Dr. Norden Box 10 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Jetzt müssen Sie nur noch die Verwaltung davon überzeugen, das Gerät zu bewilligen«, wiederholte die Dame in Schwarz das Argument, das Dr. Cornelius vorhin erwähnt hatte.
»Und das könnte schwierig werden«, bedauerte der stellvertretende Klinikchef. »Wie ich ja schon vorhin gesagt habe, wurde die Pädiatrie erst umfassend renoviert. Ich fürchte, im Augenblick sind leider keine Gelder vorhanden.«
»Jedenfalls danken wir Ihnen dafür, dass Sie sich Zeit genommen haben«, sagte ihr Kollege und reichte Mario an der Tür die Hand. »Sie haben ja meine Karte. Bitte melden Sie sich, falls sich die Vorzeichen doch ändern. Und vergessen Sie nicht: Unser Gerät kann Leben retten!«
»Selbstverständlich.« Mario sah seinen Besuchern nach, wie sie sich von Andrea Sander verabschiedeten und das Vorzimmer im Gänsemarsch verließen.
Dr. Lammers, der den Besuchern Platz gemacht hatte, sah er nicht, als er zu Andrea an den Schreibtisch trat und eine Praline aus der Schachtel stibitzte, die vor ihr stand.
»Ach, dieses Gerät ist ein Traum«, geriet er unvermittelt ins Schwärmen. »Es arbeitet mit 56 000 Schwingungen pro Minute. Diese Geschwindigkeit ist mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbar.« Mario hielt kurz inne, und Andrea wollte ihn auf den Besucher aufmerksam machen, doch im selben Augenblick fuhr er fort. »Vorteil dieser Methode ist, dass die Schwingungen Verbindungen im Gewebe sprengen und auf diese Weise schneiden. Dabei produzieren sie 50 Grad Wärme, so dass die Blutgefäße sofort verödet werden. Das Gewebe wird nicht in der Tiefe geschädigt und die Gefahr einer Nachblutung ist wesentlich geringer als bei der herkömmlichen Methode.« Während der Kinderarzt die Vorteile dieses Instruments aufzählte, leuchteten seine Augen mit seinen Wangen um die Wette.
Andrea Sander konnte nicht anders und musste lachen.
»Wenn ich Ihre Freundin wäre, würde ich glatt eifersüchtig werden auf dieses Ultraschall-Dings«, bemerkte sie und deutete gleichzeitig in die Richtung, wo Dr. Lammers stand und wartete. »Aber hier ist noch jemand anderer, der ein Eifersuchts-Problem hat«, raunte sie Mario so leise zu, dass Volker Lammers sie nicht hören konnte.
Auf ihren Fingerzeig hin drehte sich Dr. Cornelius um und hätte um ein Haar laut aufgestöhnt. Gerade noch rechtzeitig erinnerte er sich an die Pflichten, die die Stellvertretung mit sich brachten, und setzte ein Lächeln auf.
»Kollege Lammers, schön, Sie zu sehen.«
»Ach, tatsächlich?«, fragte der Kinderarzt, und seine Stimme troff vor Ironie. »Das werden Sie gleich nicht mehr denken. Können wir uns kurz unterhalten?«
»Natürlich.« Mario machte einen Schritt zur Seite und ließ seinem Mitarbeiter den Vortritt. Hinter seinem Rücken schickte er Andrea einen fragenden Blick. Doch die verdrehte nur die Augen. Was Volker Lammers anging, waren sie alle einer Meinung. Alle, bis auf die Chefin, die eisern an dem Kinderchirurgen festhielt. Das hatte seinen guten Grund. Bereits mehrfach war es ihm gelungen, das Leben eines Kindes mit einem waghalsigen Eingriff zu retten. Schnell hatte sich das Gerücht in der Klinik verbreitet, dass Lammers selbst dann noch operierte, wenn alle anderen die Hoffnung aufgegeben hatten. Sein Erfolg gab ihm recht und sicherte ihm den Respekt und das Wohlwollen der Chefin. Jenny Behnisch sah großzügig darüber hinweg, dass Volker Lammers seinen Kollegen Fee Norden und Mario Cornelius die Positionen streitig machen wollte.
DiesesVorhaben bekam auch Mario an diesem Nachmittag wieder zu spürten.
