Dr. Daniel Staffel 10 – Arztroman. Marie Francoise
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»So tragisch ist das nicht«, versicherte Mona. »Wie gesagt, es ist nur noch so ein kleiner Schmerz im Herzen, aber der wird mit der Zeit vergehen. Allerdings…« Nun kam ihr Lächeln von Herzen. »Meine beinahe ungewollte Rückkehr nach Steinhausen vor zwei Wochen hat die Sehnsucht nach der Heimat in mir geweckt. Ich werde mir hier eine Wohnung suchen, besser gesagt, ich habe schon eine gefunden, aber sie wird erst nächsten Monat frei. Das bedeutet für mich zwar einen längeren Weg zur Arbeit, aber das ist mir die Ruhe, die ich hier in meiner knapp bemessenen Freizeit finden werde, allemal wert.«
Unauffällig betrachtete Dr. Daniel die elegante Kleidung seiner Patientin, die davon zeugte, daß ihm eine richtige Karrierefrau gegenübersaß.
»Darf ich so neugierig sein zu fragen, was Sie jetzt beruflich machen?« wollte er wissen.
»Natürlich dürfen Sie«, bekräftigte Mona und man sah ihrem Gesicht an, wie stolz sie auf sich war, ohne deswegen arrogant zu sein. »Ich bin seit zwei Wochen Managerin des Kaufhauses, in dem ich einst als kleine Verkäuferin angefangen habe.«
Anerkennend zog Dr. Daniel die Augenbrauen hoch. »Das ist wirklich ein ganz beachtlicher Aufstieg, Mona. Da kann man Ihnen nur gratulieren.«
Mona strahlte. Ja, sie war unheimlich stolz auf ihre Leistung.
»Was führt Sie heute zu mir?« fragte Dr. Daniel nun.
»Meine jährliche Routineuntersuchung steht an«, antwortete Mona, dann lächelte sie erneut. »Da ich in Kürze wieder hier wohnen werde, wollte ich deswegen gleich zu Ihnen kommen.« Sie seufzte leise. »In den vergangenen Jahren habe ich meine Gynäkologen mehrmals gewechselt und doch feststellen müssen, daß keiner so war wie Sie.«
Dieses Lob machte Dr. Daniel tatsächlich ein wenig verlegen. »Nun übertreiben Sie aber gewaltig.«
Mona wurde ernst. »Ganz und gar nicht, Herr Doktor. Sie sind ein überaus rücksichtsvoller Arzt, und so etwas findet man nicht so leicht. Ich habe auch einige Male mit dem Gedanken gespielt, hierherzukommen, aber dann… ich wußte ja nicht, ob Sie wieder hier praktizieren würden. Immerhin sind Sie damals sehr überstürzt aus Steinhausen weggezogen.«
Dr. Daniel nickte. »Nach dem Tod meiner Frau durchlebte ich eine schreckliche Zeit. Es dauerte fünf Jahre, bis ich nach Steinhausen und in diese Villa zurückkehren konnte. Meine Schwester hat mir damals sehr geholfen. Sie ist ja auch schon lange Zeit Witwe und führte mir ganz selbstlos den Haushalt.« Er lächelte ein wenig. »Das macht sie immer noch, obwohl ich mittlerweile wieder verheiratet bin. Allerdings… ich wüßte auch gar nicht, was wir ohne Irene machen würden. Meine Frau arbeitet ja halbtags hier in der Praxis als Allgemeinmedizinerin, und darüber hinaus haben wir ein kleines, äußerst lebhaftes Adoptivtöchterchen.«
Mona lächelte. »Sie sind also rundherum glücklich.« Spontan legte sie ihre schmale, sehr gepflegte Hand auf die von Dr. Daniel. »Das freut mich für Sie.« Sie wurde wieder ernst. »Ich stelle es mir ganz schrecklich vor, wenn man schon in so jungen Jahren verwitwet ist.«
Dr. Daniel nickte. »Das ist es auch.« Dann lenkte er ganz bewußt von diesem Thema ab. »Nun sollten wir uns aber um Sie kümmern.« Er warf einen Blick in die Karte, die seine junge Empfangsdame Gabi Meindl herausgesucht hatte. »Meine Eintragungen sind nach all den Jahren natürlich nicht mehr auf dem neuesten Stand.«
Mona schmunzelte. »Das glaube ich Ihnen gern. Allzu viel hat sich jedoch nicht verändert – abgesehen davon, daß ich seit drei Jahren keine Pille mehr nehme. Irgendwie hat sie mir nicht mehr gut getan. Ich habe damals auf Anraten einer jungen Ärztin, die ich während eines Urlaubs kennengelernt habe, mit der sogenannten natürlichen Familienplanung begonnen und bin bis jetzt ganz zufrieden damit.«
»Das kann ich mir bei Ihnen gut vorstellen. Sie sind eine überaus korrekte Frau, bei der es keine Nachlässigkeiten gibt. Im übrigen kamen Ihre Tage auch vor Einnahme der Pille immer ganz regelmäßig, und wenn man als Frau den eigenen Körper erst mal sehr gut kennt, dann ist die natürliche Familienplanung eine sichere Verhütungsmethode.«
Ein Hauch von Melancholie huschte über Monas Gesicht.
