Dr. Daniel Staffel 10 – Arztroman. Marie Francoise
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Читать онлайн книгу Dr. Daniel Staffel 10 – Arztroman - Marie Francoise страница 30
Herausfordernd verschränkte sie die Arme. »Also schön, dann sag mir den Grund, Robert.«
Dr. Daniel seufzte leise. »Seit Tessa weg ist, führen wir beide doch im Grunde überhaupt keine Ehe mehr. Du lebst nur noch für die Praxis…«
»Wie du«, fiel Manon ihm ins Wort.
»Ja, du hast recht«, gab Dr. Daniel zu. »Es ist wohl auch meine Schuld. Trotzdem denke ich, daß ich es nicht verdient habe, mit einem Zettel am Kühlschrank abgefertigt zu werden, auf dem steht, daß ich abends nicht auf dich warten solle.«
Scheinbar ungerührt zuckte Manon die Schultern. »Das ist nicht besser oder schlechter als von deiner Sprechstundenhilfe oder von einer Krankenschwester der Waldsee-Klinik angerufen zu werden, wenn du wieder mal nicht pünktlich nach Hause kommen kannst.«
»Seltsamerweise stört dich das aber erst seit ein paar Tagen«, wandte Dr. Daniel ein.
Manon schüttelte den Kopf »Nein, es stört mich schon viel länger.« Sie schwieg kurz. »Im übrigen sollte ein Zettel am Kühlschrank für dich noch lange kein Grund sein, gleich mit einer anderen Frau ins Bett zu steigen.«
»Das habe ich nicht getan!« erwiderte Dr. Daniel mit unüberhörbarer Schärfe. »Rebecca hat mir nur einfach zugehört, und das hat mir sehr gut getan, denn mit dir kann ich seit einigen Tagen ja leider nicht mehr sprechen.«
»Dann geh doch zu deiner Rebecca!« fuhr Manon ihn an, riß die Tür auf und stürzte hinaus, ehe Dr. Daniel es verhindern konnte.
»Was ist mit uns denn nur los?« fragte sich Dr. Daniel verzweifelt, und dabei verspürte er schon wieder Sehnsucht nach Rebeccas verständnisvoller Art. Im Moment fühlte er sich bei ihr geborgener als bei seiner Frau. Diese Empfindung erschreckte ihn zutiefst.
*
Rebecca Horn war mit der Entwicklung der Dinge vollauf zufrieden. Sie würde jetzt noch einen oder zwei Tage warten und dann erneut Dr. Daniel wegen ihrer angeblichen Unterleibsschmerzen aufsuchen… nein, sie würde ihn zu sich rufen. Und bei der dann nötigen Untersuchung würde sie aufs Ganze gehen.
Rebecca sah auf die Uhr und rechnete nach, wie spät es jetzt in Los Angeles war, dann nickte sie sich zu. Steven mußte schon im Büro sein. Sie fuhr zum nahen Postamt, denn nur von hier war es ihr möglich, ungestört in die Staaten zu telefonieren. Hermine Gruber, die Besitzerin des Steinhausener Gasthofes war nämlich sehr neugierig, wie Rebecca schon am zweiten Tag ihres Aufenthaltes gemerkt hatte, und obgleich sie sicher war, daß Hermine Gruber kein Amerikanisch verstehen würde, wollte sie doch ohne lauschende Ohren telefonieren.
Die Verbindung mit ihrem Freund und Rechtsanwalt Steven Brady war rasch hergestellt.
»Rebecca!« rief er erfreut. »Das ist aber eine schöne Überraschung!«
Rebecca lächelte. Sie wußte genau, weshalb Steven die Freundschaft mit ihr so pflegte. Immerhin hatte er in den vergangenen Jahren bereits fürstlich an ihr verdient.
»Ich habe Arbeit für dich, Steven«, kam sie gleich zur Sache. »Es geht um eine Erbschaftsgeschichte.« In knappen Worten schilderte sie Steven die Lage, und er versprach, sofort die nötigen Schritte einzuleiten.
Rebecca rieb sich im Geiste schon die Hände. Das klappte ja alles wie am Schnürchen. Die Erbschaft von Parker war ihr so gut wie sicher, darüber hinaus würde sich Dr. Daniel ihr Schweigen sicher einiges kosten lassen, und wenn sie es dann noch geschickt anstellte… für eine Schwangerschaft war sie ja noch lange nicht zu alt. Die Männer, die sie danach für Alimentezahlungen heranziehen würde, würden sich allesamt hüten, einen Vaterschaftstest zu verlangen. Schließlich würden sie damit ihre Ehen aufs Spiel setzen, und erfahrungsgemäß war es das noch kaum einem Mann wert gewesen, mit dem sie sich bislang eingelassen hatte.
