Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina Holl

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Mami Staffel 12 – Familienroman - Sina Holl Mami Staffel

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mit großem Ernst, »dann sind Sie schon einen Schritt weitergekommen in der Bewältigung Ihrer Trauer, die jeder von uns respektiert.« Er zögerte, ob er es aussprechen sollte, aber dann drängte es sich ihm doch über die Lippen: »Der Mann, der Sie geliebt hat, hätte es sicher nicht gewollt, daß Sie sich von allem abwenden und keines anderen Gefühles mehr als des Schmerzes fähig sein würden.«

      »Daß Sie das jetzt sagen, Gerhard…«

      »Wundert Sie das?«

      »Mein Schwager Andreas hat das auch zu mir gesagt, als er neulich da war. Es kam weniger von ihm aus. Es war – eher eine Botschaft, die er mir überbracht hat.«

      Gerhard horchte den leisen und stockend hervorgebrachten Worten nach.

      Sie waren jetzt vor der Villa Korff angekommen. Es dämmerte bereits. Der Sommer hatte seinen Höhepunkt überschritten.

      »Eine Botschaft?« sagte Gerhard fragend und stellte den Motor ab.

      »Ja.« Arianes Gesicht war still, aber nicht unbewegt. Gerhard, der sich ihr zugewandt hatte und sie abwartend ansah, stellte bei sich fest, daß dieses schöne Gesicht einen anderen Ausdruck gewonnen hatte, einen lebendigeren, als sei eine Maske davon abgefallen.

      Er griff nach ihrer Hand. »Wollen Sie es mir sagen, Ariane?«

      Sie nickte leicht, und mit bebender Stimme sprach sie: »Mein Mann Michael muß einmal eine Vorahnung gehabt haben. Da sagte er zu seinem Bruder, wenn es geschehen sollte, daß er vor mir gehen müßte, dann dürfte ich nicht niedergeschmettert liegenbleiben, sondern sollte mich wieder aufrichten, weil er anders keine Ruhe finden könnte. Ist das nicht seltsam?« Es kam nur noch wie gehaucht.

      Gerhard nickte ergriffen. »Nehmen Sie es sich zu Herzen, Ariane.«

      Sie wischte sich über die Augen. »Ich bin dabei. Ich versuche nur immer noch zu begreifen, wie einen Menschen in einer Zeit vollkommenen Glücks ein solcher Gedanke streifen kann.«

      Nach Sekunden tiefen Schweigens begann Gerhard sinnend: »Es gibt einen Vers von Rainer Maria Rilke – mal sehen, ob ich ihn zusammenbringe…« Langsam, weil er die Worte suchen mußte, zitierte er verhalten.

      Der Tod ist groß. Wir sind die Seinen lachenden Munds, Wenn wir uns mitten im Leben meinen. Wagt er zu weinen. Mitten in uns.

      Sie ließen es in sich einsinken, und Gerhard hielt immer noch

      Arianes Hand. Endlich trafen sich ihre Blicke wieder. Ein großes Verwundern war in Arianes Augen.

      »Daß Sie Gedichte lesen, hätte ich zu allerletzt von Ihnen erwartet, Gerhard«, bekannte sie.

      »Oh, das ist auch schon ewig lange her. Das war mal eine kurze Phase, wie sie mancher Jüngling einmal erlebt. Bei mir war es, als ich ein wunderschönes Mädchen mit goldenem Haar aus der Ferne anbetete. Später gab es für Poesie keinen Platz mehr in meinem Leben.«

      Immer noch blieben sie sitzen, dort nebeneinander im Wagen, als zähle Ort und Zeit nicht mehr für sie.

      »Das war ein guter Tag«, sagte Ariane wie für sich aus ihren Gedanken heraus.

      Gerhard neigte sich zu ihr. Sie wich nicht zurück, sondern sie sah ihn mit großen Augen an. Da legte er seinen Mund auf ihre Lippen, nicht fordernd, nicht begehrend, sondern zart und behutsam.

