Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Bestseller Staffel

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geben schien?

      Dr. Rassow hatte Hedi nicht gefragt, was sie mit dem Zeichenblock anfangen wolle.

      Ihm waren die Spielregeln längst bekannt, an die man sich hier hielt. Nichts fragen, abwarten, wie ein anderer sich verhielt.

      Es war Hedi, die zuerst eine schüchterne Frage stellte. Ob er seine Bilder auch verkaufe, kam es stockend über ihre Lippen.

      »Ich lasse sie versteigern«, erwiderte er mit einem verschmitzten Lächeln.

      »Versteigern?« staunte sie.

      »Bei großartigen Veranstaltungen und für wohltätige Zwecke«, erklärte er. »Da bringen sie ganz hübsch etwas ein für Alten- und Kinderheime. Da ich selbst keine Familie habe, fand ich dies angebracht. Das Geld, das ich von denen bekomme, die oft wegen der läppischsten Dinge herumklagen, genügt mir zum Leben.«

      »Manche klagen doch aber auch nur um ihr Recht«, meinte Hedi leise.

      »Gewiß, und das auch mit Recht. Aber sie brauchen ja nicht zu zahlen, wenn sie ihr Recht bekommen, und ich bin wirklich sehr stolz, sagen zu können, das jeder, den ich vertreten habe, sein Recht bekam. Klingt das überheblich?«

      »Es klingt gut. Wie gelingt es Ihnen, immer Recht zu bekommen?«

      »Indem ich vorher abwäge, welche Chancen ein Prozeß für meine Klienten bringen kann. Ich bin da ganz ehrlich. Manche pochen ja auch auf Rechte, die ihnen wirklich nicht zustehen. Diesen empfehle ich dann, sich einen anderen Anwalt zu suchen.«

      »Sie sind ganz konsequent?« staunte Hedi.

      »Ja, ich bin aus Erfahrung klug geworden. Ich würde darunter leiden, jemandem zum Sieg zu verhelfen, der eigentlich im Unrecht ist. Ich habe das einmal getan und mir geschworen, daß es sich niemals wiederholen wird. Für ein gutes Gewissen stecke ich lieber Spott ein.«

      Hedi sah ihn nachdenklich an. »Wer sollte Sie dafür verspotten?« fragte sie.

      »Nette Kollegen, die sich daran ergötzen, aussichtslose Sachen durchzufechten, um als strahlende Sieger hervorzugehen.«

      »Jene, die einen Schuldigen reinwaschen, meinen Sie?«

      »Reinwaschen ist zuviel gesagt, aber man kann Beweise zerpflücken, man kann das tatsächlich. Aber reden wir von etwas anderem. Sollten Sie mal einen Anwalt brauchen, vertrete ich Sie gern.«

      »Warum?«

      »Weil Sie bestimmt unschuldig sind.«

      »Auch wenn ich einen Menschen umgebracht hätte, wären Sie davon überzeugt?« fragte sie nun gedankenvoll.

      »Sie könnten keinen Menschen umbringen. Wir wollen uns über angenehmere Dinge unterhalten.«

      »Ein andermal. Ich muß mich jetzt um Alice kümmern.«

      So hatte die nähere Bekanntschaft zwischen Hedi und Dr. Rassow begonnen, und Hedi gestand sich ein, daß sie für diesen Mann sehr viel Sympathie empfand.

      *

      Es war tiefste Nacht, als Hedi durch einen schrillen Schrei geweckt wurde, dem weitere folgten. Sie sprang aus dem Bett und stürzte zu Alice ins Zimmer. Diese saß steil aufgerichtet im Bett, mit weit aufgerissenen Augen und doch nicht wach, wie Hedi schnell begriff.

      »Tu es nicht, Rex«, schrie sie, »tu es nicht!« Ihre Stimme klang sehr deutlich und nicht ein bißchen heiser.

