Fehlalarm!. Leopold Stummer
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Als Anfang der 80er Jahre der AIDS/HIV-Wolf auf die Menschheit losgelassen wurde, glaubte ich – nicht als Einziger – an eine Entwicklung aus einem gentechnischen Labor, versteckt tief in einem Keller des Vatikans. Sogar wenn man Verschwörungstheorien sonst skeptisch betrachtet, erschien diese Krankheit wie dafür geschaffen. Ein langsamer, schrecklicher Tod für Homosexuelle, Prostituierte und Rauschgiftkonsumenten – unmittelbar ausgelöst durch ihr sündhaftes Tun. Jesuiten, Opus Dei, Piusbrüder, Opus sanctorum angelorum und andere dunkle Fundamentalistengruppen waren die üblichen Verdächtigen. Die tatsächliche Geschichte war zwar etwas weniger abenteuerlich, aber trotzdem sehr aufschlussreich.
Die komplizierte Entwicklung einer Affeninfektion zur Pandemie ist dabei weniger erstaunlich als die – offenbar von »ererbten« Pesterfahrungen beeinflusste – Panik, die auf die mediale Verarbeitung der ersten Opfer folgte. Reflexartig wurden »Maßnahmen« bis hin zur Internierung der Angehörigen von Erkrankten gefordert. Der Geruch nach Pogromen lag in der Luft!
Die Schutzmaßnahme mit dem breitesten Konsens – von klerikalen und konservativen »pressure groups« verbreitet und gefördert – ist (natürlich) sexuelle Enthaltsamkeit. Die gerade noch zulässige Alternative – ehelich, einfach, zur Fortpflanzung … – braucht nicht extra propagiert werden, zumindest nicht, wenn sonst nur Totalverzicht zur Auswahl steht. Trotzdem ist, aus verschiedensten Gründen, der herkömmliche eheliche Verkehr (plus Vermehrung) nicht immer für jedermann/-frau erreichbar oder auch nur wünschenswert. Zum Glück haben medizinische Experten (aus den USA) eine religiös halbwegs tolerable Lösung gefunden:
Sie weisen darauf hin, dass Masturbation, anders als die meisten anderen sexuellen Betätigungen, kein Risiko für Schwangerschaften oder sexuell übertragbare Krankheiten bietet. [32, 33]
Wohl wahr! Äääähh – aber andererseits …
Zusammenfassend kann gesagt werden, wie41 man’s macht, macht man’s falsch. Die Gesundheit durch »richtige« Lebensweise erhalten zu wollen ist – wenn man den Experten glauben darf – eigentlich ein aussichtsloses Unterfangen. Beklagenswerte Opfer aller Mühe bleiben eigentlich nur Lebensfreude und eine gewisse Unbekümmertheit des Genusses. Vielleicht stirbt – einem Aphorismus folgend – die Hoffnung zuletzt, der Spaß stirbt aber sicherlich zuerst. Ein eher pragmatischer Ansatz, eine entspannte, unaufgeregte Haltung gegenüber »aufgebauschten Gesundheitsgefahren« könnte vielleicht an sich gesundheitsfördernd sein. Schließlich machen Sorgen und Stress ja bekanntlich auch krank.
Wem es nicht anders gelingt, den vielen, vielen Gesundheitsgefahren tapfer zu begegnen, dem bleibt immer noch die schwedische42 Orgie. Auf die »Zigarette danach« muss natürlich verzichtet werden!
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