Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina Holl
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Es war nicht nur eine Redensart, nein. Ein bißchen leichter wurde ihr schon beim Anblick dieses Mannes, der eine ruhige Sicherheit ausstrahlte und ihr ein nettes Lächeln zurückgab.
»Die Freude ist meinerseits, Frau Keßler, denn Ariane hat mir schon viel Gutes von Ihnen erzählt.«
Sie saßen zusammen bei einem Glas Wein, und sie unterhielten sich. Ariane erzählte vom Besuch ihres Schwagers Andreas, er ließ Irene grüßen.
»Sie haben mir gar nicht gesagt, daß der Besucher Ihr Schwager war«, warf Gerhard ein.
»Es war ja auch nicht von Bedeutung, Gerhard«, sagte Ariane etwas erstaunt.
»Für mich schon«, betonte er. »Es hätte ja auch ein Freund sein können.« Aber er lächelte dabei, es sollte leicht klingen.
Wie er sie ansah! Irene, die erfahrene, lebenskluge Frau, hielt den Atem an. Ja, merkt Ariane denn nicht, daß bei Gerhard Schilling nicht nur der Verstand seine Handlungsweise bestimmte?
Der Mann war doch in sie verliebt!
Er war überhaupt nicht der Typ, der eine Frau nur der gesellschaftlichen Stellung wegen heiraten würde. Das hatte andere Hintergründe. Irene glaubte es nicht nur, sie wußte es.
»Wie gefällt es Ihnen in Arianes Elternhaus«, wandte sie sich mit einem heiteren Lächeln an ihn. »Werden Sie nun später dort wohnen wollen?«
Als Gerhard nicht gleich Antwort gab, sprach Irene verhalten, ihn mit einem Blick streifend: »Sie sind noch nicht ganz dazu entschlossen, nicht wahr? Da ist noch ein innerer Vorbehalt.«
»Die Wohnung, die ich in Aussicht genommen hatte, ist noch nicht verkauft«, sagte Gerhard zögernd.
»Ich verstehe«, nickte Irene. »Sie würden es vielleicht vorziehen, unabhängig zu sein.«
»Aber wir wären es«, fiel Ariane ein. »Wir wären doch für uns.«
»Man sagt ja, es tut nicht gut, wenn Alt und Jung unter einem Dach lebt«, fuhr die Tante ungerührt fort. »Doch muß das nicht immer der Fall sein. Leonard wäre bestimmt froh, wenn endlich einmal Leben ins Haus käme.«
»Wir werden sehen, was für alle beteiligten das Beste sein wird«, meinte Gerhard. »Jedenfalls soll nichts ohne Ihre Zustimmung geschehen, Ariane.«
Er berührte leicht ihre schmale Hand, die neben ihrem Glas auf dem Tisch lag. Es war eine behutsame und doch fast zärtliche Geste.
Als die beiden gingen, war Irene Keßler nicht nur ein Stein, sondern ein ganzer Berg vom Herzen gefallen.
Später rief sie ihre Nichte noch an.
»Ich muß es dir doch noch sagen, Ariane, daß mir jetzt nicht mehr bange um deine Zukunft ist, nachdem ich Herrn Schilling kennengelernt habe«, sprach sie mit Wärme.
»Ihr habt euch gleich gut verstanden, das habe ich gemerkt«, gab Ariane zurück. »Ich bin froh darüber. Du bist ja nicht nur meine Tante, sondern auch meine beste Freundin.«
»Eine wesentlich ältere Freundin«, lächelte Irene. »Aber als solche darf ich dir auch noch sagen, daß bei Gerhard bestimmt nicht nur der Verstand eine Rolle spielt bei eurer Verbindung, meine liebe gute Ariane. Er hat dich zweifellos sehr gern – um es vorsichtig auszudrücken.«
Einen Augenblick war Stille am anderen Ende der Leitung.