»Im Moment brauche ich mir um Verhütung ja keine Sorgen mehr zu machen.« Sie seufzte. »Durch die unselige Geschichte mit Dirk ist ohnehin mein ganzer Zyklus durcheinandergeraten. Meine Tage sind seit einer Woche überfällig.«
»So etwas kommt vor«, meinte Dr. Daniel. »Der Zyklus einer Frau ist äußerst störungsanfällig. Jegliche Streßsituation kann ihn durcheinanderbringen.« Er stand auf. »Gehen wir mal nach nebenan.«
Mona folgte ihm durch die Zwischentür in den Untersuchungsraum. Hier war alles noch so, wie sie es von ihren früheren Besuchen in der Praxis in Erinnerung hatte. Sie trat hinter den dezent gemusterten Wandschirm und machte sich frei, dann setzte sie sich auf den gynäkologischen Stuhl.
»Ich werde jetzt als erstes einen Abstrich nehmen«, erklärte Dr. Daniel, während er mit seinem fahrbaren Stuhl näherrückte.
Mit dem Spekulum spreizte er vorsichtig die Scheidenwände, doch was er sah, ließ ihn überrascht die Stirn runzeln.
»Seit einer Woche sind Ihre Tage überfällig?« vergewisserte er sich.
Mona erschrak. »Ja, warum? Ist etwas nicht in Ordnung?«
Dr. Daniel zögerte mit der Antwort und betrachtete noch einmal eingehend den Gebärmutterhals, der das typische purpursamtene Aussehen hatte. Vorsichtig nahm Dr. Daniel den Abstrich, dann stand er auf.
»Ich muß die Gebärmutter abtasten«, meinte er. Spätestens nach dieser Untersuchung war für ihn jeglicher Zweifel ausgeschlossen.
»Sie können sich wieder ankleiden, Mona«, erklärte Dr. Daniel. »Wir werden gleich darüber sprechen.«
Angst zeichnete sich auf dem Gesicht der jungen Frau ab, als sie jetzt von dem Untersuchungsstuhl kletterte und sich hastig anzog.
»Ist es etwas Schlimmes?« fragte sie bang, während sie Dr. Daniel gegenüber Platz nahm.
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Nein, Mona, etwas Schlimmes ist es eigentlich nicht… höchstens in Ihrer momentanen Situation…« Er atmete tief durch. »Das Ausbleiben Ihrer Regelblutung liegt nicht an dem Streß, der Ihnen durch die Trennung von Dirk entstanden ist, sondern…« Er schwieg kurz, dann bekannte er: »Sie sind schwanger.«
Einen Augenblick lang herrschte in Monas Kopf absolute Leere, dann starrte sie Dr. Daniel verzweifelt an.
»Aber… das ist doch… unmöglich! Als wir zuletzt… es waren nicht meine fruchtbaren Tage…«
»Anscheinend doch«, entgegnete Dr. Daniel und seufzte. »Ich weiß schon, daß diese Schwangerschaft für Sie jetzt denkbar ungünstig kommt. Ihre Beziehung zu Dirk ist zerbrochen, Sie stehen mitten im Berufsleben, aber – so leid es mir tut – ein Irrtum ist völlig ausgeschlossen.«
Heftig schüttelte Mona den Kopf. »Das glaube ich nicht! Sie haben doch nicht mal einen Schwangerschaftstest gemacht!«
»Das ist auch nicht mehr nötig«, entgegnete Dr. Daniel ruhig. »Wir können den Test zwar noch nachholen, wenn sie diese Sicherheit haben möchte, aber am Ergebnis wird das nichts ändern. Sehen Sie, Mona, ich bin Gynäkologe und kann bei der körperlichen Untersuchung derartige Veränderung sehr leicht feststellen. Allein die Tastuntersuchung hätte