Fehlalarm!. Leopold Stummer

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Fehlalarm! - Leopold Stummer

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ist die überwiegende Mehrheit der Menschen mit den Gefahren des Alkohols bis jetzt so halbwegs fertig geworden. Trotzdem müssen scheinbar künftige Generationen unbedingt vor dieser Bedrohung beschützt werden. Ausweiskontrollen, Überwachungskameras25 und stetiges Erhöhen von Verkaufspreis und Mindestalter sind durchzusetzen, denn … 1.) hat es Tradition (siehe vorhin bei Frau Nation und Co.), 2.) gibt es tatsächlich viele tragische Fälle von Alkoholismus und dessen Auswirkungen und 3.) werden die Raucher ja irgendwann ausgerottet sein (s. u.), es wird also Bevormundungspotential frei, das ansonsten ungenutzt, ja womöglich gar »verschwendet« wäre.

      Manchmal sind es allerdings nur triviale Geschäftsinteressen, die zu Verboten führen. Der relativ billige und deshalb unter anderem in Proletarier- und Künstlerkreisen um die Jahrhundertwende recht beliebte Absinth – ein Schweizer (!) Kräuterlikör – wurde, da er zu Ausschweifung, Wahnsinn und Mord führte, in fast allen europäischen Ländern verboten (bis 1998). Wichtige Unterstützter des Verbots waren allerdings – zufälligerweise – die französischen Weinproduzenten, die sich die unliebsame Konkurrenz vom Hals schaffen wollten. Der Alkoholismus von Teilen des Proletariats, »unabhängige« medizinische Gutachten und ein dramatisch aufgebauschter Mordfall führten schließlich zum Verbot von Absinth für beinahe ein Jahrhundert

      Trotzdem wird andererseits gelegentlich veröffentlicht, dass mäßiger Genuss von Bier oder Wein (je nach Sponsor der Studie) eine wunderbar verjüngende, gesundheitsfördernde Wirkung hätte. Meist wird das auf die Vernichtung von freien Radikalen26 durch z. B. ein Gläschen Rotwein zurückgeführt. Dieser Antioxydantien-Mythos hilft auch beim Absatz von grünem Tee, Karottensaft, Vitamin-C- und -E-Präparaten und einem Dutzend anderer Kräuter, allerdings ohne dass die Wirkung wissenschaftlich beweisbar wäre. [27]

      Vermutlich ist es am klügsten, einfach zu trinken, was schmeckt. Wein hat es immerhin im Christentum (und vielen antiken Religionen) sogar zu sakraler Bedeutung gebracht. Auch viele kritisch-kreative wissenschaftliche Diskussionen wären z. B. ohne Bier kaum denkbar – schon Wilhelm Busch schreibt über die angehenden Studenten: »Die erste Pflicht der Musensöhne ist, dass man sie an Bier gewöhne.« [28]

      Lokalpolitiker beklagen gelegentlich (im kleinen Kreis, unter Ausschluss der Öffentlichkeit), dass kein öffentlicher Auftritt stattfinden kann, ohne das angebotene Glas zu trinken. Der prallen Marketenderin zu sagen, man hätte statt dem angebotenen Schnaps lieber ein Glas Multivitaminsaft würde die meist in unmittelbarer Nähe befindliche Blasmusikkapelle unverzüglich dazu bringen, ein Requiem auf die Chancen bei der Wiederwahl des/der betreffenden Politikers/-in zu intonieren. – Berufsrisiko!

      Milch soll angeblich besonders gesundheitsfördernd sein – dies ist kein Wolf, sondern nur eine Ente. Tatsächlich vertragen 66–80% (!) der erwachsenen Weltbevölkerung (Südländer, Asien zu 80–90%) Milch wegen Laktose­intoleranz nicht. Andererseits kennen nur 10–15% der Mittel- u. Nordeuropäer (bzw. deren Abkömmlinge) dieses Problem. Der Rest hat vor gerade mal ca. 7000 Jahren anlässlich der Einführung der Rinderzucht eine genetische Mutation durchgemacht.

      Deren Ergebnis ermöglicht es dem erwachsenen Nordeuropäer – wie einem Kind – Milch ohne Blähungen und Durchfall zu genießen, eine Art neotener27 Entwicklung. Die Empfehlung, zur Gesundheitsförderung Milch zu trinken, ist also ein typischer Fall von ethno-chauvinistischer, ernährungsmedizinischer Sichtweise …

      Die restlichen Getränke sind schnell abgehandelt. Für Obstsäfte gilt vieles, das zuvor über Gemüse geschrieben wurde. Eine lange, meist ungemein klein gedruckte Liste von Zusatzstoffen, Geschmack und Färbemitteln und – wie auch bei den Softdrinks – eine Riesenmenge Zucker erfreuen den Gaumen. Vitamine usw. werden schon ein paar drin sein, und umbringen wird’s wohl kaum einen.