Als Rebecca das Postamt verließ, wäre sie beinahe mit Dr. Daniel zusammengestoßen.
»Robert!« rief Rebecca und zauberte ein strahlendes Lächeln auf ihr Gesicht, das sie gleich tiefer Besorgnis weichen ließ. »Du siehst erschöpft aus.«
Dr. Daniel nickte seufzend. »Ich weiß. Manon… meine Frau, hat uns gesehen, als du mich nach Hause gebracht hast, und nun zieht sie leider völlig falsche Schlüsse aus unserem Zusammensein.«
Für einen Moment preßte Rebecca die Lippen zusammen. Diese Wendung der Dinge gefiel ihr überhaupt nicht. Männer, deren Ehefrauen von dem Seitensprung wußten, waren nicht so leicht
erpreßbar. Immerhin fiel damit Rebeccas stärkstes Druckmittel weg.
»Vielleicht sollte ich einmal mit ihr sprechen«, schlug sie vor, doch Dr. Daniel schüttelte nachdrücklich den Kopf.
»Ich glaube, das wäre im Moment das schlechteste, was wir tun könnten«, meinte er. »Damit würden wir Manon vielleicht nur noch in dem Glauben bestärken, daß wir etwas getan hätten, wofür wir uns rechtfertigen müssen.« Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich werde ihr jetzt ein bißchen Zeit lassen und dann versuchen, noch einmal in Ruhe mit ihr zu sprechen.«
Rebecca nickte. »Ja, das wird wohl das Beste sein.« Sie schwieg einen Moment. »Unter diesen Umständen ist es vermutlich auch nicht ratsam, wenn ich zu dir in die Praxis komme.«
Besorgt sah Dr. Daniel sie an. »Hat sich der Druck in deinem Unterleib nicht gebessert?«
»Leider nicht – ganz im Gegenteil. Allmählich wird es tatsächlich schmerzhaft.«
»Dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren«, urteilte Dr. Daniel, überlegte angestrengt und beschloß dann schließlich: »Ich komme heute unmittelbar nach der Sprechstunde zu dir.«
»Wird damit der Unfrieden zwischen dir und deiner Frau nicht noch schlimmer?« fragte Rebecca scheinbar besorgt. In Wahrheit wollte sie nur herausbekommen, wieviel Dr. Daniel tatsächlich an seiner Ehe lag.
»Ich bin fast jeden Abend nach der Sprechstunde noch kurz bei Patientinnen oder in der Waldsee-Klinik«, entgegnete Dr. Daniel. »Manon wird in dieser Hinsicht also keinen Verdacht schöpfen.« Er blickte zu Boden. »Normalerweise habe ich keinerlei Geheimnisse vor ihr. Manon weiß grundsätzlich, wo sie mich erreichen kann, aber in diesem Fall… es ist vermutlich besser, ihr nicht zu sagen, daß ich gerade bei dir abends noch einen Hausbesuch mache. Meine Ehe steckt im Moment in einer tiefen Krise. Ich will nicht riskieren, daß sie wegen eines harmlosen Hausbesuchs zu Bruch geht.«
Rebecca hatte ein triumphierendes Lächeln zu unterdrücken. Das paßte ja ausgezeichnet in ihr Konzept. Heute abend würde Robert Daniel fällig sein!
*
Dr. Daniel fühlte, daß in ihm etwas vorging, was er kaum noch steuern konnte. Rebecca besaß neben ihrer berückenden Schönheit, die ihm natürlich längst aufgefallen war, eine Ausstrahlung, die es ihm beinahe unmöglich machte, in ihrer Gegenwart so ruhig und gelassen zu bleiben, wie er es sonst war. Immerhin hatte er ja berufsmäßig ständig mit Frauen zu tun… mit halb oder auch vollständig entkleideten Frauen, von denen viele durchaus begehrenswert waren, doch Dr. Daniel war in seiner Liebe zu Manon immer so gefestigt gewesen, daß ihm die Nähe dieser vielen Frauen nichts ausgemacht hatte. Bei Rebecca war das anders. Vielleicht lag es aber auch gar nicht an ihr persönlich, sondern an seiner eigenen, unglücklichen Situation.