Fehlalarm!. Leopold Stummer

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Fehlalarm! - Leopold Stummer

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muss es jedoch auch noch andere Erklärungen geben.

      Lass dir dein Steak (alpiner Herkunft, oder z. B. aus Argentinien) nicht vermiesen und gut schmecken, englische Nahrungsmittel sollte man schließlich ohnehin vermeiden (ausgenommen Flüssignahrung aus Schottland). Allerdings sollte das Steak (oder was immer) aus Gesundheitsrücksichten natürlich nie gegrillt werden. Aus dem Barbecue(rauch) stammt bekanntlich 1,2-Benzpyren (ehemals 3,4-Benzopyren), wodurch flugs Krebs verursacht wird. Das Steak sollte aus Gesundheitsgründen deshalb gekocht oder mild gedünstet sein (Würg!).

      Ähnlich bedrohlich wie BSE war SARS. Erinnert sich eigentlich noch jemand daran? Nach einer Phase intensiver Panik (Winter 2002 bis Frühling 2003) ist wieder kollektive Ruhe eingekehrt. Die wirksamste Vorsichtsmaßnahme, möglichst wenige Larvenroller (Paguma larvata – eine marderähnliche, asiatische Schleichkatzenart) oder vielleicht auch Hufeisennasen (Rhinopholus sinicus – eine Fledermaus) zu essen, hat sicher viel für sich und wahrscheinlich zur Rettung der Menschheit vor einer nicht abschätzbaren Bedrohung beigetragen. Der biologische Hintergrund ist natürlich sehr ernst – die zunehmende (nicht nur nahrungsmäßige) Berührung der Menschen mit exotischen, früher geographisch isolierten Erregern und deren rasche Verbreitung durch Massenverkehrsmittel (vergl. HIV/AIDS).

      Kaum waren die Seuchenteppiche nämlich wieder zusammengerollt, als sich aus derselben geographischen Richtung ein neues (eigentlich altes) Virus auf den Weg um die Welt machte – die Vogelgrippe (alias Geflügelpest) Influenza A (H5N1). Tote chinesische Gänse sind an sich nicht headline-würdig, zumindest waren sie’s nicht vor 2005. Dann ging’s aber los! Erschwert wurde die Krisenbewältigung durch die wenig überraschende Tatsache, dass viele Vögel flugfähig und dadurch in der Lage sind, wohlgemeinte behördliche Maßnahmen »wie im Flug« zu unterlaufen (äääh, … zu überfliegen). Wohlgemerkt, das Virus ist tatsächlich auf Mensch12 und verschiedene Tiere übertragbar, wenn auch nur mit ­großer Mühe, also bei intensivem Kontakt mit ungekochten/ungebratenen Tieren oder deren Produkten. Spätestens im Frühjahr/Sommer 2006 war’s dann schon langweilig, und keiner wollte mehr ständig über Vogelgrippe »informiert« werden. In Stallhaft genommene Freilandhühner durften wieder glücklich sein, totes Wassergeflügel war ekelig, aber kein Grund zur Panik. Die Krankheit existiert nach wie vor, und es gibt auch in Mitteleuropa öfter Ausbrüche, allerdings derzeit ohne öffentliches Interesse.

      Im Jahr 2009 waren die Grippeträger dann mexikanische Schweine – außer in Israel (und vermutlich auch Saudi-Arabien). Den Bewohnern solcher Länder wäre es nicht zumutbar, an einer Krankheit zu leiden, in der das Wort »Schwein« vorkommt – das H1N1 Virus verursachte dort daher die »neue« Grippe. Ansonsten verlief alles wie gewohnt: Alarm, Mediensturm, WHO-Epidemie-Alarmstufe 1, genauere Analyse, Beruhigung, medizinische Maßnahmen und schließlich öffentliches Desinteresse und Widerruf der Pandemie-Warnung.

      Immer wieder einmal – oft im Zuge eines solchen »Skandals« – wird man erinnert, dass unsere lieben Nahrungslieferanten nicht ganz genau so leben, wie es im Werbefernsehen dargestellt wird. Übertriebenes Mitleid ist deswegen unangemessen, denn leider lebt schließlich niemand (na ja, fast niemand) so wie im Werbefernsehen. Der idyllische Bauernhof mit kerngesunden, glücklichen Tieren und lächelnden Subventionsempfängern (früher Agronomen oder sogar Bauern genannt) existiert nur für Tourismuszwecke. Da nur wenige Tiere so robust wie Menschen13 sind – ein Schwein braucht z. B. mehr Transportfläche als ein Flugpassagier – werden die Produktionsmittel optimiert.

      Dies bedeutet in der Praxis oft, dass ein Ausbruch von Massenerkrankungen bei den zusammengedrängten Tieren mit dauernder Medikamentengabe verhindert wird. Ähnlich wie bei ehrgeizigen Bodybuildern, wird mit Hormonen zusätzlich Muskelmasse (Fleisch) aufgebaut. Dazu kommen noch verschiedene, oft sehr unappetitliche Nahrungszusätze – irgendwo muss das Gewicht ja herkommen, und Fett (siehe oben) will keiner haben. Über Wirkungen und Nebenwirkungen erfahren Sie Näheres bei Ihrem Bauernfunktionär, Pharmaberater, Personal-Trainer oder im Fitnessstudio.

