Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Bestseller Staffel

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ist nicht so«, sagte Isabel. »Alle Befunde sprechen dagegen, es sei denn, man zieht in Betracht, daß Genie und Wahnsinn nur durch eine hauchdünne Grenze geteilt sind.«

      Entsetzt sah Hedi Isabel an. »Sie wollen doch nicht sagen, daß sie geisteskrank ist?«

      »Nein, das will ich damit nicht sagen. Aber sie könnte sich in solche Wahnvorstellungen hineinleben, daß sie diese winzige Schwelle überschreitet. Die Furcht vor diesem Rex ist Alices Krankheit.«

      »Ich habe überlegt, ob sie vielleicht mit ihm verheiratet war«, sagte Hedi leise.

      »Es handelt sich um Alices Bruder, Hedi. Ich sollte nicht darüber sprechen, daß ich etwas davon weiß. Ich habe das Anne schon gesagt. Es ist an die fünfzehn Jahre oder noch mehr her, daß ich durch Zufall erfuhr, daß sie einen Bruder hat. Er war unter dem Namen Rex Borg ein bekannter Schauspieler, und…«

      Aber sie kam nicht weiter, denn Hedi hob abwehrend die Hände.

      »Nein, nein, das nicht!« rief sie aus, und dann lief sie im Eilschritt davon.

      Fassungslos blickte ihr Isabel nach, um ihr dann zu folgen, aber Hedi war schneller. Sie rannte auf das Haus zu, in dem sie mit Alice wohnte, doch da kam ihr Dr. Rassow entgegen, und er konnte sie, die nun alle Kräfte verlassen hatte, gerade noch auffangen.

      »Was ist?« fragte er bestürzt, als Isa­bel nahte.

      »Ich weiß es nicht. Etwas hat sie maßlos erschreckt. Ich rufe Hannes. Es ist besser, wenn wir sie zu ihm bringen«, sagte sie dann hastig.

      Hedi war nicht ohnmächtig, sie war nur außer Atem. Aber sie sagte nichts.

      Auf jede behutsame Frage schüttelte sie nur den Kopf.

      »Ich habe schon geahnt, daß der Umgang mit Alice Valborg sich negativ auf sie auswirken wird«, sagte Dr. Rassow heiser.

      »Sei nicht ungerecht, Poldi«, sagte Anne.

      »Ich bin nicht ungerecht. Das sind doch zwei Welten.«

      »Die aber immerhin einen gemeinsamen Berührungspunkt haben«, warf Isabel ein. »Ich bin nicht für’s Versteckspielen, wenn es um Menschenleben geht.«

      »Was willst du damit sagen, Isabel?« fragte Anne.

      »Daß Rex Borg auch in Hedis Leben eine Rolle gespielt haben muß.«

      »Wer ist Rex Borg?« fragte Dr. Rassow.

      »Alices Bruder.«

      »Da irren Sie sich aber gewaltig, Isa­bel«, sagte Dr. Rassow. »Ich weiß nicht viel über Alice Valborg, aber zufällig ist mir bekannt, daß sie mit richtigem Namen Alicia von Bergen heißt.«

      »Und woher weißt du das, Poldi?« fragte Anne.

      »Das möchte ich für mich behalten.« Dr. Cornelius war eingetreten. »Warum willst du es nicht sagen, Poldi?« fragte er. »Du bist doch darüber hinweg.«

      »Und dennoch«, stieß Dr. Rassow zwischen den Zähnen hervor. »Sag du es, wenn du meinst, daß es gesagt werden muß, Hannes.« Und dann ging er schnell hinaus.

      Anne und Iabel sahen ihn erwartungsvoll an. »Er hat doch wohl nichts mit Alice gehabt«, brachte Anne mühsam über die Lippen.

      »Nein, er hat die Frau verteidigt, die ihren Vater erschoß«, erwiderte Dr. Cornelius. »Wer erinnert sich schon an einen Fall, der so viele Jahre zurückliegt. Und es ist fast zehn Jahre, daß Poldi zu uns kam, und fast fünfundzwanzig Jahre ist es her, daß diese Tat geschah.«

      »Da war ich noch ein Teenager«, sagte Isabel.

      »Und Poldi ein sehr junger Anwalt, der plötzlich für seinen Vater einspringen mußte, für den jener Prozeß wohl auch zuviel geworden war. Ich hatte damals auch andere Sorgen, als mich um solche Prozesse zu kümmern, und so aufreißerisch wie heute waren die Schlagzeilen da auch noch nicht. Erfahren habe ich das alles erst von Poldi, als er zu uns kam, nachdem er sich fünfzehn Jahre mit seinen Gewissensbissen herumgeschleppt hatte. Aber nun ist diese Frau, die Reginald von Bergen erschoß, auch schon fünf Jahre tot. Und mein Gedächtnis ist nicht mehr das Allerbeste, was Einzelheiten anbelangt. Ich muß mir erst mal die Unterlagen holen.«

      »Liebe Güte das nimmt ja immer dramatischere Formen an«, sagte Isabel.«

      »Die Wahrheit finden wollen ist ein Verdienst, auch wenn man auf dem Wege in die Irre geht«, sagte Anne gedankenvoll. »Ich hasse es, im Dunkeln herumzutappen.«

      »Kannst du wirklich hassen, Anne?« fragte Isabel, doch da kam Dr. Cornelius schon mit einem Aktenordner unter dem Arm, zurück.

      »Wenn meine Anne nicht solche Ordnung halten würde« sagte er mit einem Augenzwinkern. »Kann ich eine Tasse Tee haben?«

      »Zehn«, erwiderte Anne lächelnd.

      »Soviel werde ich nicht brauchen, wenn es auch eine lange Geschichte ist.« Er legte seine Hand auf den Ordner und seufzte.

      »Poldi brachte damals Prozeßunterlagen mit. Über viele Jahre war er nicht fertiggeworden mit all den Zweifeln und Widersprüchen. Noch lange, nachdem diese Frau verurteilt war, hat er sich immer wieder damit befaßt.«

      Er lehnte sich zurück und ließ seinen Blick in die Ferne schweifen.

      »Der Prozeß war schon ins Endstadium getreten, als Poldis Vater starb und er die Verteidigung weiterführen mußte. Sein Vater hatte sich von dieser Frau betören lassen und plädierte auf Notwehr. Poldi aber gelangte zu der Überzeugung, daß diese Frau Reginald von Bergen kaltblütig getötet hatte und die Tat seinem Sohn in die Schuhe schieben wollte, da dieser ihretwegen eine furchtbare Auseinandersetzung mit seinem Vater gehabt hatte. Sie war jedoch von dem Mädchen Alicia mit der Waffe in der Hand überrascht worden. Das Mädchen schien durch den Schock die Stimme verloren zu haben.«

      Er blickte auf und fuhr sich über die Augen. Als Anne ein gedehntes »Oh!« ausrief, fuhr er fort: »Ich hatte so eine Ahnung, daß Alice und jene Alicia identisch sein könnten. Poldi hat es mir bestätigt.«

      »Und warum war er von der Schuld jener Frau überzeugt?« fragte Isabel.

      »Er ging den Fall objektiv an. Er hatte sich von dieser Frau nicht betören lassen. In den Augen seines Vaters war der Ermordete der eigentlich Schuldige, und vielleicht traf das auch in gewissem Sinn zu. Er hatte seine Frau betrogen, nicht nur einmal, und sie hatte sich mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben genommen, angeblich, weil sie an einer unheilbaren Krankheit litt. Das konnte nicht widerlegt werden, da sie vor einer schweren Operation stand. Nun wollte seine Geliebte geheiratet werden, aber von Bergen kam dahinter, daß sie ein Verhältnis mit seinem Sohn angefangen hatte, und er wies sie aus dem Haus. So kam es zu dem Drama. Da der jüngere Reginald von seinem Vater abhängig war, konnte sie bei ihm nichts holen. Er hat sie wohl auch fallen lassen. Nun, wie dem auch gewesen sein mag, es muß dann auch zwischen den Geschwistern etwas vorgefallen sein. Alicia kam in ein Internat, Reginald von Bergen machte vorübergehend als Schauspieler Rex Borg von sich reden. Er mußte sich mit dem Pflichtanteil aus dem recht ansehnlichen Erbe begnügen, da sein Vater Alicia als Haupterbin eingesetzt hatte. Jedenfalls traten beide nicht mehr unter dem Namen ›von Bergen‹ in Erscheinung, und wir wissen, daß es nie zu einer Versöhnung zwischen den Geschwistern kam.«

      »Und

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