Fehlalarm!. Leopold Stummer

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tausende Tote31 machen. Die tatsächliche Gefährdung bleibt aber sehr theoretisch, wahrscheinlich sogar noch unter dem Herz- und Schlaganfallsrisiko, das durch die erzeugte Hysterie entsteht.

      Natürlich soll hier den seriösen Epidemiologen und Statistikern die Problematik ihrer Arbeit nicht vorgeworfen werden. Genauso wenig übrigens, wie den panischen Bürgern, für welche die Angst, die ihnen gemacht wurde, ja sehr real ist. Woran Laborratten im Tierversuch32 bei Exposition mit irgendwelchen Chemikalien akut erkranken, ist relativ bedeutungslos. Um eine langfristige Gesundheitsgefährdung wirklich wissenschaftlich seriös abschätzen zu können, müsste mit sogenannten »matched pairs« gearbeitet werden – also mit Personen, die sich in nichts, außer der einen zu beurteilenden Eigenschaft unterscheiden.

      Als Beispiel müssten also zwei völlig idente 38-jährige Frauen mit (jeweils) 8 Kilo Übergewicht, zwei Kindern, Büroarbeit von 9:00–16:00, die keinen Sport betreiben, mit gleicher Lebensgeschichte, Ernährung, Gewohnheiten usw. usw. untersucht werden. Der einzige Unterscheid zwischen den beiden: Die eine wird z. B. im Büro von 10 Zigaretten (werk-)täglich passivberaucht, die andere nicht. Verfolgen wir nun die Gesundheitsgeschichte dieser beiden Damen für die nächsten (mindestens) 40 Jahre und schauen wir, woran sie erkranken bzw. sterben.

      Für eine halbwegs seriöse wissenschaftliche Aussage brauchen wir natürlich nicht nur diese beiden, sondern ein paar hundert solcher Paare, deren Daten dann noch mit den allgemeinen Risiko- bzw. Mortalitätsstatistiken abgeglichen33 werden müssen. Wie oft und für wie viele »Risiken« werden solche Studien wohl durchgeführt? Diese Untersuchungen sind mühevoll, zeitaufwändig und teuer, da ist eine »Schätzung« schon viel einfacher, und man kann noch dazu ziemlich sicher sein, dass das jeweils erwünschte Ergebnis herauskommt.

      Realistisch besehen, geht es eigentlich nicht darum, irgendjemanden vor Passivrauch zu schützen. Die (meisten) Experten wissen genau, dass Passivrauch zwar eine übelriechende Belästigung, aber ein höchstens hypothetisches Gesundheitsrisiko darstellt. Eigentliches Ziel ist es, das Rauchen selbst zu verbieten. Darum kommt auch ständig das Argument mit der negativen Vorbildwirkung für Jugendliche, obwohl die in Madame Olga’s Bar ja sowieso nichts verloren haben sollten.

      Zusätzlich wird »prohibitiv« kräftig abkassiert – ein Näschen voll Kokain oder ein Joint zwischendurch sind mittlerweile nicht nur in England billiger als ein Päckchen Zigaretten. Und konsequenterweise wird den entmündigten Konsumenten mit allen Mitteln eingebläut, was gut für sie ist, bis hin zum – auch rückwirkenden – Verbot34 bestimmter Worte und Bilder.

      Das kleine, sonst eher weniger fortschrittliche Land Bhutan hat überraschend zeitgeistkonform das Rauchen am 17. Dezember 2004 gänzlich35 verboten. Ein Vorbild für alle Regierungen dieser Welt – zumindest für jene, die sich eine winzige autoritäre Dritte-Welt-Monarchie als Leitbild auswählen. Kritik bzw. Zweifel an der offiziellen Wahrheit ist aber auch in etwas liberaleren Ländern unstatthaft. In Deutschland wurde im Gesetz [30] zum Tabakrahmenübereinkommen der Weltgesundheitsorganisation vom 21. Mai 2003 zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (welch elegante Formulierung!) im November 2004 beschlossen: »Die Vertragsparteien erkennen an, dass wissenschaftliche Untersuchungen eindeutig bewiesen haben, dass Passivrauchen Tod, Krankheit und Invalidität verursacht.«

      Echte wissenschaftliche Ergebnisse benötigen allerdings üblicherweise keine Abkommen, die sie vor Zweifel oder Kritik schützen.36 Die Gesetze der Schwerkraft oder Thermodynamik funktionieren beispielsweise auch ohne Strafrahmen ganz gut, sie wurden allerdings auch nicht von Politikern beschlossen.

      Eines ist unbestreitbar – Passivrauchen kann Hysterie erzeugen! Das ist wohl das Gefährlichste daran!

      Na gut – lustvolles Essen und Trinken ist also nichts, auf die Zigarette danach musst du auch verzichten! Bliebe also noch …

       … SEX!