      Iss Fisch, und du bleibst gesund! Ein griffiger Werbeslogan, und nicht ganz falsch. Aber woher Fisch nehmen, wenn er doch schon fast ausgerottet ist. Hier verharrt die Menschheit überwiegend noch auf dem kulturellen Niveau des Jägers und Sammlers, auch wenn der Anteil an Aquakulturen steigt. Der Kampf um schwindende Ressourcen ist voll im Gang – die isländische Drei-Meilen-Zone reicht inzwischen wahrscheinlich schon bis Mailand, und kanadische Kanonenboote versuchen (vergeblich) die spanische Fischereiarmada aus den Neufundlandbänken zu verscheuchen (oder wenigstens für die Einhaltung der langwierig ausgehandelten Mindestmaschenweite der Netze zu sorgen).

      Vielleicht wird die Fischerei mangels Stoff bald unrentabel, sodass die Fischer – hierin Bauern ungemein ähnlich – dann ausschließlich von Subventionen leben müssen und solche traditionell und vehement einfordern. Vorher wird, wie bei jeder verknappenden Ware, noch ein gewisser Preisanstieg festzustellen sein. Eines Tages werden sich dann nicht einmal mehr Japaner ihre Thunfischpreise leisten können.

      Gezüchtete Fische sind auch nicht ganz unproblematisch. Genau wie bei den landlebenden Eiweißlieferanten wird zuweilen so viel wie möglich an Medikamenten und »Kraftfutter« hineingestopft. Vom Schwermetallgehalt, Fischkrankheiten oder gar ökologischen Konsequenzen der Fischzucht schweigen wir besser.

      Ernähren wir uns also lieber von Kohlehydraten – die Seele14 der Tiere wird’s uns vielleicht danken, wenn wir humanerweise nichts anderes essen als das, was aus dem Dreck herausgewachsen ist. Kohlehydrate sind allerdings auch vielfach ins Gerede gekommen. Da lauert zunächst in seinen mannigfaltigen Verstecken der Zucker. Von Karies über Diabetes bis zu Adipositas15 ist Zucker an einer Menge von Krankheiten maßgeblich beteiligt. In vielen Fällen suchterzeugend, ist er sozusagen eine überaus gefährliche Droge, besonders schon bei Kindern, die dadurch schlechte Verhaltens(Ernährungs)muster einlernen.

      Zuckerersatzprodukte, wie Saccharin, Aspartam, Cyclamat, etc., konnten den Ruf, Krebs (und/oder die Fresslust) zu fördern, nie ganz loswerden. Dies ist übrigens ein Wolf für sich – die Studien, die Krebs (häufig Blasenkrebs) bei Versuchstieren fanden, verabreichten oft unrealistisch hohe Dosierungen oder kamen zu uneinheitlichen Ergebnissen, die genauerer Nachprüfung nicht standhielten.

      Dann schon lieber den »natürlichen« Zucker – je natürlicher, umso besser. Da Dreck ja bekanntlich natürlich ist, ist brauner Zucker auch »besser« als weißer. Details sind in jedem alternativen Teehaus zu erfahren. Hergestellt wird brauner Zucker meist, indem man weißen (gereinigten) Zucker mit braunem Sirup färbt. Der Sirup wird durch Karamellisieren (Erhitzen) braun. Frisch gepresster Zuckerrohrsaft ist farblos, die »natürliche« Bräune wird erst auf Konsumentenwunsch erzeugt. Vollrohrzucker (Jaggery) ist etwas anderes. Hier bleibt mit Ausnahme von Melasse der »Dreck« drin. Die braune bis graue Farbe und ein etwas höherer Anteil an Vitaminen und Mineralstoffen bleiben also im Produkt zurück. Dass man von diesem Zucker keine Karies bekommt, kann man glauben – oder auch nicht.

      Apropos, weil dieser Naturbiovollökorohrzucker bei der Erzeugung meistens stärker erhitzt wird, enthält er auch mehr Acrylamid. Acrylamid? Acrylamid! … Moment – da war doch was? Tatsächlich gab es im Frühling 2002 einen solchen Alarm. Acrylamid in Nahrungsmitteln wurde zwar schon 2000 gefunden, war allerdings bis zum April 2002 weitgehend ignoriert worden. Medienauffällig wurde es aber weniger im Zusammenhang mit Bio-Zucker, als vielmehr im Bereich Chips und Pommes. In allen Fällen entstammt es derselben chemischen Ursache, dem Erhitzen von Kohlehydraten. Klar, Chips und Pommes sind sowieso gesundheitsbewusstseinsmäßig Teufelszeug – aber Lebkuchen und Kaffee? Das verzierte Herz vom Oktoberfest ein Massenvernichtungsmittel? Tante Elsas Kaffeekränzchen ein Giftmordkomplott? Acrylamid greift die DNS (in Krimiserien oft DNA genannt) direkt an und ist daher krebserzeugend und mutagen. Beruhigenderweise wurden die gesetzlichen Richtwerte kontrolliert, das Risiko – bei durchschnittlichen Ernährungsgewohnheiten – wurde irgendwann als unerheblich eingestuft und die ganze Geschichte bald langweilig.

      Angeblich

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