Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Staffel

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klug, aber er ließ sich leicht ablenken, seine Gedanken sprangen hierhin und dorthin. Irina hatte mit ihm die meiste Mühe, aber auch er zeigte nach einigen Tagen eine deutlich erhöhte Bereitschaft, sich zu konzentrieren, sah er doch, dass seine schlechten schulischen Leistungen keineswegs auf einem Naturgesetz beruhten, sondern dass es in seiner Macht lag, daran etwas zu ändern.

      Auch mit den Eltern hatte Irina in der Zwischenzeit gesprochen: Beide waren jünger als sie selbst, sahen aber älter aus. Der Vater müde und abgekämpft, mit Anflügen von Verzweiflung in den Augen, die Mutter blass und schmal, mit einem Gesicht, in das die Sorgen vorzeitig tiefe Furchen gegraben hatten. Sie waren verlegen gewesen, dankbar, aber auch unsicher, was sie von dieser eleganten Frau halten sollten, die ihnen da so plötzlich half, ohne dass es einen greifbaren Grund dafür zu geben schien.

      »Es ist ganz einfach«, hatte Irina irgendwann gesagt. »Ihre Lili ist das Beste, was mir überhaupt passieren konnte. Sie macht mir das Leben so angenehm, dass ich das mit Geld überhaupt nicht bezahlen kann. Also habe ich das Bedürfnis, ihr Leben auch ein wenig zu verbessern. Außerdem bin ich nicht arm, ich muss nicht einmal arbeiten, um gut leben zu können. Und da Lilis Leben unter anderem dadurch erschwert wird, dass Ihr kleines Haus zerfällt, wenn nichts daran gemacht wird, möchte ich Ihnen gern das Dach decken lassen.«

      Die beiden hatten erschrocken abgewehrt. »Wir stehen ohnehin schon in Ihrer Schuld, das geht nicht, Frau Mahler …«

      Aber Irina hatte nicht nachgegeben. »Sie schulden mir gar nichts, Frau Ganghofer, Herr Ganghofer. Aber Ihrer Lili schulden Sie eine Zukunft – und Ihren anderen Kindern auch. So weit ich dazu beitragen kann, möchte ich das tun. Und ich hoffe sehr, dass der Tag kommt, an dem Sie beide weniger arbeiten müssen als jetzt.«

      »Das Dach«, hatte Lilis Vater zaghaft erwidert, »also, der Kalli Runold, der würde uns das gern machen, zusammen mit ein paar Kollegen, er hat es uns schon mehrmals angeboten – wir müssten nur das Material bezahlen, Lohn wollte er nicht haben, aber wir mussten trotzdem ablehnen. Wenn Sie uns wirklich helfen wollen, Frau Mahler, dann rede ich noch einmal mit ihm. Vielleicht …«

      »Warum will er Ihnen das Dach denn umsonst machen? Gibt es einen Grund dafür? Sind Sie mit ihm befreundet?«

      Ein rascher Blick zwischen den Eheleuten, dann die leise Antwort: »Er ist in Lili verliebt, glauben wir – aber wir wissen nicht, wie Lili dazu steht, sie redet nicht über solche Dinge, und fragen wollen wir sie nicht.«

      »Überlassen Sie die Angelegenheit mir, ich kümmere mich darum.«

      Beide hatten beim Abschied Tränen in den Augen gehabt.

      »Wieso haben Sie eigentlich so viel Geld, Frau Mahler?«, fragte der vorlaute Patrick in Irinas Gedanken hinein.

      »Meine Familie ist reich«, erklärte Irina mit ernstem Gesicht. »Ich habe das Geld geerbt.«

      »Das ist ungerecht, dass Sie so viel haben und wir so wenig«, fand der Junge.

      Sie konnte ihm nur zustimmen.

      Als sich die drei von ihr verabschiedeten, sagte Sandra schüchtern: »Es ist schön bei Ihnen, Frau Mahler. Und wir sind froh, dass wir kommen dürfen.«

      Die Jungen nickten eifrig, und Irina breitete die Arme aus, um alle drei an sich zu drücken. Dann drehte sie sich um und ging rasch zurück ins Haus, bevor sie ihre Tränen sahen.