      Dass Cola als Kontrazeptivum (spermizide Vaginalspülung), mühesparende Silberpolitur oder – zusammen mit Aspirin – als Droge wirkt, sind sämtlich urbane Mythen. Wahr ist hingegen, dass Cola rostlösend funktioniert, zusammen mit ein paar Menthos® ganz erstaunlich abgeht28 und eine Unmenge Zucker (oder alternativ Aspartam) enthält. Diese hohe Dosis an Süßmitteln enthalten auch fast alle anderen Getränke, die hauptsächlich an Kinder, aber auch an Erwachsene, die aus irgendwelchen Gründen keinen Alkohol trinken, verabreicht werden.

      Kaffee – fast schon eine Droge? Tee – enthält ähnliche Wirkstoffe! Vielleicht schon bald wird die Wolfjägergesellschaft diese Gefährdung der Gesellschaft – ja, der ganzen Zivilisation überhaupt – nicht länger ignorieren können. Schon ein einziges kleines Mädchen, das sich in einer Talkshow als Espresso-Süchtige outet, kann eine Kampagne auslösen. Es ist nur eine Frage der Zeit!

      Was bleibt also? Entweder man ignoriert die mehr oder weniger gut gemeinten Warnungen und tut, wonach einem ist, oder …

      … trinkt reines, klares Wasser (wirklich)!

      Bleibt noch das angeblich größte und gefährlichste der zeitgenössischen Laster …

       … das Rauchen!

      In der aktiven Variante ist es relativ einfach: Lauren Bacall, Simone de Beauvoir, Humphrey Bogart, Winston Churchill, Jacques-Yves Cousteau, James Dean, Albert Einstein, Sigmund Freud, Jimmy Hendrix, Margaret Mead, Jim Morrison, Jean-Paul Sartre, John Wayne, Frank Zappa (usw. usw.) und viele, viele Millionen anderer Raucher sind mause­tot. Adolf Hitler – ein fanatischer Nichtraucher – ist es zwar auch, aber das ist eine andere Geschichte. Der Rest29 (Fidel Castro, Bill Clinton, Arnold Schwarzenegger, Keith Richards usw. usw. …) stirbt ganz bestimmt auch noch! Immerhin ist Rauchen tödlich. So steht’s zur Beunruhigung der Allgemeinheit auch auf den Packungen (genormte Texte, auf genormten Feldern in genormten Größen – da haben sich viele viel Mühe gegeben). Es hat bis jetzt noch nicht ganz dazu gereicht, die Glimmstängel, so wie z. B. Hanfprodukte, überhaupt zu verbieten. Immerhin stecken kleine Bauern und milliardenschwere Industrie dahinter, aber es wird fleißig daran gearbeitet. Inzwischen wird man halt eine Lösung finden müssen – man darf’s zwar herstellen, handeln und erwerben, aber nicht benutzen (anzünden). Bei manchen anderen Produkten (z. B. Abhörwanzen) ist das ja schließlich auch so.

      Laut vielen Experten ist Passivrauchen allerdings fast noch gefährlicher, auch wenn dies nicht ohne weiteres einsichtig ist. Im »Nebenstromrauch« – wo immer der auch hinzieht – stecken hunderte Substanzen, deren Wirkung vielfach noch völlig unbekannt (und offenbar darum gefährlich) ist. Andere Inhaltsstoffe sind zwar bekannt, bleiben aber trotzdem gefährlich (z. B. Polonium 210). Andererseits könnten Passivraucher, je nach Interpretation der Daten, vielleicht sogar ein relativ geringeres Lungenkrebs-Risiko als Nichtraucher in rauchfreier Umgebung haben. Dies natürlich nicht deshalb, weil Passivrauchen wirklich gesund wäre, sondern weil die epidemiologischen Statistiken keine eindeutigen Ergebnisse lieferten.

      Ähnlich geht es mit dem Risiko für alle möglichen Erkrankungen der Nichtraucher – es gibt keine sicheren Daten. Typischerweise wird die Beweislage durch Wiederholung von Behauptungen und unbezweifelbarem »common knowledge« erzeugt. Publiziert werden gigantische »­Dunkelziffern« – Ziffern also, die ihre wissenschaftliche Grundlage darin finden, von »Experten« geschätzt30 worden zu sein.

      Die Alltagserfahrung zeigt hingegen, dass man keineswegs ständig über Berge von Leichen plötzlich verröchelter Nichtraucher klettern muss. Eher ist es für Raucher nötig aufzupassen, nicht von einem spontan empörten Nichtrauchermob gelyncht zu werden, falls man einmal ein Schild übersehen oder darauf vergessen hat »ständig Rücksicht zu nehmen«. Flugzeuge, Restaurants, Bahnhöfe, Hotel, Strand, (demnächst auch eigenes) Auto oder Wohnung … – und wahrscheinlich bald auch der Rest dieses Planeten, sind für Raucher Tabu.

      Die am stärksten durch Passivrauch belastete Nichtrauchergruppe – Barpersonal (als Rauchen in Bars noch erlaubt war) – hatte immerhin ungefähr

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