

      «Korrekt. Gracellas Helfershelfer – und ich bin mir ganz sicher, dass Selana und ihr Ehemann an vorderster Front standen – haben ihren Körper bewahrt. Elana erklärte mir auch, wie ihre Familie versuchte, dich dazu zu bringen, die Macht deiner Halskette für ihre Zwecke zu aktivieren.» Er tippte sich an die Schläfe. «Wir haben Glück, dass du nicht nur clever bist, sondern auch die Willenskraft hattest, allen Attacken zu widerstehen. Du hast Winterhaus schon zum zweiten Mal gerettet.»

      Elizabeth fühlte, wie ihre Traurigkeit einer unbändigen Wut wich. Sie stellte sich vor, wie Gracella, Selena und all die anderen ihre bösen Pläne schmiedeten, einzig zu dem Zweck, sich einen Vorteil zu verschaffen und Winterhaus sowie die Menschen, die Elizabeth liebte, ins Unglück zu stürzen.

      «Aber ich konnte meine Eltern nicht retten», sagte sie scharf.

      «Du warst vier Jahre alt. Und Gracella war eine mächtige Zauberin.»

      «Ich bin die einzige Überlebende.» Elizabeth hob die Stimme ein wenig und starrte Norbridge an. «Und vielleicht ist Gracella immer noch nicht wirklich tot.»

      Norbridges Miene wurde ganz ruhig und seine Stimme sanft. «Elizabeth», flüsterte er.

      Aus irgendeinem Grund regte sie das noch mehr auf, und trotz des Versuchs ihres Großvaters, sie zu trösten und zu beruhigen, geriet ihr Blut in Wallung. Das Gefühl erhob sich – ungebeten, wie es manchmal passierte, wenn sie es nicht kontrollieren konnte –, und sie lenkte ihren zornigen Blick auf ein Buch auf dem kleinen Tisch vor dem Sofa. Mit einem Aufbrausen flog das Buch vom Tisch und knallte links von Elizabeth gegen die Wand, ehe es auf den Teppich fiel. Elizabeth hatte das nicht kommen

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