Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman. Viola Maybach
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Sie war sprachlos, aber zugleich so glücklich, dass sie ihren Kopf an seine Schulter sinken ließ. »Das klingt wie ein Märchen«, sagte sie leise. »Aber natürlich müsste ich zuerst meine Eltern fragen, ob sie einverstanden sind.«
Kalli lachte leise. »Bei deinem Vater habe ich schon vorgefühlt, er hätte nichts dagegen, Lili.« Mit einer Zartheit, die man ihm gar nicht zutraute, wenn man ihn sah, legte er eine Hand unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an.
Als er sie küsste, kam es Lili so vor, als käme sie nach einer langen Reise durch fremde Länder endlich wieder nach Hause.
*
»Zwischendurch dachte ich, wir könnten vielleicht doch noch Freunde werden, Clara«, sagte Leonid, als er neben Clara die Treppe hinaufstieg – die Gästesuiten lagen oben. »Aber ich glaube, ich habe mich getäuscht. Sie werden mir niemals verzeihen, dass ich dieses Bild erworben habe und nicht Sie – oder irre ich mich?«
Ihr Gesicht war verschlossen, ihr Blick kühl. »Nein«, antwortete sie, »Sie irren sich nicht, aber ich gehe nicht davon aus, dass Sie sehr unter meinem Missfallen leiden werden.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Ich habe Sie beobachtet heute Abend, das war sehr aufschlussreich. Ich dachte nämlich zwischendurch auch, dass Sie vielleicht netter sind, als ich ursprünglich angenommen hatte. Doch bin ich jetzt zu der Überzeugung gelangt, dass mein erster Eindruck genau richtig war.« Ihr Lächeln war eisig. »Und jetzt wünsche ich Ihnen eine gute Nacht, wir sehen uns sicher morgen früh noch – ich werde allerdings zeitig abreisen.«
Er wollte sie noch nicht gehen lassen, wusste aber nicht, was er noch hätte sagen können, ohne ihren Zorn weiter anzufachen. Sie sah so ungeheuer reizvoll aus in ihrem roten Kleid, das ihre helle Haut ebenso hervorhob wie die dunklen Haare. Und dann ihr Mund …
Er wusste hinterher nicht zu sagen, wie es kam, dass sie plötzlich in seinen Armen lag. Jedenfalls
küsste er sie voller Verlangen – war es doch das, wovon er seit dem vergangenen Tag träumte! Und tatsächlich öffnete sich ihr Mund, ihre Lippen waren weich und hungrig, ihre Arme schlossen sich um seinen Hals, ihr biegsamer Körper …
Sie stieß ihn mit unerwarteter Kraft von sich, gleich darauf versetzte sie ihm eine scharfe Ohrfeige. »Ich hätte es wissen müssen!«, fauchte sie. »Sie sind ein Mann ohne Respekt und ohne Manieren!«
Der Schlag war hart gewesen, seine Wange schmerzte. Als er seine Fassung einigermaßen zurückgewonnen hatte, war von Clara nichts mehr zu sehen.
*
Irina machte am Sonntag einen Spaziergang zum Haus der Ganghofers – und was sie sah, erfreute sie sehr. Es würde nicht mehr lange dauern, dann hatte die Familie ein schönes neues Dach und mehr Platz noch dazu. Da sie keine Aufmerksamkeit erregen wollte – wenn Lili sie gesehen hätte, wäre sie sicherlich hereingebeten worden – wandte sie sich bald wieder ab und schlug den Weg zur Innenstadt ein. Sie war unruhig, am liebsten hätte sie ihr Gespräch mit Johannes von Thalbach noch heute geführt, statt bis Dienstag zu warten.