»Es tut mir außerordentlich leid, dass ich mit meinem Anliegen zu Ihnen kommen muss«, begann Lammers, kaum dass Mario die Bürotür hinter sich geschlossen hatte. »Vor allen Dingen auch deshalb, weil es sich um Ihre Schwester handelt. Leider kann ich mich nicht länger des Eindrucks erwehren, dass Frau Dr. Norden mich mobbt. Sogar vor den Kollegen.«
Dieser Vorwurf war so lächerlich, dass sich Mario verschluckte und einen Hustenanfall bekam.
Lammers setzte sich an den Besprechungstisch und wartet, bis sich der stellvertretende Chef wieder gefangen hatte.
»Aber keine Sorge, ich bin nicht gekommen, um mich über Ihre Schwester zu beschweren«, fuhr er fort und klopfte auf den Platz neben sich. »Kommen Sie, setzen Sie sich«, spielte er sich wie der Hausherr persönlich auf. »Ich brauche eine Entscheidung von Ihnen.«
Mario verzichtete darauf, Lammers’ Aufforderung nachzukommen. Statt an den Besprechungstisch setzte er sich an seinen Schreibtisch.
»Um was geht es konkret?«
»Um einen Eingriff bei einem Patienten«, ließ sich Volker Lammers nicht von Marios Reaktion irritieren. »Sagt Ihnen der Name Kevin Trostmann etwas?«
»Das ist doch der Junge mit dem Typhus-Verdacht«, erinnerte sich Dr. Cornelius an diesen Fall, der auch ihn beschäftigt hatte.
»Inzwischen hat sich herausgestellt, dass der Junge an einer Neurotuberkulose leidet.«
»An einer Tuberkulose des zentralen Nervensystems?« Auf diese Idee wäre Dr. Cornelius nicht im Traum gekommen, und sie erschreckte ihn. »Wenn ich recht informiert bin, können bleibende Beeinträchtigungen oder der Tod in vielen Fällen noch immer nicht ausgeschlossen werden.«
Volker Lammers nickte düster.
»Stimmt auffallend. Um dem Jungen dieses Schicksal zu ersparen, möchte ich die Entzündungsherde operativ entfernen. Ihre Schwester hat meiner Meinung allerdings widersprochen.«
Mario saß am Tisch, die Ellbogen auf die Platte gestützt, die Hände unter dem Kinn gefaltet.
»Welche Gründe hat sie genannt?«, stellte er die Frage, deren Antwort für ihn von größter Bedeutung war.
»Ihrer Ansicht nach ist der Junge zu schwach für einen Eingriff«, schnaubte Lammers und dachte gar nicht daran, seine Verachtung für diese Meinung kundzutun. »Als ob eine Behandlung mit Medikamenten schonender wäre. Ganz im Gegenteil zieht sie damit das Leid des Jungen unnötig in die Länge und riskiert sogar, wie Sie ganz richtig gesagt haben, eine bleibende Behinderung.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
Im ersten Augenblick wusste Mario nicht, was er dazu sagen sollte.
»Um eine Entscheidung treffen zu können, brauche ich Kevins Unterlagen«, fasste er schließlich einen Entschluss, der Lammers ganz und gar nicht gefiel.
»Sie vertrauen mir nicht?« Seine Augen waren schmal geworden.
Um den Streit nicht eskalieren zu lassen, musste er jetzt die richtigen Worte wählen. Das war Dr. Cornelius mehr als bewusst.
»Ich weiß, dass Sie ein begnadeter Operateur sind«, versuchte er, den Kollegen gewogen zu stimmen. »Aber ich kenne auch Fees Fähigkeiten. Wenn sie der Ansicht ist, dass eine Operation gefährlich sein könnte, möchte ich diese Einwände nicht außer Acht lassen.« Mario zuckte zusammen, als Lammers so abrupt vom Stuhl aufsprang, dass er umfiel.
Das Poltern war so laut, dass sogar Andrea Sander an ihrem Schreibtisch im Vorzimmer erschrak. Im ersten Moment wollte sie nach dem Rechten sehen. Als sie aber die Stimmen der beiden Männer hörte, entschied sie sich dagegen und spitzte lediglich die Ohren.
»Das sagen Sie doch nur, weil sie Ihre Schwester ist!«, schimpfte Lammers unterdessen