Dr. Daniel Staffel 10 – Arztroman. Marie Francoise
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»So, Frau Lombardi, das war’s schon«, meinte Alena und riß Mona damit aus ihren Gedanken. »Ich begleite Sie jetzt noch zum Ärztezimmer, wo Sie dann bitte auf mich warten.«
»Ich weiß gar nicht, wie ich das gutmachen soll«, murmelte Mona verlegen.
Da lächelte Alena. »Sie sind im Moment Patientin hier, und ich bin als Ärztin für die Patienten dieser Klinik da.«
*
Mona mußte auf die junge Ärztin nicht lange warten. Als Alena das Zimmer betrat, hatte sie zwei Tassen dampfenden Kaffee dabei, von denen sie eine vor Mona abstellte. Dankbar nippte die junge Frau an dem heißen Getränk. Obwohl die Temperaturen für März schon recht angenehm waren, hatte Mona nach der langen Wanderung durch die Nacht doch ziemlich gefroren.
»Ich wußte nicht, wohin«, gestand Mona leise, als sie ihre Tasse wieder abstellte. »Ich war seit Jahren nicht mehr in Steinhausen, dabei bin ich hier geboren und aufgewachsen.« Sie seufzte und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Wer weiß, ob ich jemals wieder hergekommen wäre, wenn nicht…« Sie unterbrach sich mitten im Satz und senkte den Kopf, dann blickte sie auf – direkt in Alenas smaragdgrüne Augen. »Wurden Sie schon einmal betrogen? Ich meine… haben Sie einen Mann so sehr geliebt, so…« Wieder brachte sie den Satz nicht zu Ende.
Unwillkürlich mußte Alena an ihre erste große Liebe denken. Dr. Hartwig Simon. Sie waren schon verlobt gewesen, da hatte Alena herausfinden müssen, daß Hartwig sie nie geliebt hatte. Er hatte nur Karriere machen wollen und seine zukünftige Frau nach Kriterien ausgewählt, die mit Liebe überhaupt nichts zu tun hatten.
»Ja, Frau Lombardi, ich wurde auch schon einmal betrogen, und das hat damals sehr weh getan«, gestand sie. »Ich glaubte damals an die ehrliche, tiefe Liebe und mußte erkennen, daß ich nur Mittel zum Zweck gewesen wäre, wenn ich den Mann an meiner Seite geheiratet hätte.« Sie schwieg eine Weile. »Damals zog ich die Konsequenzen und verließ ihn. Der Zufall oder das Schicksal führten mich hierher. Ich wurde Ärztin an dieser Kinik und…« Ein zärtliches Lächeln schlich sich auf ihre fraulich-schönen Züge. »Hier traf ich einen ehemaligen Studienfreund wieder und seit ein paar Jahren sind wir glücklich verheiratet. Er hat eine gynäkologische Praxis in München, aber unsere Wohnung haben wir hier in Steinhausen – zum einen, weil es hier ruhiger ist, zum anderen, weil ich unbedingt in der Nähe der Klinik sein muß, falls es einen Notfall gibt.«
Mona lauschte diesen Worten nach. Das alles klang nach Harmonie und Zufriedenheit… genau das, was ihr im Moment so schrecklich fehlte, dabei war es doch erst ein paar Stunden her, daß sie Dirk und Vera in eindeutiger Situation angetroffen hatte.