Und warum auch nicht? Kurz entschlossen rief sie ihn an. Seine Stimme klang hocherfreut, als sie ihren Namen genannt hatte. »Wie schön, dass Sie sich melden, Frau Mahler!«, sagte er. »Ich hätte Sie beinahe auch schon angerufen, um Sie zu bitten, schon heute mit mir zu reden. Es ist noch so lang bis Dienstag.«
»Können Sie zu mir kommen?«
»Jetzt gleich?«
»Am liebsten ja.«
»In einer Stunde bin ich bei Ihnen.«
Sie kehrte also nach Hause zurück, kochte Tee und wartete ungeduldig. Er kam sogar ein bisschen früher – und er hatte es sich nicht nehmen lassen, vorher noch Blumen zu kaufen. Sie bat ihn, Platz zu nehmen, mit einem Mal war sie nervös. Worauf ließ sie sich ein? Was, wenn sie eine falsche Entscheidung traf? So lange lebte sie jetzt schon dieses Leben, für das sie sich entschieden hatte …
Er nahm ihr die Last des Anfangs ab, indem er ihr eine Frage stellte: »Sind Sie mit meinem Freund Leonid verwandt, Frau Mahler?«
»Ja, das bin ich. Wie haben Sie das herausgefunden? Hat er von … von mir gesprochen?«
»Nein, er gibt wenig von sich preis, und ich habe mir von Anfang an gedacht, dass er gute Gründe dafür hat. Ich habe einfach gehofft, dass er mich eines Tages, wenn er mich besser kennt, ins Vertrauen ziehen wird, aber mir war immer klar, dass ich mir dieses Vertrauen erst verdienen muss.«
»Wie haben Sie es denn dann herausgefunden?«
»Durch Nachdenken. Und durch dieses Bild auf der Auktion. Es ist mir erst gestern eingefallen, dass Sie einander ähnlich sehen – jedenfalls sieht die Frau auf dem Bild Leonid ähnlich, falls ich mich richtig daran erinnere. Er hat es nicht aufgehängt, ich habe es mir nicht noch einmal ansehen können, und natürlich wollte ich ihn nicht darum bitten, es mir zu zeigen.«
»Ich habe die Frisur geändert, damit die Ähnlichkeit nicht mehr so auffallend ist«, sagte sie leise. »Aber als ich von Ihnen hörte, dass Leonid hier ist und dass Sie ihn gut kennen, da wusste ich im Grunde schon, dass ich mit Ihnen reden muss.«
»Und warum nicht mit Leonid?«, fragte er behutsam.
Ihr Blick schweifte zum Fenster, verlor sich in der Ferne, und er konnte ihr ansehen, dass sie zwar noch bei ihm saß, aber in Gedanken weit, weit weg war. Er sagte nichts, um sie zurückzuholen, denn er war sicher, sie würde sich nach einer Weile von selbst wieder auf seine Anwesenheit besinnen.
So war es dann auch. Sie lächelte entschuldigend und begann mit ihrem Bericht. Die Geschichte spielte, was Johannes nicht sonderlich wunderte, in St. Petersburg.
*
Kalli verlor keine Zeit. Am Sonntag erschien er in seinem besten Anzug bei Ganghofers und bat um eine Unterredung mit Lilis Eltern. Die fand im Wohnzimmer statt. Lilis jüngere Geschwister versuchten selbstverständlich zu lauschen, mussten aber enttäuscht aufgeben. »Sie reden so leise«, murrte Patrick, »dass man nichts versteht. Ich wette, das machen sie absichtlich. Weißt du, warum Kalli da drin ist, Lili? Und warum er sich verkleidet hat?«
»Er hat sich nicht verkleidet, er trägt einen Anzug«, erklärte Lili und behauptete dann mit glühenden Wangen, keine Ahnung zu haben, welcher Grund Kalli hergeführt haben könnte.
»Vielleicht will er das Dach jetzt doch nicht machen«, befürchtete Sandra. »Weil es zu viel Arbeit ist.«
»Oder er will Geld«, raunte Oliver düster. »Dann lassen Sie uns mit der Plane hier sitzen, und wenn der nächste Sturm kommt, fliegt uns alles um die Ohren.«
Die Zwillinge machten ängstliche Gesichter, wenn es so weiter ging, erkannte Lili, würden sie anfangen zu weinen.
»Es hat nichts mit dem Dach zu tun«, sagte sie daher.
Patricks Blick war misstrauisch. »Woher willst du das wissen, wenn du keine Ahnung hast, warum er hier ist?«
»Vielleicht ist er meinetwegen