Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Staffel

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hinten in einer der Vitrinen ausgestellt«, erklärte Leonid. »Wenn Sie wollen, zeige ich es Ihnen.«

      Als Anna und Christian mit dem russischen Grafen zu der betreffenden Vitrine gegangen waren, sagte Baronin Sofia erstaunt zu Johannes: »Aber er ist reizend, Jo! Wieso reden denn alle schlecht über ihn? Wenn du wüsstest, was für Gerüchte über Leonid von Zydar in Umlauf sind …«

      »Oh, das weiß ich ziemlich genau, Sofia«, entgegnete Johannes von Thalbach. »Und was viel schlimmer ist: Er weiß es auch. Alles Unsinn, das darfst du mir glauben.«

      Sie folgten den anderen langsam, denn natürlich wollten auch Sofia und Friedrich das Collier genau in Augenschein nehmen. Als sie sich der Vitrine näherten, hörten sie den jungen russischen Grafen sagen: »Es ist ein außergewöhnlich schönes Collier, es hätte mich interessiert, wer es verkauft, aber leider bekommt man darüber keine Auskunft. An seiner Echtheit kann jedenfalls kein Zweifel bestehen. Wissen Sie, warum es seinerzeit verkauft worden ist?«

      »Nein, wir haben in unserem Familienarchiv nach Hinweisen gesucht, aber nichts gefunden«, erklärte Christian. »Hoffentlich können wir es zurückholen. Wir haben ein Bild auf Sternberg, da trägt Fürstin Josefine dieses Collier. Ich konnte es bis eben noch nicht richtig glauben, aber es ist genau das hier.« Er wies auf die Vitrine und das in ihr ausgestellte Schmuckstück.

      In einer Ecke des Saales wurden Bilder ausgepackt und aufgehängt, die ebenfalls zur Versteigerung vorgesehen waren.

      »Meine Güte, noch mehr Sachen«, murmelte die Baronin. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass das so eine große Auktion wird.«

      »Sie entschuldigen mich?«, bat Leonid. »Ich interessiere mich für die Bilder und würde sie mir gerne ansehen.«

      »Ich komme nach, Leo«, sagte Johannes.

      Der junge Graf nickte und schlenderte davon, die Zurückgebliebenen wandten sich wieder dem Collier zu. »Eins muss euch aber klar sein«, sagte der Baron nach einer Weile, »wenn der Preis allzu sehr in die Höhe getrieben wird, müssen wir aussteigen.«

      »Ich glaube, wir kriegen es, Onkel Fritz«, sagte der kleine Fürst. »Das habe ich im Gefühl.«

      Baron Friedrich lachte und legte seinem Neffen einen Arm um die Schultern. »Dann wollen wir hoffen, dass dein Gefühl dich nicht täuscht, Chris. Und jetzt, schlage ich vor, stärken wir uns, bevor die Schlacht beginnt. Was haltet ihr davon?«

      Niemand erhob Einspruch, und so suchten sie ein Lokal in der Nähe auf, denn bis zum Beginn der Auktion blieben ihnen noch fast zwei Stunden Zeit.

      *

      Clara sah das Porträt einer Frau in den Dreißigern – und hielt den Atem an. Sicherlich, die Frisur war eine andere, die Haare waren noch pechschwarz, ohne graue Strähnen, aber die Frau auf dem Bild ähnelte Irina Mahler so sehr, dass sie den Blick nicht abwenden konnte. Sie las, was unter dem Bild stand: »Porträt einer Unbekannten« – mehr nicht. Auch über den Maler und die Herkunft des Bildes war offenbar nichts bekannt, es war nur eine ungefähre Jahreszahl vermerkt, die durchaus stimmen konnte. Ihr Herz klopfte wie wild, ihr Entschluss stand bereits fest: Dieses Bild wollte sie haben, und sie würde es Irina Mahler schenken. Natürlich war nicht sie die Frau, die da gemalt worden war, aber sie würde die Ähnlichkeit erkennen und sich über das Bild sicherlich freuen. Und da es offenbar kein bekannter Maler war, konnte es auch nicht allzu teuer sein.

      Und selbst wenn, dachte Clara, dann schadet es auch nichts, ich bin ja nicht arm. Rasch sah sie sich um, niemand achtete auf sie. Sie durfte ihr Interesse an dem Bild nicht so deutlich zeigen, sonst kam vielleicht jemand anders auf die Idee, es sich ebenfalls genauer anzusehen und später dafür mitzubieten. Je unauffälliger sie sich verhielt, desto besser. Sie schlenderte weiter. Ein dunkelhaariger Mann mit markanten Gesichtszügen stand einige Bilder weiter, ganz in den Anblick dessen, was er betrachtete, vertieft. Sie hatte ihn nie zuvor gesehen, obwohl sie ihr Gedächtnis gründlich durchforstete. Aber wenn sie ihm bereits einmal begegnet wäre, hätte sie ihn sicherlich nicht wieder vergessen, denn er war eine auffallende Erscheinung, hochgewachsen und elegant.

      Hinter sich hörte sie eine Frau tuscheln: »Das ist er, der Dunkle da vorn.«

      »Wer denn?«, fragte eine zweite Stimme.

      »Na, der Graf aus St. Petersburg, Leonid von Zydar.«

      Von dem freilich hatte auch Clara schon gehört, er galt als undurchsichtig und wenig vertrauenswürdig. Als hätte er gespürt, dass man über ihn sprach, wandte er jetzt den Kopf und blickte Clara direkt an. Kohlschwarze Augen, dachte Clara, und ein Blick, als wollte er einem auf den Grund der Seele gucken.

      Sie wandte sich eilig ab. Die übrigen Bilder konnte sie sich auch später noch ansehen, beschloss sie, wenn der russische Graf nicht mehr in der Nähe war. Sie fand ihn … beunruhigend.

      Gleich darauf erblickte sie Baronin Sofia von Kant, die ihr zuwinkte. Clara war froh, ein bekanntes Gesicht erspäht zu haben und machte sich auf den Weg, die Baronin und ihre Familie zu begrüßen.

      *

      »Ich bin fertig, Frau Mahler«, sagte Lili Ganghofer. »Oder haben Sie noch etwas für mich zu tun?«

      »Nein, ich denke nicht, Lili«, erwiderte Irina lächelnd. Die zwanzigjährige junge Frau kam jeden Vormittag zu ihr, um den Haushalt zu besorgen und zu kochen. Danach ging sie nach Hause, um dort das Gleiche zu tun. Sie war schüchtern, redete nicht viel, arbeitete dafür aber umso mehr. Irina war heilfroh, sie gefunden zu haben. Lili störte sie nicht, irgendwie schaffte sie es immer, ihre Arbeit so zu tun, dass Irina kaum etwas davon mitbekam.

      »Wenn Sie einmal Urlaub machen möchten, Lili, dann müssen Sie mir das sagen – für eine Weile könnte ich sicherlich allein zurechtkommen, obwohl ich für den Haushalt leider überhaupt kein Talent habe.«

      »Urlaub?«, fragte Lili geradezu erschrocken. »Ich möchte keinen Urlaub machen, Frau Mahler.«

      »Dann bin ich froh, denn mit Ihnen ist mein Leben viel schöner als ohne Sie, aber das wissen Sie ja, Lili.«

      Lili, die sonst kaum den Mund aufmachte, sagte daraufhin einen erstaunlichen Satz: »Mein Leben ist mit Ihnen auch viel schöner, Frau Mahler.«

      »Tatsächlich? Aber Sie arbeiten doch so viel hier!«

      »Das ist leichte Arbeit«, fand Lili, »außerdem ist Ihre Wohnung so schön, ich bin gerne hier. Hier kann ich mich erholen von … von zu Hause.«

      Irina ließ das Buch sinken, das sie gerade übersetzte – sie tat das nur für sich, weil es ihr Freude machte und weil es von dem Buch noch keine Übersetzung ins Deutsche gab. Vielleicht würde sie es einem Verlag anbieten, wenn sie fertig war. »Tatsächlich?«, fragte sie.

      Lilis runde Wangen waren mittlerweile feuerrot. »Ich habe fünf jüngere Geschwister«, erklärte sie, »meine Eltern arbeiten beide, weil das Geld sonst nicht reicht – und Platz haben wir in dem winzigen Häuschen sowieso nicht genug. Immer ist es laut, weil eins der Kinder eigentlich immer schreit und tobt. Sie sind alle viel jünger als ich, zwei von ihnen gehen noch nicht einmal zur Schule, und die anderen kommen nicht gut mit, weil es bei uns keine Ruhe zum Lernen gibt. Ich war auch eine schlechte Schülerin früher, aber jetzt habe ich die Schule zum Glück hinter mir, und im Haushalt bin ich gut. Das ist sowieso das, was ich am liebsten mache – Haushalt und Kochen.«

      Sie brach ab, betrachtete verlegen ihre roten, rissigen Hände. »Unsere Möbel sind

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