QUARANTÄNE (The Death 1). John W. Vance

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QUARANTÄNE (The Death 1) - John W. Vance The Death

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Entschluss, ihre Kinder weiterhin zur Schule zu schicken, zermürbt worden. Ihre einzige Tochter Madeleine, war ein hübsches, neunjähriges Mädchen mit langem, dunklem Haar und einem Gesicht gewesen, das stets ein Lächeln geziert hatte. Sie war glücklich gewesen und hatte ihr Leben sogar schon in jenem zarten Alter vorausgeplant, ja selbst das College bereits ausgesucht, das sie besuchen würde. Nichts von alledem sollte sich erfüllen, denn sie war innerhalb einer Woche gestorben, nachdem sie die Schule wieder besucht hatte. Als sie von dort nach Hause kam, hatte sie unter grippeähnlichen Symptomen gelitten und fiel in ein Koma, bevor irgendjemand eine Diagnose stellen konnte.

       Das war schon die zweite falsche Entscheidung gewesen, die Lori bitter bereut hatte. Die erste lag zwei Jahre zurück; seinerzeit war David ihrer Affäre mit einem Ratsmitglied aus Denver auf die Schliche gekommen. Diese fand ein Ende, sodass es ihr nach monatelangen Therapiesitzungen und vielen flehentlichen Worten gelungen war, ihre Ehe zu retten und so die Familie zusammenzuhalten. Daraufhin hatte sie sich geschworen, ein besserer Mensch, eine bessere Mutter und Ehefrau zu sein.

       David hatte im Zuge jener Affäre und auch bei Madeleines Tod große Stärke bewiesen. Als das Mädchen starb, hatte sich Lori Vorwürfe gemacht, war aber von ihm getröstet und darauf hingewiesen worden, dass sie keine Schuld traf. Er hatte ständig betont, Madeleine sei nicht immun gewesen und wäre irgendwann sowieso gestorben.

       Das hatte die Mutter nie glauben wollen; ihr war es leichter gefallen, mit sich selbst ins Gericht zu gehen, weil sie zugelassen hatte, dass die Kinder in die Schule und unter Menschen gegangen waren, wo sie sich dem Virus ausgesetzt hatten.

       Die Zustände in den Vereinigten Staaten waren schnell außer Kontrolle geraten, als sich die Krankheit ausbreitete und alles umbrachte, was nicht immun gewesen war – auch die Tiere. Wer sich vorbereitet und Rückzugspunkte gesucht hatte, war zu dem Glauben verleitet worden, sich schützen zu können, doch auch sie hatte der Tod bald ereilt. Niemand konnte sich vor Erregern schützen, die sich durch die Luft leicht von Mensch zu Mensch beziehungsweise Mensch zu Tier und umgekehrt übertrugen. Etwas Derartiges hatte man nie zuvor erlebt, und wahrscheinlich würde es auch kein weiteres Mal dazu kommen. Diese Seuche blieb in ihrem Ausmaß ohne Beispiel. Die einzige Chance, sie zu überleben, bestand in Immunität.

       Nach Madeleines Tod hatten sich David, Lori und Eric in ihrem Haus verschanzt und Tage, dann Wochen verstreichen lassen. Zwei Monate später schließlich waren sie übereingekommen, sich hinauszuwagen, um nach Vorräten zu suchen. Auf einem jener Abstecher war David einer Einheit der Nationalgarde begegnet. Kaum ein paar Stunden, nachdem er diese Soldaten getroffen hatte, waren die drei auf dem Weg zu Lager 13 gewesen. Zwangsevakuierung hatte man es genannt. Zuerst war ihnen der Ort vielversprechend vorgekommen, doch das hatte sich rasch geändert.

       Lori bemühte sich, Ruhe zu finden, doch viele Gedanken und Eindrücke schwirrten ihr durch den Kopf. Einer nach dem anderen blitzte auf, jeder schlimmer als der vorige. Sie stellte sich vor, sie könnten Lager 13 nie mehr verlassen, müssten für immer hierbleiben, ohne Hoffnung darauf, die Außenwelt je wiederzusehen.

       Jeden Morgen hielt der Kommandant des Lagers eine Versammlung ab; dabei machte er Ankündigungen und rief gelegentlich auch Namen aus. Das waren dann die wenigen Auserwählten, die aus unerfindlichen Gründen ins Camp Sierra umsiedeln durften. Was dort anders sei, belief sich auf Gerüchte, weil niemand es je gesehen hatte. Sie wussten nur, was das Personal des Katastrophenschutzes ihnen erzählte.