      »Es soll nicht der einzige für dich bleiben, Ariane«, sagte er verhalten. Er stieg mit ihr aus. Sie gab ihm die Hand. »Hab Dank«, sagte sie, »und auf bald.«

      Als Gerhard heimkam, platzte Anja heraus: »Also ich kann ja nicht verstehen, daß du nicht richtig in Ariane verliebt bist. Sie ist doch eine Klassefrau. Klar merkt man ihr an, daß sie schon schrecklich Schweres erlebt hat, aber wenn sie mal lächelt, sieht sie ganz jung aus.«

      »Ariane ist jung«, sagte Gerhard. »Oder ist nahe Dreißig für dich schon alt?«

      »Nicht direkt, ist ja auch egal.« Anja machte eine ausholende Handbewegung. »Aber daß sie dich nur heiratet, weil du zufällig superreich geworden bist, kann man doch vergessen. Darum braucht ihr euch nicht bis in alle Ewigkeit zu siezen.«

      »Ich habe dir schon einmal gesagt, daß das nur die beiden etwas angeht«, mischte sich ihre Mutter ein.

      »Man wird ja wohl noch seine Meinung sagen dürfen«, maulte Anja. »Immer geht’s bei euch nur um die dusselige Bank. Mir ist das piepegal. Ich finde, ihr könntet ein richtig schönes Paar werden, und zu Angie ist sie doch auch nett. Warum sollte sie ihr nicht mal eine richtige Mama werden?«

      »Zerbrich du dir mal nicht den Kopf darüber, Schwesterchen«, meinte Gerhard. Er sah auf seine Kleine, die aus ihrem Zimmer kam. Sie streckte verlangend die Arme nach ihm aus, er hob sie zu sich empor.

      »Meinst du, daß Ariane sich wirklich über das Bild gefreut hat, Papa?« wollte sie wissen.

      »Ganz bestimmt.« Zärtlich strich er ihr eine Haarsträhne aus der Stirn.

      »Dann wird sie sicher auch mal wieder froh sein«, sagte das Kind, dem sich die Worte ihres Vaters tief eingeprägt hatten.

      »Wann soll denn nun die Hochzeit sein?« fragte später die Mutter mit abgewandtem Gesicht, als sie mit dem Sohn allein waren.

      »Auf jeden Fall nicht so bald, Mutter«, antwortete Gerhard ausweichend. »Es wird irgendwann in aller Stille sein.«

      Sein Vater wandte sich ihm zu. »Irgendwann, und nicht so bald?« wiederholte er die Worte etwas verwundert. »Ich denke, es geht um deine Position bei Korff. Die Transaktion aus den USA ist doch schon in die Wege geleitet, hast du uns erklärt.«

      »Das stimmt. Aber es muß nicht Zug um Zug gehen. Ich habe meine Gründe dafür«, sagte er entschieden.

      Der Vater zuckte die Achseln. »Du mußt es wissen.«

      Seine Frau aber sah den Sohn mit einem langen, nachdenklichen Blick an. Zögerte er nun doch, eine ungeliebte Frau zu heiraten? Eine Frau, deren Blick noch in die Vergangenheit gewandt war, die ihr alles genommen hatte, den Mann, das Kind? Daß sie »nett« war zu Angela, was bedeutete das schon? Nicht allzuviel. Das verlorene Kind würde dazwischenstehen. Sie, Monika, war doch auch eine Mutter und vermochte es nachzuempfinden.

      War es nicht, wie immer man es betrachtete, ein großes Problem? Man mußte schon noch ein halbes Kind sein wie Anja, um es nicht so zu sehen. Was wußte man da schon vom Leben. Nichts.

      »Das würde aber auch bedeuten«, sagte Gerhard in die eingetretene Stille hinein, »daß ihr mich und Angela noch länger ertragen müßtest und du weiterhin doppelte Arbeit hättest, Mutti.«

      »Das will ich nicht gehört haben, Sohn«, gab Frau Monika auffahrend zurück. »Euch bei mir zu haben, ist doch die größte Freude für mich.«

      »Aber du, Vater, möchtest du nicht endlich deine Ruhe haben?« fragte Gerhard mit einem kleinen Augenzwinkern.

      »Dummes Zeug«, brummte Arno Schilling. »Würde mir doch was fehlen, wenn mein Enkelchen nicht mehr an meinem Bart zupfen würde!«

      *

      Diese schlicht abgefaßte, aber ins Auge fallende Anzeige in der großen Tageszeitung erregte

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