Dr. Daniel Staffel 10 – Arztroman. Marie Francoise

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Dr. Daniel Staffel 10 – Arztroman - Marie Francoise Dr. Daniel Staffel

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zu: Robert war mit dieser ominösen Patientin ausgegangen. Womöglich war es gar keine Patientin, sondern…

      Manon wollte diesen Gedanken abschütteln, doch es gelang ihr nicht. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihren Mann Arm in Arm mit einer anderen Frau. Verzweifelt preßte sie eine Hand auf den Mund, doch sie vermochte ihr trockenes Aufschluchzen damit nicht zu ersticken. Bisher war ihre Eifersucht auf Praxis und Klinik völlig unbegründet gewesen, doch jetzt… durch ihr Verhalten hatte sie Robert ja förmlich in die Arme der anderen getrieben.

      Ihr Blick fiel auf den liebevoll gedeckten Tisch. Zu spät! Sie hatte sich zu spät auf das besonnen, was in ihrer Ehe wirklich wichtig war.

      Mit langsamen, fast mechanischen Bewegungen räumte sie den Tisch ab, dann warf sie die Tortellini verbittert in den Abfall. Ihr war der Appetit gründlich vergangen. Den restlichen Abend verbrachte sie am Fenster. Sie hoffte so sehr, daß Robert heimkommen würde… daß sich alles, was sie jetzt befürchtete, als ein dummes Mißverständnis herausstellen würde. Doch die Stunden vergingen, und Manon blieb allein. Es ging bereits auf elf Uhr abends, als sie sich entschloß, zu Bett zu gehen, doch an Schlaf war natürlich nicht zu denken. Sie lag im Bett und starrte blicklos in die Dunkelheit, bis sie endlich ein Auto auf den Parkplatz fahren hörte.

      Mit einem Satz war Manon aus dem Bett und am Fenster. Vom Glockenturm der Pfarrkirche St. Benedikt schlug es zweimal. Zu dieser Zeit hatte in Steinhausen kein Lokal mehr geöffnet, also konnte Robert nur in der Wohnung dieser Frau gewesen sein, die ihn jetzt sogar noch in ihrem Wagen nach Hause brachte.

      Mit brennenden Augen starrte Manon auf den Parkplatz hinunter, sah, wie Dr. Daniel ausstieg und auch die Frau das Auto verließ. Mit leicht wiegendem Schritt kam sie nun auf ihn zu, nahm ihn eine Spur zu vertraut beim Arm und stellte sich dann auf Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen.

      Manons Herz brannte. Sie hatte das Gefühl, keine Sekunde länger zusehen zu können, trotzdem gelang es ihr nicht, ihren Blick loszureißen. Sie sah, wie die Frau durch Dr. Daniels Haar streichelte, ehe sie ihn noch einmal küßte und sich damit wohl endgütig verabschiedete. Dr. Daniel blieb auf dem Parkplatz stehen, bis das Auto losfuhr. Er ging ein paar Schritte auf die Villa zu, dann drehte er sich um und blickte noch eine Weile in die Richtung, in die der Wagen verschwunden war.

      Manon hörte, wie die Haustür ins Schloß fiel. Im ersten Moment wollte sie sich wieder ins Bett legen und schlafend stellen, doch dann verließ sie das Schlafzimmer, zog ihren Morgenmantel an und blieb wartend im Flur stehen.

      Dr. Daniel bemühte sich offenbar, besonders leise die Treppe heraufzukommen. Als er die Wohnung betrat und Manon abrupt das Licht aufflammen ließ, zuckte er erschrocken zusammen.

      »Warum bist du nicht gleich die ganze Nacht bei ihr geblieben?« wollte Manon mit schneidender Stimme wissen.

      Dr. Daniel brauchte ein paar Sekunden, um sich von dem Schrecken, vor allem aber von Manons Frage zu erholen.

      »Was soll denn der Unsinn?« gab er endlich zurück. »Rebecca und ich haben nur…«

      »Rebecca!« fiel Manon ihm scharf ins Wort. »Ihr duzt euch also schon!«

      »Ja, warum denn nicht?« entgegnete Dr. Daniel. Er wollte Manons Hand ergreifen, doch sie wich vor ihm zurück, als hätte er eine ansteckende Krankheit.

      »Wage es nur nicht, mich jetzt anzufassen!« drohte sie.