      Momentan setzte Hedis Herzschlag aus. Der Name Rex war schuld daran, der sie erstarren ließ, aber dann griff sie nach Alices Schultern und drückte sie zurück auf das Kopfkissen.

      »Es ist nichts, Alice«, sagte sie, »du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin da, Hedi, sonst niemand.«

      Ein Beben durchlief Alices eben noch erstarrten Körper, dann begann sie zu schluchzen und klammerte sich an Hedi.

      »Bleib bei mir, geh nicht fort«, stammelte sie.

      »Ich bleibe ja bei dir«, sagte Hedi. »Du hast geträumt, Alice.«

      »Es ist immer der gleiche Traum«, sagte Alice schleppend. »Er kommt, um mich umzubringen.«

      »Niemand wird dich umbringen, Alice«, sagte Hedi beschwörend. »Sei ganz ruhig. Du bist auf der Insel der Hoffnung, und ich bin bei dir.«

      Erst jetzt schien Alice sich der Wirklichkeit bewußt zu werden.

      Sie drückte ihre Wange an Hedis Hand. »Wie spät ist es?« fragte sie leise. »Habe ich verschlafen?«

      »Nein, Alice, es ist Nacht«, sagte Hedi. »Hast du Schmerzen?« Instinktiv schreckte sie davor zurück, Alice an den Traum zu erinnern.

      »Ich habe keine Schmerzen«, sagte Alice langsam. »Ich höre mich, hörst du mich auch?«

      »Ja«, erwiderte Hedi weich, »ganz deutlich höre ich dich. Siehst du, nun wird alles gut, liebe Alice.«

      »Alles wird gut«, murmelte Alice, »aber ich will immer hierbleiben, nie mehr zurück, nie mehr.« Und dann schlief sie wieder ein, als wäre nichts gewesen.

      Hedi konnte nicht mehr schlafen. Der Name Rex dröhnte in ihren Ohren, ließ schreckliche Erinnerungen lebendig werden. Stöhnend wälzte sie sich hin und her und sehnte den Morgen herbei.

      Er kam strahlend wie jeder, seit sie auf der Insel der Hoffnung weilte. Aber als sie sich auf Zehenspitzen hinausschleichen wollte, um durch das taufrische Gras zu laufen, worauf sie sich immer nach dem Erwachen gefreut hatte, stand Alice in der Tür.

      »Wohin willst du gehen, Hedi?« sagte sie fast aggressiv. »Du hast mir versprochen, bei mir zu bleiben.«

      Hedis Herz begann schmerzhaft zu klopfen, da in Alices Stimme, dieser Stimme, die so deutlich zu vernehmen war, ein Unterton mitschwang, der ihr Angst einjagte.

      »Ich wollte nur durch das Gras laufen, wie jeden Morgen«, erwiderte sie.

      »Du wirst dich erkälten und krank werden. Ich will nicht, daß du krank wirst«, sagte Alice schleppend. »Mir ist so, als hätte ich heute nacht geträumt, daß du weggelaufen bist. Du hast gesagt, daß du meine Freundin bist.«

      »Ich bin deine Freundin, Alice.«

      »Habe ich geträumt?«

      Hedi griff sich an die Kehle. Ihre Gedanken überstürzten sich, aber dann sagte sie: »Ja, du hast geträumt. Und plötzlich war deine Stimme da.«

      »Und was sagte meine Stimme?« fragte Alice.

      Hedis Blick irrte ab. »Deine Stimme sagte: ›Tu das nicht, Rex, tu es nicht‹.«

      Alice suchte nach einem Halt, und Hedi war mit ein paar Schritten bei ihr und stützte sie.

      »Oh, mein Gott«, flüsterte Alice, und dann brach sie zusammen.

      Hedi konnte sie nicht mehr halten. Panische Angst ergrift sie. Sie mußte über Alices Körper hinwegsteigen, um zum Telefon zu gelangen. Und dann hatte sie kaum die

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