      Wenig später verließ sie das Haus und suchte jenen Kalli Ru­nold auf, von dem Herr Ganghofer gesprochen hatte. Der junge Mann gefiel ihr auf Anhieb, und es war nicht schwer zu erkennen, wie gern er Lili hatte. »Eigentlich müsste der Dachstuhl erneuert werden«, sagte Kalli. »Aber das würde ja vom Material her noch viel teurer, deshalb habe ich vorgeschlagen, wenigstens die nötigsten Reparaturarbeiten zu übernehmen, damit es nicht ständig hineinregnet.«

      Nach dieser Bemerkung sprach Irina mit seinem Chef und erteilte ihm ganz förmlich einen Auftrag. Kalli strahlte über das ganze Gesicht, als sie sich wenig später verabschiedete. »Die Lili hat schon immer gesagt, dass Sie ’ne ganz tolle Frau sind, Frau Mahler, aber ich habe es ehrlich gesagt bisher nicht so richtig glauben können. Dabei hätte ich wissen müssen, dass die Lili weiß, was sie sagt.«

      »Muss ich noch einmal Druck machen bei Ihrem Chef?«

      »Keine Sorge, das übernehme ich!«

      Noch lange, nachdem Irina wieder zu Hause war, hatte sie das glückstrahlende Gesicht des jungen Mannes noch vor Augen.

      *

      Johannes blieb erstaunt vor dem Antiquitätengeschäft stehen, in dessen Innerem er die schöne Dunkelhaarige sah, die auf der Auktion das gleiche Bild wie Leonid hatte ersteigern wollen. Clara von Bethmann, jetzt erinnerte er sich auch wieder an ihren Namen. Sie verhandelte gerade mit einem Kunden, so dass er nicht befürchten musste, von ihr entdeckt zu werden – falls sie sich überhaupt an ihn erinnerte, auf der Auktion waren ja sehr viele Leute gewesen. Hatte sie das Porträt der Unbekannten in diesem Laden verkaufen wollen? Wohl kaum – er besah sich die Auslagen und stellte fest, dass ihr Angebot ausgesprochen hochklassig war.

      Der Kunde verließ den Laden. Nun war guter Rat teuer. Sollte er hineingehen und riskieren, dass sie ihn wiedererkannte und sich daran erinnerte, dass er ein Freund desjenigen Mannes war, der ihr das Porträt weggeschnappt hatte? Schließlich hatten Leonid und er bei

      der Auktion zusammengesessen und …

      Die Türglocke bimmelte schon wieder, rasch trat er einen Schritt zurück. Als er sich vorsichtig vorbeugte, stellte er fest, dass sie den Laden schloss. Johannes kniff sich in den Arm und gratulierte sich zu seinem Glück. Jetzt konnte er ihr folgen und fand vielleicht noch mehr heraus. Sein Jagdinstinkt war erwacht. Dieses Porträt barg ein Geheimnis, das hatte er sofort gespürt, und jetzt bot sich ihm unter Umständen die Möglichkeit, es aufzudecken.

      Sie fuhr zügig, er folgte ihr in gebührendem Abstand. Schließlich stellte sie den Wagen ab und steuerte auf einen sehr schönen Altbau zu – er erinnerte sich an die aufwendige Sanierung des Hauses, in dem einige Luxuswohnungen entstanden waren. Sie klingelte, danach wartete sie.

      Wenige Minuten später kam eine Frau aus dem Haus, bei deren Anblick Johannes der Atem stockte: Es war eindeutig die auf dem Gemälde abgebildete Frau. Sie war älter geworden, ihre Haare waren nicht mehr tiefschwarz, und auch die Frisur hatte sich verändert, aber es war dieselbe Frau. Sie umarmte ihre Besucherin liebevoll, dann machten sie sich zu Fuß auf den Weg Richtung Ortsmitte.

      Johannes blieb noch einige Sekunden, wo er war, bevor er aus dem Auto stieg und den beiden folgte. Er kam sich ein wenig lächerlich vor bei diesem Detektivspiel, andererseits trieb ihn die Neugier an. Er war gespannt, was am Ende bei seiner Schnüffelei herauskommen würde.

      *

      »Schön, dass Sie so früh kommen konnten«, freute sich Baron Friedrich am Freitagnachmittag, nachdem er Leonid begrüßt hatte.

      Dieser sah sich staunend um. »Ich hatte mir das Sternberger Schloss nicht so groß vorgestellt«, gestand er, »und das umgebende Gelände auch nicht. Das ist ja ein riesiges Areal.«

      »Das ist es«, gab der Baron zu. »Möchten Sie gleich eine Führung haben oder soll Ihnen Herr Hagedorn zuerst Ihre Suite zeigen?«

      Eberhard Hagedorn hielt sich im Hintergrund und wartete auf ein Zeichen des Barons.

      »Wenn Sie bereit sind, mich gleich herumzuführen, wäre mir

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