      Oh, Pech gehabt, den Publikationen vieler religiöser (keineswegs nur christlicher) Gemeinschaften zufolge, gibt es praktisch nichts37 Schlimmeres! Halbwegs akzeptabel wäre Sex gerade noch: ehelich (daher implizit automatisch hetero-), ausschließlich in traditioneller Position, nicht zu oft (aber auch nicht zu selten, die Grenzen sind hier etwas unscharf) und mit dem Ziel der Vermehrung vor Augen. Größerer Genuss ist zu vermeiden, denn dieser kann zu Ablenkungen vom eigentlichen Sinn des Lebens führen – wobei Letzterer religionsspezifisch recht verschieden sein kann. Je nach gesellschaftspolitischer Untergrundströmung wird Jugendlichen – um deren Wohlfahrt es solchen Leuten ja stets ganz besonders geht –, aber auch den Erwachsenen, Aufklärung und Verhütung zugänglich gemacht oder verweigert, die Abtreibung kriminalisiert oder gestattet und einschlägige Reize, z. B. leichte Bekleidung, bestimmte Filme oder Druckwerke, erlaubt oder verboten.

      Zum Stichwort »abstinence« findet google® über 13 Millionen Webseiten. Eine ganze Menge – besonders wenn man bedenkt, dass viele Artikel ja nicht Englisch, sondern, um die lokale Wirkung zu steigern, in anderen Sprachen, wie Spanisch, Arabisch, Hebräisch, Urdu, Suaheli, Xhosa oder was auch immer, sein werden und deshalb nicht mitgezählt worden sind. Keinen oder nur sehr stark eingeschränkten Geschlechtsverkehr zu propagieren ist folglich sehr vielen Menschen ein wichtiges Anliegen, für das sie Zeit, Geld und Mühe aufzuwenden bereit sind – sei es in Gottes Auftrag, aus Trotz gegen die 60er und 70er Jahre oder aus reinem Neid und Missgunst.

      Die dahinterstehende Theorie, dass die Einwirkung sekundärer oder gar primärer Geschlechtsmerkmale, in welcher Darstellungsform auch immer, einen verderblichen, gesellschaftszersetzenden Einfluss ausübt, ist weit verbreitet. Nicht nur das Haar der Muslimas vermag diese Wirkungen auszulösen, schon ein entblößter Nippel (z. B. in der Pause des Superbowls 2004) kann eine Weltmacht erschüttern. Ein schneller Blick in die Zoll- und Reisevorschriften auf diesem Planeten zeigt, dass abgesehen von Waffen, Drogen und unliebsamer politischer Propaganda, die Regierungen sehr vieler Länder sich emsig bemühen, ihre Bevölkerung vor dem Zustrom von pornographischem Material zu beschützen. Wobei z. B. die Einfuhr des »Cosmopolitan« in Singapur angeblich erlaubt werden soll, während hingegen Saudi-Arabien den Import jeglicher Darstellung »körperlicher Freizügigkeit« untersagt.

      Ohne bei diesem Thema ins Detail gehen zu wollen, empfiehlt sich der einfache, pragmatische Ansatz: Wer’s nicht will, der soll’s eben bleiben lassen. Leider ist diese Blickweise den Missionaren, Zensoren, Mullahs, Jugend- und Sittenwächtern völlig fremd.

      »Freie Sexualität« – ein ohnedies nie erreichtes Ziel der 60er Jahre – bietet tatsächlich Risiken: Sie kann zu unerwünschten Schwangerschaften führen, mit vielen negativen sozialen Konsequenzen wie Armut und Kriminalität, besonders dort, wo Konservative Verhütung und Abtreibung erschweren. [17] Das Risiko von Filzläusen, Chlamydien, und Trichomonaden, Genitalherpes (HSV-2) und Genitalwarzen, Gonorrhoe, Syphilis, Hepatitis B (HBV) und natürlich HIV/AIDS ist unbestreitbar. Die Möglichkeit, sich vor allen diesen Gefahren zu schützen und trotzdem Geschlechtsverkehr zu genießen, ist einem großen Teil der Menschheit durch Armut und/oder Religion verwehrt.

      Abgesehen vom »ob« und »wann« (ab 16, 18, Eheschließung, …) ist auch das »wie« für »interessierte Kreise« von großer Bedeutung. Andere als herkömmliche Genitalkontakte sind – zumindest de jure – in vielen Ländern untersagt. So war eine orale Betätigung, die laut Ex-Präsident Bill Clinton in Washington DC nicht einmal »SEX« ist, in einigen anderen US-Bundesstaaten gesetzlich verboten.38

      Die (Hetero-)Kehrseite der Medaille ist z. B. in Guyana, Indonesien und (überraschenderweise) Saudi-Arabien mit schweren Strafen bedroht – man sieht, die Fürsorge des Staates erstreckt sich buchstäblich bis in den A**** der Bürger.

      Da gesetzliche Verbote im stillen Kämmerlein ohne ausreichende Überwachungstechnik39 nur schwer durchgesetzt werden können, bleibt den meisten Ländern

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