      »Manon, es ist doch alles ganz anders, als du denkst«, versuchte Dr. Daniel sie in eindringlichem Ton zu überzeugen. »Rebecca und ich haben nichts getan, dessen wir uns schämen müßten. Wir waren lediglich zusammen in der Kleinen Reblaus und haben uns unterhalten.«

      »Du lügst!« hielt Manon ihm vor. »Die Kleine Reblaus schließt um Mitternacht, jetzt aber ist es zwei Uhr morgens.«

      Dr. Daniel nickte. »Wir waren noch auf ihrem Zimmer im Gasthof, aber auch das war harmlos. Manon…«

      »Erzähl mir nichts!« fiel sie ihm grob ins Wort, dann drehte sie sich um, betrat das Schlafzimmer und schloß die Tür hinter sich ab.

      Mit einem tiefen Seufzer ließ sich Dr. Daniel gegen die Wand sinken. Er hätte Rebeccas Vorschlag, noch zu ihrem Zimmer im Gasthof zu gehen, niemals zustimmen dürfen. Andererseits… das Zusammensein mit ihr hatte ihm unheimlich gut getan. Rebecca und er hatten so viele Gemeinsamkeiten entdeckt… man konnte wirklich sehr anregend mit ihr plaudern. Vor allem aber hatte Dr. Daniel bei ihr genau das bekommen, was er bei Manon in letzter Zeit so schmerzlich vermißt hatte – Fürsorge, Verständnis, das Gefühl, nicht allein zu sein… gemocht und gebraucht zu werden.

      Dr. Daniel seufzte noch einmal, dann ging er zur Schlafzimmertür und drückte die Klinke herunter, doch er hatte sich nicht verhört. Die Tür war tatsächlich abgeschlossen.

      »Manon, sei doch vernünftig«, bat er. »Laß uns darüber sprechen. Es ist wirklich nichts passiert – jedenfalls nicht das, was du zu glauben scheinst. Manon, ich liebe doch nur dich.«

      »Scher dich zum Teufel!« erklang Manons erstickte Stimme, an der Dr. Daniel nur zu deutlich erkannte, daß sie weinte oder den Tränen jedenfalls sehr nahe war.

      »Manon, es war nur…«, begann er noch einmal, wurde aber unterbrochen.

      »Laß mich endlich in Ruhe!«

      Niedergeschlagen lehnte Dr. Daniel den Kopf gegen die Tür. Es war das erste Mal, daß er mit Manon einen so massiven Streit hatte, und Dr. Daniel fühlte sich daran nicht ganz unschuldig. Er hätte mit Rebecca niemals ausgehen dürfen, doch allein der Gedanke an die Stunden mit ihr, ließ wieder dieses Gefühl von Wärme in ihm aufkommen, das er bisher nur bei seiner Frau verspürt hatte.

      Für einen Moment berührte er die Tür – so sanft, als hätte er Manon vor sich. Er wünschte, er hätte sich mit ihr aussprechen können, anstatt sich jetzt im Streit von ihr zu trennen. Langsam drehte er sich um. Es war ihm klar, daß Manon ihn heute nicht ins Schlafzimmer lassen würde, also blieb ihm nichts anderes übrig, als den Rest der Nacht auf dem Sofa im Wohnzimmer zu verbringen.

      An Schlaf war allerdings gar nicht zu denken. Der Streit mit Manon belastete ihn viel zu sehr, als daß er Ruhe hätte finden können. Und dann geisterte auch noch Rebecca in seinen Gedanken herum. Ihre sanfte, verständnisvolle Art hatte ihn ein wenig an seine verstorbene Frau Christine erinnert, aber auch an Manon, bevor seine Ehe mit ihr in diese schreckliche Krise geraten war.

      Der Morgen graute bereits, als Dr. Daniel endlich einschlafen konnte, doch lange Ruhe war ihm nicht vergönnt, denn Manon riß ihn reichlich grob aus seinen Träumen.

      »Die Praxis wartet«, sagte sie nur, dann wollte sie zur Tür hinaus, doch Dr. Daniel war trotz fast durchwachter Nacht schneller, als sie gedacht hatte.

      An der Wohnungstür holte er sie ein und hielt sie fest.

      »Manon, bitte, hör mir zu«, verlangte er eindringlich.

      »Du kannst mir mit deinen Lügen gestohlen bleiben!« schleuderte sie ihm ins Gesicht. »Ich weiß genau, was ich gesehen habe, und das war aufschlußreicher für mich, als es jedes Wort von dir sein könnte.«

      »Und was hast du gesehen?« Auch Dr. Daniel wurde nun heftiger als beabsichtigt. »Sie hat mich auf die Wange geküßt, sonst nichts.«

      »Das ist auch schon mehr als genug! Was würdest du sagen, wenn ich mich von einem dir fremden Mann auf die Wange küssen lassen würde?«

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