»Ich bin auch verlobt«, murmelte Mona. »Das heißt, ich war verlobt. Seit heute bin ich es nicht mehr.« Sie seufzte tief auf. »Als ich heute vom Büro nach Hause gekommen bin, traf ich meinen Verlobten mit meiner besten Freundin im Bett an. Er wollte mir weismachen, daß es ein einmaliger Seitensprung gewesen wäre, der keinerlei Bedeutung für ihn hätte, doch Veras Reaktion…« Wieder seufzte sie. »Die beiden müssen schon lange ein Verhältnis haben.«
Alena nickte. »So etwas ist sehr schmerzlich.«
»Vor allem, wenn man eigentlich nach Hause gekommen ist, um etwas zu feiern.« Mona strich ein paar imaginäre Haarsträhnchen zurück. »Wissen Sie, ich bin seit heute Managerin eines stattlichen Kaufhauses. Dieser Posten bedeutet mir sehr viel. Ich habe in diesem Kaufhaus vor dreizehn Jahren als kleine Verkäuferin angefangen und nun bin ich Managerin.« Traurig senkte sie den Kopf. »Die Dreizehn war wohl doch nicht meine Glückszahl.«
»Vielleicht sollten Sie im Moment nicht zu schwarz sehen«, riet Alena ihr. »Sicher, die Sache mit Ihrem Verlobten… an Ihrer Stelle würde ich wohl auch die Konsequenzen aus seinem Verhalten ziehen. Aber das bedeutet noch lange nicht, daß es jetzt immer so weitergehen wird. Ich bin sicher, daß man Sie für diesen verantwortungsvollen Posten nicht zufällig ausgewählt hat, und wenn Sie die Geschichte mit Ihrem Verlobten erst verarbeitet haben, dann wird Ihnen sicher auch in der Liebe das Glück wieder lachen.« Aufmunternd lächelte sie Mona an. »Damals, als ich Hartwigs Betrug erkannte, dachte ich auch, die Welt würde zusammenbrechen, doch jetzt ist sie schöner als je zuvor.«
Zu ihrem eigenen Erstaunen bemerkte Mona, wie ihr Optimismus durch die Worte der jungen Ärztin zurückkehrte. Dirk war ihre große Liebe, aber trotzdem war er immer nur ein bestimmter Teil ihres Lebens gewesen… ein großer Teil zwar, aber dennoch einer, der sich irgendwie ersetzen ließ. Nicht heute oder morgen, vielleicht sogar erst in ein paar Jahren. Sie würde sich jetzt auf ihre Karriere konzentrieren. Alles andere war Nebensache.
»Sie haben recht«, meinte Mona an Alena gewandt. »Mein Leben läuft im Augenblick in privater Hinsicht nicht gerade optimal, aber trotz allem ist es bestimmt nicht so, daß für mich jetzt eine nicht endende Pechsträhne begonnen hat.«
Mona ahnte nicht, wie gründlich sie sich in diesem Punkt irrte.
*
Dr. Robert Daniel staunte nicht schlecht, als die elegante junge Dame in sein Sprechzimmer trat.
»Mona Lombardi?« vergewisserte er sich, dann erhob er sich hinter seinem Schreibtisch und kam lächelnd auf die junge Frau zu. »Das nenne ich eine wirkliche Überraschung. Was führt Sie nach all den Jahren hierher?«
Mona lächelte. »Ich bin vor zwei Wochen mehr durch Zufall wieder in Steinhausen und dann auch in der Waldsee-Klinik gelandet.«
Besorgt runzelte Dr. Daniel die Stirn. »Hatten Sie einen Unfall?«
Mona schmunzelte. »Wie man’s nimmt.« Seufzend winkte sie ab. »Ach, wissen Sie, Herr Doktor, das war eine ziemlich unerfreuliche Geschichte, aber sie ist rasch erzählt. Mein Ex-Verlobter hatte eine Affäre mit meiner besten Freundin, und ich habe die beiden im Bett überrascht. Daraufhin hat es mich irgendwie hierhergetrieben.« Sie zeigte ein fast verlegen wirkendes Lächeln. »Unglücklicherweise mit Schuhen, die für längere Wanderungen nicht unbedingt geeignet sind. Ich habe mir Blutblasen gelaufen, die eigentlich ins Guinness-Buch der Rekorde gehören.«
Dr. Daniel mußte lachen. »Nun, ganz so schlimm wird’s hoffentlich nicht gewesen sein.«
»Täuschen Sie sich nicht«, entgegnete Mona. Inzwischen konnte sie darüber schmunzeln, aber bis vor zwei Tagen hatte sie unter ihren schmerzenden Füßen arg gelitten. »Ich konnte praktisch nur noch in Pantoffeln herumlaufen.« Sie schwieg kurz. »Dabei will ich offen gestehen, daß ich Frau Dr. Reintalers Rat wohl nicht beherzigt hätte, aber es war mir einfach unmöglich, in irgendeinem geschlossenen Schuh zu kommen.«
»Alena Reintaler hat Sie also versorgt«, meinte Dr. Daniel erfreut.
Mona nickte. »Nicht nur körperlich. Wir hatten ein richtig schönes Gespräch… so von Frau zu Frau.« Sie atmete tief durch. »Gerade nach der großen Enttäuschung mit Dirk hat mir das sehr geholfen.« Sie brachte ein gezwungenes Lächeln zustande. »Sein Verrat schmerzt noch immer, und ich habe auch irgendwie Sehnsucht nach ihm, obwohl er das wohl nicht verdient.« Sie seufzte. »Zwischen uns war einfach zu viel, als daß ich es innerhalb von zwei Wochen vergessen könnte.« Dann schüttelte sie den Kopf. »Aber deswegen bin ich gar nicht hier, und ich will Sie mit