Andreas Vöst. Ludwig Thoma

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Andreas Vöst - Ludwig Thoma

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Erlbach redete man ohne große Aufregung über die Begebenheit. Die Weiber hatten Bedauernis mit der Schullerin, weil ihr das Kind so unversehens weggestorben war, und bloß ein paar recht Fromme wußten es zu tadeln.

      Am ärgsten die Bäcker Ulrich Marie; aber die konnte sich nie genug tun mit der Frömmigkeit. Sie war bei der Bruderschaft vom blauen Skapulier und beim Verein der heiligen Kindheit, und machte jeden Montag den heldenmütigen Liebesakt für die armen Seelen. Da mußte ihr das Heidnische weh tun.

      Die Männer in der Gemeinde dachten nicht viel darüber nach, wie es mit dem Kinde im Jenseits bestellt sei.

      Ihnen lag das Weltliche im Sinn, und sie meinten, daß es zuwider sei für einen achtbaren Mann, wenn eines so ohne Sang und Klang und neben hinaus begraben wird. Mancher glaubte, der Pfarrer hätte es nicht mit jedem so streng gemacht.

      Man wußte, daß er eine heimliche Feindschaft gegen den Schuller hatte. Die stammte von der Zeit her, wo der Pfarrer einen neuen Kirchturm bauen wollte. Er hatte den alten Linnersteffel und den Hanrieder überredet, daß sie etliche tausend Mark für den Bau ins Testament einsetzten. Aber es langte nicht, und da wollte er die Gemeinde überreden, daß sie Geld für den Bau hergebe. Selbiges Mal redete der Schuller dagegen; er sagte auch, dem Linnersteffel sein Sohn hätte das Geld wohl brauchen können, das der Alte auf dem Sterbbett herschenkte.

      Der Pfarrer wurde rot über das ganze Gesicht und wieder schneeweiß. Er sagte, daß es schlecht aussehen müsse in dem Herzen eines Mannes, der den Priesterstand verunehre. Aber er wolle es verzeihen, wenn nur das gute Werk gelinge.

      Das gelang jedoch nicht, denn durch den Einfluß des Schuller fiel der Antrag durch. Hernach probierte es der Pfarrer auf andere Weise. Er ließ keine Glocke mehr läuten, und schrieb an das Bezirksamt, daß er auf dem Verbot bestehen müsse, weil der alte Turm so baufällig wäre. Es gab eine lange Streiterei hin und her. Die Gemeinde blieb fest, und der Schuller führte das Wort. Er sagte, bei Lebzeiten des alten Pfarrers Held, der doch erst ein Jahr vorher gestorben sei, da habe nie etwas verlautet von der Baufälligkeit. Weil man aber einen neuen Turm wolle und die Mittel nicht gutwillig kriege, wäre der alte Turm auf einmal wacklig geworden.

      Wenn es jedem recht traurig vorkomme, daß keine Glocke mehr auf Mittag und Abend läute, wäre die Gemeinde leichter bereit, das viele Geld herzugeben. So meinte der Herr Pfarrer, aber die Erlbacher meinten es anders. Nach langen Schreibereien entschied das Bezirksamt, daß der alte Turm keinen Schaden aufweise und das Läuten ertragen könne.

      Der Pfarrer war geschlagen und mußte seine Angst überwinden. Er ließ sich den Zorn nicht ankennen, aber im geheimen hatte er sich seine Feinde gemerkt, und dem Schuller trug er es nach und freute sich, daß er Gelegenheit hatte, ihm eines auszuwischen.

      Zweites Kapitel

      Den Sonntag vor Michaelis fand wie alle Jahre in Webling der Ball der freiwilligen Feuerwehr statt.

      Von Erlbach gingen viele hinüber; die jungen Leute schon bald nach dem Essen, die älteren nach dem Rosenkranz.

      Der Weg zieht sich eine leichte Stunde über einen Hügel durch das Schneiderhölzl; man sieht schon von weitem den Weblinger Kirchturm und den Maibaum, der vor dem Wirtshause steht. Der Weg sah heute bunt aus.

      Die Erlbacher Mädel gingen in Scharen zu vieren und mehr miteinander. Ihre Kopftücher leuchteten lustig über die Felder, und wenn sie beim hohen Kreuz am Waldsaum waren, kam der Wind in die Tücher und blähte sie auf. Die Zipfel flatterten wie Fahnen und verschwanden hinter der Höhe.

      Die Burschen hielten sich auch zusammen und marschierten an den Mädeln vorbei. Sie führten laute Unterhaltung im Gehen; einer blies auf der Mundharmonika, und andere sangen:

      »Dieses scheane Land,

      Es üst mein Heimatland,

      Dieses scheane Land ...«

      »Jackl, heunt sauf'n ma r' ins grad gnua.«

      »Da Peter isch Zechmoasta. Hast as Geld bei dir, des ma z'samm g'legt hamm?«

      »I scho. Dös g'langt überall'n hi. Bal no an Wirt 's Bier net ausgeht.«

      »Herrschaftseiten! Und Juhu! Jui!«

      »Dieses scheane Land,

      Es üst mei Heimatland.«

      »Toni, spiel auf!«

      Wenn sie an den Mädeln vorbeigingen, rückten sie ihre Hüte und schnackelten. Die Lustigsten sprangen in die Höhe, pfiffen und schrien.

      Das Weibervolk drängte sich zusammen und lachte und stieß sich mit den Ellenbogen an.

      »Hoscht an Kistler Hans g'sehg'n?«

      »Ah, dös is oana! Und da Christl!«

      »Jessas na!«

      Und die Burschen freuten sich wieder, wenn sie den Eindruck sahen. So ging es über die Felder und durch den Wald.

      Der Lärm wurde durch den Wind fortgetragen und steckte die Scharen an, die hinterdrein kamen.

      Einer von den Letzten war der Xaver, der Sohn vom Hieranglbauern, ein junger Mensch, der sich mehr auf sein Geld einbildete, als gut war.

      Wenn er bei einer Unterhaltung mittat, gab er sich ein Ansehen, als müßten sich die anderen geehrt wissen. Deswegen ging er auch heute abseits und hielt sich zurück, daß niemand glauben konnte, dem Hierangl Xaver wäre es um das Tanzen zu tun.

      Holten ihn seine Kameraden ein, dann gab er ihnen den Gruß zurück, und wenn sie ihn aufforderten, mitzugehen, sagte er, daß er noch früh genug nach Webling komme. Den Mädeln rief er keine Scherzreden zu, und er gab sich keine Mühe, ihnen zu gefallen. Als die Ursula vom Schullerbauern mit zwei anderen vorbeiging, redete sie ihn an:

      »Xaverl, geahscht it am Tanzboden?«

      »Vielleicht kimm i; vielleicht net aa.«

      Sie drehte den Kopf nach ihm um und lachte verlegen. Er gab ihr nicht an und blieb zurück.

      Als er zum Feldkreuz kam, stand sie auf einmal neben ihm. Sie hatte im Walde gewartet und rückte jetzt verlegen an ihrem Kopftüchel.

      »Daß d' gar nimmer kimmst, Xaverl? Seit guatding drei Wocha hoscht di nimma sehg'n lassen?«

      »Unter der Arndt hon i koa Zeit auf dös.«

      »Sinscht host d'a wohl Zeit g'numma.«

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