»Deshalb werden wir auch freundschaftlich miteinander umgehen können«, sagte Ariane. »Das ist unter diesen Umständen schon viel. Es wird auch seine Eltern beruhigen. Morgen wird Gerhard mich seiner Familie vorstellen. Ich wünschte, ich hätte es schon hinter mir.«
»Sei nicht kleinmütig«, redete die Tante ihr zu. »Sie werden bestimmt nett zu dir sein.«
*
Es war gut, daß Anja dabei war, die mit der Unbefangenheit ihrer sechzehn Jahre der Besucherin gegenübertrat. Sie fand, daß diese süß aussah in dem knöchellangen Rock und dem knappen Jäckchen dazu. Wie gut sie zu Gerhard paßte!
»Ich war schon wahnsinnig neugierig auf dich«, bekannte sie mit einem strahlenden Lächeln.
Gerhard räusperte sich, bevor er sagte: »Sie sehen, Ariane, daß meine Schwester Sie schon ganz als zur Familie gehörig betrachtet.«
Verdutzt sah Anja in die Runde. Die Eltern machten betretene Gesichter. »Hab’ ich was falsch gemacht?« Ihr Blick blieb an Gerhard haften. »Ich wußte doch nicht, daß ihr euch noch siezt. Ich denke, ihr wollt bald heiraten?«
»Sei nicht vorlaut, Anja«, verwies Monika Schilling ihre Tochter. »Das ist eine Angelegenheit zwischen deinem Bruder und Frau Danegger.«
Die machten es mal wieder ganz schön kompliziert, dachte Anja. Aber bevor sie den Mund wieder auftun konnte, hob Ariane die momentane Peinlichkeit der Situation auf.
»Ich freue mich, daß ich eine so junge hübsche Schwägerin wie dich bekomme, Anja«, sagte sie mit einem netten Lächeln.
Na bitte! Anja nickte ihr begeistert zu. Hatte sie doch gleich gewußt, daß die Ariane in Ordnung war! Wieso blieben die Eltern nur so steif. Besonders die Mutter, die hatte sich schon Sorgen über Sorgen gemacht, daß das nicht gut ausgehen könnte. So’n Unsinn. Die beiden, Anja mußte es noch einmal feststellen, paßten prima zusammen, und hochnäsig war Ariane bestimmt nicht.
»Ich hab’ auch was für dich«, sagte Angela mit geheimnisvoller Miene, die bis dahin die Besucherin unverwandt angeschaut hatte.
»Was hast du für mich?« fragte Ariane sanft, sich dem kleinen Mädchen zuwendend. Es war nicht ihre Janine. Es war Angela, zu der sie gut sein wollte. Nicht mehr davonlaufen, nein.
»Nun hol es schon«, ermunterte Gerhard sein Töchterchen.
Angela kam mit einem Zeichenblatt zurück, das sie Ariane hinreichte. Aufmerksam betrachtete diese, was das Kind da bunt und phantasievoll zu Papier gebracht hatte.
»Kannst du sehen, was das ist?« fragte Angela erwartungsvoll.
»Natürlich«, antwortete Ariane, »das sind die Seerosen und die Fische im Teich. Das sieht man doch!«
Angela wurde rot vor Freude, sie klatschte in die Hände. »Da hast du’s, Opa!« rief sie triumphierend aus.
»Tatsächlich.« Arno Schilling schmunzelte ein wenig. »Ich nehme es zurück, daß da kein Mensch draus schlau werden könnte. Sie verstehen eben was von Kunst, Frau Danegger.«
»Ja«, auch um Arianes Mund huschte ein Lächeln, »ähnliches haben wir in der Galerie meiner Tante hängen. Du hast das wirklich sehr schön gemacht, Angela. Ich danke dir vielmals.«
»Und da, da steht mein Name!« Eifrig wies das Fingerchen auf die ungelenken Buchstaben: Angela. Sie standen ganz unten links.
»Schreiben kannst du auch schon«, staunte Ariane.
»Nur ein bißchen«, sagte das Kind mit einem treuherzigen Augenaufschlag. »Das lerne ich bei der Oma.«
Sie