Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Staffel

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      Er beugte sich tief über die Hand, die sie ihm reichte. »Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mir Ihr Vertrauen geschenkt haben.«

      »Sie werden doch mit niemandem darüber reden?« Forschend ruhte ihr Blick auf ihm.

      »Natürlich nicht, das wissen Sie. Darf ich mich wieder bei Ihnen melden?«

      »Nein, bitte nicht. Ich werde Sie anrufen.«

      »Bestimmt?«

      »Ich verspreche es Ihnen.«

      Er verließ das Haus mit gesenktem Kopf. Ihm war kalt, trotz des warmen Tages – das musste an ihrer Geschichte liegen. Er drehte sich nicht noch einmal um, obwohl er es gern getan hätte, um zu sehen, ob Irina am Fenster stand und ihm nachsah, aber er bezähmte sich.

      Hoffentlich entschied sie sich, mit Leonid zu sprechen, denn sonst, das ahnte er jetzt, würden sie beide keinen Frieden finden, weder sie noch der junge russische Graf.

      *

      »Ein seltsames Wochenende war das«, bemerkte der Baron, als alle Gäste das Schloss wieder verlassen hatten. »Und Clara hat sich wirklich zickig benommen, finde ich – so nachtragend kenne ich sie gar nicht.«

      Anna und Christian wechselten einen Blick, sagten jedoch nichts.

      Die Baronin erwiderte nachdenklich: »Sah es nicht zwischendurch so aus, als hätten sie das Kriegsbeil endlich begraben? Ich hatte zumindest diesen Eindruck, aber dann sind sie gleich wieder aufeinander losgegangen … Also, ich muss schon sagen, ganz klug bin ich aus dem Verhalten der beiden nicht geworden. Und er hat eindeutig zu viel mit Sabrina geflirtet. Wenn Sabrinas Eltern das mitbekommen hätten, dürfte sie sicherlich nie wieder herkommen.«

      »Das fehlte noch«, murmelte Anna.

      »Ja, eben. Er ist doch ein erwachsener Mensch – wieso verhält er sich dann so? Zum Glück schien Sabrina nicht sonderlich an ihm interessiert zu sein, und das hat er ja irgendwann auch gemerkt. Abgesehen davon fand ich ihn außerordentlich nett und charmant – ich kann mir jetzt noch weniger erklären, warum so viel über ihn geredet wird. Klug ist er außerdem, man kann sich gut mit ihm unterhalten. Schade eigentlich, dass Clara und er einander nicht ausstehen können, sie wären das ideale Paar.«

      Nun konnten Anna und der kleine Fürst doch nicht länger an sich halten. »Aber Mama!«, rief Anna. »Sie sind doch ineinander verliebt – alles andere war nur gespielt! Das konnte doch ein Blinder sehen! Nicht, Chris?«

      Sofia wartete die Antwort ihres Neffen nicht ab. Sie zog die Augenbrauen bis zum Haaransatz hoch. »Ich bin nicht blind, aber gesehen habe ich trotzdem nichts«, erklärte sie.

      Konrad schlug sich auf die Seite seiner Mutter. »Ich auch nicht – und ich glaube, ihr wollt euch bloß wieder wichtig machen. Ihr wittert doch überall Liebespaare, auch wenn überhaupt keine in der Nähe sind.«

      Früher hätte Anna sich vielleicht provozieren lassen, doch diese Zeiten waren schon lange vorbei. Alles, was sie sagte, war: »Ihr werdet ja sehen.«

      »Und du, Chris? Denkst du das auch?«, erkundigte sich der Baron jetzt.

      Der kleine Fürst nickte, was Konrad zu einer weiteren spitzen Bemerkung veranlasste: »Natürlich, ihr seid euch doch sowieso immer einig.«

      »Hör auf, Konny«, wies die Baronin ihn zurecht. »Denk lieber daran, wie oft die beiden in der Vergangenheit schon Recht hatten mit ihren Vermutungen.«

      Doch das wollte Konrad nicht hören. Missmutig wandte er sich ab.

      Auch die anderen schwiegen jetzt. Ja, es war ein seltsames Wochenende gewesen – und noch war ja ungeklärt, was es mit dem Bild der unbekannten Frau auf sich hatte, um das der Streit zwischen Clara und Leonid überhaupt erst entbrannt war. Als Anna und Christian später mit Togo noch eine Runde durch den Schlosspark drehten, kam Anna darauf zu sprechen. »Was glaubst du, wer die Frau auf dem Bild ist, Chris?«

      Der kleine Fürst hatte über diese Frage auch schon nachgedacht. »Ich weiß es nicht, aber ich finde, dass sie Leonid ein bisschen ähnlich sah.«

      Anna starrte ihn an, dann rief sie: »Genau! Und ich habe das nicht gemerkt – Chris, du bist genial, dabei bin doch eigentlich ich die gute Beobachterin!«

      Togo, der nicht begriff, warum Anna so laut wurde, fing an zu bellen, und sie hatten alle Mühe, ihn wieder zu beruhigen. Danach ging ihnen auf, dass ihnen diese zweifellos gute Beobachtung leider auch nicht weiterhalf, die Rätsel, die diese Geschichte aufgab, zu lösen.

      *

      »Danke, Lili«, sagte Irina einige Tage später müde und ohne den Blick zu heben, nachdem die junge Frau eine Tasse Tee vor sie auf den Tisch gestellt hatte.

      »Sie dürfen sich nicht so quälen«, erwiderte Lili. »Wenn ich Ihnen doch nur helfen könnte, Frau Mahler! Sie haben so viel für mich und meine Familie getan, und jetzt muss ich mit ansehen, wie es Ihnen schlecht geht. Das ist … das ertrage ich nicht.«

      Jetzt sah Irina doch auf. »Entschuldigen Sie, Lili, ich sollte mich nicht so gehen lassen, aber meine Vergangenheit ist plötzlich wieder lebendig geworden, und nun plage ich mich mit Geistern herum.«

      Bevor Lili etwas erwidern konnte, klingelte es an der Tür. Irina fuhr zusammen und wurde aschfahl. »Sehen Sie nach, wer da ist«, bat sie.

      Lili kam gleich darauf zurück. »Es ist Frau von Bethmann.«

      Langsam kehrte die Farbe in Irinas Wangen zurück. Sie stand auf und schickte sich an, das Zimmer zu verlassen. »Bitten Sie sie herein, Lili. Ich … komme gleich.«

      Als sie zehn Minuten später wieder erschien, war ihr der überstandene Schrecken nicht mehr anzusehen, und ein schnell aufgetragenes Make-up überdeckte die Spuren von Müdigkeit und Tränen. »Clara«, sagte sie, »Wie schön, Sie zu sehen.«

      Clara umarmte sie. Normalerweise wäre ihr die Traurigkeit in den Augen ihrer älteren Freundin sicherlich aufgefallen, sie hätte die belegte Stimme bemerkt, das bemühte Lächeln, doch an diesem Tag war sie mit ihren eigenen Prob­lemen beschäftigt. »Ich muss mit Ihnen reden, Frau Mahler«, sagte sie. »Es hat mit mir zu tun – und mit einem Mann, den ich eigentlich gar nicht kenne, der mich aber trotzdem wahnsinnig macht. Darf ich Ihnen davon erzählen?«

      Irina nickte, sie war sogar froh über Claras Ansinnen. Es schien sich um eine Liebesgeschichte zu handeln, die würde sie ablenken – und zugleich musste sie selbst erst einmal nichts sagen, sondern nur zuhören. »Erzählen Sie, Clara.«

      Aber schon nach Claras erstem Satz wusste sie, dass es mit dem ruhigen Zuhören nichts werden würde: »Der Mann ist ein Graf aus St. Petersburg, er heißt Leonid von Zydar. Ich habe Ihnen neulich nichts von ihm erzählt – und auch nichts von dem Bild, das ich auf der Auktion entdeckt habe. Eine Frau war darauf, die Ihnen sehr ähnlich sah, und deshalb wollte ich das Bild unbedingt haben, um es Ihnen zu schenken. Und dann kam dieser russische Graf und hat es mir

      weggeschnappt. Was aber das Schlimmste an der Sache ist: Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt, denn als ich nach Sternberg kam, war er auch da, stellen Sie sich das vor! Und jetzt muss ich dauernd an ihn denken, dabei nimmt er mich überhaupt nicht ernst …«

      Irina schloss zwischendurch die Augen. Johannes von Thalbach hatte

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