Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Staffel

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als sie ihre großzügige, elegante Wohnung betrat, wo auch für eine siebenköpfige Familie Platz gewesen wäre. Nun, sie würde von jetzt an dafür sorgen, dass es den Ganghofers besser ging.

      *

      »Wollen wir uns am Wochenende sehen?«, fragte Johannes von Thalbach.

      Zu seinem nicht geringen Erstaunen erwiderte Leonid: »Stell dir vor, ich habe andere Pläne. Friedrich von Kant hat mich nach Sternberg eingeladen, und ich habe zugesagt.«

      »Du?« Johannes konnte sein Erstaunen nicht verbergen. »Das glaube ich nicht, Leo. Du meidest doch jede Gesellschaft – und nun fährst du zu Leuten, die du praktisch nicht kennst?«

      »Sie waren mir sympathisch«, erklärte Leonid. »Und du scheinst sie auch zu mögen, da hatten sie bei mir gleich einen Sympathievorsprung. Außerdem ist es vielleicht an der Zeit, mich wieder ein bisschen mehr den Menschen zuzuwenden.«

      »Was hat Clara von Bethmann eigentlich zu dir gesagt, bevor sie gegangen ist? Ich sah, dass sie stehenblieb.«

      Leonid lachte. »Sie hat mich nach allen Regeln der Kunst beschimpft. Unter anderem hat sie mich, wenn ich mich recht erinnere, einen kulturlosen Banausen genannt.«

      »Wieso denn das?«, wunderte sich Johannes.

      »Weil ich ihr das Bild vor der Nase weggeschnappt habe. Sie hat mich verdächtigt, dass es mir gar nicht um das Bild ging, sondern nur darum, über sie zu siegen.«

      »Mit dieser Ansicht steht sie ja nicht allein«, stellte Johannes vorsichtig fest. »Die habe ich später von mehreren Seiten gehört.«

      »Tatsächlich?« Leonid zog die Augenbrauen hoch, er wirkte verstimmt, doch gleich darauf hellte sich sein Gesicht wieder auf. »Und wenn schon«, sagte er. »Was kümmert es mich, was die Leute reden.«

      »Ich nehme an, mir willst du auch nicht erzählen, warum du dieses Bild für einen so horrenden Preis erworben hast?«

      Leonids Blick wurde nachdenklich. »Nein«, antwortete er endlich. »Das will ich nicht, Jo, entschuldige bitte. Es ist etwas sehr … Persönliches.«

      »Das dachte ich mir schon«, erwiderte Johannes und wechselte umgehend das Thema. Es lag ihm fern, seinen jüngeren Freund unter Druck zu setzen. »Da du also nach Sternberg fährst, werde ich mich ganz und gar dem Nichtstun hingeben.«

      Leonid lächelte. »Das glaube ich dir nicht, du wirst zumindest eine Wanderung machen, schätze ich.«

      »Möglich«, gab Johannes zu.

      Sie saßen bei einem Glas Wein in Leonids Wohnung. Das Bild, das der junge Graf ersteigert hatte, war nirgends zu sehen. Er wollte es offenbar nicht aufhängen, stellte Johannes fest. Wenig später verabschiedete er sich. »Viel Spaß auf Sternberg, Leo. Wir sehen uns dann nächste Woche.«

      Als er im Wagen saß, stellte er fest, dass ihm die Sache mit dem Bild nicht aus dem Kopf ging. Normalerweise war er nicht besonders neugierig, aber in diesem besonderen Fall hätte er doch gern gewusst, was für ein Geheimnis sich hinter dieser seltsamen Auktionsgeschichte verbarg.

      Leider würde er es vermutlich nie erfahren.

      *

      »Das gibt Ärger, Tante Sofia«, vermutete der kleine Fürst, als die Baronin beim Abendessen erzählt hatte, wer am Wochenende auf Sternberg erwartet wurde.

      »Möglich«, gab Sofia zu, »aber wir wollten weder Clara noch den Grafen aus St. Petersburg wieder ausladen. Also werden wir sehen, was passiert.«

      »Clara setzt sich gleich wieder ins Auto und fährt nach Hause«, meinte Anna. »Oder sie dreht ihm den Hals um.«

      »Anna!«, mahnte die Baronin.

