Fehlalarm!. Leopold Stummer

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Fehlalarm! - Leopold Stummer

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Hoffnung auf Schutz vor möglichen fremderzeugten Risiken bieten. Was aber, wenn viele Menschen dies nicht wollen? Letztlich muss dann doch wieder der Gesetzgeber eingreifen, um die Menschen vor sich selbst zu schützen – wie an den englischen Schulen, an denen die Eltern heimlich Junk Food für ihre Kinder einschmuggelten, weil denen das gesunde, wertvolle Schul-Essen (immerhin von Starkoch Jamie Oliver designt) nicht schmeckte. Dann doch besser fettes Essen einfach höher3 besteuern.

      Selbstverständlich ist strikte Enthaltsamkeit bei Genussgiften wie Nikotin, Alkohol, bald auch fettem Essen, Kaffee usw., kombiniert mit Absicherung sämtlicher Lebensbereiche – Tempo 30 im Verkehr, Helmpflicht4 beim Spaziergang, Schwimmweste beim Warmduschen – und was auch sonst noch immer zu unserer Wohlfahrt angeordnet werden kann, unbedingt notwendig. Diese Verbote sind zumindest für eines gut: Du wünschst dir lieber tot zu sein, oder – je nach Temperament – den unverzüglichen Tod aller anderen.

      Bitteres und ironisches Schicksal, wenn dann z. B. ein Autist durch eine panische Menschenmenge zertrampelt oder ein Zeuge Jehovas von einer eiligen Blutkonserven-Lieferung überfahren wird. Das einzig Sichere bleibt: Langfristig sind wir alle sowieso tot.

      Der Ausdruck des »Sich-krank-Jammerns« hat sich auch im Alltagsgebrauch durchgesetzt. Das (psychische) Krankheitsbild der Hypochondrie ist der medizinischen Wissenschaft wohlbekannt. Relativ neu ist die Methode von pharmazeutischen Betrieben, den Umsatz dadurch anzukurbeln, dass sie vorgeben, Symptome, die jeder gelegentlich hat, wie z. B. Müdigkeit, geringe Appetenz, kurzfristige Verdauungsstörungen, Missstimmungen etc., als Krankheiten zu deklarieren und (angeblich) zu therapieren. Wehwehchen, die früher leicht als »überarbeitet, zu wenig Sex, überfressen oder altersbedingt« diagnostiziert worden wären, können nun endlich weniger diskriminierend benannt und auch medikamentös behandelt werden. Es wäre doch erstaunlich, würden nach intensiver Fernsehwerbungsbestrahlung5 die beschworenen Leiden nicht tatsächlich gefühlt werden – außerdem kann viel Fernsehen tatsächlich Verstopfung, Fettleibigkeit, ­Augenbrennen, Hämorrhoiden, usw., usw. begünstigen. Immerhin ist medikamentöse Behandlung der mehr oder weniger eingebildeten (oder seitens der Industrie suggerierten) Wehwehchen immer noch wesentlich bequemer als die von manchen Ärzten geforderten Verhaltensänderungen (die trotzdem vielfach, meist zu Jahresbeginn, als »gute Vorsätze« beschworen werden).

      Trotz der beruhigenden Versicherung der Pharmakologie, gegen (oder für?) jegliche Beschwerde ein Medikament anzubieten, sind viele Menschen nicht so recht gewillt, sich ständig mit überteuerten Pillen vollzustopfen, geschweige denn, sich mühsamen Therapien zu unterwerfen. Vernünftigerweise versuchen sie deshalb zu vermeiden, was sie krank macht.

      Wie oben bereits angedeutet, ist dies allerdings praktisch unmöglich, denn man kann dann beispielsweise …

       … nichts6 mehr essen

      Nahrung besteht im Prinzip aus Fetten, Eiweiß und Kohlehydraten (Vitamine und Minerale kommen später, bzw. aus dem Fachhandel).

      Und Fette sind bekanntlich besonders schrecklich. Die Gruppe der gesättigten- und der trans-Fette ist seit langem als Massenmörder identifiziert. Fett essen > fett werden > Arteriosklerose > Herzinfarkt > aus die Maus! Koronare Herzerkrankungen und andere Kreislaufstörungen, z. B. Schlaganfall, sind als Todesursache der (westlich-industriellen) Bevölkerung tatsächlich auf Platz eins, noch vor Krebs und Atemwegserkrankungen. Cholesterin ist um jeden Preis zu vermeiden (gemeint ist natürlich das manichäisch »böse« LDL-Cholesterin, es gibt ja auch das angeblich »gute« HDL). Bedauerlicherweise versteckt es sich bevorzugt in wohlschmeckenden Speisen. Eier mit Speck zu essen (oder seinem Baby Muttermilch zu geben) ist also praktisch Giftmord.

      Nicht ganz unerwähnt sollte hier natürlich bleiben, dass zahlreiche Studien den Ernährungsgewohnheiten einen eher geringfügigen Einfluss7 auf das HDL/LDL-Cholesterinverhältnis im Körper zuerkennen, und damit eine Diät auch nichts verbessert, besonders nicht die Laune. Letztere fällt mit dem Cholesterinpegel rapide in Richtung Depression [15] oder Aggressivität [16].

      Der wissenschaftliche Stand der Dinge in der Cholesterinfrage – so wie auch in sehr vielen anderen wissenschaftlichen Fragen – ist derzeit das Stadium konkurrierender Hypothesen: Die Vertreter der einen oder anderen Meinung versuchen durch umfangreiche Untersuchungen, ihre jeweilige Annahme zu beweisen oder zu widerlegen. Irgendwann, nach vielen, vielen durchgeführten Studien, Monographien, Diskussionen, Kongressen und Pressekonferenzen etabliert sich dann die eine oder andere Theorie. Es ist dies dann das sogenannte »konventionelle Wissen«, also das, was jeder glaubt, weil’s jeder glaubt. [17]

      Die Wahrheit ist vielleicht eine Tochter der Zeit, aber sicher kein demokratisches Resultat, auch wenn dies oft so dargestellt wird.

      Allerdings – Fett macht fett8 – wer zu viele Schweine isst, beleidigt zwar nicht notwendigerweise Gott (kommt jedenfalls drauf an, welches seiner Bücher man liest), kann jedoch leicht zu einer ästhetischen Beleidigung des Betrachters werden (besonders unbekleidet).

      Die Lösung? Rigoroses Fettverbot in Restaurants und Gastronomiebetrieben (zunächst während einer ­Übergangsfrist – getrennte Räume für Pommes und Salat), empfindliche Fettsteuern (wie in Dänemark bereits eingeführt), Fettverbot an allen Arbeitsplätzen, Werbeverbot für fetthaltige Produkte, empfindliche Strafen gegen Fettsünder und fette Sozialversicherungsbeiträge für Fette. Ein fettes Maßnahmenpaket für fetten Medienrummel, fette Gagen für Fettberater, Fettexperten und Fettspezialisten!

      Also gut, isst du halt fettarme, eiweißreiche Kost, um gesund zu bleiben! Protein kommt überwiegend aus Tieren. Soja u. Ä. sind »Ersatz«, schmecken in der Regel auch so9 und sind überdies überwiegend genetisch manipuliert. Konventionell werden nur eine erstaunlich geringe Anzahl an Tierarten gegessen, diese dafür massenhaft. Hergestellt werden sie üblicherweise in »Tierfabriken«, haben also mit »Umwelt« nur via Futterin- und Fäkalienoutput zu tun. Dieser ganze Komplex wird für gewöhnlich verdrängt. Fleisch wird auf Styropor®-Tassen, in Polyethylenfolien verpackt, angeboten, ohne dass durch peinliche Blutstropfen der Konnex zu einem »geschlachteten« Lebewesen allzu auffällig würde. Der stinkende, blutige, laute Teil der Produktion bleibt (appetitlicherweise) im off. Militante Tierfreunde versuchen zwar »Bewusstsein zu erzeugen« und »die Öffentlichkeit aufzurütteln«, Letztere bevorzugt aber (zumindest derzeit) tierische Nahrungsmittel unter weitgehender Ignoranz von deren Herstellung.

      Wie bei jeder anderen industriellen Produktion können gelegentlich Fehler auftreten. Diese – bei entsprechender medialer Vermarktung – erreichen dann durchaus die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Der Rinderwahnsinn (BSE) hat von ca. 1985 bis 1995 besonders in England eine Popularität erreicht, welche die nahe verwandte Scrapie-Erkrankung der Schafe nie hatte. Der Autor selbst war zu dieser Zeit gequälter Gast der Economy (extrem) Class der British Airways® und wurde dort mit der Flugbegleitpersonalstandardfrage »chicken or beef« konfrontiert. Wie jeder andere auch, sagte ich mit voller Überzeugung »chicken« – schließlich waren gerade alle Medien voll mit der Erkenntnis, dass die allgemeine Blödheit (selbst beobachtet) von englischem Roastbeef verursacht (!) wird. Logischerweise gab es nach dem halben Flugzeug kein chicken mehr, sodass die mittig sitzenden Passagiere nur mehr (protestierend) vor der Alternative standen zu hungern10, oder die Gefahr der Infektion mit Creuzfeld-Jakob’s Hirnverwüstung (vCJD) in Kauf zu nehmen.

      Der Unmut der Passagiere entlud sich begreiflicherweise an den mutmaßlich unschuldigen FlugbegleiterInnen (wem sonst). Nun, BSE/CJD schreckt inzwischen praktisch niemanden mehr. Vermutlich ist ein großer Teil der Europäer gegen diese Prione ohnehin genetisch resistent, und die seucheneindämmenden Maßnahmen scheinen gegriffen zu haben. Bei einer durchschnittlichen Inkubationszeit von über zwölf Jahren kann natürlich noch etwas nachkommen, aber insgesamt knapp 200 Kranke in Europa sind mittlerweile kein Grund mehr für Hysterie. – Und das obwohl das »Separatorenmaterial11«

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