       Camp Sierra war eine völlig neue Siedlung fernab des Chaos, das im Rest des Landes herrschte. Jeden Morgen besuchten sie die Versammlung und warteten gespannt darauf, selbst ausgerufen zu werden, sahen sich aber stets aufs Neue enttäuscht.

       Die unaufhörlichen Gedanken und Bilder versetzten Lori bald in eine Trance. Benebelt durch diesen Zustand schlief sie langsam wieder ein.

       »Lori, aufstehen!«, rief David durch die offene Zeltklappe.

       Sie riss die Augen weit auf und fuhr hoch. »Was, wie?«

       »Die Versammlung, komm schon, die Namen werden gerade aufgerufen!«, drängte er.

       Lori sprang auf, griff zu einer kurzen Hose und zog sie an, bevor sie das fleckige, weiße T-Shirt hineinsteckte, das sie trug.

       »Wo sind meine Schuhe?«, fragte sie, während sie hektisch unter ihrem Feldbett nachsah.

       »Weiß nicht, aber mach schnell, es dauert nicht mehr lange.«

       »Da sind sie ja.« Sie hatte die Schuhe gefunden. Als sie sie hervorziehen wollte, blieb einer hängen. Beim Ziehen daran fiel eine kleine Handtasche um, sodass deren Inhalt herauspurzelte. Lori zog noch einmal, wobei sie den Schuh losreißen konnte, aber auch einen Blick auf die verstreuten Sachen warf, unter welchen sich ein Foto von Madeleine befand. Sie hatte es längere Zeit nicht betrachtet und fragte sich, warum es herausgefallen war; dann fiel ihr auf, dass jemand den Reißverschluss der Tasche geöffnet hatte.

       »Lori, mach endlich!«

       Nachdem sie den Schuh und das Foto unter dem Bett hervorgezogen hatte, warf sie einen unauffälligen Blick auf ihre Tochter und berührte deren Gesicht auf dem Bild.

       David war mit seiner Geduld am Ende. Er stürmte ins Zelt, packte sie am Arm und zog sie hoch. »Nimm die Schuhe einfach mit, komm jetzt!«

       Sie ließ das Foto fallen. »He, einen Moment.«

       »Genau das ist es, Lori, wir haben keinen Moment mehr. Sollten wir unsere Namen verpassen, weißt du, was passiert.«

       Er hatte recht, sie durften die Ausrufung nicht verpassen, denn dann würde man sie weniger ersprießlichen Arbeitskreisen zuteilen, und David war der Ansicht, dies bedeutete, sie könnten niemals einen der begehrten Plätze in Camp Sierra erhalten.

       Eine kleine, aber lautstarke Gruppe im Lager hatte begonnen, schlecht darüber zu sprechen, doch David hielt Unterstellungen, Camp Sierra sei beileibe keine wünschenswerte Bleibe, für dämliche Verschwörungstheorien. Er war ein sehr gelehriger Mensch und besaß zwei Masterstudienabschlüsse, genauer gesagt in Welt- und speziell amerikanischer Geschichte. In seinen Augen durfte man nichts, was nicht bewiesen oder durch verlässliche Belege und Daten untermauert werden konnte, als Wahrheit erachten. Ihm missfielen Gerüchte, und vor allem Verschwörungstheorien entstammten seiner Ansicht nach von Personen mit üppiger Fantasie.

       Die Sonne schien hell, und ihre Strahlen auf der Haut zu spüren, tat Lori gut.

       Sie eilten durch das Zeltlabyrinth, bis sie den weiten Platz in der Mitte des Geländes erreichten. Dort standen alle in ordentlichen Reihen – wie Soldaten bei einer Parade –, die Lager 13 ihr Zuhause nannten. Es war in vier Quadranten zu jeweils gleich vielen Zelten unterteilt, die das zentrale Feld und ein Dutzend Hilfsgebäude umgaben.

       Lori und David liefen über den Kiesweg zu ihrer Reihe. Während sie sich durch die Reihen drängten, stießen sie ihre Mitbewohner an und entschuldigten sich dafür, ehe sie endlich ihre Plätze erreichten.

       »Wo seid ihr gewesen?«, fragte Eric.

       »Tut mir leid, hab verschlafen«, antwortete Lori.

       »Psst«, mahnte David.

       Eine laute Stimme setzte sich über die Menschenmenge hinweg, indem sie einzelne Namen aufrief. Sie gehörte dem stellvertretenden Koordinator für Notfallmaßnahmen und Rettungsdienste Carlos Vasquez, der ihren Quadranten leitete und schon lange beim Katastrophenschutz arbeitete.

       »David Roberts!«, rief er.

       »Hier.«

       »Lori Roberts!«

      

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