      »Ist doch wahr, Mama. Hast du nicht gesehen, wie sie ihn angegiftet hat auf der Auktion? Sie hasst ihn.«

      »Du übertreibst«, wies nun auch der Baron seine Tochter zurecht.

      Konrad war dem Gespräch bisher stumm gefolgt. »Ich habe offenbar doch was verpasst«, stellte er jetzt fest. »Da muss ja richtig was los gewesen sein.«

      »So könnte man es sagen, ja«, murmelte der Baron. »Graf Leonid hat einen Phantasiepreis für ein eher unspektakuläres Bild bezahlt. Nun ja, an Geldmangel leidet er offenbar nicht, es wird ihm nicht weh getan haben. Clara war jedenfalls der Ansicht, dass er nur mitgesteigert hat, um sie zu ärgern.«

      »Es verspricht also, ein interessantes Wochenende zu werden«, stellte Konrad fest. »Kann ich Laura einladen?«

      »Und ich Sabrina?«, fragte Anna nach einem schnellen Seitenblick zu Christian hinüber – ihre beste Freundin Sabrina war nämlich seine erste Liebe, was außer ihr jedoch niemand wusste.

      »Gern«, antwortete die Baronin. »Es kann nicht schaden, wenn die beiden Hitzköpfe nicht mit uns allein sein werden.«

      »Ist dieser russische Graf denn auch hitzköpfig – so wie Clara?«, fragte Konrad.

      »Nicht ganz so, oder, Fritz?«

      »Auf mich hat er einen sehr beherrschten Eindruck gemacht«, antwortete Baron Friedrich nach kurzem Überlegen. »Aber wie er reagiert, wenn man ihn reizt, das kann ich natürlich nicht sagen.«

      »Interessant, interessant«, murmelte Konrad vergnügt. »Vielleicht gibt es ja richtig Zoff hier auf Sternberg, das wäre mal etwas Anderes.«

      Seine Mutter bedachte ihn mit einem Kopfschütteln. »Also, auf ›Zoff‹, wie du es ausdrückst, können wir hier gut verzichten«, stellte sie fest.

      Der Baron schloss sich dieser Ansicht nachdrücklich an.

      *

      Sandra, Oliver und Patrick Ganghofer hatten nach den ersten Tagen ihre Scheu abgelegt. Nun betraten sie Irinas großzügige und schöne Wohnung bereits mit einer gewissen Selbstverständlichkeit. Sie stellten Fragen zu einzelnen Gegenständen und lauschten Irinas Erklärungen aufmerksam. Und vor allem: Sie waren, nach anfänglichen Schwierigkeiten, mit Begeisterung bei der Sache, sobald es ums Lernen ging.

      Das lag, wie Irina wohl wusste, auch an ihrem pädagogischen Geschick. Sie freute sich darüber, dass sie offenbar nichts verlernt hatte und dass es ihr noch immer gelang, ihre Schüler für den zu vermittelnden Stoff zu begeistern – so, wie es damals auch gewesen war, als sie noch jeden Tag unterrichtet hatte. Zum anderen aber waren diese drei jüngeren Geschwister von Lili gerade ausgehungert nach Wissen. Sie steckten voller Neugier auf die Welt und waren offenkundig froh, dass sich endlich jemand die Zeit nahm, ihnen alles so zu erklären, dass sie es auch verstanden.

      Die Klügste war Sandra, das war offensichtlich – und sie war auch die Fleißigste, weil sie ein Ziel hatte, das bisher unerreichbar fern gewesen war, doch jetzt mit einem Mal nicht mehr ganz so utopisch zu sein schien. Wenn eine Frau wie Irina Mahler sich bereit erklärte, sie zu unterrichten – was eigentlich ganz und gar unwahrscheinlich war – warum sollte dann nicht auch Sandras Traum, Tierärztin zu werden, sich erfüllen können?

      Oliver konnte schlecht rechnen und schreiben. Das lag vor allem daran, dass er langsam war und den Erklärungen des Lehrers häufig nicht schnell genug folgen konnte. Nun aber, da sich Irina auf seine Geschwindigkeit